Nightmare on Elm Street 4
Unterhaltsam, aber wenig erschreckend Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 27 Oktober 2010
 
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Nightmare on Elm Street 4
(A Nightmare on Elm Street 4: The Dream Master, USA 1988)
 
Nightmare on Elm Street 4
Bewertung:
Studio/Verleih: New Line Cinema
Regie: Renny Harlin
Produzenten: U.a. Stephen Diener, Rachel Talalay & Robert Shaye
Drehbuch: Brian Helgeland, Jim Wheat & Ken Wheat
Filmmusik: Craig Safan
Kamera: Steven Fierberg
Schnitt: Michael N. Knue, Jack Tucker & Chuck Weiss
Genre: Horror
Kinostart (Deutschland): 02. Februar 1989
Kinostart (USA): 19. August 1988
Laufzeit: 93 Minuten
Altersfreigabe: Ab 18 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: DVD (Sammelbox), Soundtrack
Mit: Robert Englund, Lisa Wilcox, Andras Jones, Danny Hassel, Rodney Eastman, Tuesday Knight, Ken Sagoes u.a.


Kurzinhalt: Kristen und die beiden anderen (einzigen) überlebenden Jugendlichen der Elm Street sind nachdem Freddy im letzten Film scheinbar endgültig besiegt wurde in ein halbwegs normales Leben zurückgekehrt. Sie gehen in die Schule und habe neue Freundschaften geschlossen, dennoch halten die drei aufgrund ihrer traumatischen Ereignisse nach wie vor eisern zusammen. Doch Kristen hat sich nach wie vor nicht vollständig von ihrem Trauma erholt. Immer wieder zieht sie ihre beiden Freunde in ihre Träume, da sie glaubt Freddy würde zurückkehren. Als die beiden schließlich im Schlaf sterben, ist sich Kristen sicher, dass ihr schlimmster Alptraum zurückgekehrt ist. Nur: Wie soll sie Freddy allein besiegen? Liegt in ihrer guten Freundin Alice vielleicht der Schlüssel zum endgültigen Sieg gegen das Ungeheuer?

Review: ImageNach dem gelungenen "Freddy Krueger lebt" ist der 4. Teil der Reihe leider eine ziemliche Enttäuschung. Das fängt schon damit an, dass man aufgrund ihrer Schwangerschaft (und da man mit der Produktion nicht warten konnte oder wollte, brachte man "The Dream Master" doch nur 1 Jahr nach dem unmittelbaren Vorgänger in die Kinos) Patricia Arquette nicht mehr als Kristen engagieren und die Rolle umbesetzen musste. Ich muss gestehen, dass ich eine Weile gebraucht habe um zu checken, dass es sich bei dieser Blondine die ansonsten völlig anders aussieht um Kristen handeln soll. Ebenfalls schade fand ich, wie schnell man sich ihrer beiden Freunde und letztlich auch ihrer selbst entledigt. Da hat man im Film zuvor sich so bemüht, uns die Figuren sympathisch zu machen, und dann schmeißt man all diese mühsame (und wirksame) Aufbauarbeit innerhalb den ersten 20 Minuten beim Fenster raus – um sie durch vergleichsweise flache und uninteressante Figuren auszutauschen.

Die einzige kleine Ausnahme ist Alice, die nicht nur von Lisa Wilcox sehr gut dargestellt wird, sondern zudem eine – etwas eigenartige – Wandlung durchmacht (die Wilcox ebenfalls überzeugend vermittelt), und als einzige Profil und Tiefe erhält. Die anderen Figuren dienen leider nur als Freddy-Futter, und bleiben gänzlich uninteressant – weshalb es uns auch nicht im geringsten kratzt, wenn einer nach dem anderen das Zeitliche segnet. Aber möglicherweise war das von den Machern auch so gewollt: Denn der 4. Teil ist zugleich der erste der Reihe, wo Freddy endgültig kein schreckliches Monster mehr ist, sondern ein genüsslich One-Liner in die Kamera schleudernder, krampfhaft auf cool (in einer Szene darf er sogar mit Sonnenbrille herumlaufen!) getrimmter Clown. Man kann durchaus argumentieren, dass man mit den Opfern gar nicht mehr mitfühlen, sondern sich vielmehr mit Freddy über seine erfolg- und einfallsreichen Morde freuen soll. Ach wie schön, da hat er doch tatsächlich die junge Hygienefanatikerin in eine Wanze verwandelt und sie zertreten – mei wie originell! Das is aber auch ein Spaßvogel.

ImageErnsthaft: Ich konnte mit diesem Konzept bisher schon immer nur in den wenigsten Fällen etwas anfangen. Und gerade bei der Nightmare-Reihe finde ich es extrem schade, dass man sich in diese Richtung entwickelt hat. Mich erinnert das an die "Final Destination"-Filme (oder zumindest an den 4. Teil, den bisher einzigen, den ich gesehen habe), die gar nicht die Absicht haben, zu erschrecken oder verängstigen. Es geht eigentlich nur darum, auf welche abgefahrene Art und Weise der Tod die ihm durch die knochrigen Finger geschlüpften Seelen doch noch zu sich holt. So gesehen kann man durchaus argumentieren, dass die Freddy-Filme (zumindest ab Teil 4) eine Art inoffiziellen Vorgänger darstellen. Denn auch hier konzentriert man sich zunehmend auf immer ausgefeiltere Todesszenen, während auf eine bedrohliche Atmosphäre gänzlich verzichtet wird.

Ich möchte aber nicht Freddy anfeuern. Ich möchte mich in die Opfer reinversetzen (können), ihre Angst und Verzweiflung spüren, mit ihnen um ihr Leben fürchten und gemeinsam mit ihnen hoffen, dass es ihnen gelingt, Freddy zu besiegen. Das ist es, worum es meines Erachtens in einem Horrorfilm geht. Und nicht freudig auf den Fernseher starren, mir die Hände reiben und mich voller Vorfreude fragen, auf welch originelle Art Freddy wohl die nächste Person um die Ecke bringen wird. Und genau deshalb hatte mir der 4. Teil der Reihe leider herzlich wenig zu bieten. Nicht, dass es überhaupt keine gelungenen Elemente gäbe. Das mit dem Deja Vu war ein origineller Einfall, der mich kurzfristig wirklich gepackt hat. Auch die grundlegende Idee, dass Alice Freddy unbeabsichtigt Opfer bringt und sich damit quasi zur unfreiwilligen Komplizin macht, hätte durchaus interessant werden können – wenn man sich denn auch wirklich damit beschäftigt hätte. Und trotz aller Schwächen gibt es zumindest einen wirklich originellen Moment, der für mich zu den denkwürdigsten Szenen der Reihe zählt, nämlich als Freddy Alice im Kino quasi in den Film hineinsaugt. Schade nur, dass diese Szene statt länger in schwarz-weiß zu bleiben und mit dieser interessanten Idee auch wirklich etwas anzufangen keine 2 Minuten geht, und somit viel zu schnell wieder vorbei ist.

ImageDie anderen Alptraumszenen konnten mich hingegen kaum überzeugen. Gleiches gilt für die Art und Weise, wie Alice nicht nur Fähigkeiten, sondern auch Charaktereigenschaften – gut und böse – ihrer verstorbenen Freunde sammelt. Grundsätzlich eine interessante Idee, die hier aber leider sehr oberflächlich bis unfreiwillig komisch umgesetzt und damit verschwendet wurde. Der absolute Tiefpunkt ist dann am Ende erreicht, wenn Alice sich zum Showdown aufmacht und "Nightmare on Elm Street" auf "Karate Kid" trifft. Das war einfach nur mehr peinlich. Und die unoriginelle, uninteressante und unspektakuläre Art und Weise, wie sie ihn schließlich besiegt, gibt dem enttäuschenden Finale dann schließlich den Rest.

Dass ich "A Nightmare on Elm Street 4" trotz meiner zahlreichen Kritikpunkte nicht schlechter bewerte liegt in erster Linie daran, dass "The Dream Master" trotz aller Schwächen und seiner "campiness" keine Sekunde langweilig wird, sondern man ihm im Gegenteil einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann. Der solide, wenn auch nie wirklich überragende Regisseur Renny Harlin (u.a. "Stirb Langsam 2" und „Deep Blue Sea“) inszeniert den vierten Teil der Reihe mit einem beachtlichen Tempo, und sorgt so dafür, dass die schlechten Momente (aber eben natürlich im Gegenzug leider auch die wenigen gelungenen Szenen) schnell genug vorbei sind, um keinen großen (negativen) Eindruck zu hinterlassen. Ja, der Film tritt so ziemlich alles was die ersten drei Filme ausgemacht hat mit Füßen, und kann daher maximal als "guilty pleasure" genossen werden – aber es gab schon weitaus schlimmere Horror-Fortsetzungen. "A Nightmare on Elm Street 4" mag bei niemandem mehr Alpträume auslösen – er sollte aber zumindest auch niemanden einschläfern…

Fazit: Was als solider, wenn auch nicht sonderlich origineller Teenie-Slasher beginnt, entwickelt sich zunehmend zu einem Karneval der unfreiwilligen (?) Komik. Freddy, der einst bei Horror-Fans für Alpträume sorgen sollte, wird hier nun endgültig zum coole Sprüche klopfenden Pausenclown des Horrorgenres degradiert, während seine Opfer - mit Ausnahme von Alice - immer weniger beleuchtet und von den ausgefeilten Todesarten/Alpträumen völlig in den Hintergrund gedrängt werden. Völliger Reinfall ist er dennoch nicht. Denn auch wenn "A Nightmare on Elm Street 4" vieles von dem, was seine Vorgänger so ausgezeichnet hat, mit Füßen tritt, so bleibt er doch wenigstens die gesamte (kurze) Laufzeit über unterhaltsam. Und das ist mehr, als man über so manch anderes Horrorsequel sagen kann…

Wertung:4 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © New Line Cinema)


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