X-Men |
Review zum ersten Einsatz der Mutanten
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Dienstag, 07 Juni 2011 |
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Kurzinhalt: Seit einigen Jahrzehnten erscheint eine zunehmende Anzahl von Mutanten unter der menschlichen Bevölkerung, mit dem seltsamsten und faszinierendsten Fähigkeiten. Doch der überwiegende Teil der Bevölkerung fürchtet sich vor ihnen, weshalb ein US-Senator für ein Gesetz kämpft, nach dem sich alle Mutanten registrieren lassen müssen. Dies wiederum ruft Erik Lehnsherr aka Magneto – den Anführer der Bruderschaft, einer Gruppe von Mutanten – auf den Plan, der in seiner Kindheit die Schrecken des Holocaust erlebt hat, und daher weiß, zu welchen Grausamkeiten die Menschheit fähig ist. Er hält einen Krieg zwischen Menschen und Mutanten für unvermeidlich. Sein alter Freund und jetziger Rivale, Professor Charles X. Xavier, ist jedoch noch nicht bereit, seinen Glauben an die Menschheit aufzugeben. Er betreibt bereits seit einigen Jahrzehnten eine Schule für "besonders begabte" – also Mutanten. Als zwei davon – Wolverine und Rogue – von der Bruderschaft angegriffen werden, beginnt sich Magneto’s finsterer Plan zu offenbaren. Um diesen zu vereiteln, schickt Professor X die Elite seiner "Schule" aus – die X-Men… Review: ![]() Mit seiner Machart war er dabei durchaus wegweisend für die weiteren Marvel-Verfilmungen. Nach den bunten, teils sehr ironischen letzten beiden Batman-Filmen, nahm man die Handlung, die Welt und die Figuren hier wieder ernst. Statt sich dem Look der Comics – insbesondere bei den Kostümen – zu sehr zu beugen, arbeitete man stattdessen daran, die bekannten Designs ins neue Jahrtausend zu bringen; Coolness statt retro war die Devise. Und, wohl die größte Errungenschaft: Auch wenn man eine sehr actionreiche und spannende Geschichte erzählte, stellte man hier nicht den Kampf der Guten gegen die Bösen in den Vordergrund, wie es zuvor bei praktisch allen größeren Comic-Filmen der Fall war (mit Ausnahme vielleicht des allerersten "Superman"-Films) sondern die Figuren. Vor allem angesichts der Fülle an wichtigen Protagonisten eine ganz schöne Herausforderung. Während man bei "Spiderman" in erster Linie Peter Parker gut hinbekommen muss, galt es hier einer Fülle an unterschiedlichen Charakteren gerecht zu werden. Ganz mag man damit zwar nicht erfolgreich gewesen sein – vor allem Storm verkommt hier zu einer Randnotiz, und auch bei Jean Grey und Scott Summers stehen noch eher ihre Fähigkeiten und damit ihre Funktion für die Geschichte denn die Figuren selbst im Vordergrund – doch angesichts des großen Ensembles und der kurzen Laufzeit sind Abstriche unvermeidbar. ![]() Für die nötige Portion Gefühl sorgt dann schließlich die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Wolverine und Rogue. Einerseits hat es etwas von einem großen Bruder, der seine kleine Schwester beschützen will, andererseits wird auch deutlich, wie Rogue für ihren Beschützer mit der Zeit zu schwärmen beginnt. Daraus ergibt sich eine ganz eigene Chemie, die ihrer Freundschaft das gewisse Etwas verleiht, und sie von ähnlichen Darstellungen aus anderen Filmen abhebt. Generell trägt – so cool Wolverine auch sein mag, der sich sicherlich nicht unverdient zu der herausragenden Figur aus der Riege der X-Men herauskristallisiert hat – Rogue viel zum Gelingen des Films bei, wird doch gerade bei ihr deutlich, dass es sich bei den Mutationen um mindestens ebenso viel Fluch als Segen handelt. Bei ihrem ersten Kuss schickt sie ihren Freund ins Koma, danach lebt sie in ständiger Angst davor, andere zu berühren und ihnen damit Schaden zuzufügen – und fühlt sich zunehmend vom Rest der Welt isoliert. Während all die anderen Mutationen mehr oder weniger cool und/oder praktisch wirken, ist es daher vor allem ihre Figur, welche uns das schwere Los der Mutanten näher bringt. Wolverine wiederum bringt nicht nur viel Coolness in den Film ein, sondern sorgt mit seiner geheimnisvollen Vergangenheit ebenfalls für etwas Spannung, sowie einen Hauch von Mystery. Bei seinem Flirt mit Jean Grey darf zudem die Leinwand etwas knistern, wobei sich auch diese "Romanze" angesichts der Tatsache, dass sie mit Scott liiert ist, angenehm vom Einheitsbrei abhebt. ![]() Der Breakout-Star des Films war aber ganz klar Hugh Jackman, dessen Leinwandpräsenz und Coolness den Film prägt und großen Anteil daran hat, dass sich Wolverine auch bei jenen, welche die Comics vorher noch nicht kannten, schnell zum geheimen Favoriten aus der Riege der X-Men gemausert hat. Nicht minder beeindruckend der Auftritt von Anna Paquin. Zu diesem Zeitpunkt zwar bereits mit einer Oscar geadelt, war sie damals doch eher nur Insidern ein Begriff. Hier hatte sie nun endlich die Gelegenheit, ihr großes Talent einem Mainstream-Publikum unter Beweis zu stellen. Mit ihrer wirklich tollen, engagierten Performance in "X-Men" zeigte sie, dass sie nicht einfach nur eine sehr gute Schauspielerin ist, sondern auch das Zeug zum Star hat – ein Versprechen, welches von ihr spätestens mit "True Blood" ja auch eingelöst wurde. Janssen und Marsden bekamen hier leider noch weniger zu tun, konnten jedoch ebenfalls durchaus gefallen. Unter den X-Men blieb einzig und allein Halle Berry blass, farblos und unauffällig. Bei der Bruderschaft wiederum schaffte es neben Magneto nur mehr Rebecca Romjin-Stamos, trotz heftigem Make-Up’s dank ihrer ausstrahlungsstarken Performance Eindruck zu hinterlassen – während Ray Park und Tyler Mane daran leider scheiterten. ![]() In erster Linie sind es aber tolle Szenen und Einzelmomente, welche "X-Men" auszeichnen und zu so einem gelungenen Vertreter des Genres – und allgemein betrachtet einen höchst unterhaltsamen Film – werden lässt. Neben dem tollen, originellen Einstieg zur Zeit des 2. Weltkriegs stechen hier insbesondere praktisch alle Szenen von Charles und Erik bzw. Wolverine und Rogue hervor. Auch die Konfrontation im Zug hat es mir jedes Mal aufs neue angetan, als den X-Men – und dem Zuschauer – bewusst wird, dass man Magneto’s Absichten völlig falsch eingeschätzt hat. Angenehm auch, dass "X-Men" auch wenn es sich bei ihm um einen Blockbuster handelt doch zumindest mit einem Mindestmaß an Tiefgang ausgestattet ist. Das letzte wichtige Mitglied dieses erfolgreichen Teams ist dann schließlich Michael Kamen, der für "X-Men" einen seiner letzten Soundtracks komponiert hat, ehe er 2003 im Alter von gerade mal 55 Jahren verstarb. Ich weiß, dass er eigentlich nicht Bryan Singers Favorit war, da dieser viel lieber seinen Stammkomponisten John Ottman engagiert hätte – der zu dieser Zeit jedoch gerade anderweitig beschäftigt war. Mir persönlich gefällt Kamen’s Filmmusik für "X-Men" aber ungemein gut – tatsächlich halte ich ihn von allen (bisherigen; jenen zu "X-Men: Erste Entscheidung" kann ich selbstverständlich noch nicht beurteilen) Soundtracks der Reihe für den besten. Er setzt sehr stark auf figurbezogene Themen, wobei es mir neben dem Hauptthema für die X-Men vor allem noch seine Kompositionen für Rogue sowie Mystigue angetan haben. ![]() Die geringe Laufzeit hat auch Auswirkungen auf den Aufbau des Films: nachdem Wolverine in der Schule ankommt, wird man in den darauffolgenden Minuten förmlich mit Hintergrundinformationen erschlagen. Zwar werden diese sehr kompakt vermittelt, dennoch denke ich, eine Aufteilung auf mehrere Szenen wäre hier besser gewesen. Ebenfalls zu bemerken ist die geringe Laufzeit bei Wendungen wie z.B. rund um Jean Grey’s Benutzung von Cerebro. Erst wenige Minuten zuvor durfte sie uns mitteilen, dass sie diesen noch nie benutzt hat, da es für sie noch zu gefährlich wäre, und kurz darauf sitzt sie schon auf dem heißen Stuhl. Hier war die Zeit zwischen Vorbereitung und "pay-off" doch etwas zu kurz. Generell ist die Handlung recht straff gehalten und dadurch wenig komplex; es fehlt etwas das epische Gefühl, dass sich ein "X-Men"-Film eigentlich verdient hätte. Last but not least hätte dem Film auch eine zusätzliche Konfrontation zwischen X-Men und Bruderschaft gut getan – hier hat man sich für die Fortsetzung definitiv noch Spielraum nach oben gelassen… Fazit: ![]() Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 20th Century Fox)
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