Mit: Sigourney Weaver, Tom Skerritt, Ian Holm, John Hurt, Veronica Cartwright, Yaphet Kotto, Harry Dean Stanton, Bolaji Baledo & Helen Horton.
Kurzinhalt:
Die Nostromo befindet sich auf dem Rückflug zur Erde, als sie von einem Planeten in ihrer Nähe einen Notruf erhält. Der Kurs wird automatisch geändert, und die Crew erwacht aus ihrem Kälteschlaf. Nach der Landung machen sich ein paar Crew-Mitglieder unter der Führung von Captain Dallas auf, um dem mysteriösen Notruf nachzugehen. Auf einem sehr fremdartig anmutenden Raumschiff finden sie Eier, von denen sich eines sodann öffnet: Eine seltsame Kreatur entschlüpft und springt auf das Gesicht von Kane. Gegen den Widerstand von Ripley lässt Wissenschaftsoffizier Ash Kane und seine Begleiter ins Raumschiff zurückkehren. Ein Versuch, das Wesen von Kane’s Kopf zu lösen misslingt, und als es sich nach ein paar Tagen von selbst entfernt, scheint vorerst alles wieder in bester Ordnung zu sein. Doch von allen unbemerkt wächst nun in Kane’s Körper ein fremder Organismus, ein Alien, heran…
Review:
Vor 30 Jahren hat Ridley Scott den Science Fiction-Fans das Fürchten gelehrt, und einen DER Klassiker des Genres schlechthin erschaffen, der seither zwar oft kopiert, aber nie erreicht wurde: "Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt". Drei Jahrzehnte später hat der Film nichts von seiner Faszination und seinem Schrecken verloren. Und auch wenn viele Personen zu diesem Erfolg beigetragen haben, so ist dies aus meiner Sicht doch in erster Linie Ridley Scott und seiner grandiosen Inszenierung zu verdanken. Dies äußert sich einerseits in zahlreichen denkwürdigen Bildern, in erster Linie aber natürlich in der atmosphärisch dichten, klaustrophobischen Stimmung an Bord der Nostromo. Doch bevor das Alien in der wohl denkwürdigsten Szene des Films aus Kane's Brustkorb hervorbricht, vergeht eine knappe Stunde. Im Gegensatz zu anderen Regisseuren, die ohne "Vorspiel" gleich zur Sache kommen, nimmt sich Ridley Scott ausreichend Zeit, um uns die Figuren vorzustellen und den Zuschauer langsam in die Welt des Films hineinzuziehen. Wenn dann nach etwas mehr als einer halben Stunde der Facehugger aus seinem Ei springt, ist der Schock für den Zuschauer aufgrund des ruhigen, gemächlichen Einstiegs gleich umso größer. Danach beginnt der Horror erst so wirklich, wobei Ridley Scott genau die richtige Mischung aus Schockmomenten und atmosphärisch dichten Szenen findet.
Auch das kluge Setting hat sicherlich einen großen Anteil am Erfolg des Films: Eine Gruppe von Menschen, eingeschlossen in einem sehr beengten Raum, ohne Fluchtmöglichkeit, angegriffen schon einem scheinbar unbezwingbaren Monster. Zudem ist durch die wenigen Crewmitglieder an Bord Nostromo die Anzahl der potentiellen Opfer von vornherein sehr begrenzt, was es uns jedoch wiederum erlaubt, sie alle kennen zu lernen und Sympathie zu Ihnen aufzubauen. Daher ist es uns dann auch nicht egal, wenn sie der Bestie zum Opfer fallen – wir fühlen mit Ihnen und den verbliebenen Crewmitgliedern richtig mit. Neben dem Drehbuch sind diesbezüglich vor allem auch die Schauspieler lobend zu erwähnen – allen voran natürlich Sigourney Weaver in ihrer ersten Filmrolle. Es sollte allseits bekannt sein, dass Ridley Scott während der Dreharbeiten die Darsteller sehr vernachlässigt hat – ganz bewusst, damit sie sich verloren und unsicher fühlen. Eben diese Anspannung, die durchaus auch zu einigen Konflikten innerhalb der Schauspielerriege geführt hat, überträgt sich auch auf den Film, und ist sicher dafür mitverantwortlich, dass die Figuren so real und glaubhaft wirken.
Ein Review zu "Alien" wäre nicht komplett, wenn man nicht auch auf H.R. Giger und seine genialen Designs eingehen würde. Das titelspendende Alien ist eine der beeindruckendsten und einprägsamten Kreaturen, die je fürs Kino geschaffen wurden. Erschreckend, angsteinflößend, originell, unvergesslich – ein lebendig gewordener Alptraum, und dennoch von einer faszinierenden Eleganz und Schönheit. Kein Wunder, dass das Alien zu den bekanntesten Filmmonstern aller Zeiten gehört und zu Recht zu den Ikonen des SF-Kinos zählt. Doch nicht nur die Bestie selbst ist toll gestaltet, auch die anderen außerirdischen Designs, wie der "Space-Jockey" oder das Raumschiff, sind originell und beeindruckend, und können auch 30 Jahre später noch gefallen und faszinieren. Neben H.R. Giger haben jedoch auch die anderen künstlerischen Gestalter, die in erster Linie für die Nostromo verantwortlich waren, gute Arbeit geleistet. Man verfolgte hier den zwei Jahre zuvor in "Star Wars" zelebrierten Ansatz der gebrauchten Zukunft. Statt sauberer, steriler Designs á la "2001", die davor in der Science Fiction populär waren, will man hier den Eindruck einer realistisch, bewohnten Zukunft vermitteln, was bei "Alien" sehr gut funktioniert hat. Die engen, an ein U-Boot erinnernden Korridore, tragen zudem perfekt zur klaustrophobischen Atmosphäre bei. Lediglich die hier vorgestellte Technologie, insbesondere alles was mit Computern zu tun hat, wirkt heillos veraltet und wenig überzeugend. Aber das ist ein Problem, dass sich in zahlreichen SF-Filmen aus den 60ern und 70ern wiederfinden lässt.
Was hingegen auch heute noch größtenteils zu überzeugen vermag, sind die visuellen Effekte. Vor allen die Weltraumszenen – egal ob nun das Raumschiff Nostromo oder die Aufnahmen des Planeten – sind nach wie vor schön anzusehen und wissen zu gefallen. Auch die Masken und die Effekte mit mechanischen Puppen sind sehr gelungen, wobei hier neben dem Baby-Alien vor allem auch die Szene mit dem demolierten Ash hervorsticht. Der Übergang vom unechten Andrioden-Kopf zu Ian Holm fällt zwar aufgrund des starken Schnitts recht deutlich auf, aber wenn Ash dann mal zu sprechen beginnt vergisst man völlig, dass man hier einen Schauspieler vor sich hat. Eine weitere Stärke des Films ist der Soundtrack. Jerry Goldsmith mag zwar mit Ridley Scott damals etwas aneinandergekracht sein, weil er vor allem am Anfang des Films einen für ihn typischen, majestätischen, schönen klassischen Score mit entsprechendem Hauptthema komponieren wollte, um den Zuschauer in Sicherheit zu wiegen. Nachdem ich seine ursprüngliche Filmmusik aber mal gehört habe (die bei der ersten DVD-Veröffentlichung als separater Audiotrack enthalten war), muss ich Ridley Scott zustimmen – irgendwie hätte das nicht zum Film gepasst. Die atmosphärischen, beunruhigenden Klänge der endgültigen Filmmusik unterstützen die Grundstimmung des Films allerdings perfekt!
All diese Elemente zusammen sorgen für ein Meisterwerk des SF-Horrors, das bis heute unerreicht geblieben ist. Zugegeben, der gemächliche, ruhige Einstieg wird zwar insbesondere bei jenen, die mit modernen Horrorfilmen aufgewachsen sind, etwas am Geduldsfaden zerren, dennoch sind diese Minuten wichtig, um uns in Ruhe die Figuren vorstellen und um in die Handlung eintauchen zu können. Außerdem währt diese Ruhe vor dem Sturm ohnehin nicht lange, denn bereits nach der Landung auf dem fremden Planeten versteht es Ridley Scott, eine bedrohliche Stimmung aufzubauen, die "Alien" danach bis zur letzten Sekunde nicht mehr verlässt. Spätestens nach der Geburt des Aliens steigert sich die Spannung enorm, und es gibt zahlreiche großartige, denkwürdige und extrem spannende Momente. Trotzdem gönnt uns Ridley Scott auch immer wieder kurze Ruhepausen dazwischen, in denen die Figuren wieder in den Mittelpunkt rücken. Und trotz aller gelungenen und grandiosen Momenten zuvor – der beste Teil des Films sind für mich ganz klar die letzten 20-25 Minuten, in denen Ripley, auf sich allein gestellt, die Selbstzerstörung der Nostromo aktiviert und daraufhin versucht, sich in die Rettungskapsel in Sicherheit zu bringen. Für mich zählt dieser Teil ganz klar zu den spannendsten Szenen, die jemals auf Film gebannt wurden – einfach nur grandios. Selbst wenn man den Film bereits kennt und weiß, was passiert, schaffen es diese letzten paar Minuten noch, dich in ihren Bann zu ziehen. Der kurze Nachlag an Bord des Rettungsschiffs sorgt dann nochmal für einen kleinen Showdown und einen gelungenen Abschluss des Films.
Abschließend noch ein paar Worte zum "Director's Cut" (der in Wahrheit gar keiner ist, da Ridley Scott immer noch seiner Kinofassung den Vorzug gibt). Als ich auf der Erstauflage der DVD zum ersten Mal die geschnittene Szene mit Dallas im Kokon gesehen habe, der Ripley darum ersucht ihn zu töten, konnte ich nicht verstehen wie Scott diese grandiose Szene herausschneiden konnte. Bevor ich mir vor wenigen Wochen den angeblichen Director's Cut zum ersten Mal angesehen habe, hatte ich mich davor bewusst nicht über die Änderungen informiert, die bei der neuen Schnittfassung vorgenommen wurden. Insofern war ich angenehm überrascht und richtiggehend begeistert, als ich bemerkt habe, dass man jene Szene in den DC wieder eingebaut hat. Meine Begeisterung hielt jedoch nur einen kurzen Augenblick an, denn es dauerte nicht lange bis mir bewusst wurde, warum Ridley Scott diese Szene ursprünglich herausgeschnitten hatte. Zwar halte ich sie für sich genommen immer noch großartig, und es ist ein toller, starker Moment für Ripley. Leider aber passt sie in diesen Abschnitt des Films überhaupt nicht hinein. Denn zu diesem Zeitpunkt sollte sich der Film einfach nur mehr um Ripley und ihren Überlebenskampf drehen.
Diese minutenlange Szene stört die Dramaturgie, hält die Handlung nur unnötig auf, und nimmt dem Film just in dieser kritischen Phase den nötigen Fokus. Außerdem drückt die Szene enorm auf das Tempo und reduziert an dieser Stelle die Spannung. In der Kinofassung lässt einen die nervenzerreißende Spannung während dieses Showdowns keine Sekunde los. Es gibt keinen Moment zum Durchschnaufen, man ist, so wie Ripley, ständig auf der Hut und vermutet hinter jeder Ecke das Alien. Der Fokus ist ganz klar auf Ripley und die außerirdische Bedrohung gerichtet. Die Kokon-Szene mit Dallas, so erschreckend und beunruhigend sie für sich genommen auch sein mag, lenkt jedoch von der eigentlichen Bedrohung durch das Alien ab. Und so muss ich nun, nach jahrelanger Enttäuschung und lautstarker Beschwerden darüber, dass Ridley Scott diese geniale und essentielle Szene herausgeschnitten hat, zähneknirschend eingestehen, dass er mit dieser Entscheidung völlig recht hatte. Jedenfalls halte ich auch genau aus diesem Grund die Kinofassung – auch wenn die eine oder andere durchaus gute Szene, wie z.B. die Ripley abwatschende Lambert, hier fehlt – insgesamt für die bessere Version des Films. Aber dank der DVD, die beide Fassungen beinhaltet, kann das Scott sei Dank mittlerweile jeder für sich selbst entscheiden…
Fazit:
Great Scott! Mit "Alien" ist Ridley Scott bereits mit seiner zweiten Regiearbeit ein Meisterwerk und ein absoluter Klassiker des Genres gelungen, der auch 30 Jahre später nichts an Faszination und Schrecken eingebüßt hat. Nach einem angenehm ruhigen und gemächlichen Einstieg, der uns die Figuren vorstellt, in die Handlung hineinzieht und uns perfekt auf den kommenden Horror einstimmt, findet Ridley Scott genau die richtige Mischung aus Schockmomenten und atmosphärisch dichten Szenen. Die klaustrophobische Stimmung an Bord der Nostromo wurde seitdem oft zu kopieren versucht – gelungen ist dies jedoch nur in den wenigsten Fällen. Neben Ridley Scotts grandioser Inszenierung zählen vor allem das geniale Design von H.R. Giger, die schauspielerischen Leistungen, der für Jerry Goldsmith untypische Score sowie die zahlreichen großartigen, unvergesslichen Szenen wie der "Chestbuster" zu den größten Stärken des Films. Und die letzten 20 Minuten zählen für mich immer noch zu den spannendsten Momenten, die je auf Film gebannt wurden. "Alien" ist ein Lehrstück für Regisseure, wie man einen ungemein packenden und spannenden Horrorfilm erschafft – geht man nach der sehr durchwachsenen Qualität der zahlreichen Nachahmer, hat jedoch nur ein Bruchteil der "Studenten" die Lektion gelernt. Und so ist das Einzige, was man Ridley Scott's grandiosem Meisterwerk ankreiden kann, dass es uns zahlreiche B- und C-Movies beschert hat, von denen kein einziges auch nur annähernd die grandiose Qualität des großen Vorbilds erreichen konnte…