Originaltitel: Deus Ex Machina
Episodennummer: 1x19
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 30.03.2005
Erstausstrahlung D: 17.10.2005 (Free-TV, Pro7)
Drehbuch: Damon Lindelof & Carlton Cuse
Regie: Robert Mandel
Hauptdarsteller: Naveen Andrews als Sayid Jarrah, Emilie de Ravin als Claire Littleton, Matthew Fox als Jack Shephard, Jorge Garcia als Hugo „Hurley“ Reyes, Maggie Grace als Shannon Rutherford, Josh Holloway als James „Sawyer“ Ford, Malcolm David Kelley als Walt Lloyd, Daniel Dae Kim als Jin-Soo Kwon, Yunjin Kim als Sun-Hwa Kwon, Evangeline Lilly als Kate Austen, Dominic Monaghan als Charlie Pace, Terry O‘Quinn als John Locke, Harold Perrineau Jr. als Michael Dawson, Ian Somerhalder als Boone Carlyle
Gastdarsteller: Kevin Tighe als Anthony Cooper, Swoosie Kurtz Hurst als Emily Locke, Lawrence Mandley als Frainey, George O'Hanlon Jr. als Eddie
Kurzinhalt:
Um die Luke endlich öffnen zu können, bauen Locke und Boone eine Art Katapult – doch die Scheibe hält. Boone möchte daraufhin aufgeben, doch Locke ist davon überzeugt, dass sie die Insel nur testet. Doch als er bemerkt, dass er langsam das Gefühl in den Beinen wieder zu verlieren beginnt, fängt auch er an zu Zweifeln. Erst nach einem seltsamen Traum schöpft er wieder Hoffnung: Darin sah er, wie ein Flugzeug auf der Insel abgestürzt ist. Er ist davon überzeugt, dass sie genau dort das finden werden, was sie brauchen, um die Luke endlich zu öffnen. Doch seine Beine versagen ihm zunehmend den Dienst. Trotzdem plagen sich die beiden durch den Dschungel, und in der Tat, sie finden ein abgestürztes Flugzeug, genau an jener Stelle, die Locke in seinem Traum gesehen hat. Doch das Flugzeug befindet sich oben in den Baumwipfeln und ist für Locke damit unerreichbar. Stattdessen klettert Boone hinauf – und begibt sich damit in große Gefahr…
In der Rückblende trifft Locke, der in einem Waisenhaus aufgewachsen ist, völlig unerwartet auf seine Mutter. Sie erklärt ihm, dass er für etwas Großes auserkoren ist. Nach diesem Gespräch macht sich Locke auf die Suche nach seinem Vater, und lernt diesen auch kennen. Scheinbar zufällig bekommt er mit, dass dieser an einer Nierenschwäche leidet – falls er nicht bald ein Transplantat von einem kompatiblen Spender erhält, wird er sterben…
Review:
Beginnen wir mit den Rückblenden, da diese ein kleines, aber meines Erachtens durchaus relevantes Problem aufzeigen: Bei einigen Figuren gibt es was ihre Vergangenheit betrifft so große, dominierende Fragen, dass man bei den Rückblenden eigentlich ständig nur auf die entsprechende Antwort wartet, und dadurch die eigentlich ebenfalls interessanten Informationen, die dort vermittelt werden, in den Hintergrund gedrängt werden. Bei Kate ist das die Frage, was sie verbrochen hat – und bei Locke selbstverständlich, warum er im Rollstuhl gelandet ist. Die ganze Zeit erwartete ich, dass es nun endlich passieren und man die Hintergründe aufklären würde. Zuerst dachte ich an einen Jagdunfall, dann an Komplikationen bei der Operation, und am Ende erwartete ich schon, er würde einen Autounfall haben. Doch nichts dergleichen – stattdessen bleibt diese Frage vorerst noch unbeantwortet.
Leider konnte ich mich aber eben genau deshalb kaum auf die Rückblende an sich konzentrieren. Ich wartete ständig darauf, eine Antwort auf diese eine Frage zu erhalten. Alles andere erschien mir vergleichsweise unwichtig und hat mich zwischendurch sogar richtiggehend gestört. Ich denke, wenn man des Rätsels Lösung bereits kennt und sich die Episode noch einmal ansieht, kann man die Rückblende deutlich entspannter – und auch aufmerksamer – verfolgen. So gesehen mögen diese großen Fragen zur Vergangenheit einiger Charaktere zwar dafür gut sein, unser Interesse zu wecken – und dadurch, dass eben nicht alles sofort aufgeklärt wird, auch aufrecht zu erhalten – lenken dafür aber leider gelegentlich auch etwas ab, und lassen die Rückblenden teilweise zur Qual werden. Insofern hoffe ich, dass man uns nicht mehr allzu lange auf die Folter spannen und einige der drängenderen Fragen bald beantworten – und dann eben durch neue ersetzen – wird.
Von dieser Schwäche einmal abgesehen fand ich „Deus Ex Machina“ aber wieder recht gelungen. Mit Locke’s plötzlichem – erneutem – Versagen der Beine und seinem düster-geheimnisvollen Traum, der ihn ja in der Tat zum Flugzeug geführt hat, heizt man den Mystery-Kessel wieder ordentlich an (vom höchst mysteriösen Funkspruch ganz abgesehen). Zugleich wird aber auch zum ersten Mal sein Glauben an die Insel erschüttert, als er scheinbar alles macht, was diese von ihm wollte, im Flugzeug aber nichts hilfreiches gefunden wird, und zudem Boone durch den Absturz schwer verletzt wird. Seine verzweifelte Frage am Ende nach dem Sinn erinnert an ganz ähnliche Glaubenskrisen bezüglich Gott, wenn etwas schreckliches passiert ist und man sich fragt „Warum?“. Um so interessanter, das just zu diesem Zeitpunkt in der Luke das Licht angeht. Zufall, oder ein Zeichen? Und wenn letzteres – von wem?
Bei all diesen mysteriösen Ereignissen und so viel Dramatik braucht es in der Nebenhandlung ein wenig Humor, um das ganze etwas aufzulockern. Sah es zu Beginn so aus, als würde uns eventuell auch dort eine unerfreuliche Wendung ins Haus stehen, nimmt das ganze schon bald deutlich humoristischere Züge an – zuerst, als Jack seine Befragung von Sawyer sichtlich genießt, und später dann, als er zum ersten Mal seine provisorisch zusammengebastelte Brille aufsetzt. Nachdem er in den Episoden zuvor im Großen und Ganzen immer den egoistischen Scheißkerl raushängen lassen durfte, gönnt man Sawyer diese kleine Erniedrigung und den Spott und Hohn seiner Inselkollegen. Schadenfreude ist halt doch die schönste Freude…
Fazit:
Mir persönlich war das mit Locke’s erstaunlich visionärem Traum schon fast wieder zu übersinnlich. Die Rückblende leidet zudem darunter, dass man ständig eine Antwort auf die Frage erwartet, wieso Locke im Rollstuhl saß – diese aber leider nicht kommt. Als Locke und Boone das Flugzeug schließlich fanden, legte die Folge aber enorm an Spannung und Dramatik zu, und der doppelte Cliffhanger am Ende lässt einen schon sehnlichst auf die nächste Folge warten…
Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © ABC)
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