Tyrannenmord |
Episodennummer: 4x05 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 27. Januar 1997 Erstausstrahlung D: 20. Juni 1998 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: John LaFia Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: Bryan Cranston als Ericsson, Wortham Krimmer als Emperor Cartagia, Ron Campbell als Drazi Ambassador, Carl Reggiardio als Centauri #1, Mark Bramhall als Centauri #2, Kim Strauss als G'Lorn, William Scudder als Jester u.a. Kurzinhalt: Londo und seine Mitverschwörer haben auf Narn alles in Stellung gebracht, um Imperator Cartagia zu ermorden. G'Kar soll vor seiner Hinrichtung noch einmal vorgeführt werden – eben dies will Londo für eine Ablenkung nutzen, in dem er seine Ketten lockern lässt. G'Kar soll sich losreißen und für Wirbel sorgen, woraufhin Londo Imperator Cartagia schnappt und ihn eine vergiftete Nadel zwischen seine Herzen rammt. Doch als der Zeitpunkt gekommen ist, verläuft das Attentat nicht nach Plan. Währenddessen bereitet sich Captain Sheridan auf Babylon 5 darauf vor, den Vorlonen und den Schatten entgegenzutreten. Die Flotte, die er für diese alles entscheidende Schlacht zusammenstellt, wird dabei von Tag zu Tag größer. Dennoch werden sie die Unterstützung der Allerersten brauchen, wenn sie siegreich aus der Schlacht kommen wollen, weshalb er Ivanova zusammen mit Lorien losschickt, um noch einen letzten Versuch zu starten, sie aufzuspüren und für ihre Sache zu gewinnen. Captain Sheridan arbeitet indes an einem Plan, um sowohl die Vorlonen als auch die Schatten ins Coriana-System zu locken, um sich ihnen dort mit vereinten Kräften entgegenstellen zu können. Doch damit dies gelingt, ist ein großes Opfer erforderlich… Denkwürdige Zitate: "I can see things now, that were invisible to me before. An empty eye sees through to an empty heart." (G'Kars leeres Auge scheint ihm die Augen geöffnet zu haben.) "How fast does the poison work?" "Very quickly. He said almost instantaneously." "Almost? How fast is 'almost'? Time enough for him to stagger back into the main room and cry out 'Londo killed me'?!?!" (Unter diesen Umständen ist verständlich, dass es Londo gerne genauer wüsste.) "If this information comes too easily, they won't believe it. We need them to believe it's real. Real enough to fight for, real enough to…" (Sheridan macht Ericsson den Ernst der Lage klar.) "I did not fight to remove one dictator just to become another myself!" (G'Kar versucht den anderen Narn Vernunft einzuimpfen.) Review: ![]() Auch wenn wir Ericsson bisher nicht kannten, schafft es der spätere "Breaking Bad"-Star Bryan Cranston (in einem seiner ersten TV-Auftritte), ihm Tiefe zu verleihen, und ihn uns in nur wenigen Momenten sofort sympathisch zu machen. Auch die dahinterliegenden Emotionen vermittelt er sehr gut und glaubhaft. Davon abgesehen leidet man natürlich in erster Linie auch mit Sheridan selbst mit – macht Bruce Boxleitner doch deutlich, wie schwer dieses Opfer dass er von der Crew des Weißen Sterns verlangen muss auf seinen Schultern lastet. Eine weitere nette Szene gab es bereits relativ zu Beginn, nämlich sein Gespräch mit Ivanova – wo diese sich in einer tragischen Geschichte an ihre Mutter erinnerte. Zudem hatte das Gespräch fast ein bisschen etwas von einem Abschied – so als würde Sheridan nicht damit rechnen, sie leben wieder zu sehen. Am Ende begibt er sich zusammen mit Delenn zum Weißen Stern, um mit der mittlerweile beeindruckend großen Flotte nach Coriana 6 aufzubrechen – unterlegt mit Sheridans Lesung jenes berühmten Zitats aus Tennysons "Ulysses", dass ihm jemand (man darf wohl von Sinclair ausgehen) beim Amtsantritt auf den Schreibtisch seines Büros gelegt hat: "Though we are not now that strength which in old days moved earth and heaven, that which we are, we are. One equal temper of heroic hearts, made weak by time and fate, but strong in will, to strive, to seek, to find, and not to yield." Mit dieser gänsehauterzeugenden Szene wurde man perfekt auf die anstehende, alles entscheidende Konfrontation im Schattenkrieg eingestellt. ![]() Zudem macht diese Szene auch wieder einmal deutlich, wie weit die Figuren gekommen sind. Wenn sich Londo an den Vir erinnert, der damals in "Ragesh 3" vor ihm stand, kommt man als Zuschauer nicht umhin, sich ebenfalls diese Figur – aber auch den damaligen Londo – in Erinnerung zu rufen, und dabei wird deutlich, wie sehr sich die beiden seither verändert haben. Gleiches gilt übrigens auch für G'Kar, dessen Wandlung vor allem am Ende, nachdem Londo Wort gehalten und den Narn ihre Freiheit wiedergegeben hat, deutlich wird. Die Narn beginnen daraufhin, die von den Centauri mitgebrachte Einrichtung zu zerstören. Sie lechzen nach Blut und nach Rache. Narn ist noch keine Stunde befreit, da überlegen sie schon, wie sie zurückschlagen können. Der G'Kar aus "Ragesh 3" hätte enthusiastisch in die Schreie nach Vergeltung eingestimmt – doch mittlerweile ist auch er ein geläuterter Mann. Die Centauri wurden besiegt und vertrieben, Narn ist frei – reicht das nicht? Sollte man sich nicht vielmehr auf den Wiederaufbau konzentrieren, und darauf, dem eigenen Volk zu helfen? Auch auf die Aussage des Narn, er könne dies nicht verstehen, und was habe er denn schon durchgemacht – die uns, der wir seinen Leidensweg mitgegangen sind, mindestens so schwer trifft wie ihn – hätte er früher wohl deutlich anders reagiert. Nun tut er es, da der Vorwurf derart absurd ist, mit einem Lachen ab, und lässt die anderen Narn verdutzt (und wohl auch ein bisschen ratlos) zurück. Ein ebenfalls sehr starker Moment in einer insgesamt sehr guten und überaus kurzweiligen Episode. ![]() Fazit: Auch wenn sie in vielerlei Hinsicht erst noch das Vorspiel zum großen Finale des Schattenkonflikts ist, finde ich "Tyrannenmord" einfach nur grandios. Neben der herrlichen Wendung rund um Vir, die zumindest für mich damals bei der Erstsichtung völlig unerwartet kam, verdankt sie das vor allem einigen Dialogszenen, die wieder einmal die Vorzüge des "holographischen" Erzählungsstils der Serie deutlich machen – da eben jede Episode nicht nur für sich selbst steht, sondern sie insgesamt ein großes Ganzes bilden. Wenn G'Kar am Ende gefragt wird, was er denn schon für sein Volk durchgemacht hätte, würde man den Narn am liebsten schnappen und ihm eine verpassen. Früher hätte dies wohl auch G'Kar getan. Stattdessen fängt er, aufgrund der Absurdität dieses Kommentars – die wir da wir G'Kars Leidensweg miterlebt haben nachvollziehen können – zu Lachen an und wendet sich ab. Herrlich. Nicht minder gelungen das Gespräch zwischen Londo und Vir, nachdem letzterer zwangsweise den Imperator ermordet hat. Vir ist völlig fertig und wird von Schuldgefühlen geplagt – da er einen Mord begangen hat, den er erst in der Episode davor als notwendig erachtet und akzeptiert hat. Vermutlich hat seine Tat Tausende, vielleicht sogar Millionen von Leben gerettet, dennoch lastet es schwer auf seinem Gewissen. Im Vergleich dazu wirkt Londos Gewissen geradezu verkümmert. Und genau darum beneidet er ihn – was in einer grandiosen, minutenlangen Dialogszene, die dennoch keine Sekunde zu lang oder gar langweilig ist, deutlich wird. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann die berührende, nachhallende Szene, als Sheridan den Ranger und seine Crew in den Tod schicken muss, um die Schatten nach Coriana 6 zu locken. Und mit dem aus der Serie bereits bekannten Zitat aus Tennysos "Ulysses" (das ja auch im letzten Bond-Film "Skyfall" prominent vertreten war) wird man schließlich perfekt auf die kommende Episode eingestimmt. Hinein ins Feuer! Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Tyrannenmord" im SpacePub! Vom Skript zur Folge: Sieht man davon ab, dass zwei Szenen zwischen Lorien und Ivanova (ihr Gespräch in seinem Quartier auf Babylon 5, sowie auf dem weißen Stern bezüglich Geduld) von "Tyrannenmord" nach "Das dritte Zeitalter" verschoben wurden, gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen dem Drehbuch und der fertigen Folge. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8" Stimmen zur Episode: ![]() Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat" Kommentare von JMS Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat" ![]() Das ist eines der Schlüsseldinge die ich jedem zu vermitteln versuche der an mich mit der Absicht, Schriftsteller zu werden, herantritt: Hör auf deine Figuren. Schubse sie nicht herum, sondern lass sie sich auf eine Art und Weise verhalten die für sie natürlich ist, und erlaube ihnen zu dir mit ihren eigenen Ideen zu kommen, und ihrer eigenen Stimme. Mache sie real genug dass sie mit dir in deinem Kopf debattieren können. In dem Moment wo du eine Figur dazu zwingst etwas zu tun, wird sich alles was danach kommt unaufrichtig anfühlen. Vir war voll und ganz die richtige Person um Cartagia zu töten. Und es war ganz seine Idee, ich hatte damit nicht das Geringste zu tun. "Du machst folgendes", sagte er. "Du hat diese unheimlich aussehende Wolke, und sie umschließt einen Planeten zur Gänze. Im inneren der Wolke sind tausende, TAUSENDE von Raketen mit Nuklearsprengköpfen, die alle zur gleichen Zeit auf den Planeten zuschießen. Aber sie explodieren nicht etwa an der Oberfläche. Sie dringen tief in den Planeten ein, und lassen ihn vom Innern her zerbersten. Ist das cool genug für dich?" Ich sagte, das war es, und am nächsten Tag, während einer Produktionssitzung, erklärte ich das Konzept den anderen. Produzent George Johnsen hörte sich die Erklärung an, und nickte danach für eine Weile still vor sich hin. "Abertausende von Raketen", sagte er. "Huh. Muss ja ganz schön schwierig sein, nachzuladen." Es gibt halt in jeder Runde einen Klugscheißer… ![]() Diese Reise war eine der wichtigsten Elemente die ich beim Erzählen von "Babylon 5" abbilden wollte, und als ich damit fertig war "Tyrannenmord" zu schreiben, fühlte ich mich insofern zufrieden als dass wenn dies tatsächlich unsere letzte Staffel sein sollte, es mir dennoch möglich war diesen Wandel in vollem Ausmaß darzustellen. Zu zeigen, dass Mitgefühl aus Grausamkeit erwachsen kann, dass Veränderung für uns alle in Griffweite ist, und dass es letztendlich, ganz egal wie tief wir glauben gefallen zu sein, immer Hoffnung gibt. Was auch nie jemand bemerkte ist dass wir eine Einstellung in die Szene hineingeschummelt haben, während G'Kar ausbricht. Ihr werdet sehen wie er seine rechte Hand hebt um die Ketten auf der Seite zu greifen, und kurz darauf sieht man in einer zweiten Einstellung, wie er das gleiche mit der linken Hand macht. Aber wir hatten im Schneideraum nur eine Einstellung mit seiner rechten Hand. Da ich seinen Ausbruch wirklich zu einem Höhepunkt machen wollte, spiegelten wir die erste Einstellung um aus seiner rechten Hand seine linke Hand zu machen. Davon abgesehen ist es genau die gleiche Einstellung. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8" ![]() Danke… Ich denke die Leistung des Schauspielers, der Ericsson spielte, hatte viel damit zu tun. Er hat der Rolle Tiefe gegeben. Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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