Originaltitel: The Life and Death of Jeremy Bentham Episodennummer: 5x07 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 25.02.2009 Erstausstrahlung D: 11.02.2010 (Free-TV, Kabel1) Drehbuch: Damon Lindelof & Carlton Cuse Regie: Jack Bender Hauptdarsteller: Naveen Andrews als Sayid Jarrah, Jeremy Davies als Daniel Faraday, Michael Emerson als Benjamin Linus, Matthew Fox als Jack Shephard, Jorge Garcia als Hugo „Hurley“ Reyes, Josh Holloway als James „Sawyer“ Ford, Henry Ian Cusick als Desmond Hume, Daniel Dae Kim als Jin Kwon, Yunjin Kim als Sun-Hwa Kwon, Ken Leung als Miles Straume, Evangeline Lilly als Kate Austen, Rebecca Mader als Charlotte Lewis, Elizabeth Mitchell als Juliet Burke, Terry O‘Quinn als John Locke Gastdarsteller: Alan Dale als Charles Widmore, Zuleikha Robinson als Ilana Verdansky, Said Taghmaoui als Caesar, Lance Reddick als Matthew Abbadon, John Terry als Christian Shephard, Malcolm David Kelley als Walt, William Blanchette als Aaron
Kurzinhalt:
Nachdem John Locke das Rad gedreht hat, findet er sich plötzlich in der tunesischen Wüste wieder. Mit seinem Beinbruch bleibt ihm nichts anderes übrig, als liegen zu bleiben und um Hilfe zu schreien. Gott sei Dank ist genau diese Stelle videoüberwacht, und so wird er schon bald in ein Hospital gebracht – wo ihn Charles Widmore erwartet. Dieser erzählt ihm, dass alles was Ben gesagt hat eine Lüge war, und er es für wichtig hält, dass Locke und die Oceanic 6 wieder auf die Insel zurückkehren – denn es wird ein Krieg kommen, und wenn dieser vorbei ist möchte er lieber Locke als Anführer auf der Insel sehen, als Ben. Ihm wird ein Fahrer zur Seite gestellt, der ihn daraufhin zu den Oceanic 6 bringt. Doch bei keinem von ihnen scheint Locke mit seinem Rekrutierungsversuch Erfolg zu haben – bis er schließlich völlig verzweifelt und nur mehr einen Ausweg sieht…
Review:
Grundsätzlich hat mir auch "Leben und Sterben des Jeremy Bentham" wieder sehr gut gefallen; für sich genommen erneut eine interessante Episode mit vielen guten Einzelszenen und einigen interessanten Wendungen, Offenbarungen und neuen Fragen. Letzteres ist aber – über die bisherige 5. Staffel gesehen – die Krux an der Sache: Mittlerweile wird es mir mit den neuen Mysterien etwas zu viel. Immerhin steht das Ende der Serie nur mehr ungefähr 1-1/2 Staffel entfernt. Sicher hat man bisher in Season 5 auch schon das eine oder andere aufgeklärt, aber auf der anderen Seite werden so viele neue Fragen aufgeworfen, dass ich schon fast den Eindruck bekomme, als hätten die Macher kurz vor Serien-Ende nochmal von vorne angefangen. Diese Tendenz, die ich momentan feststelle, gefällt mir nicht so wirklich. Schön langsam sollte man dann vielleicht doch beginnen, das große Finale vorzubereiten und sich eher auf dramatische Handlungen zu konzentrieren und Antworten zu bieten, als sich ständig neue Fragen einfallen zu lassen.
Auffällig war dies vor allem bei den Szenen rund um Charles Widmore. Seit 2 Staffeln wird er nun als Bösewicht hingestellt, und auch wenn wir diese Information in erster Linie von Ben hatten und man ihm natürlich nie zu sehr trauen darf, war man wohl nach den brutalen Söldnern, denen die Leben der anderen Bewohner auf der Insel nicht viel zu bedeuten schienen – selbst wenn sie nur gekommen sind, um Ben zu holen, und mit den anderen Überlebenden gar nichts schlimmes vor hatten – war man doch geneigt, ihm zuzustimmen. Hier wirkt er auf einmal wie der Gute: Ein ruhiger, besonnener und keinesfalls bedrohlicher Mann, der auch kein Interesse daran zu haben scheint, selbst auf die Insel zurückzukehren, sondern dem nur wichtig ist, dass Locke dies gelingt und er so eine Schreckensherrschaft von Ben verhindern kann. Und auch wenn diese Wendung natürlich grundsätzlich nicht schlecht wäre, ergeben sich für mich dabei zwei Probleme: 1.: Momentan steht Aussage gegen Aussage – weshalb ich irgendwie völlig in der Luft hänge, da ich nicht weiß, wem ich glauben soll. Daher kann ich aber auch weder für noch gegen jemanden sein, was mich von der Handlung der Serie irgendwie distanziert. 2.: Falls sich Widmore tatsächlich nun doch als Guter herausstellt, wäre es das zweite Mal, dass "Lost" sich genau dieses Twists bedient – und mit der Zeit wäre das dann doch etwas fad. Immerhin begann man ja in der letzten Staffel zunehmend, Ben von einem Bösen zu einem Guten zu wandeln. Das gleiche nun noch einmal bei Widmore serviert zu bekommen fände ich nicht überragend originell, um es vorsichtig auszudrücken.
All diese Kritikpunkte sind jedoch eher struktureller Natur und richten sich mehr gegen die Serie in ihrer Gesamtheit und dem darin erzählten Handlungsrahmen als dieser Episode an sich. Wir sind halt nun schon so weit gereist. Ich verlange ja zu diesem Zeitpunkt in der Serie noch nicht, das Ziel schon am Horizont erkennen zu können – aber zu wissen, wo dieses liegt, wäre dann langsam aber sicher doch nett. Wie bereits erwähnt hatten diese Erwägungen jedoch auf den Unterhaltungswert der Episode an sich – zumindest für mich – keinen Einfluss. "Leben und Sterben des Jeremy Bentham" überzeugte mit einer sehr interessanten und erneut auf eine Figur zentrierten Handlung, in der wir einige Begegnungen von denen wir bisher nur gehört hatten endlich auch zu Gesicht bekommen. Das absolute Highlight war dann sicherlich das – von ihm zuletzt erst abgestrittene – Zusammentreffen zwischen Ben und Locke, wo er sich zuerst hilfsbereit und zuvorkommend zeigt und Locke bestärkt – nur um ihn schließlich zu töten.
Einige spekulierten ja, dass dies mit jenem Moment zusammenhängen könnte, als John Locke von Eloise erzählt hat. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass sich Ben’s Mimik, Gestik und Haltung in dem Moment sehr veränderten und er einen deutlich kälteren Eindruck hinterlassen hat, sobald Locke von Jin’s Überleben erzählt hat – und dass er ihm versprochen hat, Sun nicht aufzusuchen. Dies ist jedoch nur meine Interpretation der Szene – ich hoffe und denke, dass wir schon bald eine definitivere Antwort auf die Frage erhalten werden. Spätestens dann, wenn Ben wieder das Bewusstsein erlangt und Locke ihn zur Rede stellt (ich persönlich würde ihm ja dazu gar nicht Gelegenheit geben sondern ihn gleich erwürgen, aber dafür ist Locke wohl nicht kaltblütig genug). Apropos Locke… ich muss gestehen, dass er auf der Insel auf einmal wieder am Leben ist, hat mich schon etwas gestört – so willkommen mir diese Wendung grundsätzlich auch sein mag, einfach da Locke irgendwie zu LOST gehört wie das Amen zum Gebet. Sicher ist es nicht das erste Mal, dass tote Personen auf der Insel herumgewandelt sind, aber bisher – z.B. bei Christian – hatte ich eher den Eindruck, sie würden als Marionetten von Jacob/der Insel genutzt werden. Zu höherem berufene, ferngesteuerte Zombies, sozusagen. Locke schien jedoch ganz der Alte zu sein. Wie und warum wurde er wiederbelebt, und warum "nur" er und nicht die zahlreichen früheren Todesopfer der Insel ebenso? Jedenfalls halte ich es für sehr gefährlich, der Insel so eine Fähigkeit zu verleihen, und deren Fähigkeiten nicht genauer zu definieren. Denn so könnte ja nun eigentlich genau genommen jeder von den Toten wiederauferstehen – was eine solche Wendung doch einiges an emotionaler Wirkung berauben könnte (zumal es nach Jin ja schon die zweite unerwartete Wiederauferstehung war).
Am meisten hat mich aber etwas gestört, dass die meisten wohl als vernachlässigbare Kleinigkeit abtun werden – wenn es ihnen denn überhaupt auffällig). Aber: Es ärgert mich nun mal, wenn Serienproduzenten auf die Kontinuität einer Serie so wenig Wert legen: Das Gespräch zwischen Jack und Locke verlief ganz anders, als er das gegenüber Ben in "Die Rückkehr (Teil 3)" geschildert hat. Dort war davon die Rede, dass nachdem sie die Insel verlassen haben zahlreiche Menschen gestorben und ganz schlimme Dinge passiert seien. Grundsätzlich ja auch richtig – nur sagt ihm das Locke in dieser Folge gar nicht. Er meint nur, dass die Insel ihn braucht und er zurückkehren soll, um die anderen Überlebenden zu retten. Ein bisschen mehr Wert auf Kontinuität könnte man schon legen, liebe Macher, vor allem, wenn sich das ganze gerade mal innerhalb von 8 Episoden abspielt. Zumal sich dieser Fehler mit etwas mehr Sorgfalt leicht hätte vermeiden können – und genau diese Art von Kontinuitätsfehlern regt mich am meisten auf.
Fazit:
Aufgrund einiger etwas frustrierender Entwicklungen finde ich die Einzelstücke momentan besser als die Summe ihrer Teile – als ebensolches Einzelstück konnte mir jedoch auch "Leben und Sterben des Jeremy Bentham" wieder einmal gut gefallen. Neben der interessanten Handlung und einiger interessanter neuer Fragen, die aufgeworfen wurden, waren dafür vor allem einzelne tolle Einzelszenen verantwortlich - allen voran das Zusammentreffen von Ben und Locke. Lediglich die Tatsache, dass Letzterer nun wieder unter den Lebenden weilt, hat mich - so sehr ich mich grundsätzlich auch darüber freuen mag - nicht 100%ig überzeugt…
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