2010 - Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen |
Optisch beeindruckend, inhaltlich enttäuschend...
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 10 Dezember 2010 |
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Kurzinhalt: ![]() Er schlägt daher eine Kooperation vor: Drei Astronauten der USA sollen die russische Besatzung auf der Mission begleiten, und gemeinsam daran arbeiten, das Mysterium rund um den Monolithen aufzuklären. Trotz des immer heißer werdenden kalten Krieges gelingt es Floyd, seine Vorgesetzten und in weiterer Folge den Präsidenten zu überzeugen. Wenige Monate später bricht er gemeinsam mit Dr. Chandra – dem Schöpfer von HAL – und dem Ingenieur Dr. Curnow auf. Als sie am Jupiter ankommen, werden sie von der russischen Besatzung aus dem Tiefschlaf geweckt. Doch die Situation auf der Erde hat sich mittlerweile verschärft: ein Krieg schein unausweichlich. Inmitten dieses angespannten Klimas erhält Heywood Floyd die Warnung, dass beide Besatzungen den Jupiter binnen zwei Tagen wieder verlassen müssen, da sie ansonsten zerstört werden. Doch eine so frühe Rückkehr ist nur dann möglich, wenn beide Mannschaften die Differenzen ihrer Regierungen auf der Erde hinter sich lassen, und zusammenarbeiten. Außerdem ist man auf die Hilfe jener "Person" angewiesen, welche die ursprüngliche Jupiter-Mission scheitern ließ: HAL… Review: ![]() Was leider auch unangenehm auffällt: "2010" mag die Geschichte des Vorgängers fortsetzen, und Peter Hyams tut sein bestes um den Weltraumbildern eine ähnliche Imposanz zu verleihen wie jenen von Kubrick, aber davon abgesehen weicht die Fortsetzung in vielen wesentlichen Aspekten vom Vorgänger ab. War "2001 – Odyssee im Weltraum" ein unheimlich komplexer, vielschichtiger Film, der zahlreiche Fragen aufgeworfen hat, erzählt "Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" eine enttäuschend geradlinige Geschichte. Wo "2001" auf viele verschiedene Arten zu interpretieren war, will "2010" in erster Linie eine – zwar gefällige, aber nichtsdestotrotz sehr schlichte – Aussage vermitteln, und geht dabei leider im Vergleich zur Subtilität des Vorgängers schon fast unverzeihlich plakativ vor. Von der Vielschichtigkeit und Komplexität des Vorgängers ist hier leider nichts mehr übrig geblieben. ![]() Doch eine Fortsetzung von "2001" zu sein, und damit dem Zuschauer einen Vergleich mit dem Vorgänger aufzudrängen, dem "2010" nicht im geringsten standhalten kann, ist nicht sein einziges Problem. Auch wenn man "Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" als unabhängigen Film betrachtet, offenbaren sich einige Schwächen. So konnte ich persönlich mit dem "Abschuss" der Sonde, die Europa erkundet, nicht viel anfangen. Die Szene mag zwar recht spannend gewesen sein, aber ich frage mich, woher dieser Energiestoß denn eigentlich gekommen ist. Vom Monolithen? Ergibt nicht wirklich Sinn. Im Roman war dies deutlich besser gelöst – da wurde ein Landemodul der Chinesen quasi von einem Europaner angegriffen. Zugegeben, in den 80ern hätte eine derartige Szene eine Herausforderung für die Effekte dargestellt – und einiges an Geld gekostet – aber dann hätte ich es immer noch besser gefunden, die Sonde hätte einfach zu senden aufgehört. So war’s irgendwie seltsam. ![]() Der Grund, warum HAL bei der ursprünglichen Jupiter-Mission quasi den Verstand verloren hat, konnte mir hingegen recht gut gefallen, und erschien durchaus plausibel. Nicht falsch verstehen: Natürlich wäre es mir irgendwie lieber gewesen, dieses Mysterium wäre nie aufgeklärt worden. Dies hätte auch in den späteren Szenen, als man auf HAL angewiesen ist, nochmal für einiges mehr an Spannung gesorgt. Aber… wenn man schon meint, diese Frage unbedingt beantworten zu müssen, so fand ich die Erklärung noch vergleichsweise gelungen. Schade allerdings, dass der Film genau an dieser Stelle viel an Potential liegen lässt. Denn anstatt Floyd zum Schuldigen zu machen, der HAL die Anweisung gab, Bowman und Poole nichts über die wahren Hintergründe der Mission erzählen zu dürfen, redet man sich auf "die bösen Regierungsfuzzies da oben" aus. Roy Scheider mag in dieser Szene – wie auch im Rest des Films – sehr überzeugend spielen, aber sein „I didn’t know“ wirkt aufgrund der Klischeehaftigkeit dieser Offenbarung doch etwas übertrieben pathetisch. Grad dass er nicht noch auf die Knie fällt, die Hände in den Himmel streckt und „Damn them all to hell!“ schreit… ![]() Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls gelungen – und zwar quer durch die Bank, wobei vor allem Roy Scheider mit seiner Ausstrahlung und Leinwandpräsenz begeistert. Helen Mirren gefällt als ausdrucksstarke russische Kommandantin, wobei vor allem ihr glaubwürdiger russischer Akzent auffällt. Wer den Film das erste Mal sieht und die Schauspielerin nicht (er)kennt, könnte glauben, man hätte eine echte Russin in der Rolle besetzt. John Lithgow geht aufgrund seiner eher unscheinbaren Rolle etwas unter, überzeugt aber vor allem bei der langsam entstehenden Freundschaft zu Maxim. Eine der besten Leistungen kommt aber von Bob Balaban, von dem ich weder davor noch danach etwas gehört habe (auch wenn er laut IMDB immer wieder mal in verschiedenen Rollen zu sehen war), und der die emotionalste Szene des Films bravourös meistert. Abschließend muss auch noch Douglas Rain erwähnt werden, der Gott sei Dank wieder in die Rolle von HAL schlüpft (seine Stimme ist so markant, dass für mich eine Fortsetzung ohne ihn undenkbar gewesen wäre), und erneut lediglich mit seiner Stimme eine eindringliche Performance abliefert. ![]() Der nachfolgende Weltraumspaziergang zur Discovery ist eine weitere sehr spannende Szene. Auch wenn Hyams im Gegensatz zu Kubrick auf Geräusche im All nicht gänzlich verzichtet, sind die – teilweise sehr hektischen – Atemgeräusche derart dominant, dass es an dieser Stelle des Films kaum auffällt. Dadurch mag sie gut und gerne jene sein, die atmosphärisch am dichtesten an den Vorgänger heranreicht. Nach der Erklärung rund um die Fehlfunktion von HAL und der oben bereits kurz angesprochenen Rückkehr von David Bowman kehrt die Handlung kurz auf die Erde zurück, als Dave, als Sternenkind wiedergeboren, seine frühere Freundin sowie seine Mutter besucht. Vor allem letzteres ist so wie es von Hyams inszeniert wurde eine sehr emotionale, gelungene Szene. Währenddessen nehmen im Orbit von Jupiter die Spannungen zwischen den beiden Besatzungen zu, als sie von der Erde erfahren müssen, dass ein Krieg zwischen Russland und den USA nun unausweichlich scheint. ![]() Nachdem die russischen Kosmonauten nach den plötzlichen Veränderungen auf dem Jupiter – die ebenfalls beeindruckend und überzeugend umgesetzt wurden – Floyd’s Geschichte glauben und man gemeinsam einen Plan ersonnen hat, wie man die Umlaufbahn gerade noch rechtzeitig verlassen kann, beginnen die spannendsten Minuten des Films. Ja, dass HAL von der Gefahr nichts zu wissen scheint, ist eine mindestens so große Logiklücke wie sich der an dieser Stelle des Films ausbreitende schwarze Fleck auf der Oberfläche des Jupiter, aber wenn man es schafft darüber hinwegzusehen und die Szene einfach zu genießen, ist sie wirklich grandios gemacht. HAL’s drängen, die seltsamen Vorkommnisse auf dem Jupiter weiterhin zu untersuchen. Chandra, der sich trotz Floyd’s ausdrücklicher Anweisung, ihn anzulügen entschließt, HAL die Wahrheit zu sagen. Wie Floyd den Finger über den "Taschenrechner" hält. Unterstützt von David Shire’s gelungenem Soundtrack – der den ganzen Film hinweg überzeugen kann, hier und der nachfolgenden Nachricht aber besonders hervorsticht – ist dieser Moment wirklich ungemein packend umgesetzt. ![]() HAL’s letzte Message „Use them together, Use them in Peace“ mag die Aussage von "2010 – Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" mit dem Holzhammer servieren, ist aber nicht zuletzt dank Shire’s toller Filmmusik ein erhebender Moment. Zumal man nicht vergessen darf, dass zum Zeitpunkt, als der Film gedreht wurde, der kalte Krieg immer noch in vollem Gange und ein möglicher, alles auslöschender Atomkrieg nur einen Knopfdruck entfernt war. In Anbetracht dieses Umfelds, in dem der Film entstanden ist, ist seine Aussage ebenso verständlich wie wichtig und lobenswert. An der nachfolgenden letzten Nachricht von Floyd an seinen Sohn fand ich zwar das Gerede über einen Grundstücksbesitzer, der die Bewohner der Erde warnt, ziemlich schlecht geschrieben und unfreiwillig komisch, die letzte Montage – bei der nach dem Beginn des Films auch endlich wieder das Hauptthema von "2001", "Also sprach Zarathustra" zu hören ist, sorgt aber mit der Einstellung des Monolithen auf dem langsam auftauenden Europa für einen gelungenen Abschluss… Fazit: ![]() Zudem ist "Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" wenig komplex und/oder vielschichtig, und regt die Vorstellungskraft des Zuschauers nicht einmal annähernd so sehr an wie Stanley Kubrick’s Meisterwerk. Zuletzt sind es vor allem einige grobe logische Schwächen, die auf den Unterhaltungswert des Films drücken. Dennoch, einzelne Szenen sind durchaus gelungen, und vor allem die letzten 30-45 Minuten sind sehr spannend und wissen zu gefallen. Als Fortsetzung zu "2001 - Odyssee im Weltraum" kommt "2010 - Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" dennoch über eine Wertung von 6/10 nicht hinaus; als eigenständiger Film wäre er mir immerhin 8/10 wert. Macht insgesamt 7/10 für einen Film, der vor allem optisch überzeugen kann, während er inhaltlich – trotz der gefälligen (wenn auch etwas gar mit dem Holzhammer vermittelten) Message doch etwas zu wünschen übrig lässt… Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM)
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