Eigenarten
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: Singularity
Episodennummer: 2x09
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 20.11.2002
Erstausstrahlung D: 17.10.2003
Drehbuch: Chris Black
Regie: Patrick Norris
Hauptdarsteller: Scott Bakula als Captain Jonathan Archer, Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III, Jolene Blalock als Subcommander T'Pol, Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed, Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather, Linda Park als Ensign Hoshi Sato, John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller: Matthew Kaminsky als Crewman Cunningham u.a.

Kurzinhalt: T'Pol möchte ein Schwarzes Loch in einem Dreisternsystem erkunden, und Archer kommt dieser Bitte nur zu gerne nach. Während der Reise haben die Besatzungsmitglieder genug Zeit, um einigen mehr oder weniger wichtigen Beschäftigungen nachzugehen: Trip kümmert sich um den Sessel des Captains, da sich dieser ein wenig kritisch über die Bequemlichkeit geäußert hat. Archer wiederum soll ein Vorwort für ein Buch über seinen Vater schreiben. Reed ist mittlerweile ganz damit beschäftigt, die Sicherheitsprotokolle der Enterprise zu verbessern. Hoshi springt für den erkrankten Koch ein, und Phlox möchte unbedingt herausfinden, was es mit Mayweathers Kopfschmerzen auf sich hat. Mit der Zeit bemerkt T'Pol jedoch, dass die Besatzungsmitglieder der Enterprise von ihren Aufgaben nahezu besessen zu sein scheinen. Des Rätsels Lösung ist eine Veränderung der chemischen Zusammensetzung des Gehirns, ausgelöst durch die Strahlung des schwarzen Lochs. T'Pol ist die Einzige, die davon nicht betroffen zu sein scheint. Doch allein kann sie das Schiff nicht aus der Gefahrenzone bringen, und sofern ihr dies nicht gelingt, wird die Crew in wenigen Stunden sterben…

Denkwürdige Zitate: "I thought Vulcans had all this mental focus and discipline."
"We also have sensitive hearing."
(Trip und T'Pol, als der Chefingenieur anfängt, auf der Brücke am Sessel des Captains zu arbeiten.)

"I appreciate your concern, Malcolm, but this isn't a warship."
"Well, that's obvious, sir."
(Treffer - versenkt!)

"It's just a few more pages."
"How many more?"
"Nineteen."
"Nineteen? Are you writing the preface or the book?"
"I've got a lot to say."
"No kidding."
(Ich glaub, ich kann mich zum ersten Mal so richtig mit Archer identifizieren.)


Review: Episodenbild (c) CBS In meinem Review zur letzten Episode habe ich wieder einmal darauf hingewiesen, dass es einfach nicht funktioniert, den Captain und ein anderes Mitglied der Brückenbesatzung in Lebensgefahr zu bringen, und dadurch Spannung zu erzeugen – da wir ja ohnehin wissen, dass sie am Ende wieder heil auf die Enterprise zurückkehren werden. Und was machen die Macher? Sie erhöhen den Einsatz, in dem sie diesmal gleich die gesamte Besatzung in Gefahr bringen! Gut so! Genau so hatte ich das gemeint! Ok, Ironiemodus aus: Das war natürlich wieder einmal absolut einfallslos – und auch völlig ineffektiv. Spannung wollte bei mir jedenfalls neuerlich keine aufkommen. Auch ein interessantes Mysterium ließ die Episode leider vermissen. Viel zu früh ist klar, dass da seltsame Verhalten der Crew auf das schwarze Loch zurückzuführen ist – so früh, dass man sich unweigerlich fragen muss, warum es bei T'Pol denn gar so lange dauert, ehe der Groschen fällt. Ach ja, genau: Damit es dann zu spät dafür ist, einfach so umzukehren.

Womit wir schon beim nächsten Punkt sind. Bin ich der Einzige, der das am Ende benötigte Manöver unlogisch fand? Sie fliegen aufs schwarze Loch zu, um früher von der Strahlung wegzukommen? Offenbar strahlt diese seltsame Strahlung nur in gewisse Richtungen aus?! Wenn dem so ist ergibt sich aber die Frage: Warum nicht einfach statt umzukehren eine 90°-Wende oder so machen? Oder ist die Strahlung – aus welchen Gründen auch immer – wirklich nur in einer Art Trichter der vom schwarzen Loch wegführt nicht existent? Und kann es sein, dass ich mich über ein solch erzwungenes Plotkonstrukt wieder einmal viel zu viele Gedanken mache? Im Gegensatz zu den Szenen mit dem schwarzen Loch war auch das Asteroidenfeld doch wieder eher bescheiden getrickst. Ihre CGI-Herkunft sonnten sie nicht verbergen, und vor allem der auseinanderfallende Asteroid sah ungemein künstlich aus. Da sollte man sich vom Vorzeigeprodukt des Science Fiction-Genres im TV schon mehr erwarten dürfen. Doch nicht nur in den Details, sondern auch im Kern der Geschichte stecht der Wurm drin. An der Oberfläche erinnert das seltsame Verhalten der Crew in "Eigenarten" an die TOS-Episode "Implosion in der Spirale". Dort diente das ungewöhnliche Verhalten der Besatzung allerdings dazu, um uns neue Seiten von ihnen zu zeigen und sie uns somit besser vorzustellen. Ein Aspekt, der bei "Eigenarten" entfällt, denn sie obsessionieren ja nicht über jene Dinge, die ihnen am Herzen liegen, sondern stürzen sich mit Feuereifer einfach auf jene Dinge, denen sie sich zuletzt gewidmet haben. Der Erkenntnisgewinn für den Zuschauer beläuft sich dadurch auf 0. Zumal das ganze doch sehr konstruiert erscheint – insbesondere, dass es scheinbar nicht möglich sein soll, eine Obsession durch eine andere zu ersetzen; also z.B. Archer davon zu überzeugen, dass es vielleicht ein klein wenig sichtiger ist, das Schiff zu retten, als die Einleitung für das Buch zu schreiben.

Episodenbild (c) CBS Trotz dieser Kritikpunkte lässt sich mit "Eigenarten" aber teilweise durchaus Spaß haben. Zwar kann man es durchaus kritisch sehen, dass der Drehbuchautor von allen verfügbaren Personen mit Hoshi just die einzige menschliche Frau der Brückenbesatzung hinter den Herd schickt, aber davon abgesehen sind die Obsessionen der Besatzungsmitglieder teils durchaus amüsant mit anzusehen. Vor allem das nette Wortspiel rund um den "Reed Alert" hat es mi dabei angetan. Keine Ahnung, ob die "Enterprise"-Macher diesen Gag von vornherein in der Hinterhand hatten, oder Malcolms Name nur ein glücklicher Zufall war, aber das war durchaus amüsant. Auch alles rund um den Sessel des Captains fand ich sehr lustig. Generell war es recht unterhaltsam, der Crew dabei zuzuschauen, wie sie ihren individuellen Beschäftigungen mit zunehmender Besessenheit nachgeht. Gut gefallen hat mir auch der Teaser, der zwar außergewöhnlich kurz, dafür aber sehr effektiv war. Und dann ist da natürlich noch das nette Wortspiel im englischen Titel, das sich einerseits auf das schwarze Loch, und andererseits auf die Besessenheit der Crew auf eine einzige Tätigkeit bezieht. Insgesamt fällt "Eigenarten" damit wieder einmal in die Kategorie "Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut."

Fazit: An einem interessanten Rätsel, Abenteuergeist, dem von mir so geschätzten "sense of wonder" oder einer spannenden Handlung lässt es "Eigenarten" leider wieder einmal vermissen. Egal ob man nun "nur" den Captain oder gleich die ganze Crew in Lebensgefahr schweben lässt, damit Spannung zu erzeugen funktioniert halt einfach nicht, ganz egal wie oft es in die Macher in ihrer kollektiven Einfalls- und Ratlosigkeit auch versuchen mögen. Erschwerend kommen die Beliebigkeit der Tätigkeiten von denen die Crew besessen ist (statt dass sich jeder auf sein Hobby konzentriert und wir sie dadurch besser kennenlernen) sowie die von der Storylogik her wenig überzeugende Handlung hinzu. Auch die Effekte sind eine überraschend durchwachsene Angelegenheit: So toll die Einstellungen mit dem schwarzen Loch aussehen, so sehr lassen die Aufnahmen im Asteroidenfeld zu wünschen übrig. Dank einzelner amüsanter Szenen, die sich insbesondere aus der Besessenheit der Crew sowie einigen witzigen Anspielungen – Stichwort "Reed Alert" – ergeben, bietet "Eigenarten" aber trotz aller Schwachpunkte wenigstens noch halbwegs akzeptable Unterhaltung.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel


Inhaltsbeschreibung: Episodenbild (c) CBS T'Pol führt ein Computerlogbuch. Die ganze Crew liegt bewusstlos in den Gängen des Schiffes herum. Falls die Enterprise durch ein schwarzes Loch in der Nähe nicht zerstört wird, rekapituliert die Vulkanierin die Ereignisse der letzten zwei Tage für die Personen, die das Logbuch finden werden. Alles begann damit, dass die Enterprise ein schwarzes Loch in einem trinären System entdeckte. Archer beschließt den Kurs zu ändern, um das Phänomen zu untersuchen. Aufgrund der besonderen Bedingungen in diesem System, muss die Enterprise mit Impuls hinfliegen - das wird zwei Tage in Anspruch nehmen. Ansonsten scheint es ein ganz normaler Tag zu werden. Hoshi soll den Koch ersetzen, der aufgrund einer Grippe ausgefallen ist. Archer schreibt ein Vorwort zu einem Buch über seinen Vater, während Trip den Auftrag erhält, den Stuhl des Captains zu verbessern, Reed arbeitet an einem neuen Sicherheitsalarm für das Schiff und Phlox behandelt den an Kopfschmerzen leidenden Mayweather. Doch plötzlich beginnen sich alle Crewmitglieder seltsam zu verhalten.

Während Hoshi ihr Gericht nicht mehr für die Mannschaft zubereitet, sondern immer und immer wieder verfeinern will, ist Tucker besessen von der Idee den perfekten Stuhl für den Captain zu bauen - inklusive Getränkehalter. Malcolm führt inzwischen ohne Vorwarnung Tests mit seinem neuen "Reed-Alarm" durch und halst sich damit den Ärger der Crew auf. Archer ist so in sein 19 Seiten langes Vorwort vertieft, dass er über all dem vergisst, den armen Porthos zu füttern. Einzig und allein T'Pol scheint nicht von diesem Verhalten betroffen zu sein. Als sie Doktor Phlox aufsucht, um mit ihm über das Problem zu reden, kann sich ihn gerade noch davon abhalten, Mayweather die Schädeldecke zu öffnen. Da beginnen auch schon die ersten Crewmitglieder in Ohnmacht zu fallen. Die Vulkanierin sieht nur einen Ausweg - die Enterprise muss der Strahlung, die von dem schwarzen Loch ausgeht entkommen. Denn die ist für das seltsame Verhalten verantwortlich. Da es aber zu spät ist, um umzukehren, muss die Enterprise durch ein Asteroidenfeld nahe des schwarzen Loches fliegen, um der Strahlung schneller zu entkommen. Da T'Pol aber die Kurskorrekturen durchführen muss, muss eine andere Person das Schiff fliegen. Sie beschließt Archer aufzuwecken und setzt ihn unter die Dusche. Anschließend begeben sich die beiden auf die Brücke, um den Plan in die Tat umzusetzen. Da versperrt ihnen plötzlich ein riesiger Asteroid den weiteren Weg. Die Phaserkanonen sind nicht einsetzbar, da sie zu lange brauchen würden, um zu laden. Auf einmal geht Malcolms Alarm los und die Phaserkanonen sind einsatzbereit. Im letzten Moment gelingt es der Enterprise den Asteroiden zu zerstören und den Bereich der Strahlung zu verlassen. Tucker modifiziert den Stuhl des Captains, dass er wieder bequem sitzen kann (er hat ihn um einen Zentimeter gesenkt) und Reed legt sein Sicherheitsprotokoll dem Captain vor. Da dieser schon weiß, wie nützlich ein solches System in Krisenzeiten sein kann, beschließt er, es in der Enterprise einzubauen - einzig und allein am Alarmgeräusch muss Malcolm noch arbeiten.

Michael Melchers
(Bilder © CBS/Paramount)




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Kommentare (2)
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1. 27.08.2014 09:39
 
Naja...
... da wird doch mit zweierlei Maß gemessen. Zunächst möchte ich anmerken, dass ich Enterprise ziemlich miserabel fand und finde, ein echter Schuss in den Ofen. Das liegt aber am großen Ganzen, dass eine Pre-Kirk-Serie nicht funktionieren konnte, dass jede Kontinuität über Bord ging und dass die Charaktere sehr schlecht waren. Auch an sich gute Ideen, wie die durchgehende Story in Season III wurden unzureichend umgesetzt und lächerlich beendet. 
 
Deiner Kritik im ersten Absatz kann ich aber nur widersprechen. Was Du da kritisierst ist schlicht und ergreifend Dreh-und Angelpunkt von gefühlt. 90% aller Serien. Nur ganz wenige Ausnahmen gehen da einen anderen Weg, der Rest inszeniert Gefahren und/ oder weitreichende Veränderungen für eine/mehrere Hauptfiguren. Selbstverständlich ist das irgendwann durchschaubar, doch Laage nicht immer die wahre Spannung darin, den Weg zur Rettung zu zeigen? Ich wüsste grade fast keine TNG-Folge, in welcher nicht das Schicksal einer Hauptperson iwie auf dem Spiel stand. Auch vermeintliche Perlen wie "Wem gehört Data" stellen in Aussicht, dass eine wichtige Figur das Schiff verlässt. Bis vor kurzem, namentlich The Walking Dead und Game of Thrones war es halt auch nicht gerade Usus den Cast zu verändern.  
 
Ich denke aber, Du wirst an jeder Folge genug andere Kritikpunkte finden, ohne dabei mit Kanonen auf Spatzen schießen zu müssen.  
 
Und was meine Meinung zur Folge betrifft:  
Ich hatte keine Erinnerung mehr an die Bedrohung, aber die Szenen mit dem Stuhl und Reed alert sind haften geblieben. Insofern weit mehr, als die Masse der Enterprise - Episoden geschafft haben.
 
2. 27.08.2014 11:28
 
Naja...
Natürlich ist es ein beliebtes und häufig auftretendes Stilmittel, Hauptfiguren in Gefahr zu bringen. Aber bei "Enterprise" kommt es meinem persönlichen Empfinden nach ganz einfach zu häufig vor; nämlich praktisch in jeder Episode. Das zeugt von Ideenlosigkeit, und eben die wollte ich damit anprangern. Und zudem darauf hinweisen, dass wenn eine Episode NUR DAS vorzuweisen hat und sonst nichts, es halt üblicherweise nicht funktioniert, da zumindest mir ein "wie werden sie da wieder rauskommen?" zu wenig ist. Es geht mir darum, aufzuzeigen, dass die Macher auf diese Art und Weise verzweifelt zu versuchen scheinen, ihre Episoden spannend und interessant zu machen, da ihnen sonst nichts einfällt - und da eben genau dies für mich nicht funktioniert, funktionieren dann auch die Folgen insgesamt für mich nicht. 
 
Und du hast recht: Das "wie kommen sie da wieder heraus?" KANN auch spannend sein. Dann braucht es aber eine packendere Ausgangssituation als "wir fliegen freiwillig auf ein schwarzes Loch zu". Etwas, wo sie wirklich die KÖpfe zusammenstecken und eine Lösung für ein Problem/eine Bedrohung finden müssen. Aber auch daran mangelt es "Enterprise" regelmäßig. Und natürlich haben TOS und TNG auch immer wieder darauf gesetzt, die Figuren in Gefahr zu bringen. Aber eben nicht im Wochentakt. Wenn ich z.B. mal den Schwenk zu meinen aktuellen TNG-Reviews mache, muss ich schon bis zu "Der unbekannte Schatten" (und damit 5 Folgen) zurückgehen, um ein ähnlich eindeutiges Bedrohungsszenario zu finden ("Gefangen in der Vergangenheit" zähle ich nicht da dort die Nicht-Bedrohung durch Q zu offensichtlich war). 
 
Es ist einfach faul, einfallslos... und zu allem Überfluss funktioniert es ja nicht einmal. Und trotzdem machen sie es wieder und wieder und wieder. Da ihnen scheinbar sonst nichts einfällt. Und auf Dauer ist mir das einfach entschieden zu wenig. 
 
Dass dies aber bei weitem nicht der einzige Kritikpunkt an dieser Folge war, geht in weiterer Folge der Kritik glaube ich auch heraus ;).
 

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