Mit: Roy Scheider, Lorraine Gary, Murray Hamilton, Joseph Mascolo, Jeffrey Kramer, Mark Gruner, Marc Gilpin u.a.
Kurzinhalt:
Die Kleinstadt Amity ist gerade dabei, sich finanziell vom Schaden, den das Ausbleiben der Touristen nach dem Zwischenfall mit dem weißen Hai verursacht hat, zu erholen, da kündigt sich bereits die nächste Bedrohung an: Zwei Taucher werden bei ihrem Tauchgang zum Wrack der „Orca“ von einem Hai angegriffen, und kurz darauf fallen auch zwei Urlauber der Bestie zum Opfer. Nicht gerade günstige Publicity für den Bürgermeister, der gerade mit der Einweihung seines neuen Erholungsgebietes die Touristen wieder in Scharen nach Amity locken wollte. Dieser tut dies aber als nicht weiter bedeutende Unfälle ab, einzig Chief Brody ist davon überzeugt, dass ein neuer weißer Hai in Amity sein Unwesen treibt. Doch gibt es diese Bestie wirklich, oder ist sie nur eine Einbildung Brody’s, der nach seinem Erlebnissen mit dem weißen Hai immer noch an einem Trauma leidet?!?!
Review:
Nach dem sensationellen Erfolg von Steven Spielbergs "Der weiße Hai" (der damals das höchste Einspielergebnis aller Zeiten erreichte) war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis der weiße Hollywood-Hai Blut riechen und eine Fortsetzung in die Kinos bringen würde. Da Steven Spielberg kein Interesse daran hatte, nach Amity zurückzukehren, wendete man sich an Jeannot Swarcz, der sowohl davor als auch danach vor allem für das Fernsehen gearbeitet hat. Davon abgesehen hat man es aber geschafft, sowohl vor- als auch hinter der Kamera weitestgehend Kontinuität zu bewahren: Für die Filmmusik war wieder John Williams zuständig, das Drehbuch stammte erneut aus der Feder von Carl Gottlieb, und von Hooper mal abgesehen kehrten für die Fortsetzung auch die meisten Figuren – und deren Schauspieler – wieder zurück. Und möglicherweise liegt genau dort das Problem. Es ist leider bei Sequels aus Hollywood immer wieder zu beobachten – vor allem im Horrorgenre – dass man sich meist nur darauf verlegt, das Original zu kopieren, im Irrglauben, das allein würde schon genügen um eine ähnlich guten Film abzuliefern. Seit geraumer Zeit gibt es auch einen Namen für diese Art von Fortsetzungen: MOTS. More of the same.
"Der weiße Hai 2" schlägt in eben diese Kerbe: Er lässt es an eigenen Ideen vermissen und verlegt sich darauf, praktisch die gleiche Geschichte noch einmal zu erzählen. Wieder sucht ein Hai Amity heim, wieder findet Brody es heraus, wieder will ihm niemand glauben, wieder werden die Strände nicht gesperrt, wieder kommt es zu einer Katastrophe, und zuletzt zieht Brody wieder aus, um das Monster zur Strecke zu bringen. Das ist nicht mehr MOTS, das ist TMOTS ("too much of the same"). Und das ist sehr schade, denn das Potential für eine gute Fortsetzung war durchaus gegeben. Vor allem die Idee, Brody könnte von den Ereignissen aus dem Vorgänger ein Trauma davongetragen haben, fand ich sehr interessant. Daraus hätte man sicher einiges machen können. Ist Brody vielleicht nur paranoid, und gibt es gar keinen neuen Hai? Die Unsicherheit, ob Brody sich die Gefahr nur einbildet, hätte aus "Der weiße Hai 2" einen interessanten Film machen können – wenn man uns nicht gleich zu Beginn den Angriff auf die Taucher gezeigt und damit klar gemacht hätte, dass die Bedrohung real ist. Generell wird der nun wohl deutlich besser funktionierende mechanische Hai um einiges häufiger genutzt, was den Suspense-Anteil deutlich reduziert. Der Versuch, dies durch mehr Gewalt und Blut zu kompensieren, scheitert leider eher kläglich. Und überhaupt, so sehr sich Swarcz auch bemühen mag, er ist halt leider kein Spielberg. Im Vergleich zum Regiemeister wirkt sein Film sehr gewöhnlich und einfallslos inszeniert.
Das größte Problem von "Der weiße Hai 2" ist aber, wie er eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen ins Zentrum der Bedrohung durch den titelspendenden Hai rückt. Nicht nur, dass dies ein ungemein billiger und verzweifelter Versuch ist, um Spannung zu erzeugen, scheitert es vor allem an der Ausführung: Denn die ewig kreischenden Kinder zerren mehr an den Nerven, als es die spannendsten Szenen des Films vermögen. Mit der Zeit bin ich das ständige Geschrei einfach nur mehr leid. Das geht sogar soweit, dass ich mir fast wünschen würde, der Hai würde sich noch den einen oder anderen Schreihals schnappen, nur damit endlich Ruhe ist. Dass dies die Spannung eher reduziert, als dass es ihr zuträglich wäre, versteht sich wohl von selbst. Und so wartet man einfach nur darauf, dass Brody ihnen endlich zu Hilfe eilt – und als er den weißen Hai schließlich mit Hilfe einer Starkstromleitung ins Jenseits befördert, ist man ihm weniger dafür dankbar, dass er die Kinder gerettet hat, als dafür, dass man nun deren angsterfüllte Schreie nicht länger ertragen muss…
Fazit:
"Der weiße Hai 2" ist eine unoriginelle und ideenlose "More of the same"-Fortsetzung, die es in allen Belangen nicht mit Steven Spielbergs Meisterwerk aufnehmen kann. Ein paar gute Szenen hie und da werden leider vom Mangel an Suspense und vor allem den quengelnden Kindern, die einem mit der Zeit den letzten Nerv rauben, völlig überschattet. Lächerliche Szenen wie der Angriff auf den Helikopter, die selbst das Ende aus dem ersten Film vergleichsweise realistisch aussehen lassen, tragen ebenfalls zum eher enttäuschenden Eindruck dieses "Squeakuels" bei. Dank einiger guter Szenen und einem gewohnt souveränen Roy Scheider kann sich "Der weiße Hai 2" aber immerhin noch in die Mittelmäßigkeit retten.