FollowTheBox #20: Stressfreie Flash Games - Feed the Head, Samorost u.a.
Spaziergänge im virtuellen ParkKategorie: Kolumnen - Autor: Christina Hansen - Datum: Sonntag, 28 Februar 2010
Lust, virtuelle Umgebungen zu erkunden? Keine Lust, immer reaktionsschnell sein zu müssen oder dauernd von Monstern gefressen/ von Gegnern plattgemacht zu werden? Keine Lust oder kein Geld, den PC "hochzurüsten", damit neuere Spiele auf ihm laufen? Keine Zeit für lange Spielsessions? Online-Spiele auf Flash-Basis bieten Spielern jenseits der Hardcore-Gamer-Fraktion Entspannung und ästhetischen Genuß und entführen in andere Welten.
Ich gestehe: bis vor kurzem hatte ich keine Ahnung von Onlinespielen.
Es ist bestimmt zehn Jahre her, seit ich zuletzt ernsthaft Computerspiele gespielt habe, und obwohl ich eine Zeitlang sehr gerne spielte, versuche ich schon lange nicht mehr, auf dem Laufenden zu bleiben. Ich habe weder Lust noch Geld, meinen Computer regelmäßig aufzurüsten, was ja leider für halbwegs ambitionierte Spieler unvermeidlich ist. Weiterhin habe ich auch nicht mehr die Zeit, mein Leben über Tage oder Wochen einem Spiel zu widmen; und in kleineren “Portionen” machen die meisten Spiele einfach keinen Spaß.
Natürlich habe ich in den letzten Jahren dennoch mitbekommen, daß es mittlerweile eine unabhängige Spieleszene gibt; allerdings kannte ich ihre Produkte nicht. Auch die Existenz von Flashspielen im Internet war mir peripher bewußt; jedoch assoziierte ich damit eher Moorhuhnjagd und andere für mich minderinteressante Konzepte und beschäftigte mich daher nicht näher damit. Zu unwahrscheinlich erschien es mir, daß diese Art Spiele mir - als Spielerin der Myst-Schule - etwas bieten könnte.
Wenn ich Computerspiele spiele, möchte ich nämlich vor allem eine Reise machen – oder vielleicht, in Anbetracht meiner Zeitnot, einen Spaziergang. Ich möchte Orte besuchen, die es außerhalb virtueller Realitäten nicht gibt. Interessante Rätsel zu lösen ist ein zusätzliches Plus, muß aber gar nicht unbedingt sein; und allzu viel Action stört eher. Zeitdruck und Geschwindigkeitszwang kann ich auch anderswo haben.
Es gab nie viele allzu viele Spiele, die meine Bedingungen erfüllten. Vor einigen Monaten habe ich nun allerdings entdeckt, daß die Heinzelmännchen des Internets an der Verwirklichung meines Traums vom perfekten Computerspiel arbeiten. Anscheinend bin ich doch nicht die einzige Spielerin, die eher Sightseeing als Action und Nervenkitzel sucht.
Vielleicht das bekannteste Spiel im Internet, das dem Rezept "schön anzuschauen, nicht zu schwierig und nicht zu zeitaufwendig" folgt, ist das mittlerweile schon legendäre Kurz-Adventure Samorost. Samorost ist bereits einige Jahre alt, hat mittlerweile auch einen – leider nur teilweise kostenlosen - zweiten Teil und hat eine ganze Welle von Nachahmern auf den Plan gerufen, die mal mehr und mal weniger gekonnt den ganz eigenen Stil des Spiels imitieren.
Samorost kombiniert collagenartig Fotos von Holz, Moos, Wurzelknollen und Ähnlichem zu einer phantastischen Welt, die von einfachen animierten Figuren bewohnt wird. Der Spieler oder die Spielerin dirigiert ein kleines, zipfelbemütztes Männchen durch die makroskopischen Moos- und Knollenhügel und muß verschiedene, meist sehr einfache Aufgaben lösen, um letztendlich den Zusammenstoß des Heimatasteroiden des Männchens mit einem anderen zu verhindern. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist es, daß zwar ein Protagonist auf dem Bildschirm zu sehen ist, jedoch dieser Protagonist nicht wirklich die verschiedenen Aufgaben zu lösen scheint - statt dessen steht das Männchen, vermutlich um Animationszeit zu sparen, meist einfach herum und wartet darauf, daß der Spieler oder die Spielerin gottähnlich sämtliche Hindernisse aus dem Weg räumt. Dies ist jedoch nur ein geringes Manko. Die Schauplätze des Spiels sind auf jeden Fall einen “Besuch” wert.
Amanita Design, das tschechische Studio, das die Samorost-Spiele geschaffen hat, bringt in Kürze auch ein 'richtiges' Grafik-Adventure heraus, Machinarium. Das Demo dazu kann man - natürlich! - online spielen.
Ebenso legendär wie Samorost - und wie dieses ebenfalls osteuropäischer Provenienz - sind einige Spiele des polnische Comiczeichner Mateusz Skutnik. Skutnik ist der ungekrönte Point-and-Click-Adventure-König des Internets und hat bereits einige Dutzend Spiele geschaffen, von denen die meisten auf seiner Website zu finden sind. Vermutlich mit einigem Abstand die bekanntesten und vielleicht auch besten seiner Spiele sind die sechs Teile der Submachine-Serie, in denen man in einer seltsam altmodisch anmutenden Zukunft oder einer parallelen Dimension durch ein Netzwerk unterirdischer Gänge und Räume irrt und dort einer möglicherweise uralten mysteriösen Technologie auf die Spuren kommt. Submachine versucht noch weniger als Samorost, seine Verwandtschaft mit Myst zu leugnen: die mit leicht krakeligem Strich gezeichneten Tunnel und Gemäuer stecken voller rätselhafter Maschinen, die in Gang gesetzt werden müssen. Außerdem enthüllt sich die Geschichte größtenteils durch verstreut herumliegende Notizen, die meist nur neue Fragen aufwerfen.
Auch sehr reizvoll ist Daymare Town, eine weitere Serie von Skutnik, von der allerdings erst zwei Teile existieren. Die Grafik von Daymare Town ist auf das Nötigste reduziert – flüchtig wirkende schwarze Linien auf weißem Grund - schafft es jedoch trotzdem oder vielleicht auch gerade aufgrund dieser Reduzierung, die Atmosphäre einer fast völlig verlassenen Stadt heraufzubeschwören.
Trotz der grafischen Umsetzung, die von gewohnter Computerspielgrafik doch sehr weit abweicht, sind Skutniks Spiele von der Mechanik her klassische Adventures, bei denen es meist um ein relativ simples Ziel geht: die Stadt verlassen, den Ausgang aus einem Labyrinth finden. Ganz andere Wege beschreitet Patrick Smith, dessen Spiele auf Handlung oder vordefinierte Ziele weitestgehend verzichten und statt dessen auf Entdeckungslust, Spiel- und Experimentierfreude setzen. Auf vectorpark.com finden sich unter anderem die surrealen Spiele – oder besser: Kunstwerke - Feed the Head und Park. Feed the Head weist noch eine gewisse lineare Entwicklung auf, wenn man die “richtige” Reihenfolge von Handlungen entdeckt; Park hingegen entbehrt jeglicher Zielgerichtetheit (oder zumindest habe ich, sollte es ein 'Ende' des Spiels geben, dieses noch nicht entdeckt). Hier sind Herumprobieren und Erforschen gefragt, und die “Belohnung” besteht im Entdecken all der versteckten Eigenarten und Details der virtuellen Umgebung. Sehr sehenswert auch ist das nur zur Hälfte kostenlos zugängliche Windosill.
Im Reich der eher klassischen Spielkonzepte bietet neben dem Adventure das Platformer/Jump-'n'-Run-Genre grundsätzlich ein großes Potential für Spieler, die “virtuell verreisen” und interessante Umgebungen entdecken möchten. Jedoch werden hier noch häufiger als im Adventure-Genre Ästhetik und Entdeckerfreude anderen Motiven untergeordnet, und die Anforderungen an Geschicklichkeit und schnelle Reflexe schrecken wohl so manchen Spieler, der eher Entspannung als Adrenalinschübe sucht, ab. Doch auch in diesem Genre gibt es mittlerweile einige Spiele für streßaverse virtuelle Touristen. So bietet zum Beispiel die Nevermore-Serie des jungen Briten Adam Westerman einen reizvollen, in Stimmung und Thematik an die Werke von Hayao Miyazaki erinnernden Ausflug in eine in Pastellfarben gehaltene Welt. Der erste Teil, mittlerweile einige Jahre alt, ist noch sehr unspektakulär und kurz, und auch der zweite Teil - der in der spielinternen Chronologie eigentlich an erster Stelle steht und die Motivation für den ersten Teil liefert - hat noch Schwächen; jedoch haben bereits diese beiden frühen Versuche beträchtlichen Charme. Der dritte Teil ist wesentlich länger und komplexer und auch ansonsten in jeder Hinsicht eine Verbesserung gegenüber den ersten beiden Teilen. Hier wird – neben technischen Verbesserungen und einem ausgefeilteren Zeichenstil – die traumartige Atmosphäre außerdem noch durch einen schönen und beruhigenden Soundtrack unterstützt.
Auch Lucas Paakh erzeugt in William and Sly eine dichte Spielatmosphäre ganz entscheidend durch die gelungene Klangkulisse von Regen, gelegentlichem Donnergrollen und ruhigen Ambient-Klängen. Auch die Grafik ist von herausragender Qualität. Zwar zeigt die regnerische Berglandschaft – im Gegensatz zu der von Nevermore – keine großen Veränderungen, so daß es hier nicht viel zu entdecken gibt; doch ist die Umgebung so angenehm, daß man sich gerne die vielleicht halbe Stunde in ihr aufhält, die es braucht, das Spiel zu beenden. Ein weiterer Pluspunkt des Spiels ist der ungewöhnliche Held, ein sehr flüssig animierter Fuchs. Einziges Manko von William and Sly ist die Schlußszene, die mit einem relativ lächerlich aussehenden Gegner aufwartet und auf den ersten Blick recht “stressig” wirkt (sich allerdings dann doch leicht – im Wesentlichen durch Abwarten – lösen läßt).
Das Internet ist weit und voller kreativer Spielemacher; in einem kurzen Artikel wie diesem kann man nur eine kleine – viel zu kleine - Auswahl vorstellen. Wer auf die Sparte der atmosphärischen und eher entspannenden Spiele neugierig geworden ist, kann im entsprechenden Thread im Forum noch weitere Empfehlungen finden. Für eine breitere Auswahl an Onlinespielen auch anderer 'Genres' - ebenso wie für Lösungen der hier vorgestellten und anderer Spiele - empfiehlt sich die Seite jayisgames.com, die jeden Tag neue Spiele vorstellt und dabei im Allgemeinen hohe Qualitätsmaßstäbe anlegt.
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