Alarm in Sektor 92 |
Episodennummer: 2x11 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 15.02.1995 Erstausstrahlung D: 10.03.1996 (Pro7) Drehbuch: J. Michael Straczynski Regie: Mario DiLeo Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Lt. Comdr. Susan Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Robert Rusler als Warren Keffer, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari Gastdarsteller: Robert Foxworth als General Hague, Nick Corri als Lt. Ramirez, Marshall Teague als Narn, Robin Sachs als Hedronn, John Vickery als Neroon Denkwürdige Zitate: "Doesn't make any sense, does it? I mean, why am I alive, and he's…? I mean, he was just a kid. It's not fair.“ "No, it's not. Death never is.“ (Wie wahr. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Richard Biggs auch mit gerade mal 44 Jahren aus dem Leben geschieden ist, läuft einem bei diesem Satz ein kalter Schauer über den Rücken.) Kurzinhalt:Im Sektor 92 verschwinden seit kurzem immer wieder Raumschiffe spurlos. Da es sich dabei um eine der Hauptrouten zur Station handelt, muss die Crew von Babylon 5 versuchen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Captain Sheridan beschließt, auf Erkundungsmission zu gehen, und sich die Sache näher anzusehen. Er erwartet nicht, dabei auf gröbere Probleme zu stoßen – und staunt nicht schlecht, als plötzlich ein bisher unbekanntes Raumschiff in den Sektor springt und er und seine Staffel angegriffen werden. Sheridan gelingt es, rechtzeitig auszusteigen, doch danach wird er als Gefangener auf das Raumschiff gebracht, wo er schon bald zuerst von einem Drazi und danach von einem Narn angegriffen wird, die wie von Sinnen zu sein scheinen. Während er versucht, das Rätsel um die Angriffe zu lösen und einen Fluchtweg zu finden, gelingt es einem seiner Flügelmänner, zur Station zurückzukehren. Zwar stirbt er kurz nach der Ankunft, doch aufgrund der Daten aus seinem Flugschreiber weiß man nun, was mit dem Captain passiert ist, und schickt sofort einen Raumkreuzer der Erde los, um die Angreifer zu stellen. Währenddessen verlässt Delenn die Station, um vor dem grauen Rat zu treten. Dieser hat in ihrer Abwesenheit entschieden, ob sie auch nach ihrer Verwandlung Teil des Rates bleiben und ihre Tätigkeit auf Babylon 5 fortsetzen darf. Die Entscheidung des Rates hält dabei einige unangenehme Überraschungen für sie bereit… Synchro-Fehler: Auch den letzten Satz der Episode, gesprochen von Ivanova, hätte man sorgfältiger übersetzen können. Zwar ist "Wo immer der Weg auch hinführt, wir begleiten Sie.“ keine völlig falsche Übersetzung, aber mit fehlt vor allem das "Wie auch immer es enden wird" aus dem Original ("Wherever this goes, however this ends, we're with you.“), dass ihre Aussage aus meiner Sicht deutlich entschlossener wirken lässt. Review: "Alarm im Sektor 92" ist eine für Babylon 5 völlig untypische "Alien of the Week"-Episode. Gleiches könnte man zwar grundsätzlich auch über "Der unsichtbare Feind" sagen, doch dort hatte der Gegner wenigstens einen Bezug zum übergreifenden Handlungsrahmen. Hier sehen wir allerdings zum ersten und zugleich auch letzten Mal eine völlig eigenständige Alienrasse, bei der man versucht hat auf die Entführungsgeschichten aufzubauen – nicht umsonst erinnern die Streib vom Aussehen her (graue Haut, schwarze Augen, schmäler werdendes Gesicht) an die Beschreibungen von angeblichen Alien-Entführungsopfern. Das Problem daran: Diese Thematik hat man bereits in "Die Heilerin" aufgegriffen, wo ein grauhäutiger Außerirdischer verklagt wurde, weil sein Urgroßvater den Urgroßvater eines Menschen entführt hatte. Damit ist der Platz für die Entführungsaliens eigentlich schon besetzt; doch um die – ohnehin nicht sonderlich originelle – Geschichte trotzdem erzählen zu können, wurde dies einfach ignoriert, weshalb sich Babylon 5 hier eine der wenigen Inkonsistenzen erlaubt. Wenn die Handlung diesen Kompromiss den wenigstens wert wäre, aber leider… die ganze Geschichte rund um das Raumschiff der Aliens und die dort stattfindenden Experimente sind absolut einfallslos und klischeehaft, und erinnern an zahlreiche ähnliche Episoden anderer Science Fiction-Serien – allen voran natürlich an die TNG-Folge "Versuchskaninchen". Ich würde sogar soweit gehen, dass "Alarm im Sektor 92" was die Haupthandlung betrifft – und hier meine ich jetzt nur das Drehbuch bzw. die zugrundeliegende Idee, und spreche nicht von der Ausführung – einen der absoluten Tiefpunkte der Serie darstellt, den ich sogar noch deutlich unter z.B. "Ein unheimlicher Fund" (wo die zugrundeliegende Idee ja sogar noch halbwegs gefallen konnte – nur die Ausführung war grauenhaft) einstufen würde. Von der einfallslosen und langweiligen Handlung mal abgesehen, schleichen sich dann auch noch logische Fragen ein, wie z.B., warum Sheridan denn nicht auch eins dieser schicken rot leuchtenden Gummiplättchen auf seinen Kopf bekommt, oder auch warum nach dem Narn niemand mehr die Zelle stürmt. Auch die Auflösung am Ende ist ziemlich misslungen, muss man doch hier zuletzt auf eine billige Deus Ex Machina in Form von einer gut informierten Delenn zurückgreifen, um die Streib aufzuspüren. So misslungen die Haupthandlung rund um Sheridan größtenteils auch sein mag, die Story rund um Delenn reißt "Alarm in Sektor 92" zumindest teilweise wieder heraus. Nachdem man in den letzten Folgen bereits erkennen konnte, dass sowohl Menschen als auch Minbari nicht gerade wohlwollend und verständnisvoll auf ihre Entscheidung und Verwandlung reagieren, erfahren wir nun, dass selbst der graue Rat diese Bedenken und Vorurteile teilt. Ohne dass sie Gelegenheit erhält, ihre Beweggründe zu erklären, wird sie aus dem Rat der Grauen ausgeschlossen. Später bei der Diskussion rund um ihre Aufgabe auf Babylon 5 erfahren wir schließlich, dass das von Valen ursprünglich eingesetzte Gleichgewicht nun zugunsten der Kriegerkaste verschoben wurde, da Neroon in Zukunft Delenn's Platz im Rat einnehmen wird. Damit bahnt sich auch innerhalb der Führung der Minbari – nach der Erde und den Centauri – ein Konflikt an, und es verstärkt sich das Gefühl, dsas an diesem Punkt in der Geschichte von Babylon 5 alles im Umbruch ist, und große Veränderungen anstehen… Doch noch viel interessanter als die politischen Implikationen ist die Entscheidung des Rates in Hinblick auf Delenn. Wieder einmal muss im Verlauf der Serie eine der Hauptfiguren eine schwere Niederlage hinnehmen, denn auch wenn Delenn immerhin ihren Posten auf Babylon 5 behalten darf, trifft sie der Entschluss, sie aus dem Rat auszuschließen, sichtlich schwer. Großartig ihre gemeinsame Szene mit Lennier kurz nachdem sie den Rat verlassen hat; wie sie versucht sich ihm gegenüber nichts anmerken zu lassen, ihn aber dennoch warnt, dass er sich in große Gefahr begibt, wenn er sie auch weiterhin begleitet. Doch Lennier ist ihr treuer Begleiter, der in der anstehenden Dunkelheit nicht von ihrer Seite zu weichen gedenkt. Ihr Dialog und Delenn's Anmerkung, dass Lennier selbst jetzt noch auf den Boden blickt statt ihr in die Augen zu sehen, gehört definitiv zu den Highlights der Episode. Die hochinteressante Traumsequenz ist eine weitere. Diese ist nur so gespickt mit interessanter Symbolik und einigen Andeutungen auf die weitere Handlung der Serie – etwas, dass einem selbst beim ersten Ansehen schon bewusst wird. Zumindest ich habe jedenfalls gleich nachdem ich die Episode zum ersten Mal gesehen hatte damit begonnen, mir Interpretationen für das Gesehene zurechtzureimen (die natürlich größtenteils falsch waren). Auch wenn die Handlung rund um die Streib nicht gerade gelungen ist, das Design ihres Raumschiffs fand ich wieder einmal sehr originell. Außerdem hat diese Story zumindest am Ende noch einen kurzen, guten (und ziemlich erschreckenden) Moment zu bieten, als die Streib, wie befohlen, sofort ihre gefangenen freilassen – in dem sie diese ins All werfen. Doch gerade als man meint, die Folge wäre so ziemlich vorbei, nimmt "Alarm im Sektor 92" noch mal eine sehr interessante Wendung, als wir erfahren, dass hinter Sheridans Versetzung nach Babylon 5 weitaus mehr steckt als bisher angenommen: Er ist Teil einer geheimen Gruppierung innerhalb der Erdstreitkräfte, die es sich zum Ziel gemacht hat, die Hintergründe von Clarke's Machtergreifung aufzudecken und diesen möglicherweise sogar in weiterer Folge zu stürzen. Wenn er am Ende Ivanova, Garibaldi und Dr. Franklin in diese Verschwörung einweiht, sorgt das nach all der Schwächen zuvor doch noch für ein versöhnliches Ende. Fazit: Die größte Enttäuschung an "Alarm in Sektor 92" ist die durchschnittliche und für Babylon 5 sehr untypische "Alien of the Week"-Handlung rund um die Streib, deren Konzeption noch dazu nicht wirklich zu überzeugen vermag. Die B-Handlung rund um Delenn, die mysteriöse Traumsequenz sowie die Offenbarung am Ende wissen hingegen wieder zu gefallen. Insgesamt aber leider eine eher durchwachsene Episode… Bewertung: Spannung: 2/5 | Action: 3/5 | Humor: 2/5 | Dramatik: 3/5 | Inhalt: 3.5/5 | Gesamteindruck: 2.5/5
Christian Siegel
Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "Alarm in Sektor 92" in der SF-Community!Produktionsnotizen: Vom Skript zur Folge: Wieder mal wenig Unterschiede, aber immerhin kann ich mit einer kurzen Szene und einenm kleinen Kommentar dienen: Delenn: "Commander Ivanova, wie geht es dem Captain?“ Ivanova: "Mir wurde gesagt, dass er jeden Moment wieder auf den Beinen sein wird. Währenddessen schickt die Erde ein paar Schiffe zur Heimatwelt der Außerirdischen um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. Ich wollte Ihnen noch für Ihre Hilfe danken…“ Delenn: "Es war mir eine Ehre. In letzter Zeit habe ich darüber nachgedacht, dass ich mich mehr mit den Dingen hier beschäftigen muss. Ich denke das hat damit zu tun, dass es das letzte Mal als ich es versucht habe zu spät war. Ich wusste, dass Sinclair auf meine Welt geschickt werden sollte, ging zu ihm, und sagte ihm dass uns nur wenig Zeit bliebe. Aber ich hatte zu lange gewartet. Ich habe nicht vor, noch einmal zu spät dran zu sein.“ Ivanova: "Ich weiß das zu schätzen. Ich werde Captain Sheridan ihre Genesungswünsche ausrichten. Ich bin mir sicher, dass er Ihnen persönlich danken will, sobald ihm das möglich ist.“ Damit verabschiedet sich Ivanova. Delenn dreht sich um und sieht Lennier nicht weit hinter ihr stehen. Sie geht auf ihn zu und lächelt: Delenn: "So lange du lebst?“ Lennier: "So lange ich lebe…“ Dies bezieht sich auf den Dialog zuvor, als Lennier geschworen hat, solange er lebt an Delenn's Seite zu bleiben. „Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 3” Hintergründe zur Produktion der Episode: Das sagen die Schauspieler: Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows” Kommentare von JMS Ich wusste auch, dass ich die Zuschauer dadurch einlullen konnte zu glauben, dass diese Episode nicht mehr ist als es den Anschein hat, nämlich eine große, polternde Actiongeschichte… was sie genau in die richtige Mentalität brachte um von der Offenbarung am Ende bezüglich Sheridan's Arrangement mit General Hague überrascht zu werden. Das ist eine der charakteristischen Schachzüge von Babylon 5: du erzählst eine ganz bestimmte Geschichte und tust so, als wäre das alles worum es geht, und dann gegen Ende, schleichst du dich von hinten an den Zuschauer an und ziehst ihm einen Baseball-Schläger über den Schädel. Regelmäßige B5-Zuschauer nannten diese Folgen "wham!"-Episoden. […] Die Offenbarung am Ende betreffend Sheridan's wahrem Auftrag bei seiner Versetzung nach Babylon 5 ist jetzt leichter zu akzeptieren, als wenn wir es gleich zu Beginn der Staffel verraten hätten. Es auf diese Art zu tun ist wie eine doppelte Finte… ja, die Zuschauer wurden getäuscht, aber da die anderen Figuren in der Serie ebenfalls getäuscht wurden, akzeptieren wir es. Wir haben Sheridan nun ausreichend kennen gelernt und ihm Glauben geschenkt, so dass wir nun einige Veränderungen in der Figur akzeptieren können. Zu dem Zeitpunkt als die Episode abblendete, hatten die Zuschauer deutlich mehr Respekt für – und größeres Interesse an – der Figur von John Sheridan. Als ich all das hörte wusste ich, dass Mira die Richtige war, um Delenn zu spielen. Es würde diejenigen die sie aus ihrem Land vertrieben hatten mächtig verärgern zu sehen, wie sie arbeitet und erfolgreich ist. Und da wir Delenn [Achtung, Spoiler!] mitten in einen Bürgerkrieg stecken würden, wusste ich, dass wenn die Zeit kommt um Sätze über die Dummheit solcher Konflikte zu sagen, der Willkür von Grenzen und dem Irrsin eines Volkes, dass auf sich selbst losgeht[Spoiler Ende], würden diesen Sätzen dadurch, dass sie tief in ihr widerhallen an Glaubwürdigkeit gewinnen. Wenn Delenn in dieser Episode sagt "Wir können uns nicht länger erlauben, durch Namen und Grenzen getrennt zu werden; unsere beiden Seiten müssen sich vereinen, oder sie werden vernichtet", weißt man, dass die Schauspielerin hinter den Worten an das glaubt, was sie sagt. Quelle: „Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 3” Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 2: The Coming of Shadows”
Zusammengestellt von Christian Siegel
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