Originaltitel: The Brig
Episodennummer: 3x19
Bewertung:
 
Erstausstrahlung USA: 02.05.2007
Erstausstrahlung D: 28.01.2008 (Free-TV, Pro7)
Drehbuch: Damon Lindelof & Carlton Cuse
Regie: Eric Laneuville
Hauptdarsteller: Naveen Andrews als Sayid Jarrah, Emilie de Ravin als Claire Littleton, Michael Emerson als Benjamin Linus, Matthew Fox als Jack Shephard, Jorge Garcia als Hugo „Hurley“ Reyes, Josh Holloway als James „Sawyer“ Ford, Henry Ian Cusick als Desmond Hume,Daniel Dae Kim als Jin-Soo Kwon, Yunjin Kim als Sun-Hwa Kwon, Evangeline Lilly als Kate Austen, Elizabeth Mitchell als Juliet Burke, Dominic Monaghan als Charlie Pace, Terry O‘Quinn als John Locke
Gastdarsteller: M.C. Gainey als Tom Friendly, Kevin Tighe als Anthony Cooper, Mira Furlan als Danielle Rousseau, Nestor Carbonell als Richard Alpert, Kimberly Joseph als Cindy, Marsha Thomason als Naomi
Kurzinhalt:
Desmond & Co. bringen die schwer verletzte Hubschrauberpilotin in der Nacht und vor allen verborgen in ihr Zelt. Sayid ist der erste, den sie einweihen, während sie Jack nicht mehr genug trauen, um ihn ebenfalls einzubeziehen. Währenddessen bekommt Sawyer Besuch von Locke. Dieser behauptet, er hätte die Anderen infiltriert, und es wäre ihm zudem gelungen, Ben gefangen zu nehmen. Er möchte, dass Sawyer ihn tötet – da er selbst nicht dazu fähig ist. Gemeinsam macht man sich auf dem Weg zur Black Rock, wo Locke ihn angeblich in der Brigg eingesperrt hat. Doch als Sawyer den Raum betritt, trifft er dabei nicht die Person an, die er erwartet hat…
Die Flashbacks reichen diesmal nur wenige Tage zurück, und zeigen uns, was mit Locke nach der Sprengung des U-Boots passiert ist.
Review:
 Holy sh*t! Wieso zum Teufel habe ich das nur nicht kommen sehen? Wie bei den besten Krimis waren alle Anzeichen und Indizien da, lagen klar und deutlich vor mir. Die ständigen Verknüpfungen zwischen den Überlebenden in der Vergangenheit, deren sie sich oftmals selbst gar nicht bewusst sind. Die Tatsache, dass sich Locke’s Vater als Betrüger herausstellt, und zudem im richtigen Alter wäre. Und trotzdem hätte ich nie vermutet, dass Locke’s Vater jener Sawyer ist, dem James seinen Brief gewidmet hat. Diese Wendung hat mich absolut eiskalt erwischt, wenn ich es auch zugegebenermaßen etwas früher durchschaut hatte als James, nämlich als man Locke empfahl, Sawyers Akte bis zum Ende durchzulesen. Trotzdem, eigentlich hätte ich das müssen kommen sehen. Wie auch immer, es war ein absolut genialer Moment, großartig inszeniert und gespielt, der nun Sawyer’s jahrelange Sehnsucht nach Rache und Vergeltung endlich gestillt hat – damit hat ihm die Insel quasi seinen großen Lebenswunsch, der ihn erst auf die Insel gebracht hat, erfüllt.
Ich muss gestehen, diese Wendung hat mich dermaßen beeindruckt, und die gemeinsamen Szenen zwischen Josh Holloway und Kevin Tighe waren so genial und grandios gespielt, dass es für mich den Rest der Folge dermaßen überschattet hat, dass ich mich kaum mehr daran erinnern kann, was eigentlich sonst noch passiert ist. Ach ja, die Andeutung am Ende rund um Jack und Juliet war interessant – sollte ich ihm und ihr etwa Unrecht getan haben? Was hecken die beiden aus? Sehr gelungen auch die Rückblenden, wo man wieder einmal mit dem üblichen Konzept gebrochen hat, und diesmal nur wenige Tage in die Vergangenheit zurückgesprungen ist. Die Gespräche zwischen Locke und Ben waren sehr interessant und wieder mal von Ben’s üblichen Macht- und Gedankenspielchen geprägt, als er diesen vor allem Anderen bloßgestellt hat. Warum er dies getan hat, darüber lässt sich nur spekulieren, und natürlich ist nicht auszuschließen, dass auch Richard in Ben’s Auftrag handelt. Nichtsdestotrotz habe ich seit ihrem Zusammentreffen in "Der Mann aus Tallahassee" und der Beobachtung, dass Locke früher im Rollstuhl saß während Ben’s Tumor von der Insel nicht geheilt wurde, das Gefühl, dass sich Ben von Locke bedroht fühlt – was durchaus erklären könnte, warum er ihn vor allen anderen dazu zwingt, seinen Vater zu töten, im Wissen, dass er dazu nicht fähig ist. Angesichts der Tatsache, dass Locke nun wieder zu den Anderen zurückkehrt, und Sawyer den Beweis für Juliet’s Verrat in den Händen hält, bin ich jedenfalls schon sehr auf die nächste Folge gespannt!
Fazit:
Es fällt mir immer schwerer zu verstehen, warum manche von der 3. Lost-Staffel enttäuscht waren und den Eindruck hatten, die Serie würde "über den Hai springen", wie man im anglikanischen Raum so schön sagt. Die ganze Staffel über hat sich die Handlung fast stetig weiterentwickelt, wurden wichtige Fragen beantwortet oder die Antworten zumindest angedeutet, und es gab einige Entwicklungen und Offenbarungen, mit denen wesentliche Handlungsfäden welche teilweise schon in der ersten Staffel vorgestellt wurden, nun ihren Abschluss fanden. Eines der diesbezüglichen Highlights der Staffel – und eine Wendung, die mich eiskalt erwischt hat – war sicherlich das Zusammentreffen von Sawyer und Locke’s Vater und der damit einhergehenden Auflösung, dass es sich bei ihm um genau jenen Sawyer handelt, den er sein Leben lang gehasst und gejagt hat. Der Rest der Episode war auch gelungen – aber das hat für mich definitiv alles überschattet, und mag gut und gerne der (bisherige?) dramatische Höhepunkt der 3. Staffel gewesen sein.
Wertung: 4.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © ABC)
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