Der blaue Diamant |
Nur hartgesottensten Trash-Fans zu empfehlen
Kategorie:
Filme -
Autor: Christian Siegel - Datum:
Montag, 09 Dezember 2013 |
||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
![]()
Kurzinhalt: Eine Gruppe von Schatzsuchern hat sich nach Thailand begeben, um dort nach dem sagenumwobenen blauen Diamanten zu suchen. Als man diesen dann tatsächlich findet, begeht einer von ihnen im Affekt einen Mord. Daraufhin werden sie von der Polizei verfolgt, und der Mörder wird festgenommen und zum Tod verurteilt. Den anderen gelingt zwar die Flucht, allerdings müssen sie dabei den blauen Diamanten zurücklassen. Sieben Jahre später wird Pierres Frau Barbara entführt. Als Lösegeld fordern die Entführer den blauen Diamanten. Daraufhin begibt sich Pierre, der den Diamanten vor sieben Jahren versteckt hat, zurück nach Thailand. Doch der blaue Diamant ist verschwunden… Review: ![]() "Der blaue Diamant" hält aktuell auf IMDB bei einer durchschnittlichen Userwertung von unterirdischen 1,7, basierend auf den Bewertungen von immerhin 49 armen Teufeln, die den Film kennen (meine Wertung ist da noch nicht mit eingerechnet). Zum Vergleich: So mancher Film der oftmals zu den schlechtesten aller Zeiten gezählt wird, kann sich über eine vergleichsweise gnädige Wertung freuen, wie z.B. "Plan 9 From Outer Space" (3,8), "The Room" (3,3), "Troll 2" (2,5) oder auch "Battlefield Earth" (2,4). Und diese Wertung ist auch absolut hochverdient. Ich gehöre ja zu jenen Betroffenen, die "Der blaue Diamant" damals bei der TV-Premiere gesehen haben. Da wurde ja seitens RTL damals ein ganz schönes Tamtam veranstaltet, und die Besetzung kann ja immerhin mit so berühmten Namen wie Pierre "Winnetou" Brice, Barry Newman und Ernest Borgnine aufwarten. In den darauffolgenden 20 Jahren hatte ich dankensweiterweise das meiste von diesem Machwerk auch schon wieder vergessen. Ich behaupte nicht, ihn besser in Erinnerung gehabt zu haben, aber ich hatte ihn definitiv anders in Erinnerung. So dachte ich, der ganze Film würde sich um einen Trek auf der Suche nach dem Diamanten drehen, der zwischen den einzelnen Parteien mehrmals den Besitzer wechseln würde. Da habe ich wohl offenbar etwas durcheinandergebracht und ihn in meiner Erinnerung zumindest teilweise mit anderen Filmen verwechselt. Was ich z.B. in der Zwischenzeit völlig verdrängt hatte, ist der hohe Soap-Anteil. In "Der blaue Diamant" wimmelt es nur so vor Romanzen, Intrigen, verdrängten Gefühlen, und was weiß ich nicht alles. Das ganze dringt dabei teils schamlos in die tiefsten Untiefen von Seifenopern vor, angefangen von Personen die von den Toten zurückkehren, Entführungen und Mord(versuch)e aus Liebe, Missverständnisse, klischeehafte Vater-Tochter-Konflikte, unwahrscheinliche Romanzen, und und und. ![]() Kurz darauf gibt es nicht nur den ersten humoristischen Rohrkrepierer, der lediglich meinen Augenmuskeln etwas Training verschaffte (vom Verdrehen) statt des Zwerchfells (nämlich bei "Wer sein Leben liebt, der schiebt"), sondern auch die erste von zahlreichen absolut trashigen Szenen, nämlich nachdem Joe zum Tode verurteilt wurde: Laut schreit er ein hochdramatisches "Neeeeeiiiiiiin!" in die Kamera, die es sich noch dazu nicht nehmen lässt, auf besonders dramatische Art und Weise zu ihm hinzuzoomen. Immerhin war das noch unfreiwillig komisch, so dass ich mich köstlich über diesen Moment amüsiert und laut aufgelacht habe. Das war mir in weiterer Folge leider nur mehr selten möglich, da taten die trashigen und schlechten Szenen dann eher nur mehr weh. Danach machen wir einen Zeitsprung sieben Jahre in die Zukunft, und der immer noch lebendige und mittlerweile ausgebrochene Joe hält es für eine gute Idee, seine frühere Freundin zu entführen. Ja, ne, is klar. In weiterer Folge will ich auf die Handlung gar nicht mehr so genau eingehen. Belassen wir es einfach dabei, dass sich daraufhin ein Plot voller klischeehafter Momente, kitschiger Szenen und haarsträubenden Wendungen entspinnt. Von den Dialogen, die von banal bis peinlich reichen, ganz abgesehen. Ein paar Gustostückerl: "Mein Gott was habe ich getan?!" (deine frühere Freundin entführt und einen Killer beauftragt, ihren jetzigen Mann zu töten, du Psycho), "Liebt er dich auch 3-4 Mal am Tag, so wie ich?!" (ich wusste gar nicht, dass es schon so lang Viagra gibt!) "Fünf Jahre berühmte mich kein Mann…" (was für eine Verschwendung!). "Na ja, eine sehr merkwürdige Geschichte. Man braucht sehr viel Phantasie um das zu glauben." "Oder sehr viel Liebe!" (mir kommt gleich das Abendessen hoch). Großartig auch einer der letzten Dialoge. Sinngemäß: Du hast mich entführt und versucht meinen Mann zu töten – "…aber lass uns Freunde bleiben!" Spätestens jetzt war mir klar: Ich hatte entschieden nicht genug Alkohol zu Hause für diesen Film. ![]() Es gibt noch ein paar andere erwähnenswerte Kritikpunkte. So gibt es die eine oder andere dilettantisch geschriebene und inszenierte Szene, wie z.B. als Pierre sich selbst einen Brief von Hans vorliest. Wer macht das bitte schön, wenn er ganz allein im Hotelzimmer sitzt? Das war natürlich nur dazu da, damit der Zuschauer den Inhalt des Briefs erfährt. Man hätte das aber doch zumindest mit einem Voice Over-Kommentar elegant lösen können, oder? Die Figuren sind leider überwiegend eindimensional, uninteressant und oftmals auch sehr klischeehaft. Zudem gibt es viel zu viele von ihnen. Dadurch muss der Film die Aufmerksamkeit auf zu viele Protagonisten verteilen, und wirkt dadurch sehr unfokussiert. Die Handlungen und Gedanken vieler Personen ergeben nicht wirklich Sinn. So sieht Pierre Barbara zusammen mit Joe – denn natürlich erwischt er sie ganz Seifenopfern-mäßig genau just in dem Moment, wo sie ihm in den Armen liegt (aber nur weil er ihr erzählt hat, das Pierre noch am Leben sei) – und stürzt sich sogleich in eine Liebesnacht mit Wendy. Das muss ja wirklich Liebe sein, wenn er so schnell aufgibt und sich auf die nächstbeste stürzt der er zwischen die Beine fällt. Und natürlich ist auch der Plot der das ganze ins Rollen bringt absolut bescheuert. Die ehemalige Freundin entführen, nicht etwa mit dem Ziel den Diamanten herauszupressen, sondern vielmehr tatsächlich sie zurückzugewinnen! Sicher doch! Toll fand ich in dieser Hinsicht auch Joes Aussage "Sie muss erst Pierre vergessen." He, die hat fünf Jahre lang die in ihrem Fall bestimmt ständig eintrudelnden Avancen von Männern abgelehnt, weil sie um dich getrauert hat. Wie lange willst du die eigentlich bei dir festhalten? Last but not least darf auch die Romanze zwischen Susan und Birnbaum (?) nicht unerwähnt bleiben, die sich viel zu schnell und auch sehr unplausibel entwickelt hat. Bei weitem nicht das größte Problem des Films, aber es gehört doch erwähnt. ![]() Fazit: Eigenproduzierte TV-Filme von deutschen Sendern sorgen aufgrund ihrer oftmals unterirdischen Qualität ja nicht selten für hämisches Grinsen beim Publikum. Bei "Der blaue Diamant" dürfte aber wohl selbst den hartgesottensten Cineasten das Lachen vergehen – fällt dieser armselige Versuch eines Abenteuerfilms doch die meiste Zeit über nicht einmal unter die Kategorie "so schlecht, dass er schon wieder gut ist". Lediglich vereinzelte trashige Szenen vermochten mich unfreiwillig zu unterhalten. Der Rest war einfach nur eine Qual, angefangen von der billigen Produktionsqualität über die amateurhafte Inszenierung bis hin zu den maximal bemühten schauspielerischen Leistungen. Das größte Problem des Films ist jedoch ganz klar das Drehbuch, das vor soapigen Szenen, hanebüchenen Entwicklungen und peinlichen Dialogen nur so strotzt. Von der ersten Szene bis zur letzten ist "Der blaue Diamant" ein filmisches Debakel, das wirklich nur den hartgesottensten Trash-Masochisten empfohlen werden kann. Wertung:1 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MCP Sound & Media AG)
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zum Film im SpacePub! Weiterführende Links: Advents-SPECiAL 2013
Kommentar schreiben
|