Brieffreunde |
Episodennummer: 2x15 Bewertung: ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erstausstrahlung USA: 01.05.1989 Erstausstrahlung BRD: 03.04.1992 Drehbuch: Hannah Louise Shearer & Melinda M. Snodgrass Regie: Winrich Kolbe Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Diana Muldaur als Dr. Katherine Pulaski , Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data, Wil Wheaton als Wesley Crusher Gastdarsteller: Nikki Cox als Sarjenka, Nicholas Cascone als Davies, Ann H. Gillespie als Hildebrant, Whitney Rydbeck als Alans, Colm Meaney als Chief O'Brien u.a. Kurzinhalt: Die U.S.S. Enterprise untersucht ein Sonnensystem, dessen Planeten außergewöhnlich starke geologische Aktivitäten aufweisen. Während ihres sechswöchigen Aufenthalts freundet sich Data mit einem jungen Mädchen an, das auf einem der betroffenen Planeten wohn. Nachdem er ihr verzweifeltes, hilfesuchendes "Ist da draußen jemand?" mit einem schlichten "Ja" beantwortet hat, tauschen sie mehrere Nachrichten aus. Das prekäre dabei: Der betreffende Planet verfügt noch nicht über Warp-Technologie, und steht damit eigentlich unter dem Schutz der Obersten Direktive, der Kontakt mit Zivilisationen, die eine bestimmte Entwicklungsstufe noch nicht erreicht haben, ausdrücklich untersagt. Captain Picard weist Data deshalb an, den Kontakt unverzüglich einzustellen. Doch die Probleme gehen noch tiefer: Aufgrund der geologischen Instabilität des Planeten droht seine gesamte Zivilisation in Kürze ausgelöscht zu werden – es sei denn, die U.S.S. Enterprise eilt ihnen zur Hilfe. Die Oberste Direktive verbietet ausdrücklich jegliche Einmischung in die natürliche Entwicklung anderer Kulturen – doch können Picard, Data und der Rest der Crew wirklich tatenlos dabei zusehen, wie ein kompletter Planet mitsamt Millionen von Einwohnern vernichtet wird? Denkwürdige Zitate: "It seems that some creatures have the capacity to fill spaces you never knew were empty." (Wie wahr. Interessant ist an diesem Satz aber vor allem auch, dass er sich ebenso auf Data und seiner Brieffreundin anwenden lässt.) "There is a loneliness inherent in that whisper from the darkness." (Wunderschöner Satz von Picard, als Data ihm seine Brieffreundschaft beichtet…) "Her society is aware that there is interstellar life?" "No, sir." "Oops." (…und seine Reaktion, als er den Rest der Geschichte hört.) "In your position, it's important to ask yourself one question: What would Picard do?" (Rikers Rat an Wesley.) "There's gonna be hell to pay." (O'Brien, nachdem er gerade Data und dessen Brieffreundin auf die Enterprise gebeamt hat.) Review: ![]() Ihr merkt es vielleicht schon: Ich bin kein Freund der Obersten Direktive – zumindest nicht so, wie sie in der "Next Generation"-Ära dargestellt wird. Zwar wurde sie in der klassischen Serie auch schon mehrmals thematisiert – vor allem in der zweiten Staffel – dort schien es aber in erster Linie darum zu gehen, durch fortschrittliche Technologie und/oder für den persönlichen Nutzen in die natürliche Entwicklung einer "rückständigen" Zivilisation einzugreifen, da dies immer mehr Schaden anrichten würde als Nutzen. Bereits über diesen Punkt könnte man schon vortrefflich streiten – ich vage z.B. zu bezweifeln, dass es der Menschheit schaden würde, wenn wohlwollende Außerirdische vom Himmel zu uns kommen würden, mit technologischen Möglichkeiten, um den Hunger auf der Welt zu bekämpfen, und mit Medizin, mit der sich Krankheiten wie Aids, Krebs etc. heilen lassen – ich bin jedoch bereit zuzugestehen, dass eine derartige Einmischung sicherlich ein gewisses Risiko birgt. Nun hat es aber entweder zwischen der klassischen Serie und "The Next Generation" einen Paradigmenwechsel gegeben, oder es wurde einfach früher nie so genau thematisiert, aber… mit dem Gedanken, einer sterbenden Zivilisation nicht helfen zu dürfen, kann ich mich nicht anfreunden. In der Obersten Direktive schien es aus meiner Sicht immer darum zu gehen, andere Zivilisationen vor "uns" zu schützen, vor einem schlechten, schädigenden Einfluss. Wenn jedoch besagte Zivilisationen ohnehin schon kurz davor ist, ausgelöscht zu werden – worin liegt dann der Schaden, einzugreifen und zu helfen? Die Argumentation eines möglichen kosmischen Plans, nachdem es einem bestimmten Volk bestimmt ist dahinzuscheiden, empfinde ich einfach nur als zynisch und grausam. ![]() Mein zentrales Problem mit dieser Folge ist daher, dass ich das vermeintliche zentrale Dilemma nicht sehe bzw. nicht verstehe. Wir haben eine Zivilisation, die kurz davor steht, aufgrund einer Naturkatastrophe ausgelöscht zu werden. Die Enterprise hat die Möglichkeit, ihnen zu helfen. Hier kann es doch bitte schön nur eine Entscheidung geben. Für mich steht das nicht einmal zur Diskussion. Würde es um einen Krieg gehen, und würden die Bewohner drohen, sich in diesem gegenseitig auszulöschen, wäre der Fall schon anders gelagert, könnte ich das Dilemma nachvollziehen. Oder aber, wenn die drohende Zerstörung des Planeten selbst verschuldet wäre (und selbst da wäre es eine ungemein harte Entscheidung, nicht zu helfen; aber dann könnte ich zumindest das Argument dahinter verstehen). Nicht jedoch so. Und eben deshalb hat ein Großteil der Folge für mich nicht funktioniert. Sehr kritisch stehe ich auch dem Ende gegenüber, als man die Erinnerungen des Mädchens an die Begegnung einfach so löscht. Einerseits, da hier einem kleinen Mädchen ein medizinischer Eingriff aufgezwungen wird, bei dem man in ihrem Gehirn herumpfuscht (wobei man wohl argumentieren kann, dass die Rettung ihres Planeten dies ansatzweise entschuldigt, oder es zumindest das kleinere Übel ist). Andererseits, da man sich hier wieder einmal einer völlig aus dem Nichts kommenden Deus Ex Machina bedient, um ein potentielles Problem auf bequeme Art und Weise zu lösen. Von der besagten Technologie zur Löschung bestimmter Erinnerungen hört man (zumindest seitens der Sternenflotte) weder davor noch danach in dieser oder einer der anderen Serien etwas (obwohl es bei der einen oder anderen Gelegenheit sicherlich ganz praktisch hätte sein können, so etwas zur Hand zu haben). ![]() Trotz meiner langen Schimpftirade auf die Oberste Direktive – und darauf, wie sie hier dargestellt wird – sowie den anderen Schwächen, ist "Brieffreunde" alles in allem trotzdem keine schlechte Folge, und versteht es zwischendurch recht gut, zu unterhalten. Gut gefallen konnte mir z.B. die Idee, dass just Data Kontakt mit dem kleinen Mädchen aufnimmt und danach mit seiner Bitte, den Bewohnern des Planeten zu helfen und sie zu retten, "Menschlichkeit" zeigt. Zwar hätte ich es schön gefunden, wenn wir die Entstehung dieser Freundschaft stärker miterlebt hätten (dadurch dass man uns an den Nachrichten teilhaben lässt) und die Beziehung zwischen den beiden generell etwas mehr ins Zentrum gerückt hätte, statt der Diskussion rund um die Oberste Direktive. Dennoch werteten die Szenen rund um ihre Freundschaft die Episode für mich auf. Recht gelungen ist auch das Makeup des Mädchens (übrigens von Nikki Cox dargestellt, der auch im erwachsenen Alter bislang eine durchaus ansehnliche Schauspielkarriere vergönnt war). Vor allem auch auf HD fällt zwar die Lücke zwischen Maske und Augen etwas deutlich auf, davon abgesehen sind Design und Umsetzung aber gelungen, wobei es mir vor allem das nette Detail rund um den verlängerten "kleinen" Finger angetan hat. Das Set ihrer Wohnung konnte mir ebenfalls gefallen, wie auch die Idee der sich auflösenden Wände und die sich dahinter zeigende Vulkan-Landschaft. Last but not least gefällt mir auch die Art und Weise, wie Captain und Crew in weiterer Folge mit der Entscheidung umgehen, und teils sehr humorig kommentieren, wie tief sie im Schlamassel nun drinstecken. Überhaupt ist die weitere Entwicklung sehr gelungen. Es beginnt verhältnismäßig harmlos, mit Nachrichten, und am Ende steht das Mädel auf der Brücke und sieht zu, wie die Crew der Enterprise ihren Planeten rettet. In dieser stufenweisen Eskalation der Situation steckt einiges an Humor, der von der Folge auch durchaus ausgeschöpft wird. Fazit: ![]() Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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