Mit: Dennis Quaid, Bess Armstrong, Simon MacCorkindale, Louis Gossett Jr., John Putch, Lea Thompson u.a.
Kurzinhalt:
Brody’s ältester Sohn Michael ist flügge geworden, und arbeitet gemeinsam mit seiner Freundin und Tiertrainerin in einem Vergnügungspark in Florida. "Sea World", dass er als Architekt mitgestaltet hat, soll in Kürze eröffnet werden, und sein Bruder Sean besucht ihn, um bei diesem bedeutenden Ereignis anwesend zu sein. Am Tag vor der Eröffnung findet man in der Anlage einen jungen weißen Hai. Zuerst möchte der bekannte Abenteurer Philip FitzRoyce ausziehen, um das Tier publikumswirksam (und vor laufender Kamera) zu töten, doch Michael's Freundin kann den Leiter des Parks davon überzeugen, dass ein lebender weißer Hai in Gefangenschaft eine Weltsensation wäre, weshalb man ihn stattdessen einfängt. Leider ist der Stress zu viel für das junge Tier, und so müssen die Besucher schon kurz nach der großen Ankündigung miterleben, wie der Hai in Gefangenschaft stirbt. Zugleich entdeckt man in einem der Rohre des Unterwasserparks eine Leiche, die schrecklich zugerichtet wurde – und die Bisswunden können keinesfalls vom kleinen Baby-Hai stammen. Da solch junge Haie üblicherweise auch nicht allein herumschwimmen, lässt dies nur einen Schluss zu: Irgendwo in der Anlage schwimmt auch noch seine Mutter herum, und die ist nach dem Tod ihres Kleinen mächtig sauer…
Review:
Der erste Teil war ein Meisterwerk des Horror-Genres. Der zweite war eine ideenlose Fortsetzung, die verzweifelt versucht hat, im Fahrwasser des 1. Teils einen Erfolg einzufahren. Dennoch war auch dieser Film noch sehr ernsthaft und mit einigem Tiefgang bestückt. Nicht so der 3. Teil der Reihe, der – ob absichtlich oder unabsichtlich lässt sich schwer beurteilen – deutlich trashiger ausgefallen ist als die beiden Vorgänger. Und auch wenn er natürlich meilenweit von der Klasse des Originals entfernt bleibt… irgendwie hat "Der weiße Hai 3" etwas. Er ist einer jener Filme, die ich mir zwar nicht unbedingt bewusst und absichtlich anschauen muss, aber wenn ich beim Zappen durch die Kanäle auf ihn stoße, fällt es mir meist sehr schwer, wieder wegzuschalten. Es gibt den englischen Begriff der "guilty pleasures", was man gemeinhin etwas sperrig (und nicht ganz treffend) mit "Vergnügen mit Gewissensbissen" übersetzt. Genau das ist der Film für mich. Ich weiß, dass es kein wirklich guter Film ist; tatsächlich gibt es sogar einige Szenen – insbesondere die billigen 3D-Effekte – die geradezu grauenhaft sind. Und doch übt "Der weiße Hai 3" auf mich eine seltsame Faszination aus, die ihn mich mehr genießen lassen als den ideenlosen 2. Teil.
Womit wir schon bei einer seiner Stärken sind, die wohl wesentlich dazu beitragen, dass er mir trotz seiner Schwächen noch recht gut gefallen kann: Man kann "Der weiße Hai 3" vieles vorwerfen, aber wenigstens bemüht er sich, eine halbwegs originelle Geschichte zu erzählen, und kopiert nicht einfach nur das Erfolgsrezept von Teil 1. Die Idee, dass der weiße Hai einen Unterwasser-Vergnügungspark angreift, während sich dort die ersten Besucher tummeln – und diese in weiterer Folge in den Tunneln eingeschlossen werden – das hat etwas. Generell war es mal etwas anderes, die Bedrohung des weißen Hais hauptsächlich Unterwasser zu präsentieren – etwas, dass die ersten beiden Teile wenn überhaupt nur sehr sporadisch eingesetzt haben. Dadurch, dass der Hai nun theoretisch auch über und unter einem lauern kann, erhält der Zusatz "3-D" im Titel eine Doppeldeutigkeit, die den Machern möglicherweise so selbst nicht einmal bewusst war. Darüber hinaus gibt es auch einige originelle und denkwürdige Szenen, wie jene als der weiße Hai die Lounge rammt und daraufhin das Glas bricht, oder auch die Kameraperspektive aus dem Maul des Ungeheuers heraus. Vor allem letzteres war wirklich mal etwas neues, dass man so zuvor noch nicht gesehen hat. Etwas ähnliches hat man auch mit den gelegentlich eingestreuten 3D-Effekten versucht, und auch wenn diese absolut billig und peinlich aussehen, so muss man den Machern zumindest zu gute halten, dass sie es probiert haben. Überhaupt zeigt Joe Alves, der hier nach seinen Produktsdesigner-Aufgaben bei den ersten beiden Teilen zum ersten (und letzten) Mal in seiner Karriere zum Regisseur aufstieg, ein durchaus sicheres Händchen. Zwar lässt es auch seine Inszenierung an Suspense vermissen, aber angesichts der Tatsache, dass Unterwasser-Aufnahmen immer eine besondere Herausforderung sind, meistert er die Aufgabe ziemlich gut.
Nichtsdestotrotz… auch wenn ich eine gewisse unerklärliche Vorliebe für diesen Film habe, so bin ich natürlich trotzdem nicht blind gegenüber seinen Schwächen. Die 3D-Effekte und den bedauernswerten Mangel an Suspense habe ich ja schon erwähnt. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls eine eher durchwachsene Angelegenheit und reichen von bemüht (Dennis Quaid) über unfreiwillig komisch (Simon MacCorkindale) bis hin zu dürftig (Louis Gossett Jr.). Die Charakterzeichnung lässt ebenfalls etwas zu wünschen übrig; wenn man diesbezüglich deutlich mehr zu bieten hat als der typische, moderne Teenie-Slasher. Zudem gibt es auch abseits der katastrophalen 3D-Effekte ein paar Szenen, die eher unfreiwillig komisch als beängstigend wirken. Am meisten vermisst man bei diesem Film aber John Williams Musik. Alan Parker greift nur sporadisch auf Ausschnitte seines gänsehauterzeugenden Main Themes zurück, und "beehrt" uns ansonsten mit einer musikalischen Eigenkreation, die nicht im entferntesten an John Williams Meisterwerk heranreicht. Und dennoch, trotz aller Schwächen: Mir ist solch ein Film, der sich ganz offensichtlich bemüht etwas neues zu machen und nicht einfach nur die erfolgreiche Formel des Originals zu kopieren, um einiges lieber als ein MOTS-Sequel wie der 2. Teil der Reihe.
Fazit:
Die Idee für den 3. Teil der „Der weiße Hai“-Reihe mag ein wenig weit hergeholt erscheinen, aber wenigstens ist sie originell. Man sieht, dass wirklich versucht wurde, sich etwas neues zu überlegen, und nicht wieder ein MOTS-Sequel zu produzieren. Auch an Konflikten zwischen den Figuren mangelt es nicht, und wenn die Charakterisierung auch etwas flach bleibt, ist man hier vor allem von modernen Horrorfilmen noch deutlich schlechteres gewohnt. Und was dem Film an Suspense und Charaktertiefe fehlt, gleicht er durch das einfallsreiche Konzept zumindest teilweise wieder aus. Dank der billigen 3D-Effekte, den durchwachsenen schauspielerischen Leistungen und einiger unfreiwillig komischer Szenen nur für solche Horrorfans zu empfehlen, die auch einer guten Portion Trash nicht abgeneigt sind, lässt "Der weiße Hai 3" nichtsdestotrotz dank seiner Originalität den unmittelbaren Vorgänger doch knapp hinter sich.
@corny du schreibst, dass der dritte teil den vorgänger knapp hinter sich lässt, aber vergibst in deinen reviews für beide filme trotzdem dieselbe punktzahl? hmmm, diese logik will mir nicht so recht einleuchten...
ganz einfach: Ich finde den 3. einen Hauch besser als den 2., aber der Unterschied ist nicht gravierend genug für einen vollen zusätzlichen Wertungspunkt. Diese Wertungen sollen ja natürlich nur eine grobe Einschätzung sein, dennoch sind nicht alle 9er-Filme oder 7-er Filme oder eben 5er-Filme genau gleich gut. Daher trotz kleinerer Unterschiede, und auch wenn ich den 3. leicht vorziehe, trotzdem die gleiche Wertung.