Mit: Sharlto Copley, Jason Cope, Nathalie Boltt, John Sumner, William Allen Young u.a.
Kurzinhalt: Vor ungefähr 20 Jahren erschien über Johannesburg plötzlich ein Raumschiff. Als man dieses geentert hat, fand man halb verhungerte und heruntergekommene Außerirdische, denen man schon bald den Namen "Shrimps" gab. Nach einigen Zwischenfällen zwischen Menschen und Aliens wurden die Shrimps in ein Lager gesteckt, dennoch kam es auch weiterhin zu gelegentlichen Übergriffen, und die Menschen in Johannesburg wurden mit ihren "Gästen" zunehmend unzufriedener. Daher sollen die Shimps nun in ein neues Lager außerhalb der Stadt umgesiedelt werden. Für diese Aktion ist der Bürokrat Wikus Van De Merwe von der Organisation MNU zuständig. Doch als er sich bei einer Hausdurchsuchung einer Flüssigkeit aussetzt, beginnt er sich in einen Shrimp zu verwandeln. Eine Entwicklung, die ihn natürlich sehr verängstigt, in der einige Organisation aber eine große Chance sehen – sind doch die Waffen der Shrimps durch einen biologischen Code geschützt und können nur von ihnen abgefeuert werden. Wikus könnte nun dabei helfen, diese Hürde zu überwinden - doch als man ihn dafür auf recht radikale Art und Weise untersuchen will, gelingt ihm die Flucht. Von der Regierung gejagt, versteckt er sich am einzigen Ort, an dem er sich in Sicherheit glaubt: Disctrict 9.
Review:
Wenn es um Hype's geht, war ich schon immer eher skeptisch. Egal ob "Cloverfield" oder der neue "Star Trek"; Filmen, die schon monatelang vor dem Kinostart gepusht werden, stehe ich zunehmend argwöhnisch gegenüber. Denn allzu oft sind die besagten Filme zwar gut bis sehr gut, aber doch weit von der Sensation und Revolution des Kinos entfernt, als die sie oftmals angepriesen werden. "District 9" fällt in die gleiche Kategorie: Was wurde der Film in den letzten Wochen in Übersee nicht über den grünen Klee gelobt; an vorderster Front erneut die bekannte Filmseite Aint it Cool News, die sich aus meiner Sicht mit ihrer himmelhochjauchzend-zutodebetrübt Berichterstattung in den letzten Monaten (man nehme nur "Star Trek" und "Terminator: Die Erlösung" als Beispiele heran) zunehmend disqualifiziert. Und ich glaube mittlerweile sogar, dass solche Hypes oftmals mehr schaden als nützen. Immerhin schaffen es nur wenige Filme, die durch solche Vorschusslorbeeren in sie gesetzte Erwartungen zu erfüllen oder gar noch zu übertreffen (wie z.B. "Donnie Darko"). Viel öfter kommt es vor, dass man in einen Film geht, ein Meisterwerk erwartet, dann "nur" einen guten Film bekommt, und auch wenn man gut unterhalten wurde doch einen kleinen Hauch von Enttäuschung verspürt.
Eben so erging es mir bei "District 9". Denn auch wenn er viele gelungene Elemente besitzt, viel Innovatives oder gar Revolutionäres konnte ich beim besten Willen nicht ausmachen. Die Idee der eigentlich eh ganz freundlichen Aliens und vergleichsweise verabscheuungswürdigen Menschen ist fast genau so alt wie das Genre selbst, und wurde schon in zahlreichen Klassikern wie "Der Tag, an dem die Erde still stand", "E.T." oder "Enemy Mine", mit dem "Disctrict 9" im weiteren Verlauf des Films ohnehin eine starke thematische Ähnlichkeit verbindet, verwendet. Auch die Idee, das Genre zu benutzen um Probleme aufgrund der etwas distanzierteren Betrachtungsweise ansprechen oder aufzeigen zu können und sozialkritische Untertöne anzuschlagen, ist nicht gerade neu. Und auch wenn ich mich zugegebenermaßen nicht daran erinnern kann, in einem Film schon mal in einem Slum zusammengepferchte Aliens gesehen zu haben, die in eine Art Reservat umgesiedelt werden sollen, so liefert diese interessante Idee doch nur einen ungewöhnlichen Einstieg in einen ansonsten sehr gewöhnlichen und konventionellen Film – der sich zudem nur eher oberflächlich mit dem Thema auseinandersetzt und die Gründe sowohl für die Bildung von "District 9" als auch den damit einhergehenden Problemen kaum Beachtung schenkt.
Nichtsdestotrotz sind die ersten 30-45 Minuten sicherlich noch das Beste und Originellste an "District 9". Die Idee, das ganze zu Beginn aus Sicht einer Dokumentation zu zeigen, ist zwar auch nicht unbedingt neu, gibt dem Film aber doch einen ganz eigenen Charme, der zudem den Realismus des Geschehens untermauert und es noch erschreckender macht. Auch die sozialkritischen Untertöne sind hier am Deutlichsten, und auch wenn sie für sich genommen nicht allzu originell sind, wissen sie doch zu gefallen. Der Interpretationsspielraum reicht da von so deutlichen Anspielungen wie auf Rassismus und Ghettobildung bis hin zu kritischen Tönen zum Irak-Krieg, mit verängstigten, nicht ausreichend ausgebildeten und mangelhafter Ausrüstung (wie z.b. der fehlenden Schutzweste) ausgestatteten Menschen, die sich in ein feindliches Gebiet begeben. Nach der Infizierung von Wikus zeigt der Film zudem deutlich auf, zu welchen Gräueltaten der Mensch fähig ist - nicht nur gegenüber den Aliens, sondern vor allem auch sich selbst. Die Szenen, in denen mit ihm herumexperimentiert und er u.a. dazu gezwungen wird einen Shrimp zu erschießen, sind wohl die aufrührendsten und erschreckendsten des gesamten Films. Kurz und gut: In dieser ersten Hälfte wäre ich fast noch versucht gewesen, diesen ganzen überschwänglichen Kritiken zuzustimmen.
Leider verlässt "District 9" kurz darauf diesen vielversprechenden Weg, als es Wikus gelingt, auszubrechen. Danach verlässt der Film zunehmend die originelle Erzählstruktur einer Pseudo-Dokumentation, mit nur noch gelegentlichen Interviewauszügen und Nachrichtenmeldungen, und bedient sich zunehmend einer konventionelleren Erzählstruktur, bei der die (Film-)Kamera dem Hauptprotagonisten folgt. Auch die Handlung verläuft daraufhin zunehmend in gewohnten und gewöhnlichen Bahnen. Die langsam entstehende Freundschaft zwischen Wikus und "Christopher", die "David gegen Goliath"-Mission, um die Flüssigkeit aus dem Labor zu stehlen, die Rettung des anderen in letzter Sekunde – ja selbst vor einem heroischen "Lass mich zurück, ich halte sie auf"-Moment macht man nicht halt. Klischeehafter geht es nun wirklich nicht mehr. Immerhin sind die Effekte – vor allem angesichts des knappen Budgets – sehr gut, und die Action packend inszeniert, weshalb der Film bis zuletzt sehr spannend bleibt und es somit versteht, gut zu unterhalten. Allerdings wird die sehr brutale Action sicherlich auch nicht jedermanns Sache sein. Insgesamt gesehen war "District 9" für mich also schon eine kleine Enttäuschung. Was wie ein durchaus origineller Film begann, wurde erst recht zu einer – zwar unterhaltsamen und spannenden, aber nichtsdestotrotz etwas hohlen – Actionorgie. Dennoch möchte ich keinesfalls vom Kinobesuch abraten – "District 9" hat genug zu bieten, um ihn insbesondere für Genrefans zum Pflichttermin zu machen. Und angesichts des Endes freue ich mich doch schon sehr auf die wohl unvermeidliche Fortsetzung.
Fazit:
Die vielerorts verkündete Revolution des Science Fiction-Kinos ist ausgeblieben. "District 9" ist über weite Strecken ein sehr guter Film, der jedoch den hohen Ansprüchen an ein Meisterwerk des Genres nicht gerecht wird. Denn während im ersten Teil die sozialkritischen Untertöne und die originelle Erzählweise zu überzeugen wissen, schlägt "District 9" mit zunehmender Laufzeit immer konventionellere Bahnen ein, um zuletzt selbst vor der Bedienung übelster Klischees nicht halt zu machen. Zudem werden die anspruchsvolleren Elemente im weiteren Verlauf des Films zunehmend in zwar packender, aber nichtsdestotrotz eher hohler Action erstickt. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich Blomkamp nicht entscheiden konnte, welche Art von Film er abliefern will, eine Analogie auf die Apartheit in Südafrika, oder die Halo-Verfilmung (für die er eine Zeit lang im Gespräch war). Das Ergebnis ist ein etwas schizophrener Film, der das vorhandene Potential nur bedingt ausschöpft. Nichtsdestotrotz ist „District 9“ ein guter SF-Film mit einer interessanten (wenn auch nicht gänzlich gelungenen) Mischung aus Tiefgang und Action, den man sich als Fan des Genres nicht entgehen lassen darf.
Kannst du mir einige (seriöse) Quellen nennen, wo "District 9" als SF-Revolution angekündigt wurde? Aber bitte auch mit entsprechenden Zitaten von den Machern des Films. Medien-Seifenblasen sollten schließlich nicht der Maßstab für eine Filmbewertung sein, oder?