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Der weiße Hai 4 - Die Abrechnung Drucken E-Mail
Einer der schlechtesten Filme aller Zeiten! Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 25 Oktober 2009
 
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Der weiße Hai 4 - Die Abrechnung
(Jaws: The Revenge, USA 1987)
 
Der weiße Hai 4 - Die Abrechnung
Bewertung:
Studio/Verleih: Universal Pictures
Regie: Joseph Sargent
Produzenten: Joseph Sargent & Frank Baur
Drehbuch: Michael De Guzman
Musik: Michael Small
Kamera: John McPherson
Schnitt: Michael Brown
Genre: Horror
Kino-Start (Deutschland): 07. Januar 1988
Kino-Start (USA): 17. Juli 1987
Laufzeit: 89 Minuten
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: DVD
Mit: Lorraine Gary, Lance Guest, Mario Van Peebles, Michael Caine, Karen Young, Judith Barsi, Mitchell Anderson u.a.


Kurzinhalt: Ellen Brody ist wirklich eine arme Sau. Vor einigen Jahren hat sie ihren Mann nach einem Herzinfarkt verloren, der darauf zurückzuführen war, dass dieser sich ja sooooo vor dem weißen Hai gefürchtet hat (und das, obwohl er das Biest gleich zwei Mal in die ewigen Fischgründe befördert hat). Und jetzt muss sie auch noch miterleben, wie ihr jüngster Sohn Sean von einem weißen Hai angegriffen und getötet wird. Für so viel "Pech" kann es natürlich nur eine Erklärung geben: Der weiße Hai hat es auf die Brody-Familie abgesehen! In ihrer Verzweiflung und ihrer Trauer begleitet sie ihren Sohn Michael zu dessen Familie auf die Bahamas, einer vom Ozean umgebenen Inselgruppe, auf der sie sich vor dem großen Weißen in Sicherheit wähnt (ne, is klar. Wenn ich von einer Horde wilder, mordlüsterner Pinguine verfolgt werde, flüchte ich auch zum Südpol). Dort hofft sie, dem Horror von Amity endlich entfliehen und Ruhe finden zu können. Schon bald freundet sie sich mit dem Piloten Hoagie an, und für einen kurzen Augenblick sieht es so aus, als könne sie all die Angst und Trauer hinter sich lassen. Doch die Idylle währt nicht lange, denn schon bald zeigen sich an den malerischen Küsten der Karibik die unverkennbaren Umrisse einer Haifischflosse…

Review: ImageBei der Pilotfolge (welche auch die Einzige bleiben sollte) einer neuen Samstagabend-Show im österreichischen Fernsehen mit dem Namen „Jackpot“ gab es anno 1995 ein Gewinnspiel, wo man Fragen rund um Hollywood beantworten musste. Die letzte Frage lautete „Wie viele Teile gibt es vom weißen Hai?“ Nachdem sie die Frage gestellt hatte (deren Antwort die letzte Ziffer einer Telefonnummer war, mit der man sich direkt in die Sendung schalten konnte) wartete die Moderatorin mehrere Minuten lang geduldig, aber erfolglos auf einen gewinnfreudigen Anrufer, doch niemand schien auf die richtige Lösung zu kommen. Schließlich entschloss sich die Moderatorin zu einer kleinen Hilfestellung, und gab den Zuschauern folgenden Tipp: „Aller guten Dinge sind…?“ Jetzt werdet ihr aufschreien „Aber das ist ja falsch, es gab noch einen 4.!“ Recht habt ihr. Angesichts des aufs Filmgeschäft zugeschnittenen Sendungskonzepts ein schlimmer Fehler, der in Anbetracht der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt im ORF bereits alle Teile der Reihe ausgestrahlt wurden, um so peinlicher wirkt. Aber… nun mal ehrlich: Wäre es nicht besser, die Antwort würde wirklich 3 lauten??

Als ich „Der weiße Hai – Die Abrechnung“ zum ersten Mal sah, war ich mir echt nicht sicher, ob er tatsächlich ernst gemeint ist, oder ob es sich nicht vielleicht doch um eine Parodie handeln soll. Vor allem die Szene gegen Ende, als der weiße Hai aus dem Wasser aufsteigt und Ellen Brody anbrüllt, ist einfach nur zum – nun – brüllen. Der Moment, als Jake von einem – in Zeitlupe! – aus dem Wasser aufsteigenden Hai (bei dem man angesichts der unnatürlichen Bewegungen eindeutig erkennen kann, dass er unecht ist) geschnappt und in dessen Maul durchs Wasser gezogen und untergetaucht wird (klick), nur um diese Tortur schließlich sogar noch zu überleben, ist auch nicht zu verachten. Vom explodierenden Hai am Ende ganz zu schweigen (wobei das ursprüngliche Ende - glaub es oder glaubt es nicht - auch nicht viel besser aussieht -> klick) Und das sind "nur" die Schlimmsten, aber bei weitem nicht die einzigen schlechten und/oder unfreiwillig komischen Szenen, die der Film zu bieten hat. Generell will während des gesamten Films keine Spannung aufkommen, und Suspense ist für „Die Abrechnung“ ohnehin ein Fremdwort. Auch die eingebauten Drama-Elemente können nicht im geringsten überzeugen, und wirken sowohl verkrampft als auch unglaubwürdig. Ein kurzer Moment zwischen Michael und seinem Sohn, der eine identische Szene aus dem ersten Teil kopiert, wirkt ebenfalls wie ein verzweifelter Versuch, an ehemalige Erfolge anzuknüpfen. Doch das Einzige, was diese Szene schafft ist, einen kurz an den großartigen ersten Film zu erinnern, und einen richtiggehend wütend darüber zu machen, dass solch ein filmischer Schrott wie "Der weiße Hai 4" den gleichen Titel tragen darf.

ImageZudem sind die Dramaelemente vor allem in der ersten Hälfte des Films übermächtig und lassen kurzzeitig Zweifel daran aufkommen, hier wirklich einen Horrorfilm zu sehen. Denn statt dem Schrecken der Meere steht hier Trauerbewältigung an der Tagesordnung – vom weißen Hai ist jedenfalls lange Zeit nichts zu sehen. Und so sieht man gelangweilt den beiden verbliebenen Mitgliedern des Brody-Clans und ihrer Familie dabei zu, wie sie sich über Gott und die Welt und ein gesundes Sexleben unterhalten, immerzu verfolgt von dem bösen weißen Hai. Und damit wären wir auch schon bei der größten Schwäche des Films (was angesichts zahlreicher anderer misslungener Aspekte und grauenhafter Szenen nun wahrlich eine nicht zu unterschätzende Leistung ist): Auf einmal ist das nicht mehr ein einfacher, von seinen Instinkten getriebener menschenfressender Hai. Nein! Jetzt ist er wählerisch geworden, und will unbedingt die Brody-Familie ausrotten, wie ein immer wiederkehrender, psychopatischer Massenmörder à la Michael Myers! Nun, ich schätze zwar originelle Ideen (siehe mein Review zu Teil 3), aber das ist einfach nur mehr lächerlich.

Tatsächlich wird der Film sogar erst ab diesem Zeitpunkt so richtig schlecht – und das sagt einiges darüber aus, was den geneigten Filmmasochisten in der letzten Hälfte erwartet, war doch der erste Teil bereits langweilig bis einschläfernd. Aber sobald der Hai dann mal seine Aufwartung macht, geht es endgültig rapide bergab, und eine peinliche Szene jagt die Nächste. Auf eine spannende oder ansatzweise packende Szene wartet man leider vergeblich – selbst die wohl beste Szene des Films, mit dem "Bananenboot", wird spätestens beim Auftauchen des Hais ruiniert. Hauptverantwortlich dafür sind neben der amateurhaften Inszenierung von Joseph Sargent, die sich leider der unterirdischen Qualität des Drehbuchs anpasst (die bereits angesprochene Szene, in der Jake vom Hai in Zeitlupe geschnappt wird, kann getrost zu den schlechtesten und peinlichsten Szenen der Filmgeschichte gezählt werden), vor allem die billigen Spezialeffekte. Zwischen "Der weiße Hai" und seinem 3. Nachfolger sind 12 Jahre vergangen, und doch sah wohl kein anderer Hai der Reihe so unecht und billig aus wie das Modell aus Teil 4. Hier ist aber sicherlich ebenfalls Joseph Sargent große Schuld einzuräumen. Spielberg hat verstanden, dass er den Hai sporadisch einsetzen muss und ihn nicht zu deutlich zeigen darf, damit man ihn nicht als unechtes Modell entlarvt. Ähnliche Vorbehalte werden hier leider völlig über Bord geworfen. So zeigt man den Hai in zahlreichen Nahaufnahmen, und vor allem die Bewegungen wirken oftmals künstlich und können nicht im Geringsten überzeugen. Vor allem jene Szene, als der Hai aus dem Wasser springt, sehen einfach nur peinlich aus.

ImageWas ebenfalls irritiert ist, dass die Macher bzw. das Drehbuch die Ereignisse aus dem 3. Teil völlig ignorieren und so tun, als wäre er nie passiert. Mal abgesehen davon, dass dieser Kontinuitätsbruch völlig unnötig war, wirkt es auch ziemlich lächerlich. Ich meine, verstehe ich das richtig, denen war der 3. Teil der Reihe so peinlich, dass sie mit ihm nichts zu tun haben wollten? Gerade den Machern dieses Schrotts? Tatsächlich ging man in den Trailern sogar so weit, sogar den zwar unoriginellen, aber dennoch passablen zweiten Teil der Reihe zu negieren, und sich als die erste und einzig wahre Fortsetzung des Originals zu präsentieren. Das nenne ich mal Selbstüberschätzung! Auch der Soundtrack von Michael Small lässt leider zu wünschen übrig. Keines seiner Stücke ist sonderlich denkwürdig oder gelungen. Nur wenn er sich an John Williams' genialer Komposition bedient, gelingt es ihm, Atmosphäre zu erzeugen. Ein Review zu diesem Film wäre auch nicht komplett, würde man nicht die teils unterirdischen Dialoge erwähnen. Vor allem Mario van Peeble's Jake darf einige grauenhafte Sätze von sich geben, die einem nach dem Serienkiller-Hai ein weiteres Mal an der geistigen Gesundheit des Drehbuchautors zweifeln lassen.

Last but not least tun auch die Schauspieler und –innen ihr übriges, damit "Der weiße Hai 4" zu Recht in die Annalen der schlechtesten Filme aller Zeiten eingeht. Lorraine Gary gelingt es in vielen Szenen nicht, die Trauer ihrer Figur überzeugend rüberzubringen. Dass sie sich ganz offensichtlich bemüht und mit viel Enthusiasmus erneut in diese Rolle schlüpft, macht ihr Scheitern nur um so tragischer. Mario van Peebles ist stellenweise ziemlich peinlich, wobei das oftmals auch mehr aufs gerade angesprochene Drehbuch denn auf seine Performance zurückzuführen ist – womit ich ihn jedoch keinesfalls von jeglicher Schuld freisprechen will. Lance Guest zeigt den ganzen Film über den gleichen Gesichtsausdruck, und scheint mit dieser ohnehin nicht anspruchsvollen Rolle ziemlich überfordert gewesen zu sein (oder ihm war einfach alles egal). Die einzigen Lichtblicke im Ensemble sind die spielfreudige Karen Young sowie Michael Caine, dem es mit seiner zwar wenig engagierten, aber dafür leicht ironischen Performance gelingt, dem Film zumindest einen (zugegebenermaßen seeeeehr zarten) Hauch von Glanz zu verleihen. Zumal er auch der Einzige der Besetzung gewesen zu sein scheint, der erkannt hat, um welchen Mist es sich bei diesem Film handelt, und daraufhin beschlossen hat, das beste daraus zu machen, und seine "Ferien" auf den Bahamas zu genießen. Bei ihm hat mal als Einziger das Gefühl, dass er den Film nicht so ganz ernst genommen hat – und was das betrifft, kann man ihm doch eigentlich nur zustimmen.

Fazit: Mit "Der weiße Hai IV - Die Abrechnung" ist diese Filmreihe leider endgültig baden gegangen. Die schauspielerischen Leistungen lassen teilweise sehr zu wünschen übrig, die Handlung lässt es an Spannung und Dramatik vermissen, die Effekte sind größtenteils einfach nur lachhaft, und die Inszenierung ist streckenweise unverschämt laienhaft und sorgt für zahlreiche unfreiwillig komische Momente. Das größte Problem an dieser Fortsetzung ist jedoch die völlig bescheuerte Idee, den weißen Hai zu einem Serienkiller umzufunktionieren. Momente wie der brüllende Hai oder auch die Explosion am Ende, nachdem der Hai von einem Holzmast durchbohrt wurde, geben diesem Machwerk, dass getrost zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten gezählt werden kann, den Rest. Jedenfalls sorgt "Die Abrechnung" damit für einen Abschluss der "Der weiße Hai"-Reihe, wie man ihn sich unwürdiger gar nicht vorstellen kann.

Wertung:1 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © Universal Pictures)


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