Originaltitel: Past and Present
Episodennummer: 3x11
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 15. Oktober 1999
Erstausstrahlung D: 11. Oktober 2000
Drehbuch: Tor Alexander Valenza
Regie: William Gereghty
Hauptdarsteller:
Richard Dean Anderson als Colonel Jack O'Neill,
Michael Shanks als Dr. Daniel Jackson,
Amanda Tapping als Captain Samantha Carter,
Christopher Judge als Teal'c,
Don S. Davis als General George Hammond.
Gastdarsteller:
Megan Leitch als Ke'ra/Linea,
Marya Delver als Mayris/Layale,
Jason Gray-Stanford als Orner/Nodal,
Teryl Rothery als Dr. Janet Fraiser,
Luisa Cianni als Vyan woman u.a.
Kurzinhalt:
SG-1 besuchen den Planeten Vyus, und werden kurz nach ihrer Ankunft von einem Mann und einer Frau begrüßt, die sich als Orner und Mayris vorstellen. So wie alle anderen Bewohner des Planeten haben die beiden vor rund einem Jahr ihr Gedächtnis verloren. Zudem gibt es weder Kinder noch Ältere in ihrer Bevölkerung. Vom Rätsel der Massenamnesie fasziniert, werden Daniel, Sam, Jack und Teal'c der Wissenschaftlerin und Heilerin Ke'ra vorgestellt, die ihr Bestes tut, um die Gründe des Gedächtnisverlustes herauszufinden. Als man die alten Aufzeichnugen des Planeten durchstöbert, stößt man auf Hinweise, dass die als Zerstörerin der Welten bekannte Verbrecherin Linea Vyus einen Besuch abgestattet hat. Offenbar hat sie dort Forschungen zur Unsterblichkeit durchgeführt. Die Amnesie scheint eine Nebenwirkung ihres letzten Experiments zu sein. Linea, Orner und Mayris begleiten SG-1 zur Erde, wo man weitere Nachforschungen zur Ursache der Amnesie anstellen will, in der Hoffnung, so auf ein Heilmittel zu stoßen. Dabei regt sich schon bald ein schrecklicher Verdacht, was Ke'ras alte, wahre Identität betrifft. Eine DNA-Analyse bestätigt dann schließlich Dr. Fraisers Befürchtung: Bei Ke'ra handelt es sich niemand anders als um Linea, die Zerstörerin der Welten…
Denkwürdige Zitate:
"Basically, we met her on a visit to another planet, during which we were imprisoned, unjustly, and Linea helped us escape."
"Surely there is nothing wrong with that, if you were imprisoned unjustly."
"Well, she was imprisoned justly."
(Daniel rekapituliert gegenüber Ke'ra die Ereignisse aus "Zerstörerin der Welten".)
"There are two people inside of me, and one of them is a monster. In time, she will win."
(Ke'ra zu Daniel, nachdem sie ihre wahre Identität erfahren hat.)
Review:
"Vergangenheit und Gegenwart" beginnt als faszinierendes Mysterium, um sich zur Halbzeitmarke in ein interessantes moralisches Schaustück über Schuld und Sühne zu verwandeln. Doch der Reihe nach. Denn zu Beginn dominiert noch das Rätsel rund um die Frage, was genau auf dem Planeten Vyus vorgefallen ist. Zu Beginn verströmte die Episode dabei für mich wieder einen ordentlichen "Star Trek – The Original Series"-touch, mit der Ankunft auf dem Planeten und dem Mysterium mit dem man konfrontiert wird. Auch danach dominiert dieses vorerst noch das Geschehen. Wir erfahren, dass Linea und ihre Experimente zur Unsterblichkeit wohl für die Massenamnesie verantwortlich sind. Denn zwar wurden die Bewohner von Vyus allesamt verjüngt – weshalb sich auch keine Älteren unter ihnen befinden – allerdings verloren sie bei diesem Prozess ihre Erinnerungen. Was mir neben Rätsel und Offenbarung an sich dabei auch gut gefällt ist, dass man SG-1 hier nun mit den Folgen ihrer Taten aus "Zerstörerin der Welten" konfrontiert, als sie Lineas Freilassung in Kauf genommen haben, um selbst aus dem Gefängnis zu entkommen.
Ke'ras wahre Identität war für mich dann keine allzu große Überraschung – bei der ersten Erwähnung von Linea und ihren Forschungen zur Unsterblichkeit begann ich es bereits stark zu vermuten, zudem man mit Megan Leitch (die dem Genre-Fan in erster Linie als Fox Mulders jüngere Schwester Samantha ein Begriff sein dürfte) eine Frau gecastet hat, die tatsächlich wie eine jüngere Version von Bonnie Bartlett aussieht. Nun kann ich zugegebenermaßen nicht 100%ig ausschließen, dass mir die Offenbarung noch von der Erstausstrahlung im Gedächtnis war – großes Problem war die Tatsache, dass diese nicht allzu überraschend kam aber insofern nicht, als man als Zuschauer nicht lange darauf warten muss, ehe Sam den gleichen Verdacht hegt wie der Zuschauer. Und danach geht es eben statt der Experimente bzw. dem Geheimnis ihrer Identität in erster Linie um die spannende Frage, inwiefern Ke'ra Lineas Verbrechen anzulasten sind, obwohl sie keine Erinnerung mehr daran hat, diese begangen zu haben. Wie man sich in weiterer Folge generell mit der Frage auseinandersetzt, was uns zu der Person macht, die wir sind. Ist Ke'ra ohne Erinnerungen an Linea und die Verbrechen, die sie begangen hat, eine völlig andere, neue Person? Oder schlummern in ihr, trotz ihres Gedächtnisverlustes, nach wie vor die gleichen düsteren Antriebe und der Hang, ihren Forschungen gegenüber dem Leben Anderer den Vorzug zu geben. Ansätze lassen sich jedenfalls durchaus schon erkennen, zugleich hat aber auch Daniels Argument, der sie mit Teal'c vergleicht (der noch dazu nicht sein Gedächtnis verloren hat), etwas für sich. Und vor allem auch am Ende, wenn sie ihre Erinnerungen zurückgewonnen hat und unter dieser Wahrheit leidet, kann man nicht umhin, Mitleid für sie zu empfinden.
Neben dem Drehbuch ist dies bis zu einem gewissen Grad zweifellos auch auf Megan Leitchs tolle Performance zurückzuführen. Vor allem die spätere, unter ihren Erinnerungen leidende Ke'ra stellt sie sehr gut dar. Aber auch davor konnte mir ihre Leistung schon gefallen. Michael Shanks bekommt – unmittelbar nach "Sha'res Tod" – hier ebenfalls eine weitere Gelegenheit, um zu glänzen, und versteht es auch, diese zu nutzen. Die Inszenierung konnte sich ebenfalls sehen lassen (vor allem die erste Einstellung mit dem Stargate fand ich cool), wie auch die Effekte. Vor allem die digitalen Hintergründe – wenn auch als solche erkennbar – des Planeten fand ich nett. Das Ende hatte dann zwar ein bisschen den Touch einer Deus Ex Machina (auch wenn mir die Idee gefiel, dass sich Ke'ra freiwillig zur Prozedur bereit erklärt). Zudem waren Dr. Fraiser und Sam zuvor schon sehr unvorsichtig, als sie Ke'ra das Mittel einfach so mitnehmen ließen. Und so gut ausgearbeitet die Episode grundsätzlich auch ist, aber die Frage, was denn eigentlich beim Experiment mit den Kindern auf dem Planeten passiert ist – wurden die etwa alle ausgelöscht? – wird geflissentlich ignoriert. Von diesen Kritikpunkten abgesehen fand ich "Vergangenheit und Gegenwart" aber sehr gelungen.
Fazit:
Ähnlich wie der Titel ist auch die Episode an sich zweigeteilt: In der ersten Hälfte stehen noch die mysteriösen Vorkommnisse rund um den Gedächtnisverlust der Bewohner von Vyus im Mittelpunkt. Bereits dieser Teil konnte mir gut gefallen, und zeichnete sich vor allem wieder durch einen netten STTOS-Touch aus. So richtig dreht die Folge dann aber erst in der zweiten Hälfte auf, als Ke'ras wahre Identität offenbart wird, und man sich der Frage widmet, inwiefern dieser die Verbrechen ihres früheren Lebens anzulasten sind – selbst wenn sie sich an diese nicht mehr erinnert. Sehr schön auch die Thematisierung der Frage, inwiefern unsere Erinnerungen und Erlebnisse einen zentralen Bestandteil unserer Persönlichkeit darstellen, oder wir auch ohne sie im Kern immer noch die selben wären. Und zum Ende hin gab es noch ein paar nette, emotionale Momente zwischen Daniel und Ke'ra. Letztere wurde zudem von Megan Leitch sehr gut gespielt. Den einen oder anderen Kritikpunkt – insbesondere das mich nicht 100%ig überzeugende Ende, sowie die offene Frage rund um das Schicksal der Kinder – mag es zwar auch geben. Insgesamt hat mir "Vergangenheit und Gegenwart" aber sehr gut gefallen.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM/Showtime)
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