Nightmare on Elm Street - Mörderische Träume
1, 2, Freddy kommt vorbei... Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 24 Oktober 2010
 
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Nightmare on Elm Street
(A Nightmare on Elm Street, USA 1984)
 
Nightmare on Elm Street: Mörderische Träume
Bewertung:
Studio/Verleih: New Line Cinema
Regie: Wes Craven
Produzenten: U.a. John Burrows, Stanley Dudelson, Joseph Wolf & Robert Shaye
Drehbuch: Wes Craven
Filmmusik: Charles Bernstein
Kamera: Jacques Haitkin
Schnitt: Rick Shaine & Patrick McMahon
Genre: Horror
Kinostart (Deutschland): 29. August 1985
Kinostart (USA): 16. November 1984
Laufzeit: 91 Minuten
Altersfreigabe: Ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: DVD, Soundtrack
Mit: Robert Englund, Heather Langenkamp, Ronee Blakely, John Saxon, Johnny Depp, Amanda Wyss, Jsu Garcia u.a.


Kurzinhalt: ImageDie Jugendliche Nancy Thompson wird seit kurzem von schrecklichen Alpträumen geplagt, in denen sie von einem grauenhaften Mann mit einem rot-schwarzen Sweater, braunem Hut und Messerklingen an den Fingern seiner rechten Hand terrorisiert wird. Als sie mit ihren Freunden über ihre Alpträume spricht, staunt sie nicht schlecht, als diese berichten, darin vom gleichen Mann verfolgt zu werden. Nur: Wie ist das möglich? Kurz darauf stirbt ihre beste Freundin Tina im Schlaf – wurde sie etwa Opfer der grauenhaften Gestalt aus ihren Alpträumen? Während Tina’s Freund für den Mord verantwortlich gemacht und verhaftet wird, machen sich Nancy und ihr Freund Glen auf, um mehr über den Mann mit den eisernen Klingen zu erfahren. Dabei stoßen sie schon bald auf den Namen "Freddy Krueger" – und auf ein schreckliches Geheimnis ihrer Eltern, dass den Schlüssel zur Aufklärung ihrer Tortur bereithält.

Review: Meine Kindheit war alles in allem nicht nur eine glückliche, sondern auch eine wohlbehütete. Auch was den Film- und Fernsehkonsum betrifft. Ohne einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer und angesichts der Tatsache, dass meine Eltern bis auf ein paar TV-Aufzeichnungen keine VHS-Kassetten zu Hause gelagert haben (was einem allfälligen "verboteten" Filmkonsum bei sturmfreier Bude recht wirksam einen Riegel vorschob) war ich somit in erster Linie auf die Auswahl meiner Eltern beschränkt, was das abendliche Unterhaltungsprogramm betrifft. Selbst Filme wie die James Bond-Reihe waren bis ins frühpubertäre Alter Tabu. Und wenn ich mich mal mit Freunden getroffen habe, hatten wir meistens etwas Besseres zu tun, als uns in irgendein Zimmer zu schleichen um uns einen Horrorfilm anzusehen. Generell waren Horrorfilme in meinem kindlichen Freundeskreis kein großes Thema. Actionfilme schon eher. Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Chuck Norris, Michael Dudikoff – DAS waren die verbotenen Helden meiner Kindheit, nicht Michael Myers, Jason Vorhees – oder eben Freddy Krueger.

ImageIch schreibe das, um aufzuzeigen, das meine Sicht eine andere ist als von jemandem, der die Filme zum ersten Mal in jungen Jahren gesehen hat. Im Gegensatz zu vielen anderen, die diesen Film in ihrer Kindheit oder Jugend entdeckt haben, und wohl doch ein bisschen mit der rosa- (oder im vorliegenden Fall, wohl eher blut-)roten Nostalgiebrille auf ihn zurücksehen, kann ich auf keine entsprechenden Erfahrungen zurückblicken. Zwar kannte ich als Filmfan natürlich die Figur und das grundlegende Konzept der Reihe, doch meine erste filmische Begegnung mit Freddy war im Crossover "Freddy vs. Jason" vor ein paar Jahren. Den Klassiker "A Nightmare on Elm Street" inklusive aller Nachfolger habe ich mir erst vor ein paar Wochen zum allerersten Mal in meinem Leben angesehen.

Dies mag mich in meiner Kindheit vor ein paar Alpträumen bewahrt haben, hat mich aber wohl zugleich um eine interessante Filmerfahrung ärmer gemacht. Denn auch wenn ich nie im Leben meinen Kindern solch einen Film zeigen würde, so bin ich doch davon überzeugt, dass "A Nightmare on Elm Street" mit seinen surrealen Szenen und dem Konzept mit dem Monster, dass dich in deinen Träumen dahinrafft, in jüngeren Jahren besser wirkt. Als Kind/Jugendlicher verfügt man einfach noch über viel mehr Phantasie und Vorstellungskraft – dementsprechend haben auch derartige Filme eine ganz andere Wirkung. Natürlich kann ein gut gemachter Horrorfilm auch einen Erwachsenen verängstigen, aber sind wir uns mal ehrlich: Wenn wir wirklich mal mit hochgezogenen Knien im Kinosessel hocken und angespannt an unseren Fingernägeln kauen, dann doch in erster Linie a) weil wir um das Leben der Protagonisten besorgt sind (was jedoch in der heutigen Zeit angesichts der eindimensionalen, langweiligen Pappfiguren die uns immer wieder vorgesetzt werden nur mehr selten vorkommt) oder b) wir auf den nächsten billigen Schockeffekt warten, der uns unser teuer erkauftes Popcorn über mehrere Reihen des Kinosaals hinweg verstreuen lässt.

ImageDoch mit dem Film ist auch der Spuk vorbei. Weder befürchten wir, nach Sichtung des Ring-Videos nun in 7 Tagen das Zeitliche segnen zu müssen, noch glauben wir daran, dass uns ein verbrannter Kindermörder mit Klingen an seinen Fingern in unseren Träumen heimsuchen wird. Aber als Kinder, oder zumindest junge Jugendliche? Auch da weiß man zwar schon, dass das "nur ein Film" ist, doch genauso wie bezaubernde Fantasiewelten wie Mittelerde real(istisch)er und wahrscheinlicher erscheinen, gilt dies auch für Horrorfiguren wie Freddy Krueger. Wenn man ihn hingegen – so wie ich – erst mit 30 Jahren zum ersten Mal sieht, hält sich der Schrecken doch eher in Grenzen. Und auch wenn Freddy-Fans der Gedanke Alpträume bereiten mag, aber… ich denke, dass sich dieser Film nicht ganz so gut gehalten hat wie andere Klassiker der Ära.

Was ohne jeden Zweifel zu den größten Stärken des Films – und der Reihe – gezählt werden kann ist das originelle Rezept eines Killers, der dich in deinen Träumen angreift. Damit hebt sich Freddy Krueger von den Teenieslasher-Konkurrenten Michael Myers und Jason Vorhees wohltuend ab. Gleichzeitig sind wir hier aber auch schon bei meinem ersten Kritikpunkt angelangt: So hat man das interessante Konzept der Traumwelten meines Erachtens nur gestreift, jedoch keinesfalls ausgereizt. Ja, es gab den kurzen Moment, als Nancy auf der Treppe einsank, aber darüber hinaus lässt man es an typischen Horrorszenarien aus Träumen, wie immer länger werdende Gänge etc., vermissen. Dies liegt wohl daran, dass Wes Craven oft versucht, uns in die Irre zu führen. Wir sollen glauben, wir seien noch in der Wirklichkeit, obwohl wir uns schon im Traum befinden. Um uns mit dieser Offenbarung schockieren zu können, muss die Traumwelt natürlich bis zum entsprechenden Twist/Schockeffekt so natürlich und realistisch wie möglich wirken. Allerdings: Nachdem man Craven einmal darauf reingefallen ist, achtet man danach genau darauf, und sobald jemand auch nur die Augen zumacht, vermutet man bereits, sich wieder in einem Alptraum zu befinden. Daher wäre es aus meiner Sicht besser gewesen, weniger oft zu versuchen den Zuschauer hereinzulegen und dafür mit dem interessanten Konzept etwas mehr anzustellen.

ImageNicht, dass es überhaupt keine entsprechenden Szenen gebe. Vor allem jener Moment, als Freddy aus der Wand hervorkommt, oder auch die Hand, die im Badezimmer zwischen den Beinen hervorkommt, sind denkwürdige Bilder und Einstellungen, die man wohl sein Leben lang nicht vergessen wird. Gleichzeitig gibt es aber auch die eine oder andere surreale Szene, die bei mir ihre Wirkung leider verfehlt hat, und teilweise sogar unfreiwillig komisch wirkte. Allen voran muss hier jener Moment genannt werden, als Freddy mit verlängerten Armen durch die Gasse läuft – was fatalerweise die erste Szene war, in der wir ihn so richtig zu Gesicht bekommen haben. Statt mich vor ihm zu fürchten wirkte Freddy hier eher lächerlich auf mich, und ich musste mir richtiggehend das Lachen verkneifen. Nicht gerade der Auftritt, den man sich von einer Horrorikone erwartet…

Dass sich Freddy Krueger von diesem wenig gelungenen Einstieg tatsächlich noch mal erholen konnte, liegt in erster Linie am tollen Design, der Idee mit der Krallenhand, sowie Robert Englunds Performance. Im Gegensatz zu seinen stillen Rivalen, die hinter einer Maske verborgen sind und sich weder Worte noch Gefühlsregungen entlocken lassen, darf Freddy zeigen, wie sehr er es genießt, seine Opfer zu terrorisieren und zu töten. Die sadistische Freude, die Englund mit seiner Performance vermittelt, ist wirklich furchterregend. Auch die Maske muss lobend hervorgehoben werden. Freddy’s Gesicht allein sieht schon ziemlich erschreckend aus – dazu dann noch die Krallenhand, und es ist kein Wunder, dass sich Freddy Krueger zu einer DER Ikonen des Horrorkinos schlitzen konnte. Einen großen Anteil am Gelingen des Films hat auch das originelle, erschreckende Konzept. Wir alle haben gelegentlich Alpträume, dennoch… unser Bett bzw. unser Schlaf sind Zufluchtsorte, in denen wir uns zurückziehen können. Der Gedanke, von einem wahnsinnigen Killer nun genau dort angegriffen zu werden, ist wirklich beängstigend. Zumal wir alle früher oder später schlafen MÜSSEN – wo er dann schon auf uns lauert. Im Gegensatz zu anderen Killern ist es bei Freddy also geradezu unmöglich, sich vor ihm zu verstecken oder davonzulaufen. Früher oder später schlafen wir ein, und sind ihm hilflos ausgeliefert.

ImageAls jemand der den ersten Film völlig unvorbereitet und ohne irgendwelche Trailer, Inhaltsangaben oder ähnliches zu kennen gesehen hat, hat mich auch die Auswahl der Hauptfigur sehr überrascht. Denn nach dem ersten Traum bzw. auch vom Aussehen her hätte ich eher damit gerechnet, dass Amanda Wyss aka Tina Gray die Hauptrolle spielt. Ohne damit im geringsten Heather Langenkamp zu nahe treten zu wollen - Amanda Wyss sieht irgendwie mehr wie ein typischer weiblicher Horror-Filmstar aus, während Langenkamp/Nancy im direkten Vergleich "gewöhnlicher" (jedoch nicht minder hübsch) aussieht und eher wie das nette Mädel von nebenan denn eine "Schauspielerin" wirkt. Eben dies ist für den Film natürlich perfekt, da man sich mit Nancy viel besser identifizieren kann – und dennoch, es hat mich wirklich (positiv!) überrascht, als Tina doch tatsächlich als erste das Zeitliche gesegnet hat, denn das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Mich hier überraschen zu können, war definitiv ein weiterer Pluspunkt; was auch wieder mal aufzeigt, dass man sich Filme immer so unvorbereitet wie möglich ansehen sollte. Denn nur so sind solche Überraschungen überhaupt erst möglich.

Was mir ebenfalls gut gefiel ist, wie die männlichen Figuren – darunter Johnny Depp in seiner ersten Filmrolle! – nicht zugeben wollen, dass sie unter Alpträumen leiden. Es sind kleine Details wie diese, die sowohl die Figuren als auch das Geschehen glaubwürdiger machen. Des Weiteren finde ich den Interpretationsspielraum, den "A Nightmare on Elm Street" bietet, positiv. Ich will mich nicht näher darüber auslassen – wer nie so genau darüber nachgedacht hat und sich darüber informiert, wird sicherlich im Internet schnell ein paar interessante Analysen finden. Belassen wir es einfach dabei, dass dieser Subtext vorhanden ist, er mir aufgefallen ist, und mir das sehr gefallen hat – vor allem, da sich zahlreiche andere Vertreter des Genres auf reines, oberflächliches Gemetzel beschränken. Was ich ebenfalls positiv fand, ist, dass wir zwar einerseits Freddy’s Motivation für sein Handeln verstehen können, uns Wes Craven jedoch zu keinem Zeitpunkt dazu einlädt, ihn anzufeuern. Wo die Fortsetzungen Freddy zu einem coolen, One-Liner schleudernden Antihelden gemacht haben, ist hier völlig klar, wem unsere Sympathien gelten sollen – nämlich den Opfern, und nur den Opfern. Und last but not least: Die Art und Weise, wie Nancy Freddy bekämpft (nämlich mit klug ausgelegten Fallen) bzw. ihn dann besiegt (in dem sie ihm einfach den Rücken zukehrt), war in diesem Genre ebenfalls recht originell und konnte mir wirklich gut gefallen.

ImageWarum also meine einleitenden Worte der Warnung, angesichts all des Lobes? Nun, leider habe ich trotz aller positiven Aspekte an "A Nightmare on Elm Street" auch ein paar Dinge auszusetzen. Dass man die Möglichkeiten einer Traumlandschaft nur bedingt ausnutzt und einige der skurrileren und surrealeren Szenen bei mir nicht wirklich so gewirkt haben wie gewünscht, habe ich weiter oben bereits erwähnt. Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt ist, dass mich "A Nightmare on Elm Street" nicht erschrecken und keine Sekunde wirklich ängstigen konnte. Objektiv betrachtet kann ich das Konzept loben, aber was die Inszenierung betrifft fehlte es mir einfach an atmosphärisch dichten Szenen. Jedenfalls konnte mich der Film nie so richtig packen. Der recht unauffällige und für damalige Zeiten typische Synthesizer-Soundtrack dürfte neben Wes Cravens etwas unscheinbarer Inszenierung ebenfalls Anteil daran haben. Wo "Halloween" schon allein mit dem genialen Main Theme für Gänsehaut sorgt, fehlte mir ein ähnlicher Effekt bei der musikalischen Untermalung des ersten "Nightmare"-Films.

Viel schwerer als all die oben genannten Aspekte wiegt aber für mich, dass es irgendwie keine klaren Regeln zu geben schien. Anfangs terrorisiert Freddy seine Opfer im Traum, dann meuchelt er sein erstes Opfer nieder, dass währenddessen im "realen" Leben brutal an die Decke geschleudert wird und sich wie besessen windet. Beim darauffolgenden Mord bedient sich Freddy bereits einem Hilfsmittel in der realen Welt, nämlich dem Bettlaken. Und beim letzten Mord wird Johnny Depp nicht einfach nur durchs Bett gesaugt, seine Eltern sehen zudem, wie eine riesige Blutfontäne daraus hervorspritzt. Und am Ende wird Freddy sogar von Nancy in die reale Welt geholt. Leider hat mich eben diese ständige Steigerung von Freddy’s Fähigkeiten ordentlich verwirrt. Bitte nicht falsch verstehen: Mir ist natürlich klar, dass viele Horrorfilme über ein übersinnliches Element verfügen. Das ist ja auch einer der Aspekte, der das Genre vom Thriller abhebt. Und ich habe auch kein Problem damit, so lange nur die Regeln klar sind. Da gibt es also ein Video, das dich in 7 Tagen umbringt wenn du es dir ansiehst. Natürlich völliger Humbug, rational betrachtet, aber als spannende Ausgangssituation für einen Horrorfilm kann ich das als Bedrohung akzeptieren. Dass ein früherer Kindermörder aus dem Grab heraus die Kinder jener terrorisiert und ermordet, die ihn damals bei lebendigem Leib verbrennen ließen, ebenso. Aber irgendwie schien es mit der Zeit keine Grenzen mehr dafür zu geben, was Freddy kann.

ImageWarum dies so ist, nämlich weil er durch die Angst der Kinder an Macht gewinnt, wird zwar leicht gestreift, aber erst in den Fortsetzungen so wirklich deutlich gemacht. Und so ertappte ich mich dabei allzu oft, über die Regeln die in diesem Film gelten nachzugrübeln – und wenn du über etwas nachdenkst und einen Film analysierst, verhindert das natürlich, dass du so richtig in ihn eintauchst. Du identifizierst dich nicht mehr mit den Figuren oder der Gefahr, in der sie schweben. Ich war in erster Linie verwirrt und habe meine Gehirnzellen angestrengt, um Licht ins Dunkel zu bringen – und war damit leider stärker beschäftigt als mich in die Opfer hineinzuversetzen. In gewisser Weise kann ich ja verstehen, warum sich Wes Craven für diesen Zugang entschieden hat: Wenn man nicht von vornherein klarstellt, was Freddy kann und was nicht, ist alles möglich. Weshalb man sich auch zu keinem Zeitpunkt zu sicher sein kann. Ich denke, Craven hatte Angst dass man ansonsten in jenen Szenen in denen sie nicht schlafen zu entspannt sein könnte, da man ja ohnehin weiß, dass nichts passieren kann. Aus meiner Sicht überwiegen dennoch die Nachteile. Zumal einem, wenn man jederzeit mit allem rechnet, auch nichts überraschen kann…

Der größte Kritikpunkt ist für mich aber das Ende. Weiter oben habe ich geschrieben, dass mir die Art und Weise wie Nancy Freddy schließlich besiegt hat, enorm gut gefallen konnte. Nur – hat sie das wirklich? Dem Ende nach nicht. Da waren sowohl ihre Fallen als auch ihre Auflehnung umsonst. Statt mit diesem großen Triumph zu enden, in dem sie Freddy seine Macht nimmt, in dem sie sich ihrer Angst stellt – eine Aussage, die mir enorm gut gefällt, und einiges von jenem Subtext enthält, den ich zuvor so positiv herausgestrichen habe – kehren zuerst in einem WTF?-Moment alle zuvor ermordeten Opfer zurück, nur um dann aufzuzeigen dass sie sich – immer noch oder schon wieder?!?! – in Freddy’s Fängen befindet. Nicht nur ist dieses Ende absolut gewöhnlich und derart Horror-typisch, dass ich es dafür allein schon gar nicht genug schelten kann. Aber wie man damit Nancy’s großen Triumph negiert, nimmt dem Film zugleich eine seiner größten Stärken. Laut Wes Craven wurden dieses horrortypische Ende auf Drängen der Produzenten eingefügt – er wollte den Film ursprünglich mit einem versöhnlichen, glücklichen Ende ausklingen lassen.

ImageAber selbst die Idee, dass Nancy am Ende ihre Freunde wiedersieht und auch ihre Mutter wieder (bzw. noch) am Leben ist, überzeugt mich nicht unbedingt – denn wenn wirklich alles, der gesamte Film nur ein Traum war, ergibt das nicht nur kaum einen Sinn (angesichts der Tatsache, dass wir den ersten Alptraum und auch einige weitere aus der Sicht anderer Figuren erleben – was dann quasi ein Traum im Traum wäre. Wo sind wir hier, bei "Inception"?), sondern es nimmt Nancy’s Sieg gegen Freddy ebenfalls seine Bedeutung – da ja nie wirklich etwas Schlimmes passiert ist und sie daher auch nie ernsthaft in Gefahr war. Doch diese Diskussion ist ohnehin eine akademische, da der Film an dem Ende bewertet werden muss, mit dem er veröffentlicht wurde – egal ob vom Regisseur so gewünscht oder ihm von den Produzenten aufgezwungen. Und das Ende, so wie es ist, ist leider der Hauptgrund, warum ich "A Nightmare on Elm Street" trotz aller positiver Aspekte nicht auf eine Stufe mit z.B. dem ersten "Halloween"-Film von John Carpenter stellen kann – war es doch für mich ein höchst unbefriedigender Abschluss, der mich in erster Linie verwirrt und frustriert zurückgelassen hat.

Fazit: Die Tatsache, dass es sich bei "A Nightmare on Elm Street" um einen beliebten und geschätzten Klassiker des Genres handelt liegt meines Erachtens mehr am ikonischen Bösewicht Freddy Krueger und dem interessanten, originellen Konzept denn am Film selbst. So reizt der Film das Konzept der (Alp)Traumwelt leider nur bedingt aus, und hat zudem einige Szenen zu bieten, die eher ins lächerliche denn ins surreal-beängstigende abgleiten. Zudem fehlten mir klare Regeln im Bezug auf Freddy und seine Kräfte, was mich leider den ganzen Film über sehr verwirrt und beschäftigt hat – und damit neben der etwas einfallslosen Inszenierung und dem nur stellenweise atmosphärischen Score wohl hauptverantwortlich dafür war, dass ich nie so recht in die Handlung eintauchen konnte. Die größte Schwäche ist aber das absolut unbefriedigende Ende, dass viele der Stärken zuvor ad absurdum führt. Dennoch überwiegen die positiven Aspekte: Freddy ist ein genialer Schurke, der sich vom Aussehen, seinem sadistischen Wesen und der Art und Weise, wie er seine Opfer zur Strecke bringt, klar (und angenehm) von der Genrekonkurrenz abhebt. Nancy ist zudem eine angenehm gewöhnliche (und nicht übertrieben auf Model hochgestylte) Heroine. Und auch wenn ich mir in den Traumszenen etwas mehr Phantasie gewünscht hätte, die wenigen gelungenen Szenen, die der Film diesbezüglich zu bieten hat, sind definitiv denkwürdig und werde dem geneigten Horror-Fan noch lange in Erinnerung bleiben. Lange Rede kurzer Sinn: "A Nightmare on Elm Street" mag für mich nicht ganz das unantastbare Meisterwerk sein, für das ihn viele halten – dennoch ist es unbestreitbar ein Klassiker, den man als Fan des Genres gesehen haben sollte.

Wertung:7 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Lionsgate)


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