Wolfman |
Enttäuschende Neuauflage des Horrorklassikers
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Freitag, 29 Oktober 2010 |
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Kurzinhalt: ![]() Anmerkung: Das nachfolgende Review bezieht sich ausschließlich auf die Kinofassung des Films. Inwiefern einige der hier dargelegten Schwächen durch den längeren Director's Cut ausgeglichen wurden, kann ich mangels Sichtung (noch) nicht beurteilen. Review: In den 90ern begann ein richtiggehendes Revival von alten Horrorklassikern und –ikonen. Den Anfang machte Francis Ford Coppola mit "Dracula", bald gefolgt von Kenneth Branaghs "Frankenstein". Und was immer man von ihnen halten mag, sie waren sehr originelle Filme, die eine Neuinterpretation wagten, und definitiv über einen gewissen künstlerischen Anspruch verfügten. Dann kam „Die Mumie“. Universal Pictures wollten ihren Konkurrenten in nichts nachstehen, und wollten ebenfalls eine ihrer alten Horrorklassiker neu aufleben lassen. Doch statt eines originellen Horrorfilms, für den sich ein namhafter Regisseur verantwortlich zeichnete, verpflichtete man Stephen Sommers, und entschied sich für einen möglichst publikumswirksamen Blockbuster. Das Ergebnis ist ein durchaus unterhaltsamer Abenteuerfilm der Mitte der 90er kurzfristig über die ständige Warterei auf ein weiteres Indiana Jones-Abenteuer hinwegtrösten konnte, aber weder mit Horror noch mit dem Original mehr viel zu tun hatte. Die Fortsetzung hingegen war ziemlich enttäuschend; dennoch ließ man sich nicht davon abbringen, erneut Sommers zu beauftragen, um mit "Van Helsing" gleich mehrere ikonische Universal-Monster auszuschlachten. Das Ergebnis ist einer der schlechtesten Blockbuster aller Zeiten. ![]() Eines der Hauptprobleme des Films ist das schwache, unausgegorene Drehbuch. Da man nicht warten wollte, bis der Streik der Drehbuchautoren vorbei ist, musste man den letzten Entwurf filmen, ohne weitere Änderungen vornehmen zu können – und das war definitiv ein Fehler. Einerseits zeigen sich die Drehbuchschwächen sehr deutlich bei den Dialogen. Mal gehen diese viel zu lang und dienen nur dazu, das ohnehin offensichtliche plakativ zu vermitteln, an anderer Stelle ist der Film wiederum viel zu still, und zu viel bleibt unausgesprochen. Auch das Tempo bzw. die Entwicklung des Films lässt zu wünschen übrig. Mit manchen Teilen der Handlung beschäftigt man sich zu lang, während andererseits zu vieles einfach übersprungen wird. Hier leidet "Wolfman" natürlich auch unter dem Konzept der Werwölfe: Da diese immer nur alle 4 Wochen ihre schreckliche Verwandlung antreten, müssen sich Drehbuchautoren etwas einfallen lassen, um die recht lange Zeit dazwischen zu füllen, damit diese nicht in ereignisloser Langeweile erstickt. Die Drehbuchautoren umgehen diese Problematik einfach, in dem sie die 4 Wochen zwischen den Vollmonden überwiegend im Zeitraffer abhandeln und/oder annähernd vollständig überspringen. Eben dadurch wird aber auch die Identifikation mit der Hauptfigur erschwert. ![]() Leider aber kann auch den Schauspielern eine gewisse Teilschuld am Misserfolg des Films nicht abgesprochen werden. Der einzige, der restlos überzeugen kann, ist Hugo Weaving, alle anderen liefern eher durchwachsene Leistungen ab. Während Emily Blunt aus dem Nichts, dass ihr die Drehbuchautoren auf ihren hübschen Leib geschrieben haben, noch das Beste herausholt, wirkt Anthony Hopkins Performance ungewohnt lust- und lieblos. Teilweise wirkt er fast apathisch, dann wiederum verfällt er in schamloses Overacting. Auch von Benicio del Toro hätte ich mir mehr erwartet. Ich weiß nicht, ob er jene Nuancen und Untertöne, die das Drehbuch leider ausgespart hat, nicht hineinbringen konnte oder wollte (nachdem man Mark Romanek gefeuert hat). Seine Performance ist keinesfalls schlecht, schöpft aber meines Erachtens ebenfalls nicht alles aus, das an Potential dagewesen wäre. Zudem muss ich meine Ansicht, es würde sich bei ihm um die Idealbesetzung für diese Rolle halten, revidieren. Ja, er sieht bereits in Natura recht bedrohlich aus und hat etwas animalisches an sich, doch das ist genau das Problem: Hätte man einen völlig harmlos aussehenden Schauspieler für die Rolle gecastet, wie z.B. einen Tom Hanks, wäre der Kontrast zu seinem wölfischen Alter Ego deutlich größer und damit schockierender, als bei einem Bär von Mann wie Benicio del Toro. ![]() Trotz seiner zahlreichen Schwächen ist "Wolfman" aber sicherlich kein ähnliches Debakel wie "Van Helsing". So sind die Werwolf-Masken von Rick Baker sehr gut gelungen, und sicherlich eines der Highlights des Films. Joe Johnson’s Inszenierung mag was Atmosphäre, Spannung und den Aufbau des Films betrifft zu wünschen übrig lassen, hat aber dennoch ein paar interessante Einstellungen und schöne Bilder zu bieten, wobei vor allem die Farbgebung stellenweise hervorsticht. Insbesondere die nebligen Wälder setzt er teilweise gefällig in Szene. Auch das Drehbuch, so durchwachsen es auch sein mag, hat seine Momente. Die Szenen im Sanatorium z.B. gehören sicherlich zu den besten des Films. Oben bereits erwähnt, aber auch hier will ich es noch einmal positiv hervorheben: Dass man das Setting im viktorianischen England belassen hat, gehörte definitiv zu den besten Entscheidungen, die man bei dieser Filmproduktion getroffen hat. Auch Kostüme und Ausstattung wissen zu gefallen und können überzeugen. Last but not least: Der Showdown zwischen den Werwölfen mag zwar sehr schwach gewesen sein, einfach da erneut zwei CGI-Kreaturen gegeneinander kämpfen ("Van Helsing" lässt grüßen), aber das eigentliche Ende war dann nicht nur gelungen und sorgte für einen versöhnlichen Abschluss, es hatte für mich sogar eine kleine Überraschung zu bieten, da ich eigentlich fix mit einem anderen Ausgang gerechnet hatte. Fazit: ![]() Wertung:4 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)
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