Inception |
Ein Film wie ein Traum & ein Traum von einem Film...
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 20 Dezember 2010 |
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Kurzinhalt: Als das Militär ein Gerät entwickelt, mit dem sich Traumwelten erschaffen und diese mit anderen Personen geteilt werden können, dauert es nicht lange, ehe die Technologie ihren Weg auf den Schwarzmarkt findet. Dort wird er von Spezialisten dazu genutzt, sich über eine Traumwelt Zugang zu den Geheimnissen der jeweiligen Zielperson zu verschaffen. Dom Cobb und sein Team sind gerade dabei, einen solchen Auftrag auszuführen – doch die Mission misslingt. Dennoch ist ihr "Opfer" von ihren Fähigkeiten begeistert, und beschließt, das Team für einen noch diffizileren Auftrag zu engagieren: Statt der Zielperson einen Gedanken zu entnehmen, sollen sie im Gegenteil eine Idee einpflanzen. Während seine Teammitglieder dies für unmöglich halten, ist Dom Cobb anderer Ansicht, und beschließt, den Auftrag anzunehmen und die "Inception" durchzuführen… Anmerkung: Das nachfolgende Review ist spoilerfrei und kann daher auch von all jenen, die den Film noch nicht gesehen haben, gefahrlos gelesen werden. Review: ![]() Mit "Inception" ist Christopher Nolan meines Erachtens ein weiteres Meisterwerk – und vermutlich sogar sein bisher bester Film – geglückt. Ein ungemein vielschichtiger und abwechslungsreicher Film, der zahlreiche Elemente in sich vereint und zu einem stimmigen, überzeugenden und faszinierenden Ganzen verschmelzen lässt. Einzelne Aspekte erinnern an die typischen "heist-movies", also Filme über große Coups – üblicherweise immer mit einem letzten, besonders schweren Auftrag, nach dem sich der Held zur Ruhe setzen will. Dann haben wir die ganzen Traumwelten und Fragen zu unserer Psyche und dem Unterbewusstsein. Die Idee, in fremde Träume eindringen bzw. diese gestalten zu können, um so die Geheimnisse einer Person stehlen zu können, fügt ein faszinierendes, originelles SF-Element in den Film ein. Die tragische Geschichte rund um Dom und Mal bietet das Herzstück des Films; großes Drama, das im weiteren Verlauf der Handlung zahlreiche interessante Wendungen und Offenbarungen bereithält. Und der Verfolgungsjagd im Schnee fehlt nur der typische John Barry-Score, ansonsten könnte sie genauso gut direkt aus einem James Bond-Film sein. ![]() Die Action an sich ist, wie von Nolan gewohnt, zwar solide, aber doch etwas schlicht inszeniert, und wirkt teilweise sogar fast ein wenig einfallslos; so als hätte Nolan an den Actionszenen vergleichsweise wenig Interesse. Vor allem der abschließende Showdown rund um die "Burg" im Schnee vermag optisch nicht ganz so zu beeindrucken, wie das bei anderen Regisseuren vielleicht der Fall gewesen wäre. Einzig der Kampf in der Schwerelosigkeit sticht als originell und wirklich überzeugend in Szene gesetzt hervor; den Rest hätte ich mir persönlich etwas durchgestylter gewünscht. Aber übertriebene Spielereien sind nun mal Nolan’s Sache (noch?) nicht, schon gar nicht bei der Action. Dafür schmückt er "Inception" erneut mit einigen prägnanten, eindrucksvollen Bildern, die er gemeinsam mit Wally Pfister, dem Kameramann seines Vertrauens, virtuos einfängt. Hier besticht erneut die satte Farbgebung, wobei Nolan diese wie gewohnt mit Bedacht einsetzt, um die jeweilige Wirkung der Szene zu unterstützen; wobei vor allem die Szenen in Cobb’s Unterbewusstsein sehr warm gehalten sind und die Inszenierung damit in gelungenem Kontrast zur darin erzählten harten, kalten Handlung steht. ![]() Es ist unmöglich, "Inception" zu besprechen, ohne das Ende zu erwähnen. Da ich jedoch zugleich niemandem den Film spoilern will, sei nur festgehalten, dass es vermutlich das meistdiskutierte des Kinojahres 2010 ist. Auf dem ersten Blick bieten sich vor allem zwei Interpretationsmöglichkeiten an, wenn man sich jedoch noch näher mit dem Film auseinandersetzt, ihn sich ein paar Mal ansieht und weitere, faszinierende Details entdeckt (exemplarisch sei erwähnt, dass eine Szene, die zu Beginn und gegen Ende des Films vorkommt, nur scheinbar ident ist), bietet "Inception" so viel Interpretationsspielraum wie schon lange kein Film mehr. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht, mich mit anderen darüber auszutauschen und im Internet nach anderen Meinungen zu suchen – wobei ich auf zahlreiche Analysen gestolpert bin, in denen Richtungen eingeschlagen wurde, die ich noch nicht mal in Betracht gezogen hätte. Dennoch ist "Inception" kein Film á la "Primer", wo man unbedingt danach noch stundenlang im Internet recherchieren muss, um ihn ansatzweise zu begreifen. Der Film an sich bietet sehr wohl einen – absolut passenden – Abschluss, und kann auch wenn man nicht lange über ihn nachdenkt verstanden und genossen werden. Doch für all jene, die sich gerne auch nach dem Abspann mit einem Film beschäftigen, bietet "Inception" mehr als genug Denkanstöße, um eben dies zu tun. ![]() Auch die schauspielerischen Leistungen sind großartig. Nach "Shutter Island" beweist Leonardo diCaprio hier erneut, dass er zu den besten Schauspielern seiner Generation zählt. Vor 10 Jahren mag man ihn noch als Milchbubi verschrien haben, heutzutage überzeugt (und beeindruckt) er mit einer überragenden Performance nach der anderen. Zwar fand ich ihn in Scorsese’s Film noch eine Spur besser, trotzdem kann er auch hier absolut überzeugen. Unterstützt wird er von einem großen, hochkarätigen Cast, wobei die meisten in erster Linie Erfüllungsgehilfen der Handlung sind und daher nicht unbedingt viel zu tun bekommen. Lediglich die bezaubernde Ellen Page und die noch bezauberndere Marion Cotillard stechen hervor. Vor allem letzterer kommt als Cobb’s Frau eine absolute Schlüsselrolle zu. Ihr Schauspiel weiß den ganzen Film über zu gefallen – wobei ihr die Rolle für einen Blockbuster erstaunlich viel abverlangt – aber vor allem in der Szene gegen Ende kann sie ihr großes schauspielerisches Können erneut unter Beweis stellen. Davon abgesehen gelingt es dank einiger cooler Sprüche und einer spielfreudigen Performance in erster Linie noch Tom Hardy, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Der Rest fällt weder negativ noch sonderlich positiv auf – bekommt wie man fairerweise erwähnen muss dazu aber auch wenig Gelegenheit. ![]() Fazit: Christopher Nolan gelingt es bei "Inception" erneut grandios, typische, bombastische Blockbuster-Unterhaltung voller packender Actionszenen mit Tiefgang zu vereinen. Wo andere Blockbuster vom Kinobesucher erwarten, sein Hirn an der Kinokasse abzugeben, verlangt Nolan ganz im Gegenteil, es zu benutzen! Die Handlung ist zwar nicht übertrieben komplex, erfordert aber durchaus ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit (und Intelligenz), um ihr folgen zu können. Zugleich gibt es - wie auch schon bei "The Dark Knight" - auch wieder einige philosophische Ansätze. Die schauspielerischen Leistungen sind absolut top, und Christopher Nolan’s Inszenierung ist – vor allem in den Traumsequenzen – so verspielt und opulent wie nie zuvor. Das Faszinierendste an "Inception" ist aber wohl der Interpretationsspielraum, den er bietet. Vor allem das Ende lädt dazu ein, noch einmal über den Film nachzudenken und mit Anderen über dessen Bedeutung zu diskutieren. ![]() Wertung:10 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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