Klappentext:
In "Star Trek: Countdown", dem Comic-Prequel zu J.J.Abrams Kinoerfolg "Star Trek", begegneten wir zum ersten Mal dem charismatischen Romulaner Nero, im Film verkörpert von Eric Bana (Troja). In "Countdown" wurde offenbart, was ihn zu seinen hasserfüllten Taten getrieben hat. In "Nero" erfahren wir nun, was in jenen kalten und dunklen Jahren geschah, in denen Nero auf die Ankunft desjenigen wartete, auf den sich sein ganzer Rachewahn konzentriert hat: Botschafter Spock von Vulkan!
Kurzinhalt:
Nach dem selbstmörderischen Angriff der U.S.S. Kelvin schwebt die Narada schwer beschädigt im All. Captain Nero ist gerade dabei, alle erforderlichen Reparaturen einleiten zu lassen, da werden die Romulaner von einer Flotte klingonischer Schiffe angegriffen und trotz erbitterten Widerstands überwältigt. Die Narada wird daraufhin zum Gefängnisplaneten Rura Penthe gebracht, auf dem Nero und seine Mannschaft den Rest ihrer Tage verbringen sollen. 15 Jahre und zahlreiche Fluchtversuche später, ist es dann endlich soweit: Die Narada hat sich mittlerweile selbst repariert und wird von sich aus aktiv, als sie seltsame Signale aus dem All auffängt. Das Schiff greift den Stützpunkt der Klingonen an, und Nero und seinen Mannen gelingt die Flucht. Nun gilt es, einen Weg zu finden, um zu bestimmen, wann und wo Spock aus dem schwarzen Loch herausfliegen wird, damit Nero seine Rachepläne endlich in die Tat umsetzen kann…
Review:
Als "Star Trek" letztes Jahr ins Kino kam, habe nicht nur ich mich gefragt, was Nero eigentlich in den 15 Jahren bis Spock ebenfalls in der Vergangenheit ankam getan hat – hätte sich ihm doch in dieser Zeit schon ausreichend Gelegenheit geboten, um an der Föderation Rache zu nehmen. Wenige Wochen nach dem Kinostart wurde dann bekannt, dass eine ganze Nebenhandlung aus dem Drehbuch herausgeschnitten wurde – die leider auch nicht den Weg in den Roman zum Film fand. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen dazu entschieden, diesen Teil der Geschichte als Comic zu erzählen, und damit diese Handlungslücke aus dem Film nun endlich zu schließen. Wir erleben, wie das bereits schwer beschädigte Schiff von einer klingonischen Flotte angegriffen und Nero und seine Crew nach Rura Penthe gebracht werden. Die nachfolgenden 15 Jahre werden auch im Comic äußerst spärlich abgehandelt, dafür beschäftigt man sich ausführlich mit den Ereignissen unmittelbar vor dem Angriff der Narada auf Vulcan.
Was etwas enttäuscht und Nero erneut nicht im besten (bzw. bedrohlichsten) Licht erscheinen lässt, ist die Tatsache, dass seine Flucht in erster Linie auf eine zufällige Entwicklung zurückzuführen ist. Denn ohne sein Zutun wird die Narada plötzlich wieder aktiv und greift die Station auf Rura Penthe an. Ohne diese Ablenkung wäre es ihm wohl auch weiterhin nicht gelungen, dem Gefängnis zu entkommen. Generell kam mir seine Figur – vor allem angesichts des Comic-Titels – etwas zu kurz. Ja, natürlich, wir dürfen ihm dabei zusehen, wie er gefangen genommen wird, ihm dann doch noch die Flucht gelingt, er seine Rache plant, eine klingonische Armada auslöscht und schließlich Spock gefangen nimmt, doch seine Gefühlswelt und seine Motivation bleiben uns erneut verborgen bzw. teilweise unverständlich. Wir bekommen zwar einige Rückblicke auf "Countdown", wo seine Vorgeschichte ja ausführlich erzählt wurde, doch seinen Hass auf Spock und die Föderation konnte ich trotzdem nur bedingt nachvollziehen.
Generell hat die Handlung – bis auf einen genialen Einfall – wenig interessantes und/oder überraschendes zu bieten. Im Prinzip ist uns alles, was in diesem Comic passiert bereits von den Kommentaren der Drehbuchautoren bekannt. Natürlich ist es etwas anderes, es in einem Comic serviert zu bekommen und somit zumindest ansatzweise mitzuerleben, dennoch wird "Nero" dadurch doch ziemlich vorhersehbar. Bis auf eine Wendung, die zumindest mir sehr gut gefallen hat: So fängt die Narada den Ruf der Wolke (bzw. von V’Ger) aus "Star Trek – Der Film" auf, und Nero besucht die Sonde schließlich, um von ihr den genauen Ort und Zeitpunkt von Spock’s Rückkehr zu erfahren. Ich weiß zwar nicht, ob ich diesen letzten Teil der Handlung als sonderlich logisch, nachvollziehbar und glaubwürdig empfinde – tatsächlich erinnert das ganze frappant an die zahlreichen Deus Ex Machinas und Zufälle aus dem Kinofilm – dennoch, als einer der wenigen Fans des ersten Films hat es mich schon gefreut zu sehen, dass V’Ger doch noch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten ist.
Kurz und gut: Die Handlung ist in Ordnung, bietet aber wenig „faszinierendes“. Was hingegen wie schon bei den bisherigen Comics dieser Reihe wieder einmal zu überzeugen vermag, ist die Optik. Die Zeichnungen sind farbenfroh, sehr dynamisch, und wirken generell qualitativ sehr hochwertig. Vor allem die Raumschlachten werden sehr gut und atmosphärisch in Szene gesetzt. Allerdings hat man sich meines Erachtens auch bei der Optik diesmal einen kleinen Schnitzer erlaubt: So hatte es für mich nämlich fast den Eindruck, als hätte man bei der Darstellung der Wolke auf DVD-Screenshots zurückgegriffen. Dies verleiht dem entsprechenden Abschnitt zwar eine durchaus originelle, abwechslungsreiche Optik – das Problem ist nur die hineingezeichnete Narada. Denn während der Hintergrund etwas verschwommen wirkt, ist diese gestochen scharf gezeichnet, und sticht in diesen Bildern daher unangenehm als Störfaktor heraus. Hier hätte man aus meiner Sicht nochmal mit einem Weichzeichner drüberfahren müssen; denn so wirkt es einfach nicht wie aus einem Guss.
Fazit:
Wer sich bisher immer gefragt hat, was Nero in den 15 Jahren nach dem Angriff der U.S.S. Kelvin gemacht und die entsprechenden Kommentare der Filmemacher verpasst hat, bekommt in "Nero" nun endlich die Antwort. Die Geschichte ist zwar nicht sonderlich spannend und/oder wendungsreich, aber durchaus kurzweilig, und kann zumindest mit einer originellen Idee aufwarten. Die Bilder sind, wie von diesem Team gewohnt, wieder einmal top, nur in den Szenen mit der Wolke leistet man sich kleinere Schwächen. Für Fans des Films die von Nero nicht genug bekommen können ein Pflichtkauf, alle anderen müssen selbst abwägen, ob ihnen diese mittlerweile doch großteils bereits bekannte Geschichte die Investition noch wert ist…
Christian Siegel
Bewertung:
3/5 Punkten
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