Originaltitel: Faces
Episodennummer: 1x14
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 08. Mai 1995
Erstausstrahlung D: 13. September 1996
Drehbuch: Jonathan Glassner & Kenneth Biller
Regie: Winrich Kolbe
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Brian Markinson als Sulan/Peter Durst,
Rob LaBelle als Talaxian prisoner,
Barton Tinapp als Vidiian guard u.a.
Kurzinhalt:
Während einer Außenmission werden B'Elanna Torres und Tom Paris von den Vidiianern gefangen genommen. Deren Chirurg Sulan glaubt, in ihrer widerstandsfähigen klingonischen DNA die Lösung für die sie plagende Krankheit gefunden und daraus ein Heilmittel gewinnen zu können. Doch damit er seine Theorie testen kann, muss er ihre klingonische DNA von der menschlichen DNA trennen – weshalb er sie quasi in ihre klingonische und in ihre menschliche Hälfte trennt. Während er an der klingonischen B'Elanna seine Experimente durchführt, ist die menschliche B'Elanna zusammen mit Tom im Lager gefangen, und muss in den Minen schuften. Die rein menschliche Seite offenbart sich dabei schon bald als schwach und ängstlich. Als die klingonische B'Elanna entkommen kann, gelingt es den beiden, unterzutauchen und sich vor den Vidiianern zu verstecken. Doch um aus dem Lager zu entkommen, müssen beide Hälften von B'Elanna zusammenarbeiten…
Denkwürdige Zitate:
"If you want me to answer your question, you will have to answer one of mine first."
(B'Elanna "verhandelt" mit ihrem Entführer.)
"So, you need me."
(Die klingonische B'Elanna zu ihrem menschlichen Gegenstück.)
"I do know that right now, the way I am, I'm more at peace with myself than I've ever been before."
(Die menschliche B'Elanna, kurz bevor sie wieder mit ihrer klingonischen DNA vereint wird.)
Review von Christian Siegel:
Schaffen wir den allergrößten Kritikpunkt an "Von Angesicht zu Angesicht" gleich aus dem Weg: Sie erinnert dann doch etwas zu sehr an die TOS-Episode "Kirk : 2 = ?" (weshalb ich mich frage, warum man nicht so wie bei der TNG-Riker-Folge als deutschen Titel "Torres : 2 = ?" genommen hat – aber vermutlich wollte man die Ähnlichkeiten nicht noch offensichtlicher machen), in der Kirk in zwei Hälften – eine gute und eine böse – gespalten wurde, und am Ende rauskommt, dass er beide Seiten braucht, um die Person zu sein, die er ist. Hier macht man praktisch das Gleiche, nur dass es sich um eine genetische Trennung handelt, und B'Elanna in ihre menschliche und ihre klingonische Hälfte aufgeteilt wird – die allerdings natürlich, wie damals bei Kirk, mit sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten daherkommen. So ist die Klingonin die starke, aggressive Kriegerin, während – und das hat mir auch weniger gefallen – die Menschenfrau als schwach und hilflos dargestellt wird. Die Quintessenz ist letztendlich dieselbe, denn auch diesmal kann die menschliche B'Elanna ohne ihr klingonisches Gegenstück nicht lange überleben – und erkennt zudem, dass sie ohne diese unvollständig ist. Insofern hat die Episode schon einen "been there, done that"-touch.
Andererseits muss man einerseits festhalten, dass dieses Konzept für eine Charakterfolge halt schon ziemlich praktisch und nett ist, und andererseits, dass der Schwerpunkt diesmal doch ein wenig anders liegt. So wurde in "Kirk : 2 = ?" eher eine allgemeingültige Aussage über die conditio humana getroffen. Dass uns allen eine gewisse dunkle Seite innewohnt – und, noch viel eindrucksvoller, dass wir diese dunkle Seite auch brauchen. "Von Angesicht zu Angesicht" ist nun weniger an einer allgemeinen Betrachtung interessiert, sondern voll und ganz auf B'Elanna Torres und ihre Persönlichkeit fokussiert. Die bisherigen Folgen haben immer wieder klar gemacht, dass zwei Seelen in ihrer Brust wohnen, die teilweise doch ziemlich im Widerstreit steht. Vor allem ihr klingonisches Temperament brachte sie dabei das eine oder andere Mal schon in Schwierigkeiten. Insofern war es durchaus interessant, die beiden Seiten ihrer Persönlichkeit hier nebeneinanderzustellen und sowohl sie als auch den Zuschauer mit ihnen zu konfrontieren. Und natürlich auch, sie am Ende erkennen zu lassen, dass sie ohne ihre klingonische Hälfte nicht sie selbst ist, und sie zumindest ansatzweise mit dieser zu versöhnen. Insofern finde ich "Von Angesicht zu Angesicht", trotz des aus "Kirk : 2 = ?" bekannten Konzepts, dass dort in meinen Augen auch noch eine Spur gelungener, beeindruckender und aussagekräftiger umgesetzt war, als Charakterfolge recht gelungen. Zumal ihre "Selbstgespräche" gut geschrieben waren, und es Roxann Dawson sehr gut gelang, die beiden unterschiedlichen Seiten ihrer Persönlichkeit darzustellen. Und wie schon von früheren ähnlichen Folgen gewohnt, waren die Szenen mit den beiden B'Elannas auch wieder einmal sehr überzeugend getrickst bzw. umgesetzt. Nett fand ich auch, dass man diese Episode mit einem neuerlichen Auftritt der Vidiianer kombiniert hat und so auf die bereits bestehende Kontinuität der Serie zurückgreift. Und auch die letzte Szene fand ich wunderbar, mit B'Elanna, die ein letztes Mal über ihre glatte Stirn streicht. Diese und ähnlich gelungene Momente schaffen es dann doch ansatzweise, das Manko der aus "Kirk : 2 = ?" bereits hinlänglich bekannten Geschichte auszugleichen.
Fazit:
"Von Angesicht zu Angesicht" leidet in erster Linie darunter, dass es bei der klassischen "Star Trek"-Serie mit "Kirk : 2 = ?" bereits eine sehr ähnliche Episode gab, die ich insgesamt noch etwas gelungener und aussagekräftiger fand – einerseits wegen der damals durchaus aufrüttelnden Message, und andererseits aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit. "Von Angesicht zu Angesicht" verwendet ein fast identisches Konzept nun hingegen für eine auf eine bestimmte Figur konzentrierte Folge, um sich mit deren inneren Konflikt auseinanderzusetzen – was letztendlich zugegebenermaßen auch recht gut funktioniert. So lernen wir hier weniger über die Menschheit im Allgemeinen als über B'Elanna Torres im Besonderen, wobei die Episode in dieser Hinsicht durchaus aufschlussreich ist. Gerade auch angesichts des schon in den letzten Folgen immer wieder durchscheinenden Konflikts ihrer beider Seiten war es durchaus interessant, sie hier gegenüberzustellen, und die menschliche B'Elanna mit der klingonischen zu konfrontieren. Zumal das Ganze gut geschrieben, umgesetzt und von Roxann Dawson sehr gut gespielt wurde. Ganz kann ich "Von Angesicht zu Angesicht" die allzu deutliche Inspirationsquelle zwar nicht verzeihen. Und ein Teil von mir hätte sich am Ende eine deutliche Veränderung des Status Quo erwünscht – sprich, dass B'Elanna (zumindest vorerst) menschlich bleibt und lernen muss, ohne ihre klingonische Seite auszukommen. Davon abgesehen war "Von Angesicht zu Angesicht" aber durchaus gelungen.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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