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Oscar-Verleihung 2010 - Die Zusammenfassung Drucken E-Mail
Die Tops und Flops des Abends Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 09 März 2010
 
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Oscar-Verleihung 2010

Und wieder ist eine Oscar-Verleihung über die Bühne gegangen. Richtig große höhe- und Kritikpunkte waren dieses Jahr zwar rar gesät, trotzdem nun anbei meine ganz persönlichen Tops und Flops der 82. Academy Awards!


Flop: Un-Honorary Awards
Sehr ehrenwert war die Verleihung der "Honorary Awards" ja nicht gerade. Von den technischen Oscars ist man es ja seit jeher gewohnt, dass für sie eine eigene Zeremonie abgehalten wird, von der nur kurze Ausschnitte während der eigentlichen Academy Awards gezeigt werden. Aber dass man jetzt selbst diese Auszeichnung auslagert, und nur zwei der vier Gewinner kurz aufstehen und gefühlte 5 Sekunden Standing Ovations erhalten haben, hinterließ bei mir – so sehr ich mich auch grundsätzlich über die Auszeichnung für Roger Corman gefreut haben mag – schon einen etwas bitteren Beigeschmack. Wenn schon die Ehren-Oscars so unehrenhaft abgehandelt werden, was dürfen wir uns da erst in Zukunft erwarten?

Top: Über-Bingo
Die Academy Awards sind immer dann am spannendsten, wenn man einen Favoriten hat, für den man fest die Daumen drückt. Dass unter den Filmen diesmal kein Kandidat darunter war, dem ich den Sieg besonders gegönnt hätte, hat sicher stark dazu beigetragen, dass mich die 82. Oscar-Verleihung nicht ganz so packen konnte wie z.B. jene des Vorjahres ("Slumdog Millionär"!). Aber es gab immerhin doch zwei Kategorien, in denen ich ordentlich mitgefiebert habe – und dass noch dazu in beiden mein Favorit mit dem Goldjungen von der Bühne gehen durfte, war mein ganz persönliches "Über-Bingo" des gestrigen Abends. Einerseits natürlich Christoph Waltz, der zwar als haushoher Favorit ins Rennen ging, aber bei dem ich trotzdem bis zuletzt mitgezittert habe. Nicht nur, weil er Österreicher ist, sondern weil er schlicht und ergreifend die mit Abstand beste Leistung der für diese Auszeichnung Nominierten erbracht hat. Gemeinsam mit Quentin Tarantino hat er mit Hans Landa einen Bösewicht für die Ewigkeit geschaffen. Der andere war Michael Giacchino, der für seine grandiose, berührende Filmmusik zu "Oben" ausgezeichnet wurde. Für mich ist er in den letzten Jahren zu einem der größten Talente und besten Filmmusik-Komponisten Hollywood's aufgestiegen, bei dem mich vor allem sein Abwechslungsreichtum jedes Mal aufs neue erstaunt. Dieser Oscar war jedenfalls mehr als überfällig, und angesichts seines grandiosen Scores zu Pixars Animations-Hit auch hochverdient.

Flop: Das Jahr, in dem Oscar das Gehen verlernte…
Zugegeben, es ist nur eine Kleinigkeit, aber als jemandem, der die Tradition bei der Oscar-Verleihung sehr schätzt, ist es mir schon negativ aufgefallen: Den wohlbekannten Spruch "And the Oscar goes to…" habe ich in der Nacht auf heute kein einziges Mal gehört. Nun gebe ich zu, dass die Hörkraft ja bekanntlich ab 30 langsam nachlässt, und auch die Aufmerksamkeit ist um 4 Uhr Früh nicht mehr unbedingt auf dem höchsten Niveau. Ich schließe also nicht aus, dass ich es ein oder zwei Mal überhört haben könnte. Aber bei den meisten Awards hieß es einfach nur "And the winner is…" Nennt mich einen innovationsscheuen, pingeligen alten Sack, aber für mich ging dadurch einiges an Flair verloren.

Top: Streit der Produzenten
Ok, Hand aufs Herz: Sonderlich aufregend und/oder erinnerungswürdig war die diesjährige Oscar-Verleihung nicht unbedingt. Um so erfreulicher, dass wenigstens eine der kuriosesten Dankesreden der letzten Jahre für ein bisschen Drama und Aufregung gesorgt hat: Als "Music by Prudence" als bester Dokumentar-Kurzfilm ausgezeichnet wurde, rannte der Regisseur wie von der Tarantel gestochen auf die Bühne, schnappte sich das Mikrofon und begann zu sprechen, nur um kurz darauf von seiner Produzentin abgeschnitten zu werden. Seit den VMA's 2009 nennt man so etwas einen "Kayne-Moment" (klick). Wer es verpasst hat und sich selbst einen Eindruck des wohl kuriosesten Moments der diesjährigen Verleihung verschaffen will, kann dies hier nun nachholen, wo zudem auch die Hintergründe näher erläutert werden. Egal, was man davon halten mag, in einem sind wir uns wohl alle einig: Was wären die Academy-Awards ohne ein bisschen Drama?

Flop: Dancing with the Scores…
Nach der perfekten Vorstellung der für die beste Filmmusik nominierten Kandidaten aus dem Vorjahr hat man es 2010 wieder mal ordentlich in den Sand gesetzt. Offenbar war man der Ansicht, für 5-6 Minuten einfach nur schöne Musik zu präsentieren, wäre zu wenig – immerhin könnte den ganzen Zuschauern ja fad werden und sie auf einen anderen Sender wechseln (komisch, dass man trotzdem fleißig Werbeeinschaltungen bringt, die mindestens ebenso lang und -weilig sind). In ihrer begrenzten Weisheit entschlossen die verantwortlichen Produzenten daraufhin, dass es doch eine tolle Idee wäre, Tänzer zu engagieren, die währenddessen ziel- und sinnlos auf der Bühne herumhüpfen. Ich weiß ja nicht, Leute, vielleicht bin's nur ich, aber… ich konnte mit diesem Herumgehopse rein gar nichts anfangen. Wenn überhaupt, hat es von der nominierten Filmmusik eher abgelenkt. Zumal die "Tänze" oftmals nicht im geringsten zur Musik passen wollten (ich meine, der Roboter für "Oben"? Hallo? Geht's noch? Gerade bei solch einer emotionalen Melodie?). Für mich definitiv eine der dümmsten Ideen der diesjährigen Verleihung.

Top: Die Rückkehr der Film-Ausschnitte
Im letzten Jahr war es eine der Änderungen, die mich wirklich enorm gestört hat: Zwar wurden uns alle Nominierten Darsteller und –innen in schmalzigen Lobeshymnen vorgestellt, aber mangels Filmclip konnte man sich leider keinen eigenen Eindruck ihrer Performance verschaffen. 2010 hat man hier Gott sei Dank nachgebessert: Nicht nur, dass die Nebendarsteller und –innen (die auf eine solche Laudatio verzichten mussten) in ihren Filmclips so ausführlich vorgestellt wurden wie vielleicht niemals zuvor – da man nicht nur eine einzige Szene gezeigt hat, sondern jeweils einen Zusammenschnitt kurzer Momente – auch bei den Hauptdarstellern hat man zumindest eine ganz kurze Übersicht über die Nominierten zusammengestellt. Für mich definitiv wieder ein Schritt in die richtige Richtung!

Flop: And the Winner for Best Sound is not
Es ist in den letzten Jahren fast zu einem Dauer-Problem geworden, und dennoch – oder vielleicht auch genau deshalb – werde ich nicht müde, es immer wieder einmal zu erwähnen: Die Tonmischung war während der Verleihung wieder einmal absolut grauenhaft. Bei der Musical-Einstiegsnummer von Neil Patrick Harris konnte ich kaum etwas vom Text verstehen. Ich hab' zwar mitbekommen, dass es irgendwie um bekannte Komödienpaare geht, um damit den Auftritt von Alec Baldwin und Steve Martin quasi vorzubereiten, aber was genau er da gesungen hat, keine Ahnung – der Text ging leider in der viel zu lauten Musik völlig unter. Auch später kam es immer wieder vor, dass die Musik zu früh einsetze oder zu laut war, z.B. als die Twi-leids die Horror-Hommage vorgestellt haben. Auch die Ankündigungen durch die Saalsprecherin waren de facto kaum zu hören. Wenn's einmal passiert, ok, von mir aus. Aber dass es nun schon seit Jahren solche Probleme mit dem Ton gibt, ist für eine derart prestigeträchtige Veranstaltung schon ein bisschen peinlich.

Top: Moderation
Zugegeben, es war nicht das ganz große Gagfeuerwerk, dass man sich von diesem Gespann erwartet hat – was aber auch sicherlich damit zu tun hat, wie wenig Zeit man ihnen eingeräumt hat – aber ein paar gute Gags (die 3D-Brillen, der Witz über Toyota oder die "Paranormal Activity"-Parodie) waren schon dabei. Alles in allem haben Steve Martin und Alec Baldwin solide durch den Abend geführt und mich besser unterhalten als Hugh Jackman, der im Vorjahr seine Krallen nie so recht ausgefahren hat. Nichtsdestotrotz wurden die beiden von Ben Stiller als Na'vi gnadenlos an die Wand ge-hostet. Sicherlich der witzigste Moment der diesjährigen Verleihung!

Flop: Wir haben doch keine Zeit!
Kann es sein, dass die gesamte Oscar-Verleihung eine clevere, virale Marketing-Kampagne für Tim Burton's "Alice im Wunderland" war? Denn so wie man wieder einmal durch die Verleihung gehetzt ist, fühlte ich mich doch des öfteren an das weiße Kaninchen erinnert. "Keine Zeit, keine Zeit!" So wurde den Moderatoren kaum Gelegenheit geboten zu glänzen, man hielt sich nicht lange mit Montagen auf (tatsächlich musste sogar die allseits bekannte und beliebte – und im Vorjahr verstorbene – Farah Fawcett auf eine Nennung "In Memoriam" verzichten, da die Academy die Anzahl der dort zu nennenden Personen aus Zeitgründen auf rund 30 einschränkt), und selbst die besten Song's wurden diesmal nicht live vorgetragen (wobei sich zweifelsohne darüber diskutieren lässt, inwiefern das wirklich einen Verlust darstellt).

Den Vogel schoss man dann aber bei der Präsentation des Oscars für den Besten Film ab. Derart darauf bedacht, auch ja möglichst pünktlich fertig zu werden, eilte der Laudator auf die Bühne, sagte "Hi, ich bin Tom Hanks. Der beste Film ist "The Hurt Locker". Danke und gute Nacht!" und das war's auch schon. Zugegeben, das war überspitzt formuliert, aber nun mal ehrlich, etwas unzeremoniell und überhastet ist das schon vonstatten gegangen. Es wurden ja nicht mal mehr die Nominierten noch mal vorgelesen, er stellte sich vor, öffnete den Umschlag, verkündete den Sieger, und fertig. Und das immerhin bei der wichtigsten Kategorie des Abends! Wer nur mal kurz nicht aufgepasst hat, hatte es auch schon versäumt. Jedenfalls wirkten die Academy Awards dadurch wieder einmal wenig glamourös. Ich hatte erneut weniger den Eindruck einer großen Feier als einer ungewollten Pflichtübung. Ursprünglich hätte das Motto der diesjährigen Veranstaltung ja "Let's have some fun" lauten sollen – in der Realität wirkte es aber eher wie "Let's get it over with".

Top: Sandra Bullock
Zugegeben, ob sich Sandra Bullock diese Auszeichnung – egal ob für diesen Film, für ihre bisherige Karriere oder auch angesichts der starken Konkurrenz – auch wirklich verdient hat, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Keine Diskussion kann es aber meines Erachtens darüber geben, dass ihre Dankesrede mit Abstand die Beste des Abends war. Mit viel Witz ("Carey, your beauty makes me sick" & "Meryl, you are such a good kisser") und Selbstironie ("Did I really earn this or did I just wear you all down?") und einer angemessenen Portion an Rührung und Emotionen, jedoch ohne gleich in einen Heulkrampf zu verfallen, nahm sie die Trophäe so entgegen wie man sie kennt: Sympathisch. Die Tatsache, dass sie nicht einmal 24 Stunden zuvor auch ihre Goldene Himbeere (für "All About Steve") persönlich abgeholt hat (klick) – was sie im übrigen zur ersten Schauspieler/in macht, die in einem Jahr beide "Auszeichnungen" für sich gewinnen kann – macht ihren Triumph nur um so unvergesslicher. Auch wenn ich dem "Dude" seine Auszeichnung ungleich mehr gegönnt habe, war ihre Dankesrede dank ihres Humors und Charme's für mich das Highlight der diesjährigen Veranstaltung.


Was waren eure Tops und Flops der 82. Academy Awards? Diskutiert mit uns über die Verleihung, die Sieger und die Verlierer in diesem Thread der Science Fiction-Community!


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