Der große Schlag |
Episodennummer: 3x21 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 21. Oktober 1996 Erstausstrahlung D: 16. Februar 1997 Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Kim Friedman Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allaln, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar. Gastdarsteller: Melissa Gilbert als Anna, Shirley Prestia als Barbara, Doug Cox als Husband, Joshua Cox als Lt. Corwin, J. Gordon Noice als Man, Nicholas Ross Oleson als Thug #1, John Grantham als Thug #2, Jonathan Chapman als Brakiri u.a. Kurzinhalt: Sheridan ist es gelungen, ein Muster in den Angriffen der Schatten zu entdecken. Er ist davon überzeugt, dass sie bislang ganz bewusst einen Raumsektor in der Mitte ihrer bisherigen Angriffe ausgelassen haben, um alle Flüchtlingsschiffe dorthin zu treiben – um diese dann in einer koordinierten, großen Attacke alle auf einmal auszulöschen. Die Armee des Lichts will dies mit allen Mitteln verhindern. Mit Delenns Hilfe gelingt es, die Liga der blockfreien Welten davon zu überzeugen, Schlachtschiffe abzustellen. Mit einigen schweren Kreuzern der Minbari sowie der neu gebauten Flotte an Schiffen des Typs "Weißer Stern" fliegen Sheridan und Delenn schließlich los, um im Hyperraum auf der Lauer zu liegen. Währenddessen bilden Ivanova und Marcus in einem Weißen Stern die Vorhut – sie sollen Alarm schlagen, sobald die Schatten den Sektor angreifen. Es ist eine gefährliche Mission – könnte es doch sein, dass die Hauptstreitmacht nicht rechtzeitig eintritt, um ihren Rückzug zu decken. Währenddessen gerät Stephen Franklin während seines Selbstfindungstrips in der unteren Ebene in einen Überfall. Er mischt sich ein, und wird vom Dieb mit einem Messer schwer verletzt. Während er versucht, an einen Ort zu gelangen wo er von Menschen gefunden und in ein Medlab gebracht werden kann, findet er wortwörtlich zu sich selbst… Denkwürdige Zitate: "May God stand between you and harm, in all the empty places you must walk." (Ivanova zitiert den ägyptischen Segensspruch aus "Rettet die Cortez!") "You're the most beautiful woman I've ever met." (Marcus gesteht Ivanova – auf minbarisch – seine Gefühle.) "And afterwards, once we've finished this, we will spend the night together." (Sheridans verblüffter Gesichtsausdruck ist zu komisch.) "That's a lot of ships." "That's a bloody awful lot of ships." (Die Reaktion von Ivanova und Marcus, als die Flotte der Schatten den Sektor erreicht.) "When I thought I was going to die, even with everything that's happened, I realized I didn't want to let go. I wanted to do it all over again, but this time I'd appreciate the moments. I can't go back, but maybe I can appreciate what I have right now, and define myself by what I am, instead of what I'm not." "And what's that?" "Alive. Everything else is negotiable." (Franklins wunderschöner Abschlussmonolog.) Review: ![]() Ich persönlich schätze dabei die Handlung rund um den Angriff auf die Schatten etwas stärker ein als jene rund um Franklin. Natürlich ist die Raumschlacht in "Der große Schlag" bei weitem nicht die erste und nicht einmal die erste größere der Serie, und dennoch würde ich sagen, war bislang noch keine so spektakulär und aufwändig umgesetzt wie diese hier (ja nicht einmal jene aus "Die Strafaktion", wobei ich gestehen muss, dass diese dafür etwas spannender war, und mehr emotionalen Punch beinhaltete; aber wir reden hier jetzt rein vom gebotenen Spektakel). Das war schon sehr beeindruckend und setzte in der damaligen SF-TV-Landschaft neue Maßstäbe (was umso beachtlicher ist, wenn man sich das im Vergleich zu "Star Trek" deutlich geringere Budget der Serie vor Augen hält). Aber auch von den Effekten – die neben ihrer Dynamik und der schieren Anzahl an Schiffen vor allem auch wieder mit dem schönen bunten Nebenhintergrund bestach; wie die Szenen insgesamt sehr künstlerisch und hochwertig gestaltet waren – abgesehen war die Raumschlacht phantastisch umgesetzt, und sehr packend gemacht. Zuerst der kleinere Kampf des Weißen Sterns mit Marcus und Ivanova an Bord, dann auf einmal die riesige Armada an Schattenschiffen (wo mir bei der Erstsichtung die Kinnlade heruntergeklappt ist), und letztendlich die riesige Raumschlacht, bei der jedoch trotz all des Chaos auch immer wieder ein bisschen Taktik durchblitzt. Jedenfalls könnte das gut und gerne die beste Raumschlacht der gesamten Serie sein. Wunderbar waren allerdings sowohl der Aufbau – wo mir insbesondere die gemeinsamen Szenen und Marcus und Ivanova wieder einmal sehr gut gefallen haben; die beiden sind halt einfach ein unschlagbares Team, und Garanten für sehr gute Unterhaltung (einzig, dass sich Marcus so rasch von seinen Verletzungen in der Episode zuvor erholt hat, könnte man kritisieren) – als auch der Ausklang, wo man uns neuerlich gespenstische Bilder bot (irgendwo zwischen wunderschön und abschreckend) und uns den Preis des Kampfes nicht vergessen ließ. ![]() Interessant finde ich, dass in diesem Moment auch Parallelen zu Garibaldis Überlebenskampf in "Chrysalis" deutlich werden. Und auch die Frage "Was willst du" findet sich hier wieder. Damit zeigen sich in der Erzählung einige interessante Parallelen und Überschneidungen. Es gibt allerdings auch einen nicht unwesentlichen Kritikpunkt – der auch dafür hauptverantwortlich ist, dass ich "Der große Schlag" die Höchstwertung vorenthalte: Denn so gut beide Handlungsstränge individuell auch sein mögen, so finde ich doch, dass JMS – gerade auch, als beide auf ihren Höhepunkt zustreben – zu oft zwischen beiden hin- und herwechselt, so dass es mich irgendwie ständig aus dem jeweiligen Moment herausreißt. Hier hätte ich es vorgezogen, länger an einem Schauplatz zu bleiben und den Verlauf der jeweiligen Szenen auch wirklich ausspielen zu lassen. Und wenn ich schon dabei bin: Das erneute Aufrollen von Stephens Walkabout damit allfällige neue Zuschauer auf dem aktuellen Stand sind gestaltete sich ebenfalls wieder etwas verkrampft. Vollständig überzeugen konnten mich dafür die letzten paar Minuten. Zuerst einmal fand ich die Analyse von Sheridans Traum aus "Alarm in Sektor 42", der hier nun nach langer Zeit wieder aufgegriffen wird, sehr interessant. Auf die von JMS' angedachte Erklärung (siehe seine Kommentare unten) wäre ich zwar nie gekommen – woran die deutsche Synchro nicht ganz unschuldig ist, die einem eine andere Interpretation in "Z'ha'dum" fast förmlich aufdrängt. Aber letztendlich funktioniert die Traumanalyse so und so. Und da es das einzige Mal ist, dass solche Träume und Visionen tatsächlich von den Figuren besprochen und analysiert werden, sticht es für mich schon irgendwie hervor. Auch die beiden abschließenden Szenen mit Franklin sind sehr nett, wobei vor allem sein Abschlussmonolog über das Leben besticht (und heutzutage durch Richard Biggs frühen Tod zusätzliche Tragik erhält). ![]() Fazit: Mit "Der große Schlag" zeigt die Formkurve weiter nach oben. Die Lage spitzt sich gleich auf zwei Ebenen zu: Sheridan und seine Streitkräfte messen sich zum ersten Mal in einer großen Schlacht mit den Schatten, und Dr. Franklin findet sich selbst. Fand ich letzteres beim ersten Ansehen noch ziemlich clever, bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob JMS Franklins Selbstfindung wirklich so wortwörtlich nehmen musste. Heute kommt es mir doch etwas "cheesy" vor. Dafür sind die Szenen wenigstens gut geschrieben und sehr gut gespielt. Die bessere Handlung ist aber sicherlich jene rund um den Kampf gegen die Schatten. Es ist nach "Die Strafaktion" die zweite wirklich große Raumschlacht der Serie, und aus meiner Sicht selbst heute noch sehr beeindruckend. Vor allem gefällt mir daran auch, dass im Gegensatz zu anderen Serien hier nie vergessen wird, dass dieser Sieg um einen hohen Preis erkauft wurde. Gut gefällt mir auch immer wieder die Interaktion zwischen Ivanova und Marcus. Herzstück der Episode sind aber wohl die letzten zwei Minuten. Wir sehen, dass jemand an Bord der Station kommt und sich die meisten über den Neuankömmling verwundert zeigen – doch da wir diese Szenen aus Sicht der Figur erleben, erfahren wir nicht, wer es ist. Das ist wirklich verdammt clever und ungemein wirkungsvoll gemacht, da sich hier eine ungeheure Neugierde und Erwartungshaltung beim Zuschauer aufbaut. Und die Auflösung der Frage enttäuscht dann ebenfalls nicht, und sorgte dafür, dass ich bei der Erstsichtung die darauffolgende Episode schon gar nicht mehr erwarten konnte. Lediglich der meines Erachtens nicht optimale Schnitt – genauer gesagt die ständigen Wechsel zwischen Franklins Überlebenskampf und der Raumschlacht – verhindert die Höchstwertung. Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Tod eines Intriganten" im SpacePub! Stimmen zur Episode: ![]() ![]() Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return" Vom Skript zur Folge: Vergleicht man das Drehbuch mit der fertigen Folge, fällt bei "Der große Schlag" eine kleine Besonderheit auf. Finden sich im Drehbuch sonst üblicherweise zusätzliche Szenen und kurze Momente, die dann aus Zeitgründen aus der Episode herausgeschnitten wurde, ist hier nun das Gegenteil der Fall. Vielmehr bemerkte man während der Dreharbeiten, dass die Episode wohl um eine knappe Minute zu kurz werden würde, woraufhin JMS in einer Nacht- und Nebelaktion noch die Szene mit Marcus und Ivanova geschrieben hat, wo er zu ihr auf Minbari sagt, dass er sie für die schönste Frau hält, die er je gesehen hat. Eine Szene, die von vielen sehr geschätzt wird – sich aber eben im ursprünglichen Drehbuch nicht fand, und die wohl ohne diesen "Zufall", dass die Episode zu kurz war, nie gegeben hätte! Von diesem Unterschied abgesehen ist mir aber nichts aufgefallen. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 8" Kommentare von JMS Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 3: Point Of No Return" ![]() Es gibt noch einen zweiten thematischen Kontrapunkt in dieser Episode, wenn wir wieder vom "Mann dazwischen" hören, der nach Sheridan sucht, sein "Ebenbild und Gegenstück", der natürlich Sheridan ist, der nach sich selbst sucht. Wenn Sheridan nach Z'ha'dum kommt, ist er zwischen zwei Momenten gefangen, zwischen Tick und Tack, was ihn als der "Mann dazwischen" ziemlich einzementiert. I habe dies auch in dieser Szene in dieser Episode visuell unterstützt, als wir zu Sheridan schneiden der zu sich selbst hinaufsieht in genau jenem Moment als Ivanova den Mann dazwischen als sein Ebenbild und Gegenstück beschreibt. Ich nahm die Szene während dem Schreiben schon fast wieder heraus weil ich dachte, dass es zu offensichtlich wäre, aber rückwirkend betrachtet bin ich froh, dass ich es drin gelassen habe. Einige erkannten es, und einige nicht – genau so wie es auch sein soll. Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 7" JNun… ja, sowas in der Art. Damals, als ich in San Diego lebte (bevor eine Atombombe draufgeworfen wurde… naja, das ist noch nicht passiert, aber bald…), fing ich an, mir auf ähnliche Weise Gedanken über die Dinge zu machen, und ging häufig spazieren… durch die Innenstadt von San Diego, morgens zwischen 2 und 4. Stunden um Stunden, ich ging einfach spazieren durch Stadtteile, wo ich hätte getötet werden können. Wenn mich Leute nach dem Warum fragten, konnte ich nicht antworten; das einzige, mit dem ich aufwarten konnte… war, dass ich nach irgendetwas suchte. Und ich fand es, gewissermaßen, und in einer irgendwie ähnlichen Situation… aber das bewegt sich in andere, private Bereiche, und hier ist vielleicht nicht der richtige Platz dafür. Es reicht, wenn ich sage, ich wäre… beinahe selbst ums Leben gekommen, und dabei belasse ich es. ![]() Weiß nich… Ich hab sie mir als wirkungsvoll und unbarmherzig vorgestellt. Ich schätze mal, das kommt von ganz allein, wenn man Produzent ist. Jupp. Ja, die Bezugnahme auf Channel 4 war ein Wink Richtung UK. Hab mich gefragt, ob es jemand bemerken würde. Gute Frage, wenn man eine Schlacht wie diese macht… was macht man, damit das Nachfolgende nicht wie ein Abstieg wirkt? Gewöhnlich spart man sich sowas [wie diese Schlacht] für die letzte Episode der Staffel auf, nicht für die vorletzte; ansonsten hast du deine große EFX-Kiste eine Folge zu früh in die Luft gejagt. Das läuft auf eine große Herausforderung hinaus – was kannst du DEM noch folgen lassen? Ich denke, wir haben es rausgekriegt. Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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