Kurzinhalt:
Botschafter Spock warnt die Romulaner vor einer Bedrohung: Eine Supernova droht ihr gesamtes Sternenreich zu vernichten. Doch der Senat will auf ihn nicht hören - einzig der Frachterkapitän Nero glaubt ihm. Gemeinsam versuchen sie, die Katastrophe zu verhindern.
Achtung, Spoiler!
Das nachfolgende Review beinhaltet Spoiler zum Comic "Countdown", der die Vorgeschichte zum neuen Star Trek-Film erzählt. Dementsprechend nehmen sowohl Comic als auch dieses Review Ereignisse vorweg, auf die im Film Bezug genommen wird. Wer so unvorbereitet wie möglich in das neueste "Star Trek"-Abenteuer gehen will, sollte sich Comic und Review daher erst durchlesen, wenn er/sie den Film gesehen hat!
Review:
Da ist er also, der Prequel-Comic, der die Vorgeschichte zum neuen Star Trek-Film von J.J. Abrams erzählt. Und im Großen und Ganzen konnte er mir recht gut gefallen. Neben Nero und Spock absolvieren in dieser Geschichte, die ca. 8 Jahre nach "Nemesis" angesiedelt ist, auch Picard (nun Botschafter der Föderation auf Vulcan), Data (der dank seines Datentransfers zu B-4 wieder reaktiviert werden konnte), Geordi (der mittlerweile als Schiffsdesigner arbeitet) und Worf (der inzwischen als General für das klingonische Reich tätig ist) mehr oder wenige kleine Gastauftritte. In gewisser Weise ist das auch gleich mein erster kleinerer Kritikpunkt: Ich bin mir nicht sicher, ob mir gefällt, wie und wo der Comic diese Figuren in der Zukunft positioniert. Nachdem die Abenteuer der TNG-Crew mit "Nemesis" vorläufig beendet waren, lag es an den Romanautoren, die Geschichte weiterzuerzählen. Und auch wenn Filmschaffende sich noch nie an die Geschehnisse aus Romanen gebunden fühlten, halte ich es schon ein wenig undankbar - immerhin waren es in den letzten Jahren eben gerade diese Autoren, welche die TNG-Flagge hochgehalten haben.
Zwar widerspricht "Star Trek: Countdown" den bisherigen Romanen nicht direkt (wenn mich auch Nero's mit Borgtechnologie ausgestattetes Schiff angesichts der Ereignisse der "Destiny"-Trilogie etwas irritiert), aber zumindest momentan lassen sich bestimmte Entwicklungen, wie sie im Comic geschildert werden, noch nicht im geringsten erahnen. Und irgendwie finde ich es halt einfach auch schade, dass die Kreativität der Romanautoren hier zumindest teilweise eingeschränkt wird - da sie, um die Kontinuität zu wahren, früher oder später auf die Ereignisse aus "Star Trek: Countdown" hinarbeiten werden müssen. Insofern hätte ich es besser gefunden, man hätte die Handlung aus dem Prequel-Comic noch ungefähr 10 Jahre weiter in die Zukunft gelegt. Dies hätte an der hier erzählten Geschichte nichts wesentliches verändert, aber den Romanautoren mehr Zeit und Möglichkeiten gegeben, um die Lücke zwischen Nemesis und dem "Countdown" zu füllen.
Was mich ebenfalls gestört hat ist die aus meiner Sicht gar zu übertrieben dargestellte Bedrohung durch die Supernova. Dass die Erde oder andere Planeten vor der Auslöschung bewahrt werden müssen, sind wir aus "Star Trek" ja schon ausreichend gewohnt - aber gleich die ganze Galaxis? Das ist mir dann doch etwas zu viel des Guten. Davon abgesehen gibt es aus meiner Sicht an diesem Comic aber nicht viel zu kritisieren. Eine allzu hohe Komplexität sollte man sich von der Handlung zwar nicht erwarten, gerade im Comic-Bereich ist dies allerdings auch nichts ungewöhnliches. Und "Countdown" besteht definitiv aus mehr als einfach nur schönen Bildern und seitenweise Action - er erzählt tatsächlich eine Geschichte, die zwar aufgrund der Vorhersehbarkeit nur bedingt spannend, aber nichtsdestotrotz sehr flüssig und packend erzählt wird, und zudem auch ein paar bewegende Momente zu bieten hat. Und auch wenn Nero's Vorgeschichte sicherlich auch im Film thematisiert wird, so wird es dort doch nicht möglich sein, dies in der Ausführlichkeit zu tun, wie dies im Prequel-Comic der Fall ist.
Die größte Stärke von "Countdown" liegt aus meiner Sicht allerdings im optischen Bereich. Sowohl die Zeichnungen als auch die satten Farben sind qualitativ absolut hochwertig und wissen wirklich zu gefallen. Der Comic bietet einige beeindruckende und oftmals auch sehr atmosphärische Bilder, und wirkt aufgrund der gewählten Bildausschnitte und Einstellungen sehr cinematographisch. Durch die sich ständig verändernde Seiteneinteilung (dh. mal 4 Bilder, mal 6, mal nebeneinander, mal untereinander angeordnet) wirkt der Comic zudem sehr dynamisch und abwechslungsreich. Auch die Gesichter bekannter Figuren sind sehr gut getroffen, und dadurch jederzeit erkennbar. Kurz und gut: Der Comic ist eine Augenweide. Die Geschichte mag kein allzu großes Highlight sein, und man merkt ihr ihren "Aperitif"-Charakter teilweise doch an, aber die Optik ist über jeden Zweifel erhaben.
Fazit:
"Star Trek: Countdown" besticht vor allem mit einer gelungenen und sehr hochwertigen Optik, die das Auge mit vielen schönen und beeindruckenden Bildern verwöhnt. Gemeinsam mit der interessanten Vorgeschiche auf den neuen Star Trek-Film und einer Art Fortsetzung für "Nemesis" ergibt sich ein gelungenes Gesamtpaket, dass man sich als Trekkie - trotz kleinerer Schwächen bei der Handlung - nicht entgehen lassen sollte.
Christian Siegel
Bewertung:
3.5/5 Punkten
Kommentare (3)
1. 08.05.2009 18:07
Gelungene Verbindung von Alt und Neu
Der Comic bietet eine wirklich gelungene Verknüpfung von TNG, TOS und dem neuen Kinofilm. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Abrams und sein Team das, was bisher im Trek-Universum passiert ist, ernst nehmen (zumindest die wesentlichen Kernelemente - die Lage eines eher unwichtigen Planeten gehört für mich nicht dazu).
Einige der Comic-Szenen hätten auch gut in den Kinofilm gepasst und vor allem Nero mehr Tiefe verliehen. Eigentlich schade, denn nach der ausführlichen Vorstellung im Comic, sieht man ihn im Film eher als eindimensionalen, wenn auch nicht langweiligen Bösewicht.
Was mich allerdings am Comic irritiert hat, ist das Fehlen der Hintergrundgeschichte von Neros verstümmelten Ohren. Wurde das in den News und Interviews der letzten Monate nicht so erklärt, dass er Gefangener der Klingonen war und diese ihn gefoltert und entstellt hätten? Davon ist aber weder im Film (außer ich hab was übersehen) noch im Comic die Rede.
Die Idee mit der galaktischen Katastrophe, die das ganze Universum verschlingt, erinnerte mich übrigens sehr an "Farscape - Peacekeeper Wars".
Ich muss gestehen, in den letzten Wochen und Monaten bewusst alle Meldungen über den neuen "Star Trek"-Film gemieden zu haben, um mich nicht zu spoilern, daher war das mit den Klingonen und den abgeschnittenen Ohren neu für mich. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, fand diese Gefangenschaft ja erst nach dem Zeitsprung statt - also genau jenem Ereignis, mit dem der Comic endet. Dass seine Gefangenschaft im Film aber eine der größten offenen Fragen (wieso wartet der Kerl 25 Jahre auf seine Rache?) beantwortet hätte, steht außer Frage. Wirklich schade, dass das offenbar geschnitten wurde. Aber na ja, wofür gibt's "Extended Edition"-DVD's?