Mit: Edward Asner, Jordan Nagai, Christopher Plummer, Bob Peterson u.a. (englische Sprachfassung)
Kurzinhalt: Nach einem tragischen Zwischenfall erhält eine der im Irak stationierten Bombenkommandos einen neuen Anführer. SSG William James ist eine Legende im Feld, der schon Hunderte Bomben entschärft und zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Doch schon bald kommt es mit seinen Untergebenen schon bald zu Konflikten, da er immer wieder große Risiken eingeht und dabei nicht nur sich, sondern auch die Männer in seiner Kompanie, in große Gefahr bringt…
Review:
An den Kinokassen erlitt "The Hurt Locker - Tödliches Kommando" sowohl in den USA als auch hierzulande das gleiche Schicksal wie jeder andere Film, der sich bisher mit dem Irak-Krieg auseinandergesetzt hat: Er ging gnadenlos unter, und lief de facto unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu den meisten anderen, die mit Ausnahme von "Im Tal von Elah" alle auch bei diversen Auszeichnungen übergangen wurden, gelangt es Kathryn Bigelow's Film aber wenigstens, wenn schon nicht die Kinobesucher dann wenigstens die Kritiker zu überzeugen. Seit Beginn der sogenannten "Awards-Saison" regnet es Preise für dieses Kriegsdrama, und die Chancen stehen nicht schlecht, dass in der Nacht von Sonntag auf Montag bei der Oscar-Verleihung noch eins draufgesetzt wird. Und das nicht zu unrecht: "Tödliches Kommando" ist – mit knappen Vorsprung zu "Im Tal von Elah" – wohl der bisher beste Film über den Irak-Krieg. Und das, obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – er sich nicht mit den politischen Hintergründen des Konflikts beschäftigt, sondern sich stattdessen auf das Schicksal der dort stationierten Soldaten konzentriert.
"Tödliches Kommando" ist kein Film über den Irak-Krieg per se, sondern über den Krieg an sich. Auf faszinierende und unter die Haut gehende Art und Weise gelingt es Bigelow, uns den Schrecken eines Krieges gegen einen unbekannten Feind zu vermitteln, der hinter jeder Ecke lauern kann – und wie sich solch ein Konflikt auf die dort stationierten Soldaten auswirkt. "Tödliches Kommando" versteht es perfekt, das Dilemma der Soldaten aufzuzeigen – einerseits wollen sie für Frieden sorgen und sich bei der Bevölkerung nicht allzu unbeliebt machen – doch wie soll das gelingen, wenn man bei keiner Person die auf einem zukommt weiß, ob er dir freundlich oder feindlich gesinnt ist? Wenn jeder der sich nähert, egal ob Mann, Frau oder Kind, ein potentieller Selbstmordattentäter ist – freiwillig oder unfreiwillig? Kathryn Bigelow versteht es perfekt, diese Unsicherheit und Paranoia auf den Zuschauer zu übertragen. Jede der Bombenentschärfungsmissionen ist ungemein spannend und packend inszeniert, und lässt einen immer wieder die Luft anhalten. Die für mich ganz klar spannendste und beste Szene war die Schießerei mitten in der Wüste. Dank ihrer exzellenten Inszenierung fühlt man sich als Teil des Teams – so als würde man mit ihnen an der Front stehen – und ist zugleich in jeder Sekunde froh, zu Hause gemütlich auf dem Sofa zu sitzen, und sich solch einer Gefahr nicht aussetzen zu müssen. Neben Bigelow's Inszenierung und dem packenden Drehbuch haben auch die Schauspieler einen großen Anteil am Erfolg des Films, allen voran natürlich Jeremy Renner als William James, der eine eindringliche Performance zur Schau stellt. Vor allem in jenen Szenen, als er meint die Leiche eines ihm bekannten irakischen Jungen vor sich zu haben, gehen unter die Haut.
Neben den Schrecken des Krieges versucht Bigelow aber auch, die seltsame Faszination, die von ihm ausgeht, spürbar und begreiflich zu machen, und aufzuzeigen, wie sich dieser Adrenalinrausch zu einer Art Sucht entwickeln kann. Eben dies ist aber dann auch der – einzige – Punkt, bei dem es der Regisseurin meines Erachtens nicht vollends gelingt, ihr angestrebtes Ziel zu erreichen. Denn auch wenn man James' Entscheidung, (Achtung, Spoiler!) in den Irak zurückzukehren auf intellektueller Ebene nachvollziehen kann und man versteht, was ihn an seiner Aufgabe so fasziniert, so teilt man seine Faszination nicht unbedingt. Ich an seiner Stelle wäre jedenfalls froh darüber gewesen, diese Hölle hinter mir lassen zu können (Spoiler Ende). Was das betrifft, war der von Sam Mendes inszenierte "Jarhead", der sich vor einigen Jahren mit dem Golfkrieg auseinandergesetzt hat, um einiges erfolgreicher, mutiger und gelungener. Allerdings ist das auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich "Tödliches Kommando" anlasten kann. Davon abgesehen ist und bleibt er ein sehr gutes Kriegsdrama mit zahlreichen packenden Szenen und großartigen schauspielerischen Leistungen.
Fazit:
Angesichts der unzähligen politischen Diskussionen rund um den Irak-Krieg droht man allzu oft die schlichte aber traurige Wahrheit zu vergessen, dass tagtäglich in diesem Konflikt Menschen ums Leben kommen. Wohl genau deshalb lässt Kathryn Bigelow sämtliche Politik aus dem Spiel und stellt stattdessen die Soldaten, die in diesem Krieg kämpfen, in den Mittelpunkt. Auf eindringliche Art und Weise vermittelt sie uns ein Gefühl davon, was es heißt, in einem Krieg an der Front zu stehen, bei dem sich hinter jedem freundlichen Gesicht ein Selbstmordattentäter verstecken könnte. In zahlreichen packenden Szenen gelingt es ihr, uns die Anspannung, Angst und Paranoia der Figuren nachempfinden zu lassen. Neben ihrer Inszenierung offenbart sich vor allem Jeremy Renner als eine der größten Stärken des Films. Was das vermitteln der seltsamen Faszination betrifft, die von Kriegen ausgeht, mag "Tödliches Kommando" zwar nicht an "Jarhead" heranreichen, aber davon abgesehen ist Kathryn Bigelow hier ein packende Mix aus Antikriegsfilm und Actionthriller gelungen, der unter die Haut geht…