Mit: Ben Foster, Dennis Quaid, Antje Traue, Cam Gigandet, Cung Le, Eddie Rouse u.a.
Kurzinhalt: Bower erwacht an Bord des Raumschiffs Elysium aus dem Hyperschlaf. Anfangs plagen ihn Desorientierung und Gedächtnisverlust, doch langsam beginnt er sich an alles zu erinnern: Die Elysium ist von der Erde aus aufgebrochen, um den Planeten Thanis zu besiedeln. Doch scheinbar gibt es Probleme mit dem Reaktor: Es kommt ständig zu Energiespitzen, die immer stärker werden und drohen, den Reaktor zu vernichten. Als mit Payton ein weiteres Crewmitglied aus dem Hyperschlaf erwacht, beschließt Bower, sich von Payton durch das Schiff lotsen zu lassen, um den Reaktor zu erreichen und die Katastrophe zu verhindern. Doch die Elysium ist nicht so unbewohnt, wie es den Anschein hat.
Review:
"Pandorum" wird vielerorts als Mischung aus "Sunshine", "Alien" und "Event Horizon" bezeichnet (u.a. auch in der SF-Community), und treffender kann man den Film eigentlich nicht beschreiben. Vor allem die Ähnlichkeit zu "Sunshine" finde ich eklatant: In beiden Filmen geht es um eine für die Menschheit wichtige Mission, sowie um die Auswirkungen des Weltalls auf die menschliche Psyche. Außerdem wurde die Struktur von Danny Boyle's großartigem SF-Horror-Mix quasi auf den Kopf gestellt: Wo bei Sunshine zu Beginn SF-Elemente dominierten und später die Horroraspekte immer deutlicher wurden, ist es bei Pandorum genau umgekehrt. Eine ähnlich dichte Atmosphäre wie seine Vorbilder erreicht Christian Alvart zwar nie, dennoch sind vor allem die ersten 30 Minuten durchaus beängstigend in Szene gesetzt. Ein Großteil der Atmosphäre ist zwar auf eher billige Schockeffekte mit viel zu hohem Lautstärkepegel zurückzuführen, dennoch kann man ihnen ihre Effektivität nicht absprechen. Vor allem zu Beginn erwartet man praktisch hinter jeder Ecke den nächsten Feind. Atmosphärischen Horror wie z.b. aus Alien ziehe ich war grundsätzlich vor, trotzdem kann ich nicht behaupten, "Pandorum" hätte von diesen Momenten nicht profitiert und viel an Spannung gewonnen.
Am besten haben mir an "Pandorum" die ersten und die letzten 30 Minuten gefallen. Zu Beginn überzeugen vor allem das zugrundeliegende Mysterium und die Frage, was denn hier eigentlich los ist, sowie die gelungene Atmosphäre. Danach verlegt man sich leider etwas zu sehr auf Action und den Flucht-Aspekt des Films. Bower – und im weiteren Verlauf auf einige Begleiter – werden von den extrem schnellen und starken Wesen an Bord verfolgt und immer wieder angegriffen. Die Attacken an sich sind dabei leider sehr hektisch inszeniert, so dass man dem Geschehen kaum folgen kann. Generell wirkt dieser Aspekt des Films etwas zu gewöhnlich und daher störend, so als hätten die Produzenten gemeint, unbedingt mehr Action und Adrenalin in den Film hineinzubringen. Hier war wohl leider das Vertrauen in die interessante Handlung sowie die Atmosphäre als Spannungserzeuger nicht groß genug, um sich allein darauf zu verlassen. Dabei sage ich nicht mal, dass "Pandorum" zur Gänze auf diese actionreichen Szenen hätte verzichten sollen. Vor allem im späteren Verlauf des Films, wo man sich langsam Richtung Showdown bewegt, hat es definitiv gepasst. Doch gerade im Mittelteil, wo man gerade dabei ist mehr über das Schiff und sein Schicksal herauszufinden, wären diese Einlagen aus meiner Sicht nicht nötig gewesen.
Meine Kritik bezieht sich hier vor allem auf die Handlung rund um Bower, der immer wieder auf die unbekannten Angreifer trifft und von ihnen verfolgt wird. Die Story rund um Payton, der ihn durch das Schiff lotst und allein in einer kleinen Kommandozentrale zurückbleibt, kann hingegen den ganzen Film über gefallen. Es ist auch dieser Handlungsstrang, in dem das titelspendende Phänomen "Pandorum" zunehmend an Bedeutung gewinnt – spätestens dann, als Payton unerwarteten Besuch von einem weiteren Besatzungsmitglied erhält. Daraufhin spielt Christian Alvert geschickt mit der Frage, wer von den beiden denn nun an besagtem Syndrom leidet, und sorgt so für einen enormen Anstieg beim Spannungslevel. Generell sind die letzten 30 Minuten wohl die besten des ganzen Films: Man erfährt endlich, was auf der Elysium vorgefallen ist, der Konflikt zwischen Payton und seinem Besucher spitzt sich zu, und bei Bower wird es dank der Tatsache, dass man den Reaktor nun binnen einer Stunde neu starten muss, wenn man ihn nicht verlieren will, auch nochmal so richtig spannend. Was das eigentliche Ende betrifft, so will ich euch ganz bewusst nicht zu viel verraten, aber… alle, die nach dem fürchterlichen Schluss aus "Knowing" Angst vor einem ähnlichen Reinfall haben, kann ich beruhigen. Das Ende ist läuft zwar sicher nicht Gefahr, jemals zu den besten der Filmgeschichte gezählt zu werden, sorgt jedoch für einen passenden und durchaus befriedigenden Abschluss der Handlung.
Trotz der Ähnlichkeiten zu bekannten Genrefilmen wirkt "Pandorum" keine Sekunde lang wie eine einfache, billige Kopie. Hauptgrund dafür ist wohl der ausgeklügelte Plot, der schon allein für Spannung und Interesse beim Zuseher sorgt. Sofern man noch keinen Trailer gesehen und sämtliche Berichte gemieden hat, weiß der Zuschauer zu Beginn nämlich (fast) genau so wenig wie Bower, wo er eigentlich ist, weshalb man seine Desorientierung sehr gut nachvollziehen kann. Wie der Protagonist erfahren auch wir erst langsam und mit der Zeit, was es mit der Elysium auf sich hat, und was genau an Bord eigentlich passiert ist. Die Informationen kommen dabei schnell genug, um keinen Frust aufkommen zu lassen, aber auch gleichzeitig langsam genug, dass man die Handlung erst am Ende gänzlich durchschaut. Der Weg dorthin ist zudem mit zahlreichen gelungenen Wendungen gespickt, die den Zuschauer immer wieder dazu anhalten, die Synapsen in seinem Gehirn einzuschalten um das soeben gesehene/erfahrene zu verarbeiten. Zugegeben, 100%ig logisch und nachvollziehbar erscheint mir die Handlung rückwirkend betrachtet – insbesondere was die Motivation einer der Figuren betrifft – nicht unbedingt. Aber man hat im Genre auch schon weitaus schlimmeres erlebt, als die paar kleineren Logiklöcher, die einem Vulkanier bei "Pandorum" auffallen mögen.
Die Aufnahmen des Raumschiff sehen wirklich verdammt gut aus, und sind vor allem auf der großen Leinwand durchaus beeindruckend. Im weiteren Verlauf des Films gibt es auch CGI-Kreaturen, die nicht ganz so gelungen sind und sich bestimmt nicht mit den besten Computerschöpfungen der letzten Jahre messen können, aber so schlecht dass sie einen aus dem Film reißen würden sind sie sicher auch nicht. Sehr gelungen fand ich den Soundtrack, der mir zwar mehr aus Tönen als aus Melodien zu bestehen schien, aber die Atmosphäre des Films gut unterstützt hat. Die schauspielerischen Leistungen sind auch hervorzuheben. Gleich zu Beginn gibt's zwar von Ben Foster etwas overacting, aber danach macht er seine Sache richtig gut. Und auch Dennis Quaid liefert nach einigen eher durchschnittlichen Leistungen hier wieder einmal eine sehr gute Performance ab. Vom Rest des Cast sticht auch noch Newcomerin Antje Traun positiv hervor. Dass es "Pandorum" trotz seiner Stärken nicht gelingt, in den Olymp des Genres aufzusteigen, liegt neben dem schwächeren Mittelteil an der etwas oberflächlichen Betrachtung der behandelten Themen. "Pandorum" hat zwar deutlich mehr Tiefgang zu bieten als man das von der Mehrheit der Genre-Filme in den letzten Jahren gewohnt war (leider), aber ähnliche Höhen wie z.B. "Sunshine" erreicht er dabei nie. Und so bleibt trotz aller gelungener Elemente am Ende doch irgendwie der bittere Nachgeschmack, dass man aus der interessanten Grundidee noch mehr hätte herausholen können. Im Falle von "Pandorum" ist das allerdings zugegebenermaßen Meckern auf hohem Niveau…
Fazit:
An "Pandorum" haben mir vor allem die mysteriöse erste sowie die spannende letzte halbe Stunde gefallen, die mit zahlreichen gelungenen Wendungen aufwarten kann. Der Mittelteil konnte mich nicht ganz so überzeugen. Zwar kommt auch in diesem Teil des Films keine Sekunde Langeweile auf, aber er ist vom Ton her doch etwas anders und wirkt was die Erzählstruktur betrifft ein wenig zerfahren. Alvart streckt sich hier teilweise in zu viele verschiedene Richtungen – weniger handlungstechnisch als tonal – weshalb dieser Teil des Films ein wenig unausgewogen wirkt. Zudem wissen die Kampfeinlagen aufgrund des hektischen Inszenierungsstils nur bedingt zu überzeugen. Von diesen kleinen Mankos abgesehen ist "Pandorum" jedoch für Fans von Science Fiction generell und von SF-Horror/thrillern im speziellen definitiv einen Kinobesuch wert. Er ist zwar kein Meisterwerk, aber ein durchaus würdiger und wertvoller Eintrag ins Genre, der Fans gut unterhalten sollte.