Faszination Babylon 5: "Die Serie brachte mich zum Staunen..."
Erster Fan-Beitrag zum 15-jährigen JubiläumKategorie: Babylon 5 - Autor: Peter Schentler - Datum: Mittwoch, 25 August 2010
Spoiler-Warnung! Das nachfolgende Essay beinhaltet einen großen Spoiler zur 3. Staffel, sowie einen vagen Spoiler zum Ende der Serie.
"Babylon 5" brachte mich zum Staunen... von Peter Schentler
In der 3. Staffel bezahlte Kosh seine Unterstützung von Sheridan mit dem Leben. Eine grandios inszenierte Szene, ein unglaublicher Moment, ein emotionaler Abschied. Damit wurde eine Rolle ohne irgendeine Vorankündigung aus der Serie verabschiedet, die unsterblich schien, und bei der ich nie zweifelte, dass sie auch in der letzten Episode dabei sein würde. Für mich ist das die Szene der Serie, die mir wohl am stärksten in Erinnerung geblieben ist. "Babylon 5" (B5) hat mich in dieser Folge (erneut) zum Staunen gebracht. So wie einige Wochen davor bei der Unabhängigkeitserklärung und dem etwas später folgenden scheinbar grundlosen Ausbruch des Schattenkrieges. Und solche Momente gab es noch viele mehr.
Es ist schwer, einen Aspekt herauszuheben, der B5 besonders macht; es ist das Gesamtbild. Während andere Serien ihren Arc mehr oder weniger gut planen oder hinbiegen, und die Ausrede nutzen, "es ginge ja nur um die Charaktere", wenn es am Schluss nicht mehr zusammenpasst, konnte B5 seine Geschichte und die Charaktere vereinen. Einerseits großartige Geschichten. Der Schattenkrieg, der mich als Fan epischer Erzählungen wie "Herr der Ringe" fesselte. Und der Bürgerkrieg, der mich als geschichts- und politikinteressierte Person durch seine politischen Parallelen und die unglaublich vielen Verweise auf unsere eigene Historie begeisterte. Straczynski nahm mit Letzterem einige Entwicklungen vorweg, die wir - zum Glück in abgeschwächter Weise - seit der Jahrtausendwende erleben durften. Andererseits, mittendrin statt nur dabei in beiden Geschichten, die besten und ausgefeiltesten Personen, die wir je im Fernsehen erleben durften. Londo, G’Kar, Sheridan, Vir, Garibaldi und andere mehr.
Der Centauri-Botschafter ragt dabei über alle anderen heraus. Lebemann, Opfer, Verbrecher, Held, Märtyrer, tragische Figur; alles passt schlüssig zusammen und ergibt sich aus seinen Entscheidungen. Die Szenenfolge, in der er mit erschrockenem Gesicht die Zerstörung von Narn verfolgt, und wenig später als skrupelloser Kriegsgewinner im Rat die Kapitulationsbedingungen durchsetzt, ist schwer in Worte zu fassen. Und trotz all seiner Taten wünscht man ihm ein Happy End, das er leider nicht bekommt.
Über die Geschichte und Charaktere hinaus gäbe es noch vieles zu erzählen, was zum Gesamtbild von B5 beiträgt. Die Bücher wie die Centauri-Trilogie oder "To Dream in the City of Sorrows", die Teil des offiziellen Canons sind und die Serie in erstaunlicher Form ergänzen und Lücken füllen. Die vielen Andeutungen auf Entwicklungen in zukünftigen Staffeln. Die Hommage an zu früh verstorbene Schauspieler in den "Lost Tales". Straczynskis Variante der "History of Middle Earth" in Form der Script Books. Die Vorbildwirkung für andere Serien - weder "Lost" noch "Battlestar Galactica" wären wohl ohne B5 möglich gewesen. Die ersten großflächigen Computereffekte im Fernsehen. Die Diskussion religiöser, politischer und ethischer Themen. Und mir würde noch vieles mehr einfallen.
B5 brachte mich zum Staunen. Die Serie schaffte es, einen "Sense of Wonder" zu vermitteln, der unübertroffen bleibt. Es ist für mich die beste Serie aller Zeiten. Eine Serie, die ihrer Zeit 10 Jahre voraus war, und die bis heute weder eingeholt noch übertroffen wurde, auch wenn es einige versucht haben. Nie war eine Science-Fiction-Serie stärker auf ein erwachsenes, gebildetes Publikum ausgerichtet wie in dieser Serie.
P.S.
Ich kann mich noch immer an die Sonntagabende erinnern, an denen ich die Serie auf ProSieben gesehen habe. Interessanterweise bin ich nur zufällig in den Pilotfilm reingestolpert. Hätte ich damals nicht durch die Programme gezappt, hätte ich vielleicht die beste Serie verpasst. Kleine Entscheidungen haben oft große Auswirkungen…
Was sind Deine Erinnerungen an die Serie? Was hat für Dich die "Faszination Babylon 5" ausgemacht? Gibt es Erlebnisse oder Anekdoten Deines Fan-Daseins, die Du mit uns hier teilen willst? Texte? Bilder? Videos? Fan-Fiction? Wir freuen uns über Deinen Beitrag!