Originaltitel: State of Flux
Episodennummer: 1x11
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 10. April 1995
Erstausstrahlung D: 23. August 1996
Drehbuch: Paul Robert Coyle & Chris Abbott
Regie: Robert Scheerer
Hauptdarsteller:
Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway,
Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres,
Jennifer Lien als Kes,
Robert Duncan McNeill als Tom Paris,
Ethan Phillips als Neelix,
Robert Picardo als The Doctor,
Tim Russ als Tuvok,
Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller:
Martha Hackett als Seska,
Josh Clark als Joe Carey,
Anthony De Longis als Culluh,
Majel Barrett als Computer Voice u.a.
Kurzinhalt:
Während eines Außeneinsatzes auf einem Planeten entdeckt man auf einmal ein verborgenes Kazon-Schiff im Orbit. Sofort beginnt man damit, die Crew wieder an Bord zu holen, doch Seska hat sich in eine Höhle begeben, um diese zu untersuchen, weshalb Chakotay ihr folgt, um sie vor den Kazon zu warnen. Noch ehe er Seska gefunden hat, werden die beiden auch schon von den Kazon angegriffen, doch Seska schaltet sie aus, und ihnen gelingt die Flucht. Kurz darauf erhält man vom scheinbar gleichen Kazon-Schiff einen Notruf. Als man sich an Bord beamt, findet man nur mehr einen Überlebenden, und selbst dieser schwebt in Lebensgefahr, da sein Körper mit Technologie verschmolzen zu sein scheint. Als man die Katastrophe, die sich an Bord des Schiffes zugetragen hat, genauer untersucht, findet man Föderations-Technologie. Tuvok stellt daraufhin den Verdacht auf, dass jemand an Bord der Voyager – vermeintlich aus der Crew des Maschinenraums – mit den Kazon kollaborieren könnte. Neben Lieutenant Carey gerät vor allem auch Seska schnell ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Schließlich beamt sie sich an Bord des Kazon-Schiffes und riskiert dabei ihr Leben, um das unbekannte Gerät zu bergen. Doch ging es ihr dabei wirklich darum, ihre Unschuld zu beweisen, oder versuchte sie vielmehr, Beweismittel zu vernichten?
Denkwürdige Zitate:
"Thanks for including me in a criminal conspiracy."
(Chakotay zu Seska, nachdem sie ihm die – aus den Vorräten geklaute – Suppe vorbeibringt.)
"I don't like number three at all, Tuvok."
(Janeway als Antwort auf Tuvoks Vermutung, dass ein Crewmitglied mit den Kazon kollaboriert.)
"We should be able to make an attempt by tomorrow."
"I want it ready by the end of the day."
"No, Captain. When I say tomorrow, I mean tomorrow. I don't exaggerate. Tomorrow is the best I can do."
(Torres stellt klar, dass sie keine Anhängerin der "Scotty-Philosophie" ist.)
"Let me tell you something. Your secrets weren't good enough. They wouldn't have been worth the trouble for a Cardassian agent."
(Seska versucht Chakotay von ihrer Unschuld zu überzeugen.)
"You know, I'm really easy to get along with most of the time. But I don't like bullies, and I don't like threats, and I don't like you, Culluh. You can try and stop us from getting to the truth, but I promise you, if you do I will respond with all the unique technologies at my command."
(Janeway sagt Culluh, was sie von ihm und seinen Taktiken hält.)
"We are alone here, at the mercy of any number of hostile aliens, because of the incomprehensible decision of a Federation Captain. A Federation Captain who destroyed our only chance to get home. Federation rules. Federation nobility. Federation compassion? Do you understand, if this had been a Cardassian ship, we would be home now!"
(Die ertappte Seska hält mit ihrer Meinung nicht mehr hinterm Ber.)
Review von Christian Siegel:
"Der Verrat" zeigt auf, dass das kreative Team von "Star Trek" (welches sich natürlich in der Zwischenzeit auch personell gewandelt hat) seit dem Beginn von "Next Generation" dazugelernt hat. Denn hätte man eine ähnliche Folge in den frühen Staffeln von TNG gebracht, wäre Seska lediglich ein einmaliger Gaststar gewesen. Hier nun wurde sie in den letzten Episoden dadurch, dass Seska eine konstante Präsenz im Hintergrund war, sorgfältig vorbereitet – weshalb die Wendung am Ende auch eine deutlich größere Wirkung erzielt. Lediglich bei der früheren Beziehung zwischen ihr und Chakotay scheint es sich dann doch um einen eher kurzfristigen Einfall gehandelt zu haben, um der Offenbarung am Ende zusätzliches Gewicht zu verleihen. Da die beiden jedoch bislang kaum gemeinsame Szenen hatten, hat es zumindest mich nicht gestört, dass wir dies erst hier erfahren haben. Zumal es dem Twist in der Tat noch zusätzliche Wirkung verleiht, durch Chakotays verletzte Gefühle, die man ihm durchaus nachempfinden kann. Wunderbar war auch Seskas Monolog am Ende, wo sie Kritik an Janeway und der Föderation übt, sowie das abschließende Gespräch zwischen Chakotay und Tuvok – war Seska doch schon die zweite Verräterin in seiner Gruppe, weshalb er doch ein bisschen an seiner Kommandobegabung zu zweifeln beginnt.
Vor diesen beiden Schlüsselszenen überzeugt "Der Verrat" in erster Linie mit dem gelungenen Verwirrspiel rund um die Frage, wer den Kazon die Replikator-Technologie zugeschanzt hat, und vor allem natürlich, ob Seska schuldig ist oder nicht. Bereits der Einstieg ist der Höhle ist diesbezüglich sehr geschickt gemacht. Auf den ersten Blick mag es verdächtig erscheinen, sowohl Seska als auch die Kazon dort vorzufinden, doch dann rettet sie Chakotay als sie von den Kazon angegriffen werden das Leben. Dieses Verwirrspiel wird dann die ganze Folge über fortgeführt. Wir erfahren, dass sie als einziges Crewmitglied noch keine Blutprobe abgegeben hat – hat sie etwa etwas zu verbergen? Andererseits fragt sie den Doktor, wann der überlebende Kazon aufwachen wird, da dieser der Einzige wäre, der ihre Unschuld bezeugen kann. Dann begibt sie sich vielleicht sogar in Lebensgefahr, als sie ihren verrückten Plan verfolgt und sich aufs Kazon-Schiff beamt – doch macht sie das wirklich, um ihre Unschuld zu beweisen, oder ist ihr vielmehr daran gelegen, Beweismittel zu vernichten und ihre Spuren zu verwischen? Der nächste Verdachtsmoment ist dann, dass es sich bei ihr um eine Cardassianerin handelt – aber auch ihre Erklärung, warum ihr Blut entsprechende DNA aufweist, klingt für den in außerirdischer Physiologie wohl wenig kundigen Zuschauer durchaus plausibel. Dieses interessante Hin und Her setzt sich dann bis zur Falle fort, die man dem Verräter legt, und in die vermeintlich Lt. Carey tappt – doch Chakotay durchschaut Seska, und so wird sie letztendlich doch noch als die Verräterin offenbart. All das war wirklich sehr geschickt gemacht – funktioniert aber halt leider, so wie auch jene Krimis die in erster Linie von der Auflösung des Mörders am Ende leben, nur bei der Erstsichtung so richtig (außer, man lässt sich blitzdingsen).
Womit wir auch schon bei den Mankos angelangt wären. Neben der Tatsache, dass die Episode bei allfälligen Mehrsichtungen natürlich sehr an Spannung verliert, muss ich hier in erster Linie die eine oder andere Aktion der Figuren erwähnen, die wenig klug erscheint. Das beginnt schon bei Chakotay, der sich am Ende – obwohl sie wissen, dass sich Kazon im Orbit und vielleicht auch schon auf dem Planeten befinden – allein in die Höhle begibt, um Seska zu retten. Was genau letztere mit ihrer Aktion, sich aufs Kazon-Schiff zu beamen, beabsichtigt hat, war mir ebenfalls nicht ganz klar. Vor allem aber wirkt es doch sehr unvorsichtig, dass Janeway, Chakotay, Tuvok & Co. am Ende keine Vorkehrungen getroffen haben, um Seskas Flucht mit dem Transporter zu verhindern. Allein die Schilde zu erhöhen hätte hier schon gereicht. Mir wäre es jedenfalls lieber gewesen, man hätte sie erst mal in die Zelle gesteckt, und sie wäre erst später – vielleicht im Staffelfinale? – von den Kazon befreit (oder ihre Freilassung erpresst) worden. Stichwort persönliche Präferenzen: Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn sich Seska zwar als Cardassianerin, aber dennoch nicht als die Verräterin (zumindest was die Kazon betrifft) herausgestellt hätte – analog zu "Das Standgericht", wo Simon Tarses zwar ein halber Romulaner aber dennoch unschuldig ist. Das wäre etwas differenzierter gewesen, als "die böse Cardassianerin war's". Angesichts der netten Folgen rund um die böse Seska, die uns in Zukunft erwarten, kann ich's ihnen in diesem Fall aber verzeihen.
Fazit:
"Der Verrat" ist eine für "Star Trek" doch eher untypische Krimi-Folge nach dem "Wer war's?"-Prinzip. Das Verwirrspiel rund um die beiden Verdächtigen Lt. Carey und Seska funktioniert dabei ausgesprochen gut, wobei mir vor allem das hin und her rund um Seska – mal wirkt sie verdächtig, dann wieder unschuldig – sehr effektiv umgesetzt wurde. Das große Manko daran ist halt natürlich, dass eben dieser Teil der Folge nur bei der Erstsichtung so richtig funktioniert, da man danach die Auflösung schon kennt – was der Episode an Spannung und Effektivität nimmt. Davon abgesehen macht sich in erster Linie die eine oder andere unüberlegte Aktion der Beteiligten negativ bemerkbar. Und nach dieser Zweitsichtung wünschte sich doch ein Teil von mir, dass sich Seska zwar als spionierende Cardassianerin herausgestellt, aber in diesem Fall dennoch nicht die Schuldige gewesen wäre. Davon abgesehen weiß "Der Verrat" aber auch bei mehrmaliger Sichtung durchaus zu unterhalten, was er neben dem geschickten Aufbau (den man selbst bei Kenntnis der Auflösung durchaus noch anerkennen kann) vor allem auch den durch die Bank sehr guten schauspielerischen Leistungen sowie der einen oder anderen hervorstechenden Szene (insbesondere Seskas "Geständnis" und das abschließende Gespräch zwischen Chakotay und Tuvok) verdankt.
Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)
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