Originaltitel: Lost
Episodennummer: 1x15
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 30. April 2010
Erstausstrahlung D: 12. Mai 2010 (Free-TV, RTL II)
Drehbuch: Martin Gero
Regie: Ronn Schmidt
Hauptdarsteller:
Robert Carlyle als Dr. Nicholas Rush,
Justin Louis als Colonel Everett Young,
David Blue als Eli Wallace,
Brian J. Smith als Lt. Matthew Scott,
Elyse Levesque als Chloe Armstrong,
Jamil Walker Smith als MSgt. Ronald Greer,
Alaina Kalanj als Lt. Tamara Johansen,
Ming-Na als Camile Wray.
Gastdarsteller:
Sean Blakemore als Reginald Greer,
Cameron Shang Forbes als Young Ronald Greer,
William MacDonald als Virgil Biggs,
Julia Benson als Lt. Vanessa James,
Peter Kelamis als Dr. Adam Brody,
Jennifer Spence als Dr. Lisa Park,
Haig Sutherland als Sgt. Hunter Riley,
Stefanie Samuels als Angela Greer u.a.
Kurzinhalt:
Die Destiny ist aus dem System gesprungen und hat Chloe, Eli, Scott und Greer auf dem Planeten zurückgelassen. Diese sind nach wie vor in den unterirdischen Gängen einer längst vergangenen, unterirdischen Zivilisation eingeschlossen. Verzweifelt versucht man, einen Weg heraus zu finden, ehe ihnen die Luft ausgeht – da kommt es zu einem weiteren Felssturz. Dieser schneidet Greer vom Rest des Teams ab – just zu dem Zeitpunkt, als man endlich einen weiteren Ausgang aus dem unterirdischen Labyrinth gefunden hat. Da er auf ihre Rufe nicht reagiert, lässt man ihn zurück und eilt zum Stargate. Die Destiny ist zwar mittlerweile außer Reichweite, Eli hat jedoch einen tollkühnen Plan ersonnen, wie man vielleicht doch noch auf das Schiff zurückkehren könnte: Von Sternentor zu Sternentor – und damit Planet zu Planet – gehen, in der Hoffnung, in Reichweite der Destiny zu sein, sobald diese den Hyperraum wieder verlässt. Doch es gibt einen Haken: Ausgehend vom Stargate des Planeten gibt es zwei Richtungen, die sie einschlagen können. Eine führt sie auf der Flugbahn der Destiny weiter, die andere genau in die Gegenrichtung – also zu jenen Planeten, die das Schiff bereits besucht hat. Während Eli, Chloe und Scott ihr Glück versuchen, erlangt Greer wieder das Bewusstsein. Es gelingt ihm, sich zu befreien und er rennt zum Tor – nur um zu erkennen, dass die anderen bereits aufgebrochen sind. Ohne ein Anwahlgerät ist er auf dem Planeten gestrandet. Währenddessen ist es Dr. Rush auf der Destiny gelungen, eine Karte der Flugbahn des Schiffs aufzurufen. Doch diese bringt wenig erfreuliche Neuigkeiten: Der nächste Halt der Destiny wird zugleich der letzte in dieser Galaxie sein. Somit ist dieser zugleich auch die letzte Möglichkeit, die verlorenen Crewmitglieder wieder zurückzuholen…
Review von Christian Siegel (kann Spoiler enthalten):
Im Gegensatz zu den letzten beiden Folgen stimme ich bei "Verloren" mit meinem früheren Ich vollständig überein – hat mir die Episode doch damals wie heute wirklich gut gefallen. Zu Beginn irren die vier Verschollenen zwar noch ziemlich planlos durch das unterirdische Labyrinth, und es macht sich zunehmend Verzweiflung breit. Als dann jedoch Eli seinen riskanten Plan offenbart, dreht die Episode doch ordentlich auf – umso mehr, nachdem Greer verschüttet wird (und sich damit in seinem persönlichen Alptraum wiederfindet), und die anderen drei schweren Herzens die (harte) Entscheidung treffen, ihn zurückzulassen, da sie die Destiny sonst zu verpassen drohen. Allerdings: Rund um den zurückgelassenen Greer hätte man noch etwas mehr Dramatik herausholen können. So positiv es auch ist, dass wir hier einen Blick in seine Vergangenheit werfen und ihn dadurch wieder besser kennenlernen, kam mir dabei leider die Behandlung seiner Verzweiflung und Einsamkeit – in der Gegenwart – doch deutlich zu kurz. Und nicht zuletzt aufgrund der drei parallel verlaufenden Handlungsstränge hat man eigentlich kaum Gelegenheit, in seine Gedankenwelt einzufinden und mit ihm mitzufühlen, ehe er auch schon wieder gerettet wird. Da wäre dann doch noch etwas mehr drin gewesen.
Das ist dann aber auch schon so ziemlich der einzige Kritikpunkt, den ich vorzubringen habe. Was mir u.a. gut gefallen hat, ist die schwierige Lage, in der sich die anderen drei befinden: Sollen sie einfach auf dem Planeten warten und darauf vertrauen, gerettet zu werden, oder doch Elis Plan verfolgen und versuchen, aus eigener Kraft auf die Destiny zurückzukehren? Eine schwere Entscheidung, an der mir vor allem gefallen hat, dass sich ihre Wahl im Endeffekt als die falsche herausstellt, als gerade der zurückgelassene Greer gerettet wird. Dies ist eine weitere Stärke von SGU: Die Figuren sind nicht unfehlbare Genies, die immer und in jeder Situation die richtige Entscheidung treffen. Herrlich der Moment, als Eli erkennen muss, dass sie sich die ganze Zeit genau in die falsche Richtung bewegt haben. Und trotzdem geben sie nicht auf, sondern finden eine neue mögliche Lösung für ihr Problem, die sie zum Alien-Schiff aus "Mordverdacht" zurückführt. Die Art und Weise, wie man hier auf frühere Episoden aufbaut, verleiht SGU wieder mal das Gefühl, dass die einzelnen Episoden stärker zusammenhängen als das bei den bisherigen "Stargate"-Serien der Fall war (die ihre Main-Arcs in erster Linie zum Saisonstart und -ende sowie in den Mid-Season-Episoden vorangetrieben haben). Nachdem auch die drei Verschollenen erkannt haben, dass die Destiny kurz davorsteht, die Galaxie zu verlassen, wird es noch einmal so richtig spannend. Unterstützt vom großartigen Score von Joel Goldsmith eilt man durch die Sternentore, und schafft es zuletzt tatsächlich, knapp vor dem Sprung in Reichweite des Schiffs zu gelangen. Hier setzen die Macher dann schließlich zum großen Coup der Episode an: Im festen Glauben, dass ihnen die Rückkehr natürlich gelingen wird, sehen wir dabei zu, wie sich das Stargate an Bord der Destiny aktiviert. Und dann kommen auf einmal Dr. Rush und sein Team heraus – die mit ihrer Rückkehr den Weg für Chloe, Eli und Scott versperrt haben. Und als man gerade noch versucht, das Schiff erneut anzuwählen, springt es schon in den Hyperraum und lässt die drei auf dem Planeten zurück. Diese Wendung hat mich interessanterweise auch bei der Zweitsichtung wieder kalt erwischt. Nun ist uns natürlich allen bewusst, dass es nun nicht mehr lange dauern kann und sie in Kürze zurückkehren werden, aber dass man uns damit doch noch eine Folge länger warten lässt, hat mir sehr gut gefallen – und schafft auch eine spannende Ausgangssituation für die nächste Episode.
Bevor wir zum Fazit kommen darf aber auch eine der letzten großen Stärken der Episode nicht unerwähnt bleiben: Die zahlreichen unterschiedlichen Planeten und Landschaften, die in "Verloren" besucht werden! Von den bisherigen "Stargate"-Serien war man ja, vom Wüstenplaneten-Ausreißer Abydos, der sozusagen die Regel bestätigt hat, in erster Linie Ausflüge in die kanadischen Wälder gewohnt. SGU hat bereits in den Episoden zuvor bewiesen, dass man hier eine etwas andere Richtung einschlagen und abwechslungsreichere Landschaften präsentieren will – mit "Verloren" hat man diesbezüglich aber nochmal eins draufgesetzt. Von einem nebligen Dschungelplaneten (inklusive Dino!) über eine karge Felslandschaft mit seltsamen Kristallgebilden bis hin zu einem schneebedeckten "Winter Wonderland" reichte das Spektrum, dass man uns hier präsentiert hat – jeder davon schöner und beeindruckender als der andere. Umso bedauernswerter, dass man die meisten dieser interessant aussehenden Planeten nach wenigen Sekunden schon wieder verlassen hat; dennoch haben allein schon diese kurzen Besuche die Episode deutlich aufgewertet.
Fazit:
"Verloren" überzeugte u.a. mit einer spannenden Ausganssituation, den sehr abwechslungsreichen und teils wirklich beeindruckenden außerirdischen Landschaften, einzelnen starken Momenten (wie z.B., wenn sich Chloe, Eli und Scott entscheiden, Greer zurückzulassen; oder auch, wenn sie etwas später erkennen, in die falsche Richtung gelaufen zu sein), sowie nicht zuletzt auch dem dramatischen Finale, als just der in letzter Sekunde zurückkehrende Dr. Rush das Sternentor blockiert, und sie damit zurückbleiben. Letzteres schafft auch zweifellos eine sehr spannende Ausgangssituation für die nächste Episode – selbst wenn uns natürlich bewusst ist, dass ihnen die Rückkehr irgendwie gelingen wird. Schade fand ich nur, dass der zurückgelassene Greer doch etwas zu kurz kam. Die Rückblenden waren zwar nicht uninteressant, aber zusammen mit den beiden parallelen Handlungssträngen blieb da kaum mehr Zeit, um sich mit seiner zunehmenden (und verständlichen) Verzweiflung auseinanderzusetzen. Was das betrifft, wäre mehr drin gewesen. Ansonsten war "Verloren" aber durchaus mitreißend, und sehr unterhaltsam.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM/SyFy Channel)
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