Mit: Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li, Dolph Lundgren, Eric Roberts, Steve Austin, Randy Couture, David Zayas, Giselle Itié, Charisma Carpenter, Mickey Rourke u.a.
Kurzinhalt:
Die "Expendables", eine Söldnertruppe unter dem Kommando von Barney Ross, ist gerade erst von ihrem letzten Einsatz zurückgekehrt, da wartet schon eine neue Mission auf sie. Die CIA heuert sie dazu an, einen südamerikanischen Diktator zu stürzen, der von ehemaligen CIA-Agenten unterstützt wird, die nun als Drogenbosse fungieren. Bevor er den Auftrag annimmt reist Barney mit Lee Christmas in das Land, um sich mit einem Kontakt zu treffen und sich einen Überblick zu verschaffen. Die Kontaktperson stellt sich als die Tochter des Diktators heraus, und führt sie nahe seines Palastes. Nach einem Scharmützel mit dessen Truppen gelingt den beiden "Expendables" nur mit knapper Not die Flucht - die Tochter des Diktators wird allerdings gefangen genommen. Barney ist bewusst, dass ihr als Verräterin kein rosiges Schicksal blühen kann. Obwohl er die Mission für ein Selbstmordkommando hält, beschließt er, sich aufzumachen um sie aus der Gefangenschaft zu befreien. Doch die anderen Mitglieder der "Expendables" denken gar nicht daran, ihren Boss im Stich zu lassen…
Review:
Der erste Gedanke, der mir nach der Sichtung des Films kam, war: Warum versammelt man einige der größten Actionstarts der Vergangenheit und Gegenwart, wenn man der Action dann ohnehin nicht vernünftig folgen kann? "The Expendables" möchte eine Rückkehr ins Actionkino der 80er-Jahre sein, und es gibt in der Tat einige Elemente, wo man sich dieser zwar manchmal trashigen, aber insgesamt coolen und kultigen Periode des Actionfilms anlehnt. Doch gerade dort, wo es meines Erachtens wichtig gewesen wäre, nämlich bei der Inszenierung der Actionszenen, beugt man sich den modernen Sehgewohnheiten. Ich mag die Bourne-Filme zwar grundsätzlich, und Paul Greengrass hat auch abseits dessen einige grandiose Filme abgeliefert (allen voran "Flug 93", der es immerhin in meine Top 10 der besten Filme des letzten Jahrzehnts geschafft hat), aber je länger dieser Trend zu seinem typischen Inszenierungsstil in Actionfilmen anhält, desto mehr verfluche ich ihn. Alles muss extrem schnell geschnitten und stark herangezoomt sein, damit es auch ja einen hektisch-temporeichen Eindruck vermittelt. Dass man dabei der Action dann meist überhaupt nicht mehr folgen kann, scheint dabei zweitrangig zu sein. Womit wir wieder bei meiner Einstiegsfrage sind: Was bringt es, Jet Li, Dolph Lundgren, Steve Austin, Jason Statham und Sylvester Stallone vor die Kamera zu stellen, wenn man sie nie wirklich in Aktion sehen kann – einfach da man nichts erkennt? Ehrlich, Sly, da hättest du genauso gut mich hinstellen können. Diese ¼-Sekunden-Kampfeinstellungen hätte ich auch noch hinbekommen. Dann wäre dir eventuell auch etwas mehr Geld für die Effekte geblieben, und du hättest mehr auf praktische Effekte denn auf CGI-Feuer und –Blut setzen können – was dem Anspruch eines Actionfilms im Stile der 80er Jahre ebenfalls widerspricht.
Das ist dann auch schon das Hauptproblem von "The Expendables": Ich fand die Action einfach nicht packend. Ich konnte dem Geschehen die meiste Zeit nicht folgen, wusste nicht, was ich da sehe, oder wen, und was genau grade passiert, und konnte daher weder mitfiebern noch genießen. Vielleicht liegt es ja daran, dass einige der Actionstars eben doch schon zu alt sind. Wer weiß, vielleicht haben die nach ihren 1-Sekunden-Auftritten immer gleich den Rollstuhl und die Krücken aufs Set gebracht, keine Ahnung. Aber ehrlich, Sly: Das war ja wohl nichts. Es wird ja immer wieder über den mittlerweile ziemlich beleibten Steven "Germteig" Seagal gescherzt; aber so wie ich das sehe hätte er mit keiner der Actionszenen hier ein Problem gehabt. Und selbst wenn, hätte man halt stattdessen ein Double hingestellt. Ist bei diesem Inszenierungsstil ohnehin nicht zu bemerken. Ein weiteres Problem sind die (Achtung, Wortspiel!) entbehrlichen Sticheleien zwischen den "Expendables". Ganz ehrlich, was sollte das denn? Wollte Stallone hier ähnlich kultige Sprüche abliefern, wie sie in den 80ern an der Tagesordnung waren? Wenn ja, ist er damit so heftig auf die Schnauze gefallen, dass er sich seine Nase gleich nochmal gebrochen hat. Mir ist leider nur mehr einer der Kommentare in Erinnerung geblieben, einfach da ich nichts davon als kultig, witzig, cool oder erinnerungswürdig empfand. Aber vielleicht check ich es ja auch einfach nicht und ihr könnt mich aufklären? Worin lag der Sinn von Mr. Christmas‘ Kommentar „Sie ist doch eigentlich gar nicht dein Typ?“ (frei aus dem Gedächtnis zitiert) vom Ende des Films? Der Film ist leider voll mit diesen Bemerkungen, die bei mir nicht im Geringsten gezogen haben. Sie hatten weder den Kultfaktor solcher One-Liner wie die typischen Schwarzenegger-Sprüche, nachdem er sich eines Bösewichts entledigt hat (beispielhaft sei sein „Bitte stören sie meinen Freund hier nicht. Er ist todmüde“ an die Stewardess erwähnt, nachdem er an Bord eines Flugzeugs grad unbemerkt seinen Aufpasser umgebracht hat; aus "Phantomkommando"), noch den Trash-Faktor solcher Dialoge für Marke „So schlecht, dass sie schon wieder gut sind“ (wie „Was ist das?“ „Blaues Licht.“ „Was macht es?“ „Es leuchtet blau.“ aus "Rambo III"). Sie wirken einfach nur sinnlos und überflüssig.
Sinnlos und überflüssig sind übrigens Prädikate, die man bei den meisten Actionfilmen auch der Handlung zuschreiben kann. Zumindest diesbezüglich bildet "The Expendables" keine Ausnahme, und erinnert an eher hohle "Man on a Mission"-Filme jener guten alten Zeit, die Stallone hier unbedingt wieder heraufbeschwören wollte. Da mich eine platte Handlung, die nur als Ausrede für Action dient, noch nie gestört hat (wenn mir auch nach wie vor jene Actionfilme, die es schaffen, zumindest einen Hauch von Anspruch, so dünn er auch sein mag, in die Geschichte einzubauen, immer noch am besten gefallen; exemplarisch sei "Terminator 2" erwähnt), war dies aber auch hier für mich kein Problem. Und im Gegensatz zum "A-Team" hat man hier wenigstens auch auf überflüssige pseudo-überraschende Wendungen verzichtet, durch den eine Komplexität der Handlung vorgegaukelt werden soll, die bei solchen Filmen ohnehin niemand erwartet. Was ich mir jedoch gewünscht hätte, ist etwas mehr emotionale Bindung zu den Figuren. Die guten alten Actionfilme haben vor allem auch deshalb so gut funktioniert, da einem die Helden ungemein sympathisch und die Bösewichte ungemein unsympathisch waren. Würzt man das schließlich noch mit einer nachvollziehbaren Motivation, macht dies die Handlung spannend, packend und mitreißend. Man fühlt mit den Figuren mit und wünscht den Guten, dass sie es den Bösen so richtig zeigen. Derartige Gefühle konnte zumindest ich bei "The Expendables" keine ausmachen. Mir waren sowohl die Entbehrlichen als auch ihre Widersacher herzlich egal.
Jetzt aber genug gemeckert, denn auch wenn mittlerweile der Eindruck entstanden sein mag: Schlecht sind "The Expendables" sicher auch nicht. So macht es trotz der ungeschickt inszenierten Action Spaß, so viel Testosteron und männliche Starpower auf der Leinwand vereint zu sehen. Das diesbezügliche Highlight ist zweifelsfrei das kurze Zusammentreffen zwischen Stallone, Willis und Schwarzenegger in der Kirche (wo noch dazu das Problem mit der Synchronisation elegant gelöst wurde, in dem man es einfach ignorierte). Auch der Soundtrack von Brian Tyler kann sich hören lassen. Vor allem das heroische Maintheme passt wie Stallone's Faust auf Steve Austin's Auge. Abseits der Action fand ich zudem Stallone’s Inszenierung durchaus gefällig; und selbst bei den zerschnittenen Kampf- und Actionszenen fand ich das eine oder andere Highlight (wenn diese auch meistens "Blinzle und du hast es verpasst"-Charakter hatten). Der Film ist zwar sehr auf Stallone und Statham konzentriert, bietet aber auch den anderen Mitgliedern der Expendables gerade noch so genügend Zeit auf der Leinwand, als dass sie zumindest nicht als modische Accessoires gelten müssen. Vor allem Jet Li und Dolph Lundgren dürfen während ihrer Auseinandersetzung für einen kurzen Augenblick in den Mittelpunkt rücken. Und dennoch gibt es da einen "Expendable", der bei diesem Film so gar nicht entbehrlich war, und trotz seines recht kurzen Auftritts und obwohl er bei der eigentlichen Action nicht mehr mitmischt zu den größten Stärken des Films gezählt werden muss: Mickey Rourke. Vor allem sein kurzer Monolog über die Frau auf der Brücke (wer den Film gesehen hat weiß was ich meine) war einfach nur klasse. So klasse, dass ich mich danach ernsthaft gefragt habe, ob Rourke eventuell in die Fußstapfen von Bernard Shaw und seine berühmte Indianapolis-Rede getreten ist. Denn ich kann einfach nicht glauben, dass derjenige, der diese Szene geschrieben hat, zugleich für die ganzen restlichen, teils grottenschlechten Dialoge verantwortlich war…
Fazit:
Ein Actionfilm ohne packende Action ist wie eine Komödie ohne gelungene Gags: Thema verfehlt, setzen, nicht genügend. Doch halt: Denn mit dieser Wertung würde man Stallone definitiv zu hart abstrafen. Ja, entgegen seinen Ambitionen, einen typischen 80er-Jahre-Actionstreifen abzuliefern, hat er sich leider zu stark modernen Inszenierungstrends gebeugt – was dazu führt, dass er zwar die wohl beeindruckendste Action-Besetzung aller Zeiten auf die Beine gestellt, man diese aber leider nur bedingt auch in Aktion erleben kann. Viel zu oft verliert sich das Geschehen leider im zu schnellen und hektischen Schnitt sowie den zu starken Zooms. Und dennoch, diese geballte Ladung Testosteron hat etwas. Zwar mag einem keine der Figuren so richtig ans Herz wachsen, und auch ihre ständige Neckerei vermag kaum zu überzeugen, aber dennoch macht "The Expendables" stellenweise Spaß, und es wird deutlich, dass in dieser Besetzung und dem Konzept Potential steckt. Wenn Stallone es bei der unvermeidlichen Fortsetzung gelingt, dieses auch auszuschöpfen, könnten es die "Expendables" ja vielleicht auf ihrer nächsten Mission schaffen, ihrem Namen eben nicht alle Ehre zu machen, und sich stattdessen von den Entbehrlichen zu den "Essentials" des Actionkinos zu kämpfen…