Fluch der Karibik 4 - Fremde Gezeiten |
Auf der Suche nach der Quelle der ewigen Jugend...
Kategorie:
Filme -
Autor: M. Spieler | C. Siegel - Datum:
Samstag, 21 Mai 2011 |
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Kurzinhalt: Nach dem Ende der Geschichte um William Turner und Elizabeth Swan, folgt Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) erneut, aber allein, dem Kurs seines magischen Kompasses. Wie der Blick auf die Seekarte im letzten Teil schon andeutete, ist das Objekt der Begierde in Fremde Gezeiten die Quelle der Jugend. In der alten Welt stehen Spanien und England in kriegerischer Konkurrenz zueinander. Angetrieben von ihren Glaubensausprägungen wollen sowohl Spaniens als auch Englands König, die Quelle erreichen. In London nun, heisst es, sucht Jack Sparrow eine neue Crew. Keiner ist von diesem Gerücht überraschter als Jack selbst. Dort treffen wir auch auf Barbossa (Geoffrey Rush), nun als Freibeuter in Diensten seiner Majestät stehend, der Rache für den Diebstahl der Black Pearl und den Verlust eines Beines geschworen hat. Blackbeard (Ian McShane), der Piratenbösewicht in diesem vierten Teil, hat ihm die Pearl und das Bein genommen. Dieser ist seinerseits getrieben von einer Prophezeihung auch auf der Suche nach dem Ort, der ewiges Leben verspricht. Alle wollen Jack, bzw. seinen treuen ersten Maat Master Gibbs (Kevin McNally), der den Kurs über die verschiedenen Stationen zur Quelle im Kopf hat. So erlebt der Zuschauer in diesem rumgetränkten 3D-Abenteuer ein klassisches Wettlauf-Szenario, angereichert mit den typischen Sprüchen von Capt. Jack und dem restlichen Piratenpack.
Michael Spieler
Review von Michael Spieler: ![]() Die vorherigen drei Teile sind zugleich Segen und Fluch dieses vierten Films. Zum Einen fühlt man sich in der von Disney geschaffenen Welt sofort zuhause, zum Anderen setzt bei mir eine Ermüdung ein. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es so lange vor "Fluch der Karibik" keine oder kaum moderne Piratenfilme gab (von "Die Piratenbraut" mal abgesehn): man braucht wie bei Western Verschnaufpausen im Kino, sonst fühlt man sich von Stoff im selben Setting schnell überrannt und trotz aller neuen Storyelemente sieht man gefühlt wenig Neues. Man sollte hier nicht zu viel erwarten, "Fremde Gezeiten" ist ein typischer Actionfilm und wie die ersten Filme mit wenig Tiefgang auf Keilereien und Seegefechte getrimmt. Mein größtes Problem habe ich mit Blackbeard. Sicher, Ian McShane macht aus der Figur einen mordlustigen, blutrünstigen Barbaren, der nur von Penélope Cruz' Angelica zeitweise beschwichtig werden kann und macht das gut. Aber nach zwei Teilen mit dem untoten Davy Jones und seiner zu Meeresfrüchten gewandelten Crew, ihn als NOCH böser oder vielschichtiger hinzustellen, funktioniert einfach nicht. Im Grunde is er ein Mann, der Schiss hat, dass ihn seine Taten einholen und nun aus Verzweiflung alles auf diese Reise wirft. Er wirkt nun wie die Sparversion von Davy Jones. ![]() Fazit: Alles in allem wirkt "Fremde Gezeiten" mehr wie eine losgeslöste Epsiode aus dem Leben von Captain Jack Sparrow, was ja irgendwie sogar der Plan der Macher war. Durchaus lustige Piratenaction, aber trotz guter Bemühungen eher eine Überdosis. Ich hab jedenfalls erstmal genug davon. Arrrrrr! Wertung:5 von 10 Punkten
Michael Spieler
Review von Christian Siegel: ![]() Natürlich hätte man, um einen "richtigen" Fluch der Karibik-Film daraus zu machen, noch zahlreiche Änderungen an Figuren und Geschichte vornehmen müssen, aber alles in allem fand ich, dass das Grundgerüst für ein entsprechendes Abenteuer definitiv da war. Dass scheinbar nicht nur ich dieser Ansicht war, zeigt die Tatsache, dass nur wenige Tage, nachdem ich den Roman beendet hatte, "Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides" offiziell angekündigt wurde. Meines Erachtens eine vielversprechende Ausgangssituation für den 4. Teil, in dem man auf Elizabeth und Will nun verzichten würde müssen. Als dann schließlich Ian McShane (aka "Al Swearangen" aus "Deadwood") als Blackbeard gecastet wurde, was von mir mit den Worten "Best Casting Ever" aufgenommen wurde, begann sich meine Vorfreude – und die Hoffnung auf eine würdige Fortsetzung der Reihe – endgültig zu steigern. Rob Marshall war zwar für mich als Regisseur ein ungeschriebenes Blatt, aber der gelungene Trailer schien anzudeuten, dass es ihm gelingen würde, an Verbinski’s tolle Inszenierung anzuknüpfen und dem bisherigen Stil der "Fluch der Karibik"-Filme treu zu bleiben. Tja, so kann man sich täuschen… ![]() Mir ist bewusst, dass ich damit bis zu einem gewissen Grad aus der Reihe tanze – wurde doch insbesondere "Am Ende der Welt" von vielen eher kritisch aufgenommen, da zu überladen und komplex. Ich schließe daher nicht aus, dass viele von jenen, denen die letzten beiden Filme weniger zugesagt haben als mir, mit "Fremde Gezeiten" vielleicht mehr anfangen werden können. Aber für mich war der 4. Teil eine herbe Enttäuschung. Zwar sicherlich noch ein paar gute Szenen und Elemente davon entfernt, filmischen Schiffbruch zu erleiden, fehlten mir einfach (zu) viele Stärken der Vorgänger. Die komplexe, vielschichtige Handlung, die von vielen – vor allem bei "Am Ende der Welt" – gescholten wurde, hat für mich die bisherigen Filme in gewisser Weise abgehoben und vom üblichen "Gib dein Hirn an der Kinokasse ab"-Blockbuster-Mist abgehoben. Gleiches gilt für die zahlreichen kleinen bizarren und skurrilen Momente und Elemente, die wohl in erster Linie auf Gore Verbinski zurückzuführen gewesen sein dürften – dessen Gespür für tolle, imposante Bilder, packende Action und dieses gewisse Maß an Besonderem bei "Fremde Gezeiten" an allen Ecken und Enden fehlt. ![]() Überhaupt erinnert "Fremde Gezeiten" leider wieder mehr an jene lieblosen Möchtegern-Blockbuster, wie man sie von Disney in den letzten Jahren im Realfilm-Bereich überwiegend gewohnt ist (siehe "National Treasure", "Prince of Persia – Der Sand der Zeit" oder auch "Duell der Magier"), denn an die bisherigen, mit Schweiß und Herzblut umgesetzten Filme der "Fluch der Karibik"-Reihe. So als hätte sich eine Gruppe von Leuten zusammengeschlossen, um "Pirates of the Caribbean" nachzuahmen (so wie "National Treasure" im Prinzip ja auch nur eine billige "Indiana Jones"-Kopie war), jedoch ohne das nötige Talent – uva. ohne zu verstehen, was diese Filme so gelungen gemacht hat. CAPTAIN Jack Sparrow hat in den ersten drei Teilen deshalb so gut funktioniert, und war deswegen eine derart geniale Präsenz, weil er nicht im Mittelpunkt stand. Er war immer entweder der Stolperstein, den es zu überwinden galt, oder ein Verbündeter, dessen Loyalität man sich jedoch nie zu sicher sein durfte. Er war eine Wildcard, ein Manipulierer, der in erster Linie seine eigenen Interessen und Ziele verfolgte, und sich der Tatsache stellen musste, dass diese manchmal im Widerspruch zu seinem sich gelegentlich regenden Gewissen standen. Dieser Konflikt – sowohl der innere als auch der äußere zu den anderen Figuren – war einer der Hauptelemente, welche die bisherigen Filme angetrieben haben. ![]() Erst im weiteren Verlauf des Films gibt man Jack einen halbwegs guten Grund das zu tun was er tut: Um Angelica zu retten. Leider wird die Bedrohung für ihr Leben leider erst beim Showdown am Ende konkret – und zu diesem Zeitpunkt ist schon lange klar, wie das alles ausgehen wird. Hier verabsäumt es "Fremde Gezeiten" leider auch, Captain Teague’s Versprechen zuvor, als er seinen Sohn davor warnt dass die Quelle ihn prüfen werde, einzulösen. Erinnert ihr euch noch an die geniale Szene vom Ende aus "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", als Indy den Gral fast erreichen kann, ihn jedoch schließlich zurücklassen muss, um sich zu retten? Auf einen solchen Moment wartet man hier vergeblich. Es gibt keine Versuchung für Jack, da seine Motivation ab ca. der Mitte des Films darin besteht, Angelica zu retten. Damit gibt es am Ende auch keinen Konflikt und keine Frage, was er tun wird – und damit leider auch keinerlei Spannung und/oder Dramatik. Doch nicht nur Jack’s Motivation ist über weite Strecken des Films unklar und/oder nicht nachvollziehbar, dies gilt praktisch für jede Figur des Films. In den ersten drei Filmen war immer klar, was jeder Protagonist erreichen will. Diesmal sind uns ihre Ziele entweder unbekannt, interessieren uns nicht, oder aber sie erscheinen unlogisch. ![]() Überhaupt ist Blackbeard der bisher mit Abstand uninteressanteste Bösewicht der Reihe, dem es zudem an Bedrohlichkeit fehlt. Was genau macht ihn zu so einem gefürchteten Piraten? Ja, er hat gewisse Kräfte, und lässt einen Meuterer grausam grillen. Auch scheint ihm seine Crew ziemlich egal zu sein; er hat keine Bedenken damit, einige davon zu opfern, um seine Ziele zu erreichen. Damit unterscheidet er sich jedoch nicht im Geringsten von Barbossa (der nur wenige Minuten später teilnahmslos dabei zusieht, wie seine Besatzung von Meerjungfrauen dahingerafft wird) und/oder Jack Sparrow (der in "Fluch der Karibik 2" hundert Seelen für sein Schiff angeheuert hat, um diese Davy Jones im Austausch für seine eigene anzubieten). So gesehen wird leider auch Ian McShane völlig verschwendet. Nicht, dass er wenig Zeit auf der Leinwand zu sehen wäre; nachdem wir ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen, bleibt er bis zum Showdown eine wichtige, ständige Präsenz. Aber er bekommt einfach überhaupt nichts zu tun. Blackbeard bleibt als Bösewicht leider unverzeihlich blass und harmlos. ![]() Je vorhersehbarer das Ziel, desto wichtiger wird es, dass der Weg dorthin unterhaltsam ist. Leider scheiterte "Fremde Gezeiten" meines Erachtens auch darin; zu viele Gags fielen – zumindest bei mir – flach. Ich gestehe jedoch unumwunden ein, sicherlich nicht die letzte, unumstößliche Instanz zu sein, und dem Gelächter nach gab es einige, die von ihm gut unterhalten wurden. Ich gehörte nur leider nicht dazu. Ein weiteres Problem ist die Action. In den Vorgängern gab es immer mindestens eine packende, gelungene, mitreißende und denkwürdige Actionszene. Diesmal? Nada. Die Kutschenverfolgungsjagd kommt diesem Grundgedanken noch am nächsten, ist jedoch nicht gut genug inszeniert, um wirklich in Erinnerung zu bleiben. Kurz darauf gibt es den besten Schwertkampf des Films, der an das erste Duell zwischen Will und Jack erinnert (und einige Momente daraus kopiert), doch hier mangelt es wiederum an Originalität, um wirklich begeistern zu können. Und der Rest der – danach ohnehin erstaunlich spärlich gesäten – Action war einfach nur enttäuschend. Ja selbst auf einen Kampf auf hoher See muss man diesmal verzichten. Damit begeht "Fremde Gezeiten" schließlich die Todsünde eines jeden Blockbusters: Er wird stellenweise richtiggehend langweilig… ![]() Ein weiterer Schwachpunkt ist die Tatsache, dass wir das eine oder andere Mal von Ereignissen hören oder sie erzählt bekommen, statt sie uns zu zeigen – und die allesamt interessanter klingen als das meiste, dass uns in "Fremde Gezeiten" präsentiert wird. Vor allem der Angriff auf die Black Pearl und Barbossa’s Kampf hätten eine grandiose, denkwürdige Actionszene und einen genialen Einstieg abgegeben, nach der man nicht nur Barbossa’s Rachegelüste besser nachvollziehen hätte können (und damit zumindest eine Figur zum mitfiebern und mitfühlen gehabt hätten), sondern die zudem Blackbeard um einiges furchterregender gemacht hätte. Stattdessen darf er uns leider nur davon erzählen, und auch wenn es eine der wenigen gut inszenierten Szenen war (wenn auch nicht sonderlich originell, hat mich das mit den Geräuschen im Hintergrund doch u.a. an die Special Edition des "Babylon 5"-Pilotfilms "Die Zusammenkunft" erinnert), war es eben doch längst nicht so interessant, als hätten wir diesen Angriff hautnah miterlebt. Damit wären wir dann auch schon beim letzten großen Kritikpunkt: Der Inszenierung. Rob Marshall lässt es leider an Witz, Originalität uva. Raffinesse vermissen, und erweist sich damit als in keinster Weise würdiger Ersatz für Gore Verbinski, dessen Gespür für imposante Bilder und packende Action man in jeder Sekunde schmerzlich vermisst. ![]() Fazit: Nach drei – meines Erachtens – sehr gelungenen und höchst unterhaltsamen Blockbustern, welche die erste Trilogie für mich zu einer der besten der Filmgeschichte gemacht haben, nimmt "Fremde Gezeiten" der "Fluch der Karibik"-Reihe nun leider den Wind aus den Segeln. Die Handlung bewegt sich zwar etwas schneller voran als bei den beiden unmittelbaren Vorgängern, dafür weiß man diesmal nicht, wohin. Da zudem Blackbeard ein unverzeihlich blasser und uninteressanter Bösewicht war, der kaum bedrohlich wirkte, ließ es "Fremde Gezeiten" fast gänzlich an Spannung vermissen. Da auch die Gags bei mir leider allzu oft nicht gezündet haben und die Action überraschend rar gesät (und auch nicht sonderlich packend inszeniert) war, rasselte der Unterhaltungswert stellenweise in Davy Jones‘ Unterwelt. Zudem fehlte es im Vergleich zu den Vorgängern an Mut und diesem Hauch von Besonderen, der diese von anderen Blockbustern abgehoben hat. Vermutlich war dafür wohl in erster Linie Gore Verbinski verantwortlich, dessen inszenatorisches Talent man hier wirklich schmerzlich vermisst - vor allem in den Actionszenen. Lediglich ein paar unterhaltsame, gelungene Szenen und Momente zwischendurch – allen voran das wieder einmal überzeugende Zusammenspiel zwischen Jack Sparrow und Barbossa, sowie der toll in Szene gesetzte Angriff der Meerjungfrauen – verhindern, dass der vierte Teil völlig Schiffbruch erlitt. ![]() Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Walt Disney Pictures)
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