Mit: Yoko Tani, Oldrich Lukes, Ignacy Machowski, Julius Ongewe, Michail N. Postnikow, Kurt Rackelmann, Günther Simon, Tang Hua-Ta, Lucyna Winnicka u.a.
Kurzinhalt:
Wir schreiben das Jahr 1970. In der Wüste Gobi wird eine geheimnisvolle Kapsel gefunden. Wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass es sich um eine verschlüsselte Nachricht von der Venus handelt. Ein internationales 8-köpfiges Team wird mit dem "Kosmokrator" zur Venus entsandt, um Kontakt aufzunehmen. Doch dort stellt die Expedition fest, dass die Venus radioaktiv verstrahlt ist und nur Ruinen übriggeblieben sind…
Review:
SciFi-Klassiker der DEFA-Studios? Wer regelmäßig in den DVD-Abteilungen der Elektronikfachmärkte herumstöbert, dürfte bereits auf einige entsprechende Filmtitel aufmerksam geworden sein, denn vor kurzem veröffentlichte Icestorm Entertainment eine Reihe von DEFA-Produktionen mit eben diesem Prädikat. Ich gebe zu, dass ich mich nicht ohne Vorurteile an die Arbeit machte. Umso erstaunter war ich, als ich zum Auftakt "Der schweigende Stern" in den DVD-Player einlegte und sich mir tatsächlich ein beachtliches Science-Fiction-Epos bot, das manchem Vergleich mit zeitgenössischen, aber weitaus populäreren US-Produktionen standhält.
Es ist offensichtlich, dass "Der schweigende Stern" die großen, mächtigen Hollywood Studios herauszufordern versucht. Gerade tricktechnisch ist dies auch gelungen. Die Kulissen sind sehr aufwändig gestaltet, wobei insbesondere das Design des Raumschiffs mit all seinen Details beeindruckt. Genau so sah die Zukunft anno 1960 aus, und eben dieser Charme macht einen "echten" Klassiker aus. Die Landung auf der Venus und deren Erkundung sind optisch brillant in Szene gesetzt, die Planetenoberfläche fasziniert als geradezu berauschende Wüste voller extraordinärer Mysterien, die sich perfekt mit dem Plot vereint. Nachdem der Film anfangs den Eindruck vermittelt, der Erde stünde eine Invasion durch die Venus bevor, erreicht die Handlung hier ihren Wendepunkt und bereitet konsequent das Finale und die schlussendliche politische Botschaft vor. Bis dahin unterhält "Der schweigende Stern" mit reichlich Abenteuer und visuellen Reizen, die im Genre dieser Epoche als beispielhaft gelten.
Inwieweit die unterschwellige sozialistische Propaganda das Filmvergnügen insgesamt trübt, sei jedem selbst überlassen. Betrachten wir den Film als Zeugnis seiner Zeit. Berücksichtigen wir den kalten Krieg und speziell die Furcht vor der atomaren Zerstörung, so kann ich durchaus darüber hinwegsehen, dass der Film annimmt, der erste Mensch auf dem Mond werde ein Russe sein und die erste Mondbasis werde eine Errungenschaft des Sozialismus sein. Auch bin ich bereit, die Verweise auf Hiroshima zu tolerieren, da dieses globale Trauma das Konzept des Films stützt. Jedoch habe ich gewisse Probleme mit der vorwiegenden Holzhammer-Methode. So werden hier aus den sozialistischen Wissenschaftlern quasi die visionären Nachfahren Albert Einsteins, während die USA der interstellaren Bedrohung mit Nihilismus und einem Brandy begegnen.
Weiterhin strapaziert es meine Geduld, dass die japanische Ärztin kurz nach dem Bombenabwurf über Hiroshima geboren wurde und keine Kinder gebären kann, da diese entstellt zur Welt kommen würden. Tragisch, dass daher ihre Liebe zum deutschen Piloten, der erklärterweise der Ansicht ist, eine Frau solle ein Kind empfangen und zur Welt bringen, unerfüllt bleibt. Das nenne ich doch mal fortschrittlich! Und genau das ist der Grund, weshalb die Handlung ins Jahr 1970 verlegt wurde (während die literarische Vorlage von Stanislaw Lem im Jahre 2003 angesiedelt ist): Erstens hätte man auf die direkten Bezüge zu Hiroshima verzichten müssen, zweitens wäre uns nicht dieser dümmliche Dialog geschenkt worden. Ärgerlich auch, dass aus der interessanten Figurenkonstellation so wenig herausgeholt wird. Die Charaktere verfügen kaum über Charisma und sind absolut trivial. Man hat also eine internationale Besatzung an Bord (sogar internationaler als 6 Jahre später in "Star Trek"), doch das einzige, was sich daraus ergibt, sind völlig abgedroschene Dialoge, wobei völlig gleich ist, wer sie spricht.
Das Drehbuch offenbart noch weitere Schwächen. Das völlig unspektakuläre Ableben einiger Helden dieser Mission ist nur exemplarisch. Diese Szenen hätten das Potenzial gehabt, den Film emotional aufzuwerten, doch diese Möglichkeiten werden in keinster Weise genutzt. Die größte Nervensäge ist übrigens der Roboter "Omega", dem im Verlauf des Films sogar eine Seele geschenkt wird, womit das Thema dann aber auch schon abgehakt ist. Eine Ausnahme stellt das Finale dar, wo der amerikanische Physiker (der übrigens an der Entwicklung der Atombombe beteiligt war) konstatiert, dass die Erde eine blühende Erde bleiben und dass man auf anderen Planeten nach Leben suchen solle. Das ist Pazifismus in Reinkultur. Nahezu 90 Minuten lang werden die USA für Hiroshima verurteilt, und am Ende spricht ausgerechnet der Amerikaner diese pathetischen Worte. Und das ist der Geist des Films: Ein Plädoyer für den Weltfrieden.
Fazit:
Handwerklich beeindruckend und seinen westlichen Konkurrenten teilweise überlegen, nostalgisch, jedoch oftmals schwach in der Dramaturgie.