Mit: Alison Lohman, Justin Long, Lorna Raver, Dileep Rao, David Paymer, Adriana Barraza, Chelcie Ross, Kevin Foster u.a.
Kurzinhalt:
Die junge Bankangestellte Christine Brown steht in ihrem Job kurz vor einer Beförderung, um die sich jedoch auch einer ihrer Kollegen bemüht. Um ihren Chef davon zu überzeugen, dass sie die Richtige für die ausgeschriebene Position ist, muss sie ihm allerdings noch beweisen, dass sie auch harte, schwere Entscheidungen treffen kann. Und so verweigert sie einer alten Dame, die mit ihren Kreditzahlungen in Rückstand geraten ist, einen neuerlichen Aufschub, und droht, ihr in Kürze das Haus wegnehmen zu lassen. Die alte Frau ist am Boden zerstört, bittet, bettelt und fleht Christine auf Knien an, doch diese bleibt hart, woraufhin die alte Dame sie mit einem Fluch belegt. Nachdem sie zunehmend ein mulmiges Gefühl beschleicht und nach einigen unheimlichen Vorfällen berichtet sie ihrem Freund davon, der dies alles natürlich als Humbug abtut, sich aber dennoch – wenn auch äußerst widerwillig – dazu bereit erklärt, sie zu einem Wahrsager zu begleiten. Von ihm erfährt Christine, dass es der Dämon Lamia auf sie abgesehen hat. Wenn es ihr nicht gleingt, den Fluch zu brechen bzw. den Dämon zu besänftigen, wird er sie in den nächsten 3 Tagen zunehmend terrorisieren und danach in die Hölle schleifen…
Review:
Sam Raimi's Rückkehr ins Horrorfach wurde von einigen Internet-Seiten als sowohl innovativer als auch angenehm altmodischer und vor allem höchst gelungener Vertreter des Genres gefeiert. Und wie schon bei so einigen anderen Filmen des Jahres (wie z.b. "Star Trek") kann ich diese Lobeshymnen nur bedingt nachvollziehen. Denn das Einzige, was "Drag me to hell" meines Erachtens von anderen Genrefilmen der letzten Jahre abheben mag, sind die schwarzhumorigen Szenen sowie die teils ironischen Ekeleinlagen, die mindestens so sehr darauf abzielen, dem Horrorfan ein nervöses Lächeln zu entlocken, als ihn sich vor Abscheu abzuwenden. Und wo mich die schwarzhumorigen Elemente angenehm an die "Tanz der Teufel"-Reihe (wo ich jedoch wie ich gestehen muss den ersten auch noch nicht sonderlich gelungen fand) erinnert haben, konnte ich mit den ganzen Ekelszenen zugegebenermaßen schon deutlich weniger anfangen. Zwar mag es sich dabei Gott sei dank um keine übertriebenen Gewaltszenen wie aus "Hostel" und co. handeln, dennoch erschienen mir diese Momente, die mich teilweise (so seltsam das auch klingen mag) an American Pie erinnert haben, nicht so recht in einen Horrorfilm zu passen. Zumal sie mich angesichts der Tatsache, wie schamlos überzogen sie teilweise waren, immer aus der Illusion des Films gerissen haben.
Von diesen Elementen mal abgesehen unterscheidet sich Sam Raimi's neuester Film kaum von anderen 08/15 Horrorproduktionen der letzten Jahre. Was mich bei dieser Rückkehr des angeblichen Horror-Altmeisters vor allem enttäuscht hat, ist wie sehr er sich hier auf billigste Schockeffekte verlegt. Ich persönlich empfinde es eher als Armutszeugnis, wenn man als Regisseur in solchen Momenten darauf angewiesen ist, die Lautstärke auf kurz vor Hörsturz hochzudrehen, so dass es einen selbst wenn man genau weiß dass etwas passieren wird und man ohnehin schon damit rechnet, trotzdem noch aus dem Kinosessel reißt (zu Hause lässt sich hier dank der Möglichkeit, die Lautstärke selbst einzustellen, zumindest teilweise Abhilfe schaffen). Eben solche Szenen gibt es in "Drag me to Hell" zuhauf. Im Gegenzug ist der Film überraschend arm an atmosphärisch dichten Szenen. Diese gibt es zwar auch, und so gehören zu den besten Momenten des Films, aber die meiste Zeit ist man eher damit beschäftigt, seine Ohren auf die nächste Trommelfellattacke vorzubereiten.
Was bei einem Horrorfilm leider auch immer enorm auf die Spannung drückt, ist wenn man sich in die bedrohte Hauptfigur nicht so recht hineinversetzen kann. Ihre Entscheidung, die Zahlungsfristen nicht noch einmal hinauszuzögern konnte ich zwar sogar gänzlich unabhängig von ihren beruflichen Ambitionen nachvollziehen, aber in einer späteren Tat hat sie sämtliche Sympathien bei mir verspielt. Mal ganz abgesehen davon, dass es mir sehr unplausibel und wie ein völlig unnötiger Schockmoment vorgekommen ist, war ich danach einfach nicht mehr auf ihrer Seite, als sie verzweifelt versucht hat den Fluch zu brechen. Spätestens aber nach ihrer strunzdämlichen Kim Bauer-Gedächtnisaktion am Ende, die zu einer der vorhersehbarsten Twists in der Geschichte des Horrorfilms geführt haben, war mir völlig egal, was mit ihr passiert, und ob es ihr gelingt ihrem grausamen Schicksal zu entgehen. Ich meine, nun mal ehrlich, wie dumm kann/muss man sein, dass man (Achtung, Spoiler!) nicht nachsieht, ob sich auch tatsächlich der verfluchte Knopf, vom dem immerhin das eigene Überleben abhängt, auch wirklich in dem Kuvert steckt? (Spoiler Ende) In gewisser Weise ist es vermutlich sogar besser, wenn solche Dummheit aus dem Genpool entfernt und nicht an die nächste Generation weitergegeben wird.
Trotz dieser sehr kritischen Betrachtung gibt es auch positive Elemente, die ich natürlich nicht verschweigen will. So ist grundsätzlich mal lobend hervorzuheben, dass es sich bei "Drag me to Hell" weder um das Remake eines asiatischen Horrorfilms noch die Verfilmung eines Romans, sondern um einen gänzlich eigenständigen Film mit "origineller" (=noch nicht erzählter) Geschichte handelt. Von diesen gab es in den letzten Jahren aus Hollywood leider viel zu wenige. Zudem bereichert Sam Raimi seinen Film mit einigen originellen Einfällen und frischen Ideen. Und auch wenn atmosphärisch dichte Szenen nur sporadisch vorhanden sind, aber wenn er sich mal für deren Einsatz entscheidet, dann sind sie auch wirklich gelungen. Hier muss vor allem die Seance hervorgehoben werden, die wohl insgesamt als die mit Abstand beste Szene des Films bezeichnet werden kann. Vor allem angesichts der Tatsache, dass eine solche Seance ja nun nicht gerade zu den originellsten Ideen gezählt werden kann und schon in etlichen Filmen zu sehen war, ist es wirklich beachtlich, wie frisch dieser Moment trotzdem wirkt, und dass es ihm hier insgesamt betrachtet aus meiner Sicht gelungen ist, alle früheren Szenen in den Schatten zu stellen. Schade nur, dass ihm das nicht den ganzen Film über gelungen ist.
Fazit:
Trotz einiger origineller Einfälle und gelungener Szenen war ich von "Drag me to Hell" überwiegend enttäuscht. Von Sam Raimi hätte ich mir ganz einfach mehr erwartet als eine Ansammlung von billigen (da übertrieben lauten) Schockeffekten und völlig überzogenen Ekelszenen. Die Handlung an sich ist zwar durchaus gelungen und ansatzweise originell, doch die Wendung am Ende war viel zu vorhersehbar, und nach einer bestimmten Aktion konnte ich mit Christine einfach nicht mehr mitfühlen. Was mich aber vor allem auch enttäuscht hat, ist die mangelnde Originalität des Films. Zwar gibt es die eine oder andere frische Idee, und auch die schwarzhumorigen Elemente sind in den sonst sehr bierernsten Horrorfilmen eine willkommene Abwechslung, aber vor allem was die eingesetzten Stilmittel betrifft unterscheidet sich Sam Raimi's Film kaum von anderen Hollywood-Horrorfilmen von der Stange. Dies macht ihn zwar insgesamt noch zu einem halbwegs guten Vertreter seines Genres, aber sicherlich nicht zu dem Meisterwerk, als das er teilweise hingestellt wird.