Mit: Sam Neill, Laurence Fishburne, Kathleen Quinlan, Joely Richardson, Richard T. Jones, Jack Noseworthy, Sean Pertwee, Holley Chant, Jason Isaacs u.a.
Kurzinhalt:
7 Jahre nachdem sie auf unerklärliche Art und Weise verschwunden ist, taucht die "Event Horizon" plötzlich in der Atmosphäre des Neptun wieder auf. Ein Such- und Rettungstrupp wird losgeschickt, um das Raumschiff zu sichern und herauszufinden, was an Bord vorgefallen ist. Mit dabei ist auch Dr. Weir, der den innovativen Antrieb der "Horizon" damals konstruiert hat. Es gelingt, das Schiff aufzuspüren und anzudocken, doch schon bald kommt es zu seltsamen Vorkommnissen: Eines der Crewmitglieder wird in den experimentellen Antrieb der Horizon, der ein künstliches schwarzes Loch schafft, hineingezogen, und kehrt völlig apathisch und unter Schock wieder zurück. Die Mitglieder der Rettungsmission leiden zunehmend unter schrecklichen Visionen, und die Aufzeichnungen der "Horizon" zeigen, dass die Crew an Bord offenbar wahnsinnig geworden und sich gegenseitig umgebracht hat. Doch was war der Grund? Bevor seine Mannschaft eben dies am eigenen Leib in Erfahrung bringt, befiehlt Captain Miller, an Bord des eigenen Schiffs zurückzukehren. Doch nach einem Unfall sitzen die überlebenden Crewmitglieder vorerst an Bord der "Event Horizon" fest…
Review:
Ich habe "Event Horizon" irgendwann Anfang des Jahrtausends mal zufällig im Fernsehen aufgeschnappt, und hielt ihn für nicht sonderlich bemerkenswert. Tatsächlich konnte ich mich bis auf die Szene mit der Luftschleuse, die mich damals wirklich beeindruckt hat, kaum mehr an etwas erinnern. Da ich Paul W.S. Anderson gelinde gesagt nicht für den begnadetsten Regisseur halte, hielt sich auch mein Drang, ihn mir noch einmal anzusehen, in sehr argen Grenzen. Ich meine, der Kerl hat es geschafft, einen Film über eine Gruppe Marines, die in ein unterirdisches Labor hinabsteigen und von Zombies angegriffen werden, mit seiner völlig unatmosphärischen, amateurhaften Inszenierung in den Sand zu setzen. Die Fortsetzungen von "Resident Evil" waren zwar auch keine Genre-Highlights, aber sie waren zumindest akzeptable B-Movies, die es verstanden haben, zu unterhalten. Der von ihm inszenierte erste war und ist aber einfach nur grauenhaft, und einer der schlechtesten Filme, die ich je gesehen habe (und das sind mittlerweile doch eine ganze Meinge).
Nichtsdestotrotz habe ich mich von der Tatsache, dass "Event Horizon" eine kleine, aber treue Fangemeinde um sich scharren konnte, die ihn als Kultfilm und Geheimtipp verehren, doch dazu überreden lassen, ihm nochmal eine Chance zu geben. Genutzt hat es nichts. Wenn überhaupt, fand ich ihn bei der zweiten Sichtung sogar noch schlechter als beim ersten Mal. Damals fand ich ihn nicht allzu interessant, und hab mich schon bald anderen Dingen zugewandt und ihn im Hintergrund weiterlaufen lassen. Diesmal habe ich mich, um ihm auf wirklich eine faire Chance zu geben, voll und ganz auf ihn konzentriert, was ihn noch einmal um einiges langweiliger und uninteressanter werden ließ, als ich ihn ohnehin schon in Erinnerung hatte. Zwar einen Hauch atmosphärischer als "Resident Evil", versagt Paul W.S. Anderson meines Erachtens fast völlig darin, Spannung aufzubauen und dem Film eine dichte, klaustrophische Stimmung zu verleihen. In seinem inszenatorischen Unvermögen verlässt er sich – quasi als letzte Hoffnung – in erster Linie auf zahlreiche billige Schockeffekte, sowie massig Blut und andere Grauslichkeiten. Bei mir hat er damit jedoch nicht Angst und Schrecken ausgelöst, sondern mich eher genervt. Zudem haben sich auch einige Szenen eingeschlichen, die ich unfreiwillig komisch fand – allen voran (Achtung, Spoiler!) das Aussehen von Sam Neill nach seinem kurzen Ausflug in die Neptun-Atmosphäre (Spoiler Ende). Hier hätte ich wirklich fast losgelacht – kurz vor dem Showdown war das wohl nicht unbedingt die Reaktion, die er beim Publikum auslösen wollte. Der Showdown an sich war auch sehr enttäuschend – wurde aber sogar noch vom "Es ist vorbei… oder doch nicht?"-Ende übertroffen. Klischeehafter geht's ja nun wirklich nicht.
Um fair zu bleiben muss man jedoch festhalten, dass es nicht allein am Regisseur liegt, dass "Event Horizon" nicht wirklich überzeugen kann. Einen großen Anteil daran hat nämlich auch das Drehbuch von Philip Eisner, der leider viele Regeln für einen packenden SF-Horrorthriller missachtet. Dies beginnt schon bei den Figuren, die er leider völlig vernachlässigt, weshalb sie zu hohlen, uninteressanten Schablonen verkommen, zu denen man keine Beziehung aufbauen kann. Auch die Auflösung, was auf der Event Horizon vorgefallen ist bzw. was es mit dem Antrieb auf sich hat, fand ich – vor allem so wie es dann auch dargestellt wurde – eher belustigend als angsteinflössend. Wenn der Antrieb ein schwarzes Loch einer Dimension geöffnet hätte, die uns Menschen aufgrund ihrer Andersartigkeit in den Wahnsinn treibt – ok, das hätte mir sogar noch halbwegs gefallen können. Aber das mit dem metaphorischen Tor zur Hölle erinnerte mich dann doch etwas zu sehr an Computerspiele wie "Doom" – nur dass "Event Horizon" nicht einmal nett designte Monster zu bieten hatte.
Trotz aller Schwächen ist "Event Horizon" sicherlich keine filmische Katastrophe à la Resident Evil. So ist der Film immerhin recht gut getrickst, und auch den Soundtrack von Michael Kamen fand ich hörenswert. Die Schauspieler tun in ihren recht eindimensionalen Rollen mit teils haarsträubenden Handlungen ihr Bestes. Dass es im Falle von Sam Neill nicht gereicht hat, liegt neben seinem Hang zum Overacting – vor allem im letzten Teil des Films – vor allem auch am Drehbuch, dass es nicht schafft, seine Wandlung nachvollziehbar zu machen. Die Inszenierung mag an sich zwar sehr unatmosphärisch sein, doch was die Farbgebung betrifft zeigt Paul W.S. Anderson hier ein Gespür, dass er in späteren Filmen vermissen ließ. Auch das Design und die Ausstattung können überzeugen, wobei es mir vor allem der "höllische" Antrieb der "Event Horizon" angetan hat. Und vor allem in der ersten Hälfte, bevor man dem Zuschauer eine Auflösung präsentiert die zumindest mich nicht wirklich überzeugt hat, vermag das im Zentrum stehende Mysterium durchaus zu gefallen. Last but not least gibt es doch auch die eine oder andere gelungene Szene, allen voran jene in (und außerhalb) der Luftschleuse, die mich auch beim 2. Sehen wieder so gepackt hat wie beim ersten Mal. Ich hab zwar keine Ahnung, wie realistisch die Darstellung ist, und möchte es eigentlich auch gar nicht wissen, aber es war und ist die einzige Szene aus "Event Horizon", der ich guten Gewissens Originalität bescheinigen kann, und die mir von meiner ersten Sichtung noch – völlig zu recht – in Erinnerung geblieben ist. Aber eine einzige gute Szene macht halt leider noch keinen guten Film…
Fazit:
Die Idee hinter "Event Horizon" hat meines Erachtens durchaus das Potential für einen packenden, mysteriösen und faszinierenden SF-Horrorthriller. Leider waren weder Drehbuchautor Philip Eisner noch Regisseur Paul W.S. Anderson dazu in der Lage, dieses auch zu nutzen. Ersterer versagt vor allem bei den Figuren und der Auflösung, die zumindest ich wenig überzeugend fand, letzterer macht leider den Fehler, billige Schock- und Splattereffekte mit einer atmosphärischen Inszenierung zu verwechseln. Was bleibt, sind gute Ansätze, einige optisch gefällige Momente sowie die eine oder andere gelungene Szene, die jedoch über die zahlreichen Schwächen – allen voran die mangelnde Atmosphäre, einige unfreiwillig komische Momente sowie den klischeehaft-enttäuschenden Showdown – weder hinwegtäuschen noch hinwegtrösten können.