Originaltitel: The Incident (Part 1)
Episodennummer: 5x16
Bewertung:
 
Erstausstrahlung USA: 13.05.2009
Erstausstrahlung D: 11.03.2010 (Free-TV, Kabel1)
Drehbuch: Damon Lindelof & Carlton Cuse
Regie: Jack Bender
Hauptdarsteller: Naveen Andrews als Sayid Jarrah, Jeremy Davies als Daniel Faraday, Michael Emerson als Benjamin Linus, Matthew Fox als Jack Shephard, Jorge Garcia als Hugo „Hurley“ Reyes, Josh Holloway als James „Sawyer“ Ford, Henry Ian Cusick als Desmond Hume, Daniel Dae Kim als Jin Kwon, Yunjin Kim als Sun-Hwa Kwon, Ken Leung als Miles Straume, Evangeline Lilly als Kate Austen, Rebecca Mader als Charlotte Lewis, Elizabeth Mitchell als Juliet Burke, Terry O‘Quinn als John Locke
Gastdarsteller: Mark Pellegrino als Jacob, Titus Welliver als Mann Nr. 2, Andrea Gabriel als Nadia, Brad William Henke als Bram, Eric Lange als Radzinsky, Patrick Fischler als Phil, Doug Hutchinson als Horace Goodspeed, Jon Gries als Roger Linus, Francois Chau als Dr. Pierre Chang, Nestor Carbonell als Richard Alpert, Alice Evans als Eloise Hawking, Zuleikha Robinson als Ilana Verdansky, Jeff Fahey als Frank Lapidus, John Terry als Christian Shephard, L. Scott Caldwell als Rose, Sam Anderson als Bernard
Kurzinhalt:
Kate erzählt James und Juliet, was Jack vor hat, und meint, dass man ihn unbedingt aufhalten müsse. Während James kein Interesse daran zeigt, sondern lieber die Insel mit Juliet verlassen und ein neues Leben beginnen will, kann und will Juliet die Bewohner der Insel nicht einfach dem Tod überlassen, falls Jacks Plan in einem Desaster endet. Als man ihnen ihre Schlaftabletten geben will, greift sie die Wache an, und man flieht vom U-Boot. Währenddessen ist es Jack, Sayid, Richard und Eloise gelungen, den Kern der Wasserstoffbombe sicher zu entfernen. Über einen unterirdischen Gang gelangen sie wieder an die Oberfläche, finden sich jedoch genau im Camp der Dharma-Initiative wieder. Der Versuch, unbemerkt zu fliehen, misslingt. Sayid wird angeschossen, und die beiden können nur dank der Hilfe von Sayid und Miles entkommen.
Währenddessen in der "Gegenwart": Die Gruppe der Anderen unter der Führung von John Locke setzt ungehindert ihren Weg zu Jacob fort. In der Zwischenzeit hat jedoch auch die geheimnisvolle Gruppe rund um Ilana die Insel erreicht, und treffen dort auf Frank Lapidus. Auch sie wollen unbedingt zu Jacob, und haben nach wie vor ihre große Kiste mit im Gepäck, derer Inhalt Frank ins Staunen versetzt. Doch als sie an der Hütte ankommen, erkennen sie, dass Jacob scheinbar schon seit längerem nicht mehr dort wohnt…
Review:
 Auch wenn ich von der 5. Staffel teilweise enttäuscht wurde, so hatte ich ans Staffelfinale dennoch einige Erwartungen – konnten diese doch bei "Lost" bisher immer überzeugen. Zumindest bis jetzt. Denn "Der Vorfall - Teil 1" fand ich leider alles andere als überragend. Was zuallererst auffällt, ist die für Lost-Verhältnisse schlampige Auflösung rund um Jacob. Nachdem man uns nun jahrelang hingehalten hat, wirkte das erste Zusammentreffen mit ihm unangebracht unspektakulär, und auch etwas hilflos. Generell fällt auf, dass diese Wendung im Vergleich zu zahlreichen früheren schlecht (genauer gesagt: gar nicht) aufgebaut wurde. Wenn man Jacob schon früher in den Rückblenden gesehen hätte, gut ok. Aber ihm nun quasi in letzter Sekunde eine Verbindung zu verschiedensten bekannten Figuren anzudichten wirkt ziemlich verkrampft, etwas schlampig, und hat mich alles andere als überzeugt.
Auch wurden die Rückblenden etwas seltsam ausgewählt. Mal handelt es sich um wesentliche, wichtige Momente aus deren Leben – wie Locke's Fall oder James, der seinen Brief an Sawyer schreibt – und mal um ziemlich belangloses, wie z.B. als Kate und Tom Ladendiebstahl begehen. Gut gefallen hat mir hingegen das Gespräch zwischen Jacob und dem noch namenlosen Mann (dargestellt von einem weiteren "Deadwood"-Veteranen), welches offenbar gerade stattfand, als sich die Black Rock der Insel genähert hat. Es wird deutlich, dass beide schon sehr lange auf der Insel sind, jedoch teilweise große Auffassungsunterschiede haben, gerade auch was die Menschen betrifft. Irgendwie hat mich diese Szene an Goethe's "Faust" erinnert, als sich zu Beginn Gott und Mephisto über das Wesen der Menschen streiten, und beschließen, Faust als Testobjekt zu verwenden. Jacob scheint nach wie vor an die Menschheit zu glauben, und dürfte wohl damit etwas zu tun haben, dass immer wieder Menschen zur Insel gelangen. Der andere Mann sieht das deutlich skeptischer – führen solche Begegnungen doch ihm zufolge immer zu Konflikten, Krieg und Zerstörung. Wenn man sich die letzten Staffeln so anschaut kommt man nicht umhin, ihm zuzustimmen. Leider war der Rest der Episode längst nicht mehr so interessant. Für mich persönlich gab es noch zwei große Highlights, nämlich das kongeniale Wiedersehen mit Rose und Bernard, die von all den Konflikten und Streitereien nichts mehr wissen wollen („Habt ihr wieder einen Grund gefunden, aufeinander zu schießen?“ - frei aus dem Gedächtnis zitiert), sowie der kurze Moment, als Sun in Claire's Krippe Charlie's Ring gefunden hat.
 Der Rest der Episode war – vor allem für ein Lost-Staffelfinale – überraschend (und enttäuschend) inhalts- und spannungsarm. Die Schießerei bei der Dharma-Initiative mag kurzfristig für Action gesorgt haben, wirkte aber irgendwie aufgesetzt und hat mich – obwohl Sayid dabei schwer verletzt wurde – nicht gepackt. Vielleicht lag's auch daran, dass ich wieder einmal fand, dass Jack & Co. hier überaus ungeschickt agiert haben. Auch die Handlung auf dem U-Boot hat mich nicht überzeugt. Warum glaubt Juliet, dass Jack alle auf der Insel ermorden würde? Wenn sie argumentieren würde, dass sie nicht will, dass dieser die Zukunft der Insel und damit ihre Vergangenheit verändert, könnte ich das verstehen – aus Angst, dann James endgültig zu verlieren, auch wenn seine Blicke zu Kate ohnehin Bände sprechen. Aber dieses Argument wollte mir nicht einleuchten. Immerhin macht das Zusammentreffen am Ende Hoffnung auf eine deutlich dramatischere zweite Hälfte von "Der Vorfall"…
Fazit:
"Der Vorfall - Teil 1" hat mich doch eher enttäuscht. Die Wendung rund um Jacob fand ich für Lost-Verhältnisse erschreckend schlampig umgesetzt, und für ein Staffelfinale war die Handlung erstaunlich inhalts- und spannungsarm. Auch am nötigen Tempo fehlte es, alles plätscherte doch eher gemächlich vor sich hin. Immerhin, die erste Szene war sehr faszinierend, und auch danach gab es noch das eine oder andere Highlight. Und das Ende verspricht eine deutlich dramatischere Fortsetzung der Handlung in Teil 2! Wollen wir's hoffen…
Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © ABC)
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