Mit: Chris Evans, Dakota Fanning, Djimon Hounsou, Camilla Belle u.a.
Kurzinhalt:
Seit einigen Jahrzehnten leben nun schon Menschen mit besonderen Fähigkeiten unter uns. Diese werden von einer geheimen Organisation namens "Division" verfolgt, die es sich zum Ziel gesetzt hat, diese Menschen zu kontrollieren bzw. an ihnen Experimente zu machen, um ihre Fähigkeiten verstehen, replizieren und verstärken zu können. Seit Jahren arbeitet man nun schon an einem entsprechendem Serum, doch bisher sind alle Versuchsobjekte gestorben. Bei einer jungen Frau ist man dann auf einmal erfolgreich. ZU erfolgreich, gelingt ihr doch gemeinsam mit dem Serum die Flucht. Sie versteckt es und lässt sich daraufhin ihre Erinnerungen löschen, damit es nicht aufgespürt werden kann. Während die Division nun verzweifelt versucht, den wertvollen Wirkstoff zurückzubekommen, erfährt auch eine chinesische Bande dieser "Supermenschen" von dem wertvollen Aktenkoffer. Zugleich hat die junge Seherin Cassie Holmes schreckliche Visionen darüber, was passiert, wenn das Serum entweder den Chinesen oder der Division in die Hände fällt. Um dies zu verhindern, wendet sie sich an den Telekineten Nick Gant. Doch dieser hat seine Fähigkeiten Zeit seines Lebens vernachlässigt, um die Division nicht allzu neugierig auf ihn zu machen. Nun muss er versäumtes schnell nachholen, wenn er sich und Cassie retten will…
Review:
Bei "Push" hat leider wieder einmal die unangenehme Angewohnheit einiger deutscher Filmverleiher zugeschlagen, einen in den USA nur leidlich erfolgreichen Film hierzulande erst gar nicht in die Kinos zu bringen. Und wie schon so oft so finde ich das auch bei diesem Film bedauerlich – ist er doch deutlich besser, als die (mir unverständlichen) vernichtenden Kritiken aus Übersee sowie das (etwas weniger unverständliche) sehr magere Einspielergebnis vermuten lassen. Ja, die Grundidee des Films, in der eine Geschichte über Menschen mit besonderen Begabungen erzählt wird, die von einer geheimen Organisation gejagt werden, mag an "Heroes", "Jumper" und zahlreiche andere Filme und Serien der letzten Jahre erinnern. Und auch wenn man darüber diskutieren kann, ob angesichts der aktuellen Präsenz dieser Thematik jetzt der richtige Zeitpunkt war, um diesen Geschichten eine weitere Interpretation hinzuzufügen, so empfand ich "Push" dennoch als angenehm frisch und anders. Jedenfalls verfügt der Film meines Erachtens über genug Eigenständigkeit und frische Ideen, dass mir der Vorwurf eines Plagiats nicht im Geringsten gerechtfertigt scheint.
Einer der Aspekte, die mir an "Push" sehr gut gefallen konnten, ist die sehr gut ausgearbeitete Mythologie – die ich um so beachtlicher finde, als dass der Film nicht auf einen Comic basiert, sondern eine neue, eigens für das Kino geschriebene Superheldengeschichte erzählt. Anstatt wie bei "Heroes" Leute mit verschiedenen, jedoch eher willkürlichen Fähigkeiten vorzustellen, gibt es bei "Push" neun genau definierte Kategorien von Superkräften. Die "Mover" sind Telekineten und können Gegenstände bewegen. "Shifter" können das Aussehen von Objekten kurzzeitig verändern. "Sniffer" können Dinge oder Personen aufspüren, "Shadows" verdunkeln bzw. verstecken diese wiederum. "Bleeder" stoßen einen hochfrequenten Schrei aus, der die Blutgefäße platzen lässt und binnen kurzer Zeit zum Tod führt. "Stitchers" können mittels Gedankenkraft heilen, "Wipers" löschen Erinnerungen aus, und "Watchers" können in die Zukunft sehen. Die wohl mächtigsten von ihnen sind jedoch die "Pusher", auf die sich auch der Titel des Films bezieht. Diese haben die Fähigkeit, Gedanken, Bilder, Emotionen, Erinnerungen, Wünsche und Bedürfnisse im Bewusstsein anderer Menschen entstehen zu lassen – und können sie damit dazu bringen, alles zu tun, was sie nur wollen. Auf den ersten Blick mag diese Vielzahl an Fähigkeiten verwirrend und unnötig erscheinen. Jedoch stehen nur einige davon wirklich im Mittelpunkt, weshalb man sich nie überfordert fühlt. Vor allem jedoch sorgen diese wohl überlegten Fähigkeiten für eine interessante Balance und zu einem spannenden Kräftemessen der verschiedenen Parteien, dass fast ein wenig an ein Strategiespiel erinnert.
In der Eröffnungssequenz erleben wir zuerst eine Szene aus Nick's Kindheit, danach werden uns die einzelnen Fähigkeiten kurz vorgestellt. Nach Kira's Ausbruch aus dem Forschungslabor geht es dann Schlag auf Schlag. Zuerst erhält Nick Besuch von der Division, danach schneit Cassie bei ihm herein, und ehe er es sich versieht wird er schon von Bleeders angegriffen, und steckt mitten im Wettrennen um das Serum. Cassie's düstere Visionen der Zukunft machen klar, dass die beiden den Aktenkoffer unbedingt zuerst finden müssen, falls sie überleben wollen. Von diesem Moment an hatte mich die spannende, abwechslungs- und vor allem wendungsreiche Handlung fest in ihrem Griff, und hat mich bis zur letzten Sekunde nicht mehr losgelassen. Das Drehbuch überzeugte mich dabei vor allem mit der guten Ausgewogenheit aus offenen Fragen und laufenden Antworten, so dass einerseits bis zuletzt ein Teil des Mysteriums gewahrt blieb, aber aufgrund der laufenden neuen Informationen dennoch nie Frust aufkam. Zudem erschien mir dadurch, dass es sich um eine originelle Geschichte mit neuen Charakteren handelt der Ausgang bzw. das Überleben einer oder mehrerer Hauptfiguren nicht von vornherein sicher, was ebenfalls für Spannung gesorgt hat.
Auch abseits der Handlung weiß "Push" zu gefallen. Die Inszenierung von Paul McGuigan wirkt frisch und angenehm anders, gleichzeitig verliert er jedoch selbst in den wenigen actionreicheren Szenen nie die Übersicht. Eine wesentliche Stärke des Films ist auch die Tatsache, dass der Großteil der Handlung in Hong Kong spielt. Die Atmosphäre und die Widersprüche dieser Stadt, wo Fischmärkte direkt neben großen Wolkenkratzern stehen, verleihen "Push" einen ganz eigenen Charakter, der ihn ebenfalls deutlich von in den USA spielenden Filmen abhebt, und sicherlich zu einem wesentlichen Teil für den frischen, abwechslungsreichen Eindruck, den "Push" bei mir hinterlassen hat, verantwortlich ist. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen konnte sind die Figuren. Vor allem die Hauptcharaktere sind sehr gut gezeichnet, und werden einem binnen weniger Minuten sehr sympathisch. Vor allem die sich langsam entwickelnde, fast geschwisterliche Beziehung zwischen Nick und Cassie fand ich grandios geschrieben und gespielt. Womit wir schon bei der letzten wesentlichen Stärke des Films wären: Die schauspielerischen Leistungen. Chris Evans habe ich selten so gut gesehen wie hier, und auch Camilla Belle füllt ihre stellenweise leicht undurchschaubare Rolle perfekt aus. Djimon Hounsou überzeugt nach "Die Insel" ein weiteres Mal als Bösewicht, und auch die anderen, weniger bekannten Schauspieler überzeugen in ihren jeweiligen Rollen. Sie alle werden jedoch – wieder einmal – von einer überragenden Dakota Fanning gnadenlos an die Wand gespielt. Sie überzeugt erneut mit einer in jeder Sekunde stimmigen und glaubwürdigen Performance, und verleiht ihrer Figur wieder einmal eine erstaunlich erwachsene Präsenz.
Trotz meines überwiegend positiven Eindrucks gibt es natürlich auch an "Push" das eine oder andere zu kritisieren. So sind bei reiflicher Überlegung nicht alle Wendungen und Handlungen der Personen logisch nachvollziehbar. (Achtung, Spoiler!) Vor allem beim großen Plan am Ende hätte dermaßen viel schief gehen können, dass sein Gelingen an ein Wunder biblischen Ausmaßes grenzt(Spoiler Ende). Auch wenn bei mir aufgrund der spannenden Handlung nie Langeweile aufkam, und man sich des Ausgangs nie allzu gewiss ist, kommt dennoch nur an wenigen Stellen des Films ein echtes Gefühl der Bedrohung auf. Und auch wenn es mich persönlich nicht im geringsten gestört hat, möchte ich abschließend noch festhalten, dass "Push" deutlich weniger Action zu bieten hat, als man das vielleicht vermuten könnte. Selbst der Showdown wird den einen oder anderen Actionfreak wohl etwas enttäuscht zurücklassen. Trotzdem überwiegen für mich ganz klar die Stärken, weshalb es mir sehr leid tut, dass "Push" kein größerer Erfolg beschienen war. Denn so werden wir wohl nie erfahren, wie es mit diesen Figuren, mit denen ich liebend gerne noch einige Abenteuer erlebt hätte, weitergehen wird…
Fazit:
"Push" ist wieder einmal einer jener Filme, bei dem ich die überwiegend vernichtenden Kritiken nicht im Geringsten nachvollziehen kann. Ja, natürlich offenbart "Push" eine gewisse Ähnlichkeit zu "Heroes", "Jumper" und ähnlichen Geschichten über Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Dennoch gab es aus meiner Sicht genug frische Ideen und originelle Elemente, um "Push" ausreichend von der Konkurrenz abzugrenzen. Der Film hat es praktisch von der ersten Minute an geschafft, mich zu packen, und bis zur letzten Sekunde nicht mehr loszulassen. Dies liegt einerseits am wendungs- und einfallsreichen Drehbuch und den zahlreichen Fragen, die zu Beginn aufgeworfen werden, und andererseits vor allem an den großartig geschriebenen und gespielten Figuren. Vor allem Nick und Cassie sind einem von Anfang an sympathisch – ihre sich langsam entwickelnde Freundschaft bildet das Herzstück des Films, und ist für einige der besten Szenen verantwortlich. Die Schauspieler liefern allesamt überzeugende Leistungen ab, wobei vor allem Dakota Fanning wieder einmal hervorsticht und mit ihrer großartigen Performance alle anderen gnadenlos an die Wand spielt. Alles in allem hat mich "Push" trotz kleinerer Schwächen von der ersten bis zur letzten Sekunde sehr gut unterhalten – weshalb ich es um so bedauerlicher finde, dass wir die am Ende angedeutete Fortsetzung wohl nie zu Gesicht bekommen werden. Für alle SF-Fans, die sich vor allem für das Superhelden-Subgenre interessieren, und die einer weiteren Variation des in letzter Zeit etwas überpräsenten Themas nicht abgeneigt sind, stellt "Push" jedenfalls einen empfehlenswerten Geheimtipp dar…
ich kann mich deiner meinung nur anschließen und verstehe die nörgler ebenfalls nicht. "push" hat auch mich bestens unterhalten und ich hoffe, dass die fortsetzung doch noch irgendwie zustande kommt. sehr gutes review zu einem wirklich gelungenen film!
Tja, ich gehöre wie die meisten Zuschauer zu den Nörglern - und wenn es deren viele gibt, hat das meistens doch einen guten Grund.
Was an dem Film gut oder glungen sein soll, kann ich nämlich leider beim besten Willen nicht nachvollziehen. An dem Film ist weder die Story noch die Effekte noch die regietechnische oder darstellerische Leistung erwähnenswert. Das ist bestenfalls ein B-Movie (und das auch nur mit beidseitig zugedrückten Augen). Und meines Erachtens ist "Pfush", ähh... sorry "Push" völlig zurecht in die Videothek verbannt worden.
Die wenigsten Filmfans können sicher nachvollziehen wie man einen Film wie "Push" mit 7/10 und beispielsweise "I Robot" mit 5/10 bewerten kann. Ich bin absolut kein Will Smith-Fan, aber dennoch ist "I Robot" sowohl von der Story als auch den Effekten und der Inszenierung um viele Längen besser als Push (von den sehr viel besseren Darstellerleistungen mal ganz zu schweigen).
Und selbst "2012" ist sehr viel unterhaltsamer als "Push". Da ist die eigentliche Story und das Acting zwar nicht besser, die technische Qualität ist aber um ein Vielfaches höher, so daß der Film insgesamt deutlich unterhaltsamer ist als "Push".
Ich hätte "2012" zwar auch nur mit 5/10 bewertet, aber "I Robot" hätte dann doch 7/10 bekommen. "Push" hatte noch 3/10 erhalten (aber wiederum nur mit beidseitig zugedrückten Augen).
Aber jedem das seine - wem "Push" gefällt... Filmgenuß empfindet wohl doch jeder etwas anders - ist lezten Endes aber auch gut so.
danke für deine Antwort. Wie du schon richtig geschrieben hast, sind Geschmäcker nun mal verschieden. Mir ist ein ansatzweise origineller Film wie "Push" halt lieber als das x-te Katastrophenspektakel nach 08/15-Schema. Und "I, Robot" hat doch einige Schwächen und Längen, "Push" meines Erachtens nicht. Schauspielerische Leistungen, Inszenierung, Effekte... alles schön und gut, aber im Endeffekt richtet sich die Qualität eines Films für mich nach seinem Unterhaltungswert - und der ist natürlich rein subjektiv.
Davon, ob die Mehrheit einen Film gut oder nicht gut findet, habe ich mich im übrigen - wie wohl auch einige andere meiner Reviews zeigen - noch nie beeinflussen lassen. Dass "Transformers 2" so vielen Leuten gefallen hat, dass sie ihn zu einem der erfolgreichsten Filme 2009 gemacht haben, macht ihn nämlich aus meiner Sicht um keinen Deut besser
Jedenfalls danke für deinen Kommentar und deine Meinung
"Transformers 2" finde ich ebenfalls unterirdisch und grottenschlecht, aber da fand ich schon den ersten Teil bestenfalls mittelmäßig.
"Riddick" und "Pitch Black" hätte ich persönlich noch einen Punkt mehr gegönnt, aber bei den übrigen Kritiken aus dem "Advents Review" kann ich mich deinen Ausführungen und Bewertungen nur anschließen.
Hi gucky, freut mich, dass wir ansonsten recht nah beieinander liegen. Wobei es mir darauf genau genommen nicht ankommt. Ich bin es gewohnt, teilweise einen anderen Filmgeschmack zu haben als die Mehrheit , und hab' damit auch kein Problem. So lang meine Reviews nachvollziehbar sind, so dass man meine Meinung, wenn man sie schon nicht teilt, doch zumindest nachvollziehen kann, dann ist meine Arbeit getan. Jedenfalls vielen Dank für dein Feedback!