The Time Machine |
Eine absolut unwürdige Neuinterpretation
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Mittwoch, 22 Dezember 2010 |
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Kurzinhalt: Der New Yorker Wissenschaftler und Professor Alexander Hartdegen ist ein schwieriger Zeitgenosse: Von seinen Visionen, Formeln und Forschungen wie besessen, ist er oftmals enorm zerstreut. So vergisst er auch fast auf seine Verabredung mit Emma – eine ganz besondere, will er ihr doch einen Heiratsantrag machen. Emma nimmt diesen an, doch ihr Glück währt nicht lange: Alexander und Emma werden von einem Dieb überfallen, und sie verliert dabei ihr Leben. Nach diesem schweren Schicksalsschlag stürzt sich der Professor noch besessener in seiner Arbeit. 5 Jahre arbeitet er wie verbissen an einem Projekt, ehe es endlich erfolgreich fertig gestellt ist: Eine Zeitmaschine. Mit dieser möchte er jenes tragische Ereignis, dass sein Leben aus der Bahn geworfen hat, verhindern. Doch als sein Versuch, ihren Tod zu verhindern fehlschlägt, reist er stattdessen in die Zukunft, um eine Antwort auf die Frage zu finden, warum er die Vergangenheit nicht verändern kann. Review: ![]() Das beginnt schon bei so Kleinigkeiten wie der Tatsache, dass man zwar die Epoche, in der der Film spielt, unverändert lässt, dafür jedoch dem Zeitreisenden einen anderen Namen gibt und ihn aus dem viktorianischen London ins New York um die Jahrhundertwende umsiedelt. Im Vergleich zum ganzen Rest, den man sich hier geleistet hat, eine Lappalie, es zeigt aber auf sehr anschauliche Art und Weise den mangelnden Respekt der Filmemacher sowohl vor dem Original als auch der Romanvorlage. Viel schwerer wiegt allerdings die Tatsache, dass dem Zeitreisenden hier unbedingt noch eine besondere Motivation für seine Forschung und sein Interesse an Zeitreisen angedichtet werden musste. Ich gebe ja zu, in unserer heutigen Zeit, wo niemand mehr etwas zu machen scheint, wenn er sich daraus nicht einen persönlichen Vorteil erwartet, mag die Idee, einfach nur aus wissenschaftlichem Interesse zu Forschen und zu Erfinden, angestaubt, veraltet und nicht nachvollziehbar erscheinen. Genau das war aber einer jener Punkte, welche für mich sowohl Roman als auch Originalverfilmung ausgezeichnet haben. ![]() Damit wir uns nicht falsch verstehen: Grundsätzlich finde ich die Idee, dass er die Vergangenheit nicht ändern kann, sowie die Begründung die dafür später gegeben wird, recht gelungen. Aber so wie es hier umgesetzt wurde ist es einfach nur bescheuert. Wenn sie uns in einer kurzen Montage gezeigt hätten, wie er es wieder und wieder versucht, und immer damit scheitert, dann hätte ich es verstehen können, wenn er schließlich aufgibt. Aber so machte es einfach überhaupt keinen Sinn. Es hilft auch nicht, dass ihr Tod so absurd ist, dass man meinen könnte, "The Time Machine" hätte die "Final Destination"-Reihe inspiriert. Wenn sie einfach so, scheinbar grundlos, genau zu jenem Zeitpunkt als sie in der ursprünglichen Zeitlinie angeschossen wurde gestorben wäre, hätte mir das deutlich besser gefallen, als dieser recht unglaubwürdige Unfall. Es hilft auch nicht, dass uns seine große Liebe für Emma nie wirklich gezeigt wird – wir sollen diese wohl allein deshalb akzeptieren und als gegeben hinnehmen, da Sienna Guillory so bezaubernd aussieht. Der letzte Kritikpunkt an dieser Idee betrifft dann schließlich die Tatsache, dass man die Frage, was eigentlich mit dem "richtigen" Alexander passiert, schlicht umgeht, in dem man erst gar nicht darauf eingeht. ![]() Um zumindest etwas aus der Original-Verfilmung beizubehalten, hat man wenn schon keine der Stärken zumindest eine Schwäche übernommen: So sprechen – zumindest einige – Eloi hier so wie in George Pal’s Film Englisch, was doch etwas unglaubwürdig erscheint und noch dazu hier völlig hirnrissig erklärt wird (die Eloi erlernen die Sprache mit Hilfe von ein paar Steintafel? Ernsthaft?), aber, unglaublich aber wahr, im Vergleich zu den ganzen anderen Problemen des Films sogar noch vergleichsweise vernachlässigbar erscheint. Viel schlimmer fand ich da schon die Idee eines Über-Morlocks, was erneut H.G. Wells Zukunftsvision einer sowohl über- als auch unterirdisch degenerierten Menschheit völlig ad absurdum führt und mit Füßen tritt. Ich könnte mich jetzt noch weiter über die Handlung oder unlogische Schwächen auslassen, wie den überaus großen Zufall dass genau jenes Auskunftsprogramm aus dem Museum als allereinzigstes überlebt (und selbst nach fast 800.000 Jahre noch funktioniert), das Alexander damals bei seinem ersten kurzen Sprung in die Zukunft getroffen hat – aber um ehrlich zu sein, ich habe nun wirklich schon genug Zeit an „The Time Machine“ verschwendet. ![]() Darüber hinaus gibt es dann auch noch ein paar gänzlich positive Aspekte, die zumindest ansatzweise für den Rest des Films – insbesondere die enttäuschende Handlung – entschädigen. Allen voran sind hier die Effekte zu nennen; vor allem die Zeitreisen sind optisch überzeugend umgesetzt und wissen zu gefallen. Auch die Zerstörung des Mondes wurde imposant ungesetzt, und sorgt für einige denkwürdige Bilder. Letzterer ist für mich übrigens eine der wenigen guten Ideen an dieser Neuinterpretation von H.G. Wells Klassiker. War es dort die gesellschaftliche Trennung in eine Ober- und Unterschicht, und in George Pal’s Verfilmung ein Krieg, ist es hier ein zu rasanter wissenschaftlicher Fortschritt bzw. die Gewinnsucht eines Konzerns, die zur Katastrophe führen. Durchaus gelungen finde ich auch die Rollenaufteilung der Morlocks in Kundschafter, Jäger etc. Die mit Abstand beste Szene des Films ist jedoch die clever umgesetzte letzte Einstellung, als Philby und Mrs. Watchett über das Schicksal des Zeitreisenden sinnieren, während wir ihn im gleichen Bild dabei sehen, wie er dabei ist sowohl seine Zukunft sowie jene der Menschheit neu zu gestalten. Nach all den Enttäuschungen und Ärgernissen davor schafft es dieser versöhnliche Abschluss, der sogar ansatzweise berühren kann, mich doch noch halbwegs milde zu stimmen… Fazit: ![]() Wertung:3 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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