X-Men Origins: Wolverine |
Noch enttäuschenderes Prequel zur Trilogie
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Samstag, 11 Juni 2011 |
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Kurzinhalt: Nach einer Familientragödie sind Logan und sein Halbbruder Victor auf der Flucht. Bei beiden handelt es sich um Mutanten mit einer ganz besonderen Gabe: Sie heilen sich selbstständig, und leben dadurch auch weitaus länger als normale Menschen. Gemeinsam durchleben sie verschiedene Schlachten und Kriege. Nach einem Einsatz im Vietnam-Krieg wird Major Stryker auf die beiden aufmerksam, und rekrutiert sie für eine Sondereinheit des amerikanischen Militärs. Dort treffen die beiden schließlich auf andere Mutanten, jeder mit seiner ganz eigenen Fähigkeit. Doch Logan kommen zunehmend Zweifel ob der Skrupellosigkeit des Teams – ehe es schließlich zum Bruch kommt und er ihnen, und damit auch seinem Bruder, den Rücken kehrt. Jahre später besucht ihn Colonel Stryker, da er Logans Hilfe braucht: Victor ist scheinbar außer Kontrolle geraten und macht Jagd auf frühere Mitglieder des Teams. Doch Logan will davon nichts wissen – er hat in den kanadischen Wäldern, nicht zuletzt dank der bezaubernden Kayla, endlich seinen Frieden gefunden. Nur wenige Tage später wird diese von Victor angegriffen; Logan schwört bittere Rache. Doch um diese zu verwirklichen und seinen Bruder zu besiegen, ist er auf die Hilfe von Stryker angewiesen… Review: ![]() Nun gebe ich unumwunden zu, zwar bereits nach meiner Erstsichtung sehr enttäuscht gewesen zu sein, aber mich dennoch halbwegs anständig unterhalten gefühlt zu haben. Aber als ich ihn mir nun zur Vorbereitung auf die "Erste Entscheidung" noch einmal angesehen habe, sind mir die zahlreichen Schwächen noch viel deutlicher als damals ins Auge gesprungen. Etwas, mit dem ich damals wie heute kein Problem habe, sind allfällige Änderungen im Vergleich zur aus den Comics bekannten Vorgeschichte. Einerseits, da ich diese nicht kenne und somit gar nicht beurteilen kann, und andererseits, da solch langlebige Comic-Reihen ohnehin immer wieder mal aktualisiert, "rebooted" und neu interpretiert werden. So gesehen habe ich auch kein Problem damit, wenn die besagte Neuinterpretation auf der großen Leinwand stattfindet. Womit ich jedoch ein Problem habe, ist wenn sich ein Film als Prequel präsentiert, und es dann Kontinuitätsfehler und Logiklöcher im Vergleich zu den bisherigen Filmen gibt. So verläuft die Adamantium-Prozedur anders, als das bisher in den Flashbacks dargestellt wurde. Dort wurde z.B. gezeigt, dass ein Skalpell zur Verwendung kam; außerdem hat er danach mehrere Wissenschaftler in weißen Kitteln kaltblütig ermordet. Auch die Flucht gestaltete sich dort anders, wie überhaupt die ganze Basis ganz anders aussieht und von einem Alkali-See weit und breit nichts zu sehen ist. ![]() Auch das mit den Knochen-Klauen hat mich nicht überzeugt. Ich weiß nicht, ob dies aus dem Comic stammt, und es ist mir auch egal; es mag nicht unbedingt ein Fehler sein, aber mit der bisherigen Darstellung (und Strykers Kommentar "Du warst schon immer ein Tier, ich habe dir nur Krallen gegeben" aus "X-Men 2") will sich das für mich nicht so recht in Einklang bringen lassen. Zudem ist man hier nicht mal innerhalb des Films schlüssig, sind die Knochen doch rund und sehen generell ganz anders aus als die scharfen, glatten Klingen, die nach der Prozedur aus seinen Händen kommen. Wenn diese tatsächlich einfach nur mit Adamantium überzogen wurden, müssten sie nicht eigentlich in Größe und Form noch genauso aussehen wie zuvor? Derartige Fehler und Unstimmigkeiten zeugen nicht nur von mangelndem Respekt gegenüber den früheren Filmemachern, sondern machen zudem die fragwürdigen Absichten der Produzenten überdeutlich: Es geht ihnen nicht darum, eine schlüssige Vorgeschichte zu erzählen, die das zuvor gesehene vielleicht sogar nachträglich aufwerten würde. Sie wollen einfach nur vom Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad der Figur profitieren, und schnell und einfach Kohle machen. Jedenfalls gibt es – zumindest aus meiner Sicht – nichts, was die früheren Filme in irgend einer Art und Weise aufwerten würde. Generell fehlte es "Wolverine" an neuen, interessanten Erkenntnissen, denn die Geschichte rund um Wolverine und Stryker war ja eigentlich nach "X-Men 2" bereits hinlänglich bekannt. Wir erfahren vielleicht ein paar neue Details, aber das allein ist für ein solches Prequel aus meiner Sicht zu wenig. ![]() Auch eingestreuten, auflockernden Humor gibt es überraschend selten bzw. wenig. Zusammen mit der dürftigen Handlung, der mäßigen Action und der praktisch nicht vorhandenen Spannung führt dies insgesamt dazu, dass der Unterhaltungswert des Films stellenweise richtiggehend in den Keller fällt. Einzig das hohe Erzähltempo verhindert diesbezüglich einen kompletten Absturz. Es hilft auch nicht, dass außer Wolverine und mit Einschränkungen noch Victor und Kayla alle anderen Figuren so eindimensional sind, als wären sie auf Papier gedruckt. Dies gilt insbesondere für die ganzen – bisher innerhalb der Filmreihe unbekannten – Mutanten, die hier durch nichts anderes als ihre Fähigkeiten definiert sind und voneinander unterschieden werden können. Eine Persönlichkeit hat man ihnen leider nicht zugestanden. Auch der Auftritt von Gambit wirkt völlig überflüssig. Im Gegensatz zu anderen stört mich dabei nicht, wie unwürdig er angeblich umgesetzt wurde – erneut, ich kenne die Comics nicht – sondern dass seine Figur keinen wichtigen Zweck erfüllt. Wolverine hätte die Lage der Insel bereits zuvor vom Blob (zu dem kommen wir gleich noch) erfahren und anders dorthin reisen können. Notiz für alle Filmemacher: Wenn ihr eine Figur aus keinem anderen erkenntlichen Grund auftreten lässt, als um die Fanboys zufrieden zu stellen, und euch dann nicht einmal das gelingt, dann habt ihr’s vermasselt. Am schlimmsten fand ich persönlich aber den Auftritt vom Blob. Nein, Schauspieler in Fatsuits sind nicht lustig. Waren sie nie, werden sie nie sein. Können wir dieses Thema bitte ein für allemal abhaken und hinter und lassen? ![]() Um fair zu bleiben, "Wolverine" hat auch vereinzelte gute Momente. Der Einstieg ist noch atmosphärisch und gelungen. Unmittelbar darauf folgt die mit Abstand beste – ich würde sogar fast soweit gehen zu behaupten einzig richtig gute - Szene des Films, nämlich die Montage, in der wir Logan und Victor in zahlreichen Kriegen erleben. Diesen Moment auch nur in einem Atemzug mit dem kongenialen Intro aus "Watchmen" zu nennen würde zwar an Blasphemie grenzen, aber ja, war schon gut gemacht. Auch die gemeinsamen Szenen zwischen Kayla und Wolverine wissen durchaus zugefallen (bis auf sein Wolfsgeheul in den Himmel als er sie in Händen hielt – das hat bei mir unangenehme Erinnerungen an "Van Helsing" geweckt) – allen voran die Offenbarung am Ende, als ihm Strykers (vorhersehbarer) Plan schließlich offenbart wird. Eine weitere gute Szene hat man leider geschnitten, nämlich dass Wolverine von sich aus Stryker darum bittet, sein Gedächtnis zu löschen – Schade drum! Auch den Schauspielern kann kein Vorwurf gemacht werden, sie tun wirklich ihr bestes, um ihren Figuren jenes Profil zu verleihen, dass das Drehbuch ihnen leider nicht zugestehen wollte. Hier stechen vor allem Hugh Jackman (natürlich), Liev Schreiber und Lynn Collins hervor, wobei auch Danny Huston seine Sache gut macht. Und wie bereits erwähnt verhindert das hohe Erzähltempo schlimmeres. Leider war’s das dann auch schon an positiven Aspekten; zu mehr Lob kann ich mich nicht mehr durchringen. Alles in allem leider eine doch eher dürftige Ausbeute, welche dem Potential, dass in einem eigenständigen Wolverine-Film gesteckt hätte, nicht im Geringsten gerecht wird. Fazit: ![]() Es fehlt ganz einfach an Action, Spannung und Handlung. Im Vergleich zu den Vorgängern vermisst man auch den Tiefgang schmerzlich; zwar gelingt es ihm stellenweise, angemessen zu unterhalten, aber er ist leider so oberflächlich und flach wie die beiden Fantastic Four-Abenteuer. Er ist wohl so wie der 3. gewesen wäre, wenn Brett Ratner nicht auf die gute Vorarbeit von Bryan Singer hätte aufbauen können und einen hochdramatischen Abschluss für die bisherige Geschichte geboten hätte. Außerdem hatte "The Last Stand" wenigstens einige imposante und denkwürdige Bilder und Szenen zu bieten (z.B. das Finale mit Dark Phoenix). Bei Wolverine gilt wieder einmal der Spruch "so schnell vergessen wie gesehen". Aus den Augen, aus dem Sinn. Da er weder als eigenständiges Abenteuer überzeugen kann, noch die Geschichte der X-Men in irgend einer Form bereichert, ist er leider im Endeffekt gänzlich nutz- und sinnlos, und eine der größten Enttäuschungen des Kinojahres 2009. Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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