Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume |
1, 2, Freddy kommt vorbei...
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Sonntag, 24 Oktober 2010 |
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Kurzinhalt: ![]() Review: Meine Kindheit war alles in allem nicht nur eine glückliche, sondern auch eine wohlbehütete. Auch was den Film- und Fernsehkonsum betrifft. Ohne einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer und angesichts der Tatsache, dass meine Eltern bis auf ein paar TV-Aufzeichnungen keine VHS-Kassetten zu Hause gelagert haben (was einem allfälligen "verboteten" Filmkonsum bei sturmfreier Bude recht wirksam einen Riegel vorschob) war ich somit in erster Linie auf die Auswahl meiner Eltern beschränkt, was das abendliche Unterhaltungsprogramm betrifft. Selbst Filme wie die James Bond-Reihe waren bis ins frühpubertäre Alter Tabu. Und wenn ich mich mal mit Freunden getroffen habe, hatten wir meistens etwas Besseres zu tun, als uns in irgendein Zimmer zu schleichen um uns einen Horrorfilm anzusehen. Generell waren Horrorfilme in meinem kindlichen Freundeskreis kein großes Thema. Actionfilme schon eher. Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Chuck Norris, Michael Dudikoff – DAS waren die verbotenen Helden meiner Kindheit, nicht Michael Myers, Jason Vorhees – oder eben Freddy Krueger. ![]() Dies mag mich in meiner Kindheit vor ein paar Alpträumen bewahrt haben, hat mich aber wohl zugleich um eine interessante Filmerfahrung ärmer gemacht. Denn auch wenn ich nie im Leben meinen Kindern solch einen Film zeigen würde, so bin ich doch davon überzeugt, dass "A Nightmare on Elm Street" mit seinen surrealen Szenen und dem Konzept mit dem Monster, dass dich in deinen Träumen dahinrafft, in jüngeren Jahren besser wirkt. Als Kind/Jugendlicher verfügt man einfach noch über viel mehr Phantasie und Vorstellungskraft – dementsprechend haben auch derartige Filme eine ganz andere Wirkung. Natürlich kann ein gut gemachter Horrorfilm auch einen Erwachsenen verängstigen, aber sind wir uns mal ehrlich: Wenn wir wirklich mal mit hochgezogenen Knien im Kinosessel hocken und angespannt an unseren Fingernägeln kauen, dann doch in erster Linie a) weil wir um das Leben der Protagonisten besorgt sind (was jedoch in der heutigen Zeit angesichts der eindimensionalen, langweiligen Pappfiguren die uns immer wieder vorgesetzt werden nur mehr selten vorkommt) oder b) wir auf den nächsten billigen Schockeffekt warten, der uns unser teuer erkauftes Popcorn über mehrere Reihen des Kinosaals hinweg verstreuen lässt. ![]() Was ohne jeden Zweifel zu den größten Stärken des Films – und der Reihe – gezählt werden kann ist das originelle Rezept eines Killers, der dich in deinen Träumen angreift. Damit hebt sich Freddy Krueger von den Teenieslasher-Konkurrenten Michael Myers und Jason Vorhees wohltuend ab. Gleichzeitig sind wir hier aber auch schon bei meinem ersten Kritikpunkt angelangt: So hat man das interessante Konzept der Traumwelten meines Erachtens nur gestreift, jedoch keinesfalls ausgereizt. Ja, es gab den kurzen Moment, als Nancy auf der Treppe einsank, aber darüber hinaus lässt man es an typischen Horrorszenarien aus Träumen, wie immer länger werdende Gänge etc., vermissen. Dies liegt wohl daran, dass Wes Craven oft versucht, uns in die Irre zu führen. Wir sollen glauben, wir seien noch in der Wirklichkeit, obwohl wir uns schon im Traum befinden. Um uns mit dieser Offenbarung schockieren zu können, muss die Traumwelt natürlich bis zum entsprechenden Twist/Schockeffekt so natürlich und realistisch wie möglich wirken. Allerdings: Nachdem man Craven einmal darauf reingefallen ist, achtet man danach genau darauf, und sobald jemand auch nur die Augen zumacht, vermutet man bereits, sich wieder in einem Alptraum zu befinden. Daher wäre es aus meiner Sicht besser gewesen, weniger oft zu versuchen den Zuschauer hereinzulegen und dafür mit dem interessanten Konzept etwas mehr anzustellen. ![]() Dass sich Freddy Krueger von diesem wenig gelungenen Einstieg tatsächlich noch mal erholen konnte, liegt in erster Linie am tollen Design, der Idee mit der Krallenhand, sowie Robert Englunds Performance. Im Gegensatz zu seinen stillen Rivalen, die hinter einer Maske verborgen sind und sich weder Worte noch Gefühlsregungen entlocken lassen, darf Freddy zeigen, wie sehr er es genießt, seine Opfer zu terrorisieren und zu töten. Die sadistische Freude, die Englund mit seiner Performance vermittelt, ist wirklich furchterregend. Auch die Maske muss lobend hervorgehoben werden. Freddy’s Gesicht allein sieht schon ziemlich erschreckend aus – dazu dann noch die Krallenhand, und es ist kein Wunder, dass sich Freddy Krueger zu einer DER Ikonen des Horrorkinos schlitzen konnte. Einen großen Anteil am Gelingen des Films hat auch das originelle, erschreckende Konzept. Wir alle haben gelegentlich Alpträume, dennoch… unser Bett bzw. unser Schlaf sind Zufluchtsorte, in denen wir uns zurückziehen können. Der Gedanke, von einem wahnsinnigen Killer nun genau dort angegriffen zu werden, ist wirklich beängstigend. Zumal wir alle früher oder später schlafen MÜSSEN – wo er dann schon auf uns lauert. Im Gegensatz zu anderen Killern ist es bei Freddy also geradezu unmöglich, sich vor ihm zu verstecken oder davonzulaufen. Früher oder später schlafen wir ein, und sind ihm hilflos ausgeliefert. ![]() Was mir ebenfalls gut gefiel ist, wie die männlichen Figuren – darunter Johnny Depp in seiner ersten Filmrolle! – nicht zugeben wollen, dass sie unter Alpträumen leiden. Es sind kleine Details wie diese, die sowohl die Figuren als auch das Geschehen glaubwürdiger machen. Des Weiteren finde ich den Interpretationsspielraum, den "A Nightmare on Elm Street" bietet, positiv. Ich will mich nicht näher darüber auslassen – wer nie so genau darüber nachgedacht hat und sich darüber informiert, wird sicherlich im Internet schnell ein paar interessante Analysen finden. Belassen wir es einfach dabei, dass dieser Subtext vorhanden ist, er mir aufgefallen ist, und mir das sehr gefallen hat – vor allem, da sich zahlreiche andere Vertreter des Genres auf reines, oberflächliches Gemetzel beschränken. Was ich ebenfalls positiv fand, ist, dass wir zwar einerseits Freddy’s Motivation für sein Handeln verstehen können, uns Wes Craven jedoch zu keinem Zeitpunkt dazu einlädt, ihn anzufeuern. Wo die Fortsetzungen Freddy zu einem coolen, One-Liner schleudernden Antihelden gemacht haben, ist hier völlig klar, wem unsere Sympathien gelten sollen – nämlich den Opfern, und nur den Opfern. Und last but not least: Die Art und Weise, wie Nancy Freddy bekämpft (nämlich mit klug ausgelegten Fallen) bzw. ihn dann besiegt (in dem sie ihm einfach den Rücken zukehrt), war in diesem Genre ebenfalls recht originell und konnte mir wirklich gut gefallen. ![]() Viel schwerer als all die oben genannten Aspekte wiegt aber für mich, dass es irgendwie keine klaren Regeln zu geben schien. Anfangs terrorisiert Freddy seine Opfer im Traum, dann meuchelt er sein erstes Opfer nieder, dass währenddessen im "realen" Leben brutal an die Decke geschleudert wird und sich wie besessen windet. Beim darauffolgenden Mord bedient sich Freddy bereits einem Hilfsmittel in der realen Welt, nämlich dem Bettlaken. Und beim letzten Mord wird Johnny Depp nicht einfach nur durchs Bett gesaugt, seine Eltern sehen zudem, wie eine riesige Blutfontäne daraus hervorspritzt. Und am Ende wird Freddy sogar von Nancy in die reale Welt geholt. Leider hat mich eben diese ständige Steigerung von Freddy’s Fähigkeiten ordentlich verwirrt. Bitte nicht falsch verstehen: Mir ist natürlich klar, dass viele Horrorfilme über ein übersinnliches Element verfügen. Das ist ja auch einer der Aspekte, der das Genre vom Thriller abhebt. Und ich habe auch kein Problem damit, so lange nur die Regeln klar sind. Da gibt es also ein Video, das dich in 7 Tagen umbringt wenn du es dir ansiehst. Natürlich völliger Humbug, rational betrachtet, aber als spannende Ausgangssituation für einen Horrorfilm kann ich das als Bedrohung akzeptieren. Dass ein früherer Kindermörder aus dem Grab heraus die Kinder jener terrorisiert und ermordet, die ihn damals bei lebendigem Leib verbrennen ließen, ebenso. Aber irgendwie schien es mit der Zeit keine Grenzen mehr dafür zu geben, was Freddy kann. ![]() Der größte Kritikpunkt ist für mich aber das Ende. Weiter oben habe ich geschrieben, dass mir die Art und Weise wie Nancy Freddy schließlich besiegt hat, enorm gut gefallen konnte. Nur – hat sie das wirklich? Dem Ende nach nicht. Da waren sowohl ihre Fallen als auch ihre Auflehnung umsonst. Statt mit diesem großen Triumph zu enden, in dem sie Freddy seine Macht nimmt, in dem sie sich ihrer Angst stellt – eine Aussage, die mir enorm gut gefällt, und einiges von jenem Subtext enthält, den ich zuvor so positiv herausgestrichen habe – kehren zuerst in einem WTF?-Moment alle zuvor ermordeten Opfer zurück, nur um dann aufzuzeigen dass sie sich – immer noch oder schon wieder?!?! – in Freddy’s Fängen befindet. Nicht nur ist dieses Ende absolut gewöhnlich und derart Horror-typisch, dass ich es dafür allein schon gar nicht genug schelten kann. Aber wie man damit Nancy’s großen Triumph negiert, nimmt dem Film zugleich eine seiner größten Stärken. Laut Wes Craven wurden dieses horrortypische Ende auf Drängen der Produzenten eingefügt – er wollte den Film ursprünglich mit einem versöhnlichen, glücklichen Ende ausklingen lassen. ![]() Fazit: Die Tatsache, dass es sich bei "A Nightmare on Elm Street" um einen beliebten und geschätzten Klassiker des Genres handelt liegt meines Erachtens mehr am ikonischen Bösewicht Freddy Krueger und dem interessanten, originellen Konzept denn am Film selbst. So reizt der Film das Konzept der (Alp)Traumwelt leider nur bedingt aus, und hat zudem einige Szenen zu bieten, die eher ins lächerliche denn ins surreal-beängstigende abgleiten. Zudem fehlten mir klare Regeln im Bezug auf Freddy und seine Kräfte, was mich leider den ganzen Film über sehr verwirrt und beschäftigt hat – und damit neben der etwas einfallslosen Inszenierung und dem nur stellenweise atmosphärischen Score wohl hauptverantwortlich dafür war, dass ich nie so recht in die Handlung eintauchen konnte. Die größte Schwäche ist aber das absolut unbefriedigende Ende, dass viele der Stärken zuvor ad absurdum führt. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte: Freddy ist ein genialer Schurke, der sich vom Aussehen, seinem sadistischen Wesen und der Art und Weise, wie er seine Opfer zur Strecke bringt, klar (und angenehm) von der Genrekonkurrenz abhebt. Nancy ist zudem eine angenehm gewöhnliche (und nicht übertrieben auf Model hochgestylte) Heroine. Und auch wenn ich mir in den Traumszenen etwas mehr Phantasie gewünscht hätte, die wenigen gelungenen Szenen, die der Film diesbezüglich zu bieten hat, sind definitiv denkwürdig und werde dem geneigten Horror-Fan noch lange in Erinnerung bleiben. Lange Rede kurzer Sinn: "A Nightmare on Elm Street" mag für mich nicht ganz das unantastbare Meisterwerk sein, für das ihn viele halten – dennoch ist es unbestreitbar ein Klassiker, den man als Fan des Genres gesehen haben sollte. Wertung:7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Lionsgate)
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