Originaltitel: Faith
Episodennummer: 1x13
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16. April 2010
Erstausstrahlung D: 28. April 2010 (Free-TV, RTL II)
Drehbuch: Denis McGrath
Regie: Will Waring
Hauptdarsteller:
Robert Carlyle als Dr. Nicholas Rush,
Justin Louis als Colonel Everett Young,
David Blue als Eli Wallace,
Brian J. Smith als Lt. Matthew Scott,
Elyse Levesque als Chloe Armstrong,
Jamil Walker Smith als MSgt. Ronald Greer,
Alaina Kalanj als Lt. Tamara Johansen,
Ming-Na als Camile Wray.
Gastdarsteller:
Peter Kelamis als Dr. Adam Brody,
Tygh Runyan als Dr. Robert Caine,
Jennifer Spence als Dr. Lisa Park,
Patrick Gilmore als Dr. Dale Volker,
Vincent Gale als Dr. Morrison,
Julia Benson als Lt. Vanessa James,
Darcy Laurie als Airman Dunning u.a.
Kurzinhalt:
Die Destiny springt aus dem Überlichtantrieb, da sich in ihrer Flugbahn ein Sonnensystem befindet, dass in ihrem Computer nicht verzeichnet ist. Dadurch ist das Schiff nun gezwungen, um den Stern herumzufliegen, und kann erst nachdem es dessen Gravitationsfeld verlassen hat wieder auf Überlichtantrieb gehen. Die Flugbahn der Destiny bringt das Schiff nahe an einem Planeten vorbei, und so wird ein Shuttle losgeschickt, um diesen zu untersuchen. Es zeigt sich schon bald, dass auf dem Planeten perfekte Bedingungen herrschen, die an jene auf der Erde erinnern. Als man die Oberfläche überfliegt, entdeckt man jedoch einen riesigen Obelisken, der in den Himmel ragt – und der offensichtlich von einem technologisch weit entwickelten außerirdischen Volk gebaut wurde. Da auf dem Planeten keine Anzeichen von Leben zu finden sind, gibt Colonel Young jedoch seine Zustimmung, eine Expedition auf den Planeten zu entsenden. Diese soll in den ungefähr vier Wochen, welche die Destiny brauchen wird, um den Stern zu umfliegen und wieder zurückzukommen, so viele Vorräte aber auch Informationen wie möglich sammeln. Die Begeisterung unter der Crew ist groß – viele melden sich für die Mission freiwillig, um dem kargen und trostlosen Leben an Bord der Destiny für einige Wochen zu entfliehen. Doch manchen ist das noch nicht genug: Sie sind von diesem Paradies so begeistert, dass sie nicht mehr auf die Destiny zurückkehren wollen…
Review von Christian Siegel (kann Spoiler enthalten):
Bei der Erstausstrahlung hat mich "Glaube" irgendwie völlig am falschen Fuß erwischt, und wurde mit 1/5 – und damit der mit Abstand schlechtesten Wertung der ersten SGU-Staffel – abgestraft. Der größte Fan war ich zwar auch bei der Zweitsichtung nicht, dennoch sah ich sie diesmal deutlich entspannter, und fühlte mich wesentlich besser unterhalten als damals. Was nicht zuletzt auch deshalb spannend ist, als sich an meiner religionskritischen Haltung sowie atheistischen Überzeugung in der Zwischenzeit nichts geändert hat; wenn überhaupt wurde ich diesbezüglich eigentlich nur noch fundamentalistischer. Zudem ist mir diesmal etwas aufgefallen, was ich damals mangels Kenntnis der "Battlestar Galactica"-Neuauflage noch gar nicht bemerken konnte, nämlich, dass mit dieser Episode, die sich stark (und durchaus positiv) mit Glaube und Religion auseinandersetzt, eine weitere starke Überschneidung zur Serie ergibt. Was ich damals bei der Erstsichtung als frischen Wind empfand, was die Neuausrichtung des "Stargate"-Universum betrifft, erweist sich somit zunehmend als abgestandenes BSG-Lüfterl – und "Glaube" fügt dieser Beobachtung ein weiteres Element hinzu.
Zudem gibt es durchaus Kritikpunkte, die mir damals aufgefallen sind, und die ich nach wie vor teile. So leidet die Episode nicht zuletzt darunter, dass ich persönlich den Reiz des Gedankens, auf diesem Planeten zurückzubleiben, überhaupt nicht nachvollziehen kann (jene die tatsächlich denken, der Obelisk – und auch der Planet – wäre von Gott geschaffen worden, und würde sie irgendwie in weiterer Folge nach Hause zur Erde bringen, blende ich dabei jetzt mal aus, weil ernsthaft... ich hab nicht so viel Hände wie ich wegen solch einer Überzeugung facepalmen möchte). Ich meine, haben die alle echt niemanden auf der Erde, zu dem/der/denen sie zurückkehren wollen? Zumal man ja noch dazu immerhin nicht gänzlich von zu Hause abgeschnitten ist, Antikersteine sei Dank. Die Möglichkeit, mit den Liebsten Kontakt aufzunehmen, werden jedoch alle, die auf dem Planeten bleiben, unweigerlich verlieren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Serie jetzt auch noch nicht soooo lange läuft, und generell noch nicht so viel Zeit vergangen ist. Sprich, die sind genau genommen noch gar nicht so lang an Bord. Wenn du solch eine verlockende Option im vierten oder fünften Jahr einer Odyssee vorstellst, und nach wie vor keine ernstzunehmende Chance, zur Erde zurückzukehren, in Sicht ist, dann lasse ich mir das einreden. Aber so? Ich halte es letztendlich noch viel zu früh, um aufzugeben. All dies führt schließlich dazu, dass ich es einfach für unplausibel halte, dass so viele Leute an dieser Stelle in der Geschichte aufgeben und auf dem Planeten zurückbleiben wollen, was den daraus resultierenden Konflikt sehr konstruiert erscheinen lässt. Hinzu kommt, dass a) unter den Zivilisten, die zurückbleiben wollen, niemand ist, der für den Weiterflug essentiell erscheint (hätten Dr. Ruch und/oder Eli zurückbleiben wollen, wäre es etwas anderes gewesen), und Colonel Young somit nicht dazu gezwungen ist, zum Wohle der Allgemeinheit ein Machtwort zu sprechen (dieses macht er nur fürs Militär, und das wiederum ist nicht einfach nur sein gutes Recht, sondern wohl auch seine Pflicht. Weil wenn Militärpersonal zurückbleiben würde, käme das einer Desertation gleich).
Vor allem aber: Wir kennen von denen, die zurückbleiben wollen und dies potentiell auch könnten (auch hier wieder: Dies schließt das Militärpersonal, wie eben Lt. Johansen, von vornherein aus), niemanden gut genug, als dass uns der Gedanke, dass sie die Destiny in Kürze für immer verlassen, sonderlich kratzen würde. Und dann sind da noch die religiösen Aspekte. Grundsätzlich habe ich mit solchen Inhalten kein Problem; es gibt ja gläubige Menschen, und das sei ihnen bitte schön unbenommen (wenn ich auch die Zivilisten hier für wissenschaftlich veranlagt und damit solchem Aberglauben entwachsen hielt). Aber die Überzeugung, dass Gott diesen Planeten für sie geschaffen und in die Flugbahn der Destiny gelegt hat, konnte ich nun wirklich beim besten Willen nicht ernst nehmen. Wie kommt man bitte auf so eine bescheuerte Idee? Ach ja, genau, weil er immer allen Menschen in Not hilft. Sorry, hatte ich vergessen. Und wenn er das tut, stellt er auch immer einen Obelisken hin – klar doch, kennen wir alle. Last but not least, was die Kritikpunkte betrifft: Die Song-Einlage war wieder einmal absolut nicht meins. Sie mag meine Ohren nicht zum Bluten gebracht haben, trotzdem bleibe ich dabei: Mir wäre es lieber, man würde auf dieses Stilmittel (mit dem man es zudem, unabhängig von meiner persönlichen Präferenz, langsam aber sicher echt zu übertreiben droht) verzichten.
Dies bringt uns nun aber schließlich nicht nur zu den positiven Elementen, sondern zugleich auch einen Aspekt, der bei mir diesmal weitaus besser funktioniert hat. Damals fand ich nämlich alles rund um den Obelisken sehr unnötig: diesmal fand ich hingegen, dass dieses völlige Mysterium rund um seine Herkunft die Episode durchaus bereicherte, und "Stargate: Universe" hier doch kurzzeitig den guten alten "sense of wonder" heraufbeschwor. Wo ich jedoch meinem früheren Ich nach wie vor zustimme ist, dass man in weiterer Folge ruhig mehr mit ihm hätte anstellen können. Ebenfalls längst nicht mehr so kritisch sehe ich Johansens Schwangerschaft. Klar stellt sich die Frage, wie die Serie damit in weiterer Folge umgehen wird, nicht zuletzt auch, als sie einem "beschleunigten" Zeitrahmen folgt; spricht, eine Staffel entspricht nicht einem Jahr (wie das früher bei Serien oft der Fall war). Insofern darf man gespannt sein, wie sie mit der Herausforderung rund um Alaina Huffmans tatsächliche Schwangerschaft in weiterer Folge umgehen werden. Allerdings ist das ein Thema, welches wenn überhaupt erst späteren Episoden (eben wenn die entsprechende Umsetzung in meinen Augen nicht gut gelungen sein sollte) anzulasten sein wird. Was mir wiederum damals wie heute gut gefiel, waren die Landschaftsaufnahmen. Ja, man kehrte hier, nachdem man sie bislang bewusst zu meiden schien, wieder einmal in die kanadischen Wälder zurück, aber nicht nur war diese Landschaft eben weil man zuletzt immer auf andere Umgebungen gesetzt hatte doch auch irgendwie wieder eine Abwechslung. Vor allem aber hat man für die Location-Aufnahmen ein paar wirklich nette Drehorte gefunden. Positiv fand ich zudem wieder, wie Rush und Young hier ernsthaft daran zu arbeiten scheinen, miteinander auszukommen – zum Wohle der Crew. Vor allem aber: Auch wenn ich persönlich ihre Entscheidung wie gesagt absolut nicht nachvollziehen kann, so fand ich es dennoch grundsätzlich positiv, dass am Ende ein paar Personen am Planeten verbleiben. Zu oft in Serien oder Filmen lassen sich dann alle durch die Ansprache des Helden doch noch eines Besseren belehren. Schön, dass "Stargate: Universe" hier eine andere Richtung einschlägt. Noch schöner wäre es allerdings gewesen, wenn wir zu den Figuren die zurückbleiben einen Bezug gehabt und damit ihren Abschied bedauert hätten.
Fazit:
Bei der Zweitsichtung empfand ich "Glaube" nicht mehr ganz als die Katastrophe, die ich damals bei der Erstausstrahlung in ihr sah. Einige damals bemängelte Aspekte – insbesondere das Mysterium rund um den Obelisken – störten mich diesmal weniger oder gar nicht. Zudem erfreute ich mich damals wie heute am netten Einstieg, einzelnen gelungenen Momenten, sowie den teils imposanten Landschaftsaufnahmen, wobei insbesondere der See mit dem rosaroten Himmel hervorstach. Ein paradiesisches Bild, das es einem fast verständlich macht, dass einige von ihnen überlegen, auf dem Planeten zu bleiben. Das ist allerdings eben das entscheidende Wort: Fast. Da man ja noch nicht gar so lange unterwegs ist, und mit einem Verbleib auf dem Planeten wohl die letzte Hoffnung aufgibt, jemals nach Hause zurückzukehren – und zudem jeglichen Kontakt zur Heimat verliert – konnte ich persönlich diese Entscheidung absolut nicht nachvollziehen. Erschwerend kommt hinzu, dass niemand auf dem Planeten bleibt, dem man als Zuschauer verbunden wäre. Vor allem aber fand ich die in der Folge aufgestellte Theorie, Gott hätte den Planeten für sie bereitgestellt, und würde in weiterer Folge auch für die Rückkehr zur Erde sorgen, unfassbar blöd. Zumal es sich bei den Zivilisten ja eigentlich um Wissenschaftler handeln sollte. Insofern überrascht es mich nicht, dass "Glaube" die einzige Episode bleiben sollte, zu der "Stargate"-Neuling Denis McGrath das Drehbuch schrieb. Denn wie gesagt: Als so katastrophal wie damals mag ich sie zwar nicht mehr empfunden haben – das macht sie aber noch lange nicht gut.
Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM/SyFy Channel)
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