Mit: Sam Rockwell, Kevin Spacey, Dominique McElligott, Rosie Shaw, Kaya Scodelario, Adrienne Shaw, Malcolm Stewart, Matt Berry, Benedict Wong & Robin Chalk
Kurzinhalt:
Auf dem Mond wurde ein Rohstoff gefunden, der die Energieprobleme der Erde fast vollständig gelöst hat. Seitdem betreibt eine Firma eine Raffinerie auf dem Mond, wo der Rohstoff abgebaut und in weiterer Folge zur Erde transportiert wird. Der Abbau erfolgt zwar grundsätzlich vollautomatisch, doch die Sammler müssen entleert und gewartet werden, weshalb die Station immer von einem Astronauten bewohnt wird. Zur Zeit ist dies Sam Bell, dem jedoch nur mehr zwei Wochen auf die Erfüllung seines 3-Jahres-Vertages fehlen. Er freut sich schon sehr darauf, zu seiner Familie auf der Erde zurückzukehren, und die Einsamkeit des Mondes endlich hinter sich lassen zu können. Doch eine solch lange Zeit allein auf der Station hat auch ihre Spuren hinterlassen. So beginnt Sam auf einmal, zu halluzinieren. Während er mit einem Mondfahrzeug unterwegs ist, um einen Sammler zu entleeren, kommt es dann schließlich zu einem folgenschweren Unfall, der ihn alles was er über seine Mission zu wissen glaubt hinterfragen lässt…
Review:
Wenn das Review zu "Moon" – vor allem für meine Verhältnisse – ungewöhnlich kurz ausfällt, dann hat das nichts damit zu tun, dass es über den Film nichts zu sagen gäbe – ganz im Gegenteil! Aber "Moon" ist wieder mal ein Film, den man so unvorbereitet wie möglich sehen sollte. Da ein Großteil dessen, was man über ihn sagen bzw. schreiben könnte, mit der zentralen Auflösung des Films zu tun hat, und ich euch diese nicht spoilern will, sind meine Möglichkeiten recht arg begrenzt. Ich werde daher nur sehr oberflächlich auf die Handlung eingehen, und mich ansonsten auf die allgemeineren Aspekte der Produktion konzentrieren. Was an "Moon" vor allem besticht, ist wie altmodisch er wirkt. Dies bezieht sich nicht nur auf die Effekte, sondern auch auf Erzählweise, Inszenierung und die im Zentrum stehende Handlung. Derartige ruhige, nachdenkliche SF-Filme hat man im neuen Jahrtausend bisher nur äußerst wenige gesehen. Selbst die bisherigen Highlights, wie "V wie Vendetta", "Sunshine" oder "Children of Men" hatten einigen actionreichere Szenen zu bieten. "Moon" kommt gänzlich ohne Action und Spektakel aus, und konzentriert sich stattdessen auf die intelligente Handlung und die im Zentrum stehende Hauptfigur.
Ein Zugang, der mit einem schlechten Schauspieler auch ordentlich daneben gehen hätte können. Ich muss gestehen, bisher von Sam Rockwell nicht viel gehalten zu haben. In "Galaxy Quest" war mir sein Schauspiel zu laut und übertrieben, und nach seiner – meines Erachtens – katastrophalen Leistung als Zaphod Beeblebrox aus "Per Anhalter durch die Galaxis" hatte ich ihn als vergleichsweise hilflos abgeschrieben. Ein Urteil, dass ich nun aufs deutlichste revidieren muss. Sam Rockwell trägt diesen Film – und das mit Bravour. Es gelingt ihm sehr überzeugend, diese herausfordernde und abwechslungsreiche Rolle zu meistern. Er schafft es von der ersten Minuten an, beim Zuschauer Sympathien zu wecken, und lässt uns bis zur letzten Sekunde des Films nicht mehr los. Eine wirklich beachtliche Leistung, die es allein schon wert ist, sich "Moon" anzusehen. Auch Kevin Spacey ist positiv hervorzuheben. Sein Roboter GERTY ist ganz eindeutig an HAL 9000 aus "2001 – Odyssee im Weltraum" angelehnt, und mit seiner immer ruhigen und sanften Stimme verleiht er dem Roboter – eben nicht zuletzt, da man sich an HAL erinnert fühlt – eine geheimnisvolle, beunruhigende bis hin zu bedrohliche Präsenz. Dank seiner Leistung – und dem genialen Einfall mit den Smileys – ist man sich bis zuletzt nicht sicher, was man von GERTY halten soll, und ob man ihm trauen kann. Hier versteht es Duncan Jones wirklich perfekt, auf frühere SF-Filme aufzubauen und die Erfahrungen und Erwartungen der Genrefans geschickt für sich auszunutzen.
Womit wir schon bei einer weiteren wesentlichen Stärke des Films wären: Die Inszenierung von Duncan Jones ist angenehm ruhig und altmodisch, und zugleich ungemein stilvoll. Statt sich dem momentanen Trend zu hektischen Schnitten, dem Doku-Kamera-Stil oder auch ständigen Zooms etc. zu beugen, könnte "Moon" genau so gut aus den 70ern oder 80ern stammen. Die Kameraarbeit ist ungewohnt – und angenehm! – ruhig, mit langsamen Kamerafahrten und langen Einstellungen, die Sam's Isolation und Einsamkeit perfekt vermitteln. Die Effekte sehen für das niedrige Budget einfach nur großartig aus. Zwar halten wir uns nur relativ selten außerhalb der Basis auf, aber die entsprechenden Szenen sind optisch einfach nur beeindruckend und ungemein überzeugend. Hier macht sich auch sein Ansatz bezahlt, auf CGI fast gänzlich zu verzichten und stattdessen mit echten Sets zu arbeiten. Die Krönung an seiner Inszenierung sind dann schließlich kleine, geniale Details und Geistesblitze wie der Song, zu dem Sam jeden Morgen aufwacht. Wo wir schon von Musik sprechen: Clint Mansell's Soundtrack ist sehr atmosphärisch, originell und ein Fest für die Ohren. Wie die besten Scores unterstützt er die Stimmung der jeweiligen Szene absolut perfekt.
Die letzte große Stärke ist dann die Handlung. Ohne zu viel verraten zu wollen sei gesagt, dass "Moon" eine intelligente und interessante Geschichte in allerbester Science Fiction-Tradition erzählt, die es von der ersten Sekunde an schafft, den geneigten SF-Fan zu faszinieren. Darüber hinaus ist sie mit einigen emotionalen Momenten gespickt. Mein ganz persönliches Highlight war jener Moment, als GERTY Sam über die seltsamen Vorkommnisse an Bord aufklärt. Auch wenn man zu diesem Zeitpunkt eigentlich eh schon wusste, was vor sich geht, war es dennoch ein harter Schlag, es von dieser monoton-sanften Stimme bestätigt zu bekommen. Doch auch später gibt es noch einige berührende Momente – auf die ich jedoch aus Spoilergründen nicht eingehen will. Wenn man an "Moon" unbedingt etwas kritisieren wollen würde, dann könnte man anmerken, dass er sich – trotz der intelligenten und durchaus anspruchsvollen Handlung – was Komplexität, Tiefgang und vor allem Interpretationsspielraum betrifft nur bedingt mit Genregrößen wie "2001 – Odyssee im Weltraum", "Blade Runner" oder "Donnie Darko" messen kann. Nicht, dass diese Aspekte überhaupt nicht vorhanden wären, aber die Stärken von "Moon" liegen in anderen Bereichen. Dies bedeutet allerdings auch, dass einen dieser Film möglicherweise nicht ganz so lange beschäftigt wie einige andere Vertreter des Genres. Nichtsdestotrotz darf jeder SF-Fan diesen herrlich altmodischen, angenehm ruhigen und intelligenten Film nicht verpassen – denn wer sich das entgehen lässt, dem entgeht wirklich etwas!
Fazit:
"Moon" ist für mich ganz klar das Science Fiction-Highlight des Jahres. Die Handlung ist zwar nicht ganz so komplex und offen für Interpretationen wie bei anderen Genregrößen, aber davon abgesehen ist Duncan Jones mit diesem Film ein echtes Meisterstück gelungen. Die Handlung ist sehr faszinierend und spricht einige interessante Fragen sowie die eine oder andere durchaus aktuelle Thematik an. Sam Rockwell's schauspielerische Leistung ist phänomenal und aufgrund der Erfordernisse der Rolle ungemein abwechslungsreich, wobei es ihm in jeder Szene gelingt, zu überzeugen. Der Soundtrack von Clint Mansell ist sehr stilvoll, wie auch Duncan Jones' ruhige, atmosphärische Inszenierung. Es gibt einige Momente, denen es durchaus gelingt, zu berühren. Und die Spezialeffekte sind – vor allem in Anbetracht des niedrigen Budgets – einfach nur sensationell, und vermitteln einen wundervollen, atemberaubenden Eindruck des Erdtrabanten. Kurz und gut: An "Moon" stimmt einfach alles. Er ist ein intelligenter, origineller, altmodischer, stil- und gehaltvoller SF-Film, wie man sie heutzutage leider nur mehr äußerst selten findet. Science Fiction at it's best!