Der Siebente
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Seventh
Episodennummer: 2x07
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 06.11.2002
Erstausstrahlung D: 27.09.2003
Drehbuch: Rick Berman & Brannon Braga
Regie: David Livingston
Hauptdarsteller: Scott Bakula als Captain Jonathan Archer, Connor Trinneer als Commander Charles "Trip" Tucker III, Jolene Blalock als Subcommander T'Pol, Dominic Keating als Lieutenant Malcolm Reed, Anthony Montgomery als Ensign Travis Mayweather, Linda Park als Ensign Hoshi Sato, John Billingsley als Doctor Phlox.
Gastdarsteller: Bruce Davison als Menos, Stephen Mendillo als Captain Tavek, David Richards als Dockmaster, Coleen Maloney als Vulcan Officer, Vincent Hammond als Huge Alien, Richard Wharton als Jossen u.a.

Kurzinhalt: Vor ein paar Jahren arbeitete T'Pol noch beim vulkanischen Sicherheitsrat. Eine ihrer Missionen war es, sieben flüchtige Vulkanier, die nachdem ihr Undercovereinsatz als Spione einer fremden Zivilisation beendet war nicht wieder nach Vulcan zurückkehren wollten, zurückzuholen. Mit ihrem Team konnte sie alle stellen – bis auf einen: Menos ist ihr damals auf Risa entwischt. Nun wurde er auf einem Mond gesichtet. Zusammen mit Archer und Mayweather bricht sie auf, um ihre damalige Mission nun doch noch zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Nur kurz nachdem sie den Mond erreicht haben gelingt es ihnen auch, Menos zu fassen. Doch während ihm der vulkanische Sicherheitsrat unterstellt, ein Schmuggler zu sein, beteuert er seine Unschuld. Die Begegnung mit Menos führt auch dazu, dass T'Pol zunehmend von verdrängten Erinnerungen heimgesucht wird, die sie schwer belasten. Die damit einhergehenden Schuldgefühle führen dazu, dass sie ihre emotionale Kontrolle zunehmend verliert. Als Menos eine Gelegenheit zur Flucht nützt, muss sich T'Pol entscheiden, ob sie dem Befehl des Sicherheitsrates folge leistet, oder ihn entkommen lässt…

Denkwürdige Zitate: "Sacha ihza!"
"Couldn't agree more."
(Archer nimmt es gelassen, als er in der Bar in einer unbekannten Sprache angepöbelt wird.)

"Ironic, isn't it?! Burning to death on a frozen moon."
(Menos kann seiner Situation durchaus Galgenhumor abgewinnen.)


Review: Episodenbild (c) CBS "Der Siebente" war auf dem besten Weg dazu, nach zwei eher dürftigen Episoden endlich wieder eine recht gute Folge zu werden – und dann mussten Berman & Braga es leider mit dieser dummen Wendung in letzter Minute verspielen. Die ganze Episode lebt im Prinzip von der Frage, ob Menos schuldig oder unschuldig ist, bzw. ob T'Pol vor einigen Jahren richtig gehandelt hat, und auch jetzt richtig handelt, wenn sie ihren Befehlen folgt und Menos einkassiert. Doch leider wollten Berman & Braga den Zuschauer nicht mit einem solchen offenen Ende und den damit einhergehenden moralischen Fragen "überfordern". Anstatt die Frage nach Menos Schuld offen zu lassen, stellt sich daher praktisch in letzter Sekunde heraus, dass er doch ein Schmuggler war, und die ganze Zeit über gelogen hat – womit sich der vermeintliche moralische Konflikt, der im Mittelpunkt der Episode stand (und für mich seine größte Stärke war), so schnell in Luft auf, wie Q, wenn er mit den Fingern schnippt. In dieser Hinsicht weckt "Der Siebente" unliebsame Erinnerungen an die – ebenfalls T'Pol-zentrierte – Episode "Verschmelzung" aus Staffel eins. Auch dort haben Berman & Braga in ihrem Bestreben, unbedingt eine "überraschende" Wendung einzubauen, viel von jenen Elementen die mir bis dahin an der Episode gefallen konnten im Nachhinein zunichte gemacht.

Auch bei "Der Siebente" zerstört diese Wendung in meinen Augen viel von dem, was die Episode zuvor so gelungen gemacht hat. So löst sich der gesamte moralische Konflikt von T'Pol dahingehend, ob sie damals richtig gehandelt hat, damit in Wohlgefallen auf. Leider fehlt Berman & Braga der Mut, diese Frage offen zu lassen, bzw. die Möglichkeit in den Raum zu stellen, dass T'Pol in der Vergangenheit einen derart schrecklichen Fehler begangen haben könnte. Immerhin ist sie eine der Hauptfiguren, und "unsere Helden" machen so etwas doch nicht! Und so gibt es in letzter Sekunde doch noch einen feigen Rückzieher. Es wäre mir jedenfalls entschieden lieber gewesen, Berman & Braga hätten den Mut besessen, diese Frage überhaupt offen zu lassen und nicht genau zu beantworten, ob Menos nun wirklich ein Schmuggler ist oder nicht. Stattdessen gibt es ein viel zu sauberes und eindeutiges Ende. Dieses ist für mich zwar der mit Abstand größte Kritikpunkt an "Der Siebente", aber nicht der einzige. Gleich zu Beginn war ich etwas über T'Pols anfängliche Zurückhaltung enttäuscht, Archer einzuweihen – erschien mir dies doch nach den letzten Episoden, wo sie gelernt hatten sich gegenseitig zu vertrauen, als Rückschritt. Etwas arg konstruiert wirkt auch der Grund, warum sie nicht gleich mit Menos vom Mond verschwinden können. Zumal am Ende dann ohnehin alle über die Plattform laufen, Säure hin oder her. Die Szene in der Bar weckte – wie es wohl jede ähnliche Szene unweigerlich tut – Erinnerungen an die Cantina aus "Star Wars". Bei der Rückblende von T'Pol stellte ich mir unweigerlich die Frage, ob die Phaser der Vulkanier keine Betäubungseinstellung haben. Und die Flucht von Menos vom Schiff war dann doch etwas ungeschickt umgesetzt, sahen Archer & Co. dabei doch alles andere als gut aus.

Episodenbild (c) CBS Trotz meiner großen Enttäuschung wegen des Endes ist "Der Siebente" aber nicht ohne ihre Stärken. Eine wesentliche Stärke der Folge ist dabei die amüsante Nebenhandlung rund um Trip, der zuerst seine Zeit als Ersatzcaptain genießt und ordentlich auskostet – wie z.B. mit dem Essen in der Messhalle des Captains – dann jedoch schnell die Schattenseiten erkennen muss, die mit dieser Verantwortung einhergehen. Sehr gut gefallen hat mir auch die Offenbarung, dass T'Pol auf Vulkan die Erinnerungen an ihren Mord am sechsten Flüchtling genommen wurde – was sogar eine kleine Anspielung auf die klassische Serie in sich bergen könnte (immerhin hat Spock seinen Captain in "Planet der Unsterblichen" ja ebenfalls von schmerzhaften Erinnerungen befreit). Die Rückblenden waren zudem sehr gut inszeniert. Auch der Showdown im Schnee stach was die Inszenierung betrifft hervor, wobei mir die Episode von der Regie her generell sehr gut gefallen konnte. Auch die schauspielerischen Leistungen von Bruce Davison (den der Genrefan noch als Senator aus dem ersten "X-Men"-Film kennt) und vor allem auch Jolene Blalock muss ich positiv hervorheben. Zudem gab es durchaus die eine oder andere wirklich starke Szene. Letztendlich machen all diese positiven Aspekte für mich das enttäuschende Ende aber nur umso bedauerlicher.

Fazit: "Der Siebente" ist eine weitere enttäuschende "Enterprise"-Episode, die vom Produzentenduo Rick Berman & Brannon Braga geschrieben wurde. Dabei sah es in den ersten 35 Minuten, von kleineren Kritikpunkten abgesehen, eigentlich noch ganz vielversprechend aus. Die Story rund um T'Pols frühere Mission, die Gefangennahme von Menos – den man als Zuschauer schwer einschätzen konnte; sagt er die Wahrheit oder ist er einfach nur ein gerissener Lügner? –, die Rückblenden von T'Pol und das mit ihrer dort verübten Tat einhergehende Trauma, die Offenbarung der unterdrückten Erinnerungen… all das war wirklich gelungen, und konnte mir gut gefallen. Zwischendurch gab es mit Trip als Captain vom Dienst ein paar amüsante Einlagen, die das Geschehen ein bisschen aufgelockert haben. Die Inszenierung war wieder einmal großartig und stach vor allem in einzelnen Szenen hervor, und auch die schauspielerischen Leistungen konnten sich sehen lassen. Leider aber agieren Berman & Braga am Ende enorm mutlos: Anstatt die Frage nach Menos Schuld offen zu lassen, wird er als Schmuggler entlarvt – und der zuvor so mühsam aufgebaute, ungemein wirkungsvolle und sehr gelungene moralische Konflikt, den ich bis dahin als die größte Stärke der Episode eingeschätzt habe, wirkungslos verpufft. Und das alles nur, um dem Zuschauer eine "überraschende Wendung" präsentieren zu können, ihn nicht mit der Möglichkeit, dass T'Pol falsch gehandelt haben könnte, moralisch zu überfordern, und ihn aufgrund der ungelösten Frage ratlos zurückzulassen. Stattdessen wird alles überdeutlich beantwortet, um auch ja keinen Zweifel an der Richtigkeit von T'Pols Handeln übrig zu lassen. Eben dieses viel zu saubere, bequeme Ende hat mir "Der Siebente" leider doch ansatzweise ruiniert.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel


Inhaltsbeschreibung: Episodenbild (c) CBS T'Pol erhält eine verschlüsselte Nachricht von Vulkan. Offensichtlich haben die Behörden einen Mann namens Menos lokalisiert. Der Subcommander weiß, was das bedeutet und macht sich auf de Weg zum Captain. Dort eröffnet sie, dass Archer in wenigen Stunde eine Nachricht von der Sternenflotte erhalten wird und den Befehl bekommt, T'Pol mit einem Piloten und einer Fähre auf einem Planeten auszusetzen. Dort soll das Schiff bis zu ihrer Rückkehr warten. Auf Details geht sich nicht ein, was Archer äußerst Missfällt. Tatsächlich trifft kurz darauf der Befehl ein. Mayweather wird als Pilot ausgewählt. Er soll neben anderen Dingen auch Kleidung für kaltes Wetter mitnehmen. Details werden auch hier wieder nicht genannt. Doch Archer gelingt es, T'Pol das Geheimnis zu entreißen. Sie erklärt ihm, dass sie früher einmal beim vulkanischen Geheimdienst gearbeitet hat. Vor Jahren wollten die Bewohner des Planeten Aragons Alliierte der Vulkanier werden. Doch die Korruption, die auf dieser Welt gang und gebe war, machte diese Allianz fast unmöglich. Also beschlossen die Vulkanier Undercoveragenten einzusetzen, um die Kriminellen zu überführen. Als die Allianz letztendlich erfolgreich war, wurden die Agenten zurück beordert.

Doch einer - Menos - wollte nicht mehr zurück. T'Pol wurde nun damit beauftragt die Befehlsverweigerer zurückzuholen. Bei Fünfen war sie erfolgreich - beim Sechsten nicht. Nun wird die Vulkanierin erneut damit beauftragt, den Sechsten zu fangen. T'Pol bittet Archer, sie bei dieser Mission zu begleiten, da sie befürchtet ansonsten nicht erfolgreich zu sein. Am nächsten Tag bricht das Trio aus dem Captain, T'Pol und Mayweather auf. Unterwegs berichtet die Vulkanierin, dass Menos zu einer Gruppe von Schmugglern gehörte, die ihr Geld mit Biogiften verdienten. Kurze Zeit später trifft die Fähre auf einem schneebedeckten Planeten ein. Zum Erstaunen aller beteiligten, dauert es nicht lange, bis Menos gefunden und verhaftet werden. Plötzlich hat die Vulkanierin Visionen über eine Verfolgungsjagd auf zwei Flüchtende. Sie ignoriert diese Bilder und erzählt niemandem davon. Das Wetter wird immer schlechter und macht einen sofortigen Aufbruch unmöglich. Das Außenteam beschließt, zusammen mit ihrem Gefangenen, auf dem Planeten zu bleiben. Menos wirft T'Pol immer wieder vor, sie würde ihn zwingen sein Leben zu ändern und behauptet, nie ein Schmuggler gewesen zu sein. Er würde ein ehrliches Leben führen und Warpinjektorhülsen verkaufen. T'Pol ist misstrauisch und beschließt das Schiff von Menos nach Biogiften zu durchsuchen. Während sie das tut, hat sie wieder Visionen der flüchtenden Abtrünnigen. Dabei schießt ihr ein Name durch den Kopf - Jossen. Da sie auf Menos' Schiff nichts Verdächtiges findet, kehrt zurück zur Taverne, in der sich der Rest des Außenteams aufhält und bittet Archer mit Menos allein sprechen zu dürfen. Sie will wissen, wer Jossen ist. Da erinnert sie sich, dass sie Jossen auf der Verfolgungsjagd aus Notwehr heraus erschoss. Sie berichtet nun Archer davon, dass es eigentlich sieben Abtrünnige waren. Da T'Pol aber einen inneren Konflikt durchlebte, da sie nicht wusste, ob Jossen wirklich schuldig war, unterzog sie sich einem Ritual, dass die Erinnerung an diesen Vorfall unterdrücken sollte.

Episodenbild (c) CBS Da bricht plötzlich ein Feuer aus. Menos hat es gelegt, da er lieber sterben würde, als nach Vulkan zurück zukehren. Alle Anwesenden in der Taverne stürzen aufgrund des Feuers zu ihren Schiffen und verlassen den Planeten - Wetter hin oder her. Auch Menos rennt zu seinem Schiff. Doch als das Außenteam das Schiff durchsucht, finden sie nichts. Der Flüchtende hat sich in einem geheimen Raum an Bord versteckt. Plötzlich springt er hervor und nimmt T'Pol als Geisel. Archer und Travis gelingt es jedoch, die Vulkanierin zu befreien. Sie nimmt ihren Phaser und zielt auf Menos. Doch plötzlich zweifelt sie. Ist er unschuldig? Soll sie ihn betäuben und mitnehmen oder doch laufen lassen? Archer sagt ihr, dass sie hier ist, um Menos zu holen, nicht, um über ihr zu richten. Daraufhin schießt sie Menos bewusstlos. Da entdeckt Travis in dem geheimen Raum an Bord die gesuchten Biogifte - T'Pol hatte recht. Das Außenteam kehrt auf die Enterprise zurück und übergibt Menos einem Schiff, das ihn nach Vulkan bringt.

Michael Melchers
(Bilder © CBS/Paramount)




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