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Up in the Air Drucken E-Mail
Gute Unterhaltung trotz ernster Thematik Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 28 Februar 2010
 
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Up in the Air
(Up in the Air, USA 2009)
 
Up in the Air
Bewertung:
Studio/Verleih: Paramount Pictures/Tobis
Regie: Jason Reitman
Produzenten: U.a. Jeffrey Clifford, Ivan Reitman & Jason Reitman
Drehbuch: Jason Reitman & Sheldon Turner, nach dem Roman von Walter Kirn
Soundtrack: Rolfe Kent
Kamera: Eric Steelberg
Schnitt: Dana E. Glauberman
Genre: Tragikomödie
Kinostart (Deutschland): 23. Dezember 2009
Kinostart (USA): 19. Februar 2010
Laufzeit: 109 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Homepage: klick
Trailer: klick
Kaufen: DVD, Blu Ray, Roman, Soundtrack
Mit: George Clooney, Anna Kendrick, Vera Farmiga, Jason Bateman, Amy Morton, Melanie Lynskey, Danny McBride u.a.


Kurzinhalt: Ryan Bingham arbeitet für eine Firma, die von Unternehmen beauftragt wird Kündigungsgespräche mit den zu entlassenden Mitarbeitern zu führen. In Zeiten der Wirtschaftskrise floriert das Geschäft, und es scheint sich eine Goldgrube nach der anderen zu ergeben. Dementsprechend beschäftigt ist Ryan auch, der ständig auf Reisen ist und in ganz Amerika versucht, jenen die soeben ihren Job verloren haben diese Neuigkeit so schonend wie möglich beizubringen. Ryan liebt sein Geschäft. Er verbringt mehr Zeit in Hotels, im Flugzeug und auf Flughäfen, als zu Hause, und doch scheint er mit seinem Leben glücklich zu sein. Als großes Lebensziel hat er sich gesetzt, als nur 7. Mensch auf Erden 10 Millionen Bonusmeilen zu sammeln und damit die Platinum-Karte der Fluglinie zu erhalten. Doch die Pläne einer neuen, jungen Mitarbeiterin, die frisch vom Studium kommt, drohen seine Pläne zu durchkreuzen und sein Leben ordentlich durcheinander zu bringen. Denn Natalie Keener stellt der Geschäftsführung des Unternehmens ein neues Geschäftsmodell vor, mit dem sich die exorbitant hohen Reisekosten praktisch auf Null reduzieren ließen: Kündigung per Videokonferenz. Ryan ist von der Idee alles andere als begeistert, und beklagt vor allem, dass Natalie in diesem Geschäft noch keine Erfahrung vorweisen kann – woraufhin er von seinem Boss damit beauftragt wird, sie unter seine Fittiche zu nehmen und auf seine nächste Reise quer durch die USA mitzunehmen…

Review: ImageDie Handlung von "Up in the Air" ist nicht unbedingt was neues und wird mit ihrem Grundkonzept eines scheinbar glücklichen Menschen, der aufgrund einer anstehenden Veränderung und neuen Bekanntschaften erkennt, wie hohl sein Leben ist, und daraufhin geläutert wird, wohl den meisten bekannt vorkommen. Jedoch: Selten wurde diese Geschichte besser erzählt als hier. In seinem Nachfolgeprojekt zu "Juno" beweist Jason Reitman erneut sein Gefühl für eine ruhige, stilvolle Inszenierung, die gekonnt zwischen humorvoll-beschwingt und ernsthaft-schwermütig hin- und herpendelt. Es gibt zahlreiche Momente, die einem zum Lachen bringen, aber auch solche, die zum Nachdenken anregen. Letzteres gilt vor allem für das Geschäftsmodell der Firma, die von der Wirtschaftskrise profitiert, sowie die Kündigungsgespräche generell. Jedes dieser Gespräch, für die teilweise auch Laiendarsteller verpflichtet wurden, die tatsächlich erst vor kurzem ihren Job verloren haben (aber auch das eine oder andere bekannte Gesicht findet sich darunter), läuft anders ab, und gibt den zahlreichen Menschen, die in den letzten Monaten auf die Straße gesetzt wurden, ein Gesicht. Wenn man dann in einigen Szenen die Fülle an Foldern oder die Liste voller Namen sieht, mit denen sich Ryan und Natalie zusammensetzen müssen, ist dies ein aussagekräftiges Statement zur Krise, dass noch einige Zeit nachhallt.

Was ebenfalls sehr gelungen ist, sind die Figuren. Sowohl Ryan, Natalie als auch Alex sind durchaus vielschichtige und komplexe Personen, die unsere Meinung über sie im Lauf des Films auf den Kopf stellen, und uns allesamt – trotz oder vielleicht auch genau wegen ihrer Schwächen – sympathisch sind. Dies gilt insbesondere für Natalie und Ryan, die im Lauf des Films auch die größte Entwicklung durchmachen. Zu Beginn von "Up in the Air" fällt es schwer, für Ryan große Sympathien zu hegen, angesichts des Jobs, den er ausübt. Doch wenn man ihn später bei den Gesprächen erlebt und erkennt, wie er sich jedes Mal darum bemüht, es den Betroffenen so leicht als möglich zu machen, gewinnt er zunehmend an Sympathie. Zumal man mit der Zeit – so wie auch er selbst – erkennt, dass er bei weitem nicht die glückliche, zufriedene Person ist, als die er sich selbst sieht. Ähnliches gilt für Natalie. Ist man schon von Ryan's Job vor dem Kopf gestoßen, bringt ihre Idee, die Kündigungsgespräche in Zukunft über Videokonferenzen durchzuführen, das Fass endgültig zum Überlaufen. Doch schon bald erkennt man, dass in ihrem Fall vor allem Naivität und Ignoranz für ihren jugendlichen Enthusiasmus verantwortlich sind. Sie sieht – möglicherweise auch ganz bewusst, um sich selbst zu schützen – nur die Zahlen, und nicht die Menschen dahinter. Als man sie jedoch dazu zwingt, sich näher mit dem Job auseinander zu setzen, beginnt auch sie bald umzudenken. Und wenn man merkt, wie sie die Gespräche und die Tatsache, womit sie bzw. auch die Firma Geld verdient, mitnimmt, beginnt man auch mit ihr mitzufühlen.

ImageNeben Jason Reitman, der neben der Regie auch am Drehbuch beteiligt war, dass mit zahlreichen gelungenen und denkwürdigen Dialogen aufwarten kann, haben natürlich auch die Schauspieler einen großen Anteil sowohl am Erfolg des Films an sich als auch dabei, dass uns die Figuren trotz ihrer Schwächen mit der Zeit ans Herz wachsen. Hier sticht vor allem Anna Kendrick hervor, die sich hier als vielversprechende und hochtalentierte Neuentdeckung entpuppt, die man im Auge behalten muss. Was George Clooney betrifft… Kritiker mögen einwenden, dass er wieder einmal nur sein charismatisches selbst spielt und diese Rolle keine große Herausforderung für ihn dargestellt haben mag, aber daran, dass seine Leistung über jeden Zweifel erhaben ist, kann dies meines Erachtens auch nichts ändern. Die wohl unscheinbarste und damit auch undankbarste Rolle im Dreiergespann, um den sich der Film dreht, hat wohl Vera Farmiga, doch auch sie vermag durchaus zu überzeugen und uns verständlich zu machen, warum sich Ryan so zu ihr hingezogen fühlt – aber auch umgekehrt. Wenn es etwas gibt, dass man an "Up in the Air" kritisieren kann, dann sind es wohl die Vorhersehbarkeit sowie die Tatsache, dass der Film trotz einiger berührender Wendungen und Szenen doch eine recht locker-luftig-leichtfüßige Angelegenheit ist. Eben deshalb vermag er zwar glänzend zu unterhalten, aber es fehlt dem Geschehen etwas an Nachhaltigkeit und Tiefe. Das Ende ist jedoch absolut perfekt, und lässt den geneigten Filmkonsumenten in einer nachdenklichen Stimmung zurück, die dazu anregt, die eigenen Prioritäten im Leben zu hinterfragen…

Fazit: Wie schon bei Juno zuvor schafft es Regisseur Jason Reitman auch hier scheinbar mühelos, humoristische mit dramatischen Elementen zu einem unterhaltsamen und dennoch nachdenklichen Film zu vereinen, der angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise, deren Auswirkungen immer noch spürbar sind, heutzutage besonders aktuell und bedeutsam erscheint. Doch die Aussagekraft von "Up in the Air" geht weit darüber hinaus, ist er doch ebenso eine Charakterstudie über einen Mann, der sich von jeglichen Ballast befreit hat, jedoch nur scheinbar unbeschwert über den Wolken fliegt. Stattdessen wird er zum ersten Mal mit den daraus resultierenden Konsequenzen konfrontiert, und dem Preis, den er für seinen "leeren Rucksack" bezahlen muss. Und auch wenn das Ziel dieser Reise - und auch einige der Zwischenlandungen, die auf dem Weg dahin eingelegt werden müssen - recht vorhersehbar sind, so ist sie nichtsdestotrotz höchst unterhaltsam und empfehlenswert…

Wertung:9 von 10 Punkten



Christian Siegel
(Bilder © Paramount Pictures)


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