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Star Trek IX - Der Aufstand Drucken E-Mail
Diesmal sitzt der Feind in den eigenen Reihen! Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 06 Mai 2009
 
Star Trek IX - Der Aufstand
(Star Trek IX - Insurrection, USA 1998)
 
Star Trek IX - Der Aufstand
Bewertung:
Studio/Verleih: Paramount Pictures
Regie: Jonathan Frakes
Produzenten: Rick Berman, Peter Lauritson, Marty Hornstein, Michael Piller und Patrick Stewart
Drehbuch: Rick Berman und Michael Piller
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Matthew F. Leonetti
Schnitt: Peter E. Berger
Genre: Science Fiction
Kinostart (Deutschland): 31. Dezember 1998
Kinostart (USA): 11. Dezember 1998
Laufzeit: 103 Minuten
Altersfreigabe: Ab 12 Jahren
Trailer: klick
Kaufen: Einzel-DVD, Special Edition, Soundtrack, Roman zum Film
Mit: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner, LeVar Burton, Michael Dorn, Gates McFadden, Marina Sirtis, F. Murray Abraham, Donna Murphy, Anthony Zerbe u.a.


Kurzinhalt: Die Enterprise befindet sich mitten in einer diplomatischen Mission, als sie eine ungewöhnliche Nachricht erhalten: Commander Data ist offenbar wahnsinnig geworden, und greift die auf einem Planeten und im Orbit befindlichen Mitarbeiter der Föderation an. Captain Picard und seine Crew beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen. Es gelingt ihnen, Data auf die Enterprise zu bringen, wo LaForge feststellt dass dessen positronisches Gehirn beschädigt wurde. Nachforschungen auf dem Planeten, der von den friedliebenden Ba'ku bewohnt wird, lassen schließlich auf eine große Verschwörung schließen – findet man doch ein großes Holoschiff, mit dem die 600 Bewohner des Planeten offenbar gegen ihren Willen weggebracht werden sollten. Captain Picard stellt daraufhin Vizeadmiral Dougherty zur Rede: Dieser erklärt ihm, dass die Ba'ku zwangsumgesiedelt werden sollen, da der Planet auf dem sie sich befinden außergewöhnliche heilende Kräfte besitzt, die für die Föderation – insbesondere deren neue Verbündete, die Son'a, die an einer tödlichen Krankheit leiden – ausgebeutet werden sollen. Picard will das nicht hinnehmen. Während Captain Riker versucht, die Enterprise aus dem Brior Patch, jenem seltsamen Raumbereich der den Planeten umgibt und eine Kommunikation mit der Föderation verhindert, zu verlassen um eine Nachricht an das Sternenflottenkommando zu schicken, führt Captain Picard eine kleine Schar von Aufständischen an, die versuchen die Ba'ku vor den Son'a – und der Föderation – zu beschützen.

Review: ImageAls ich damit begonnen habe, mir in den letzten Wochen und Monaten alle Star Trek-Filme – zur Vorbereitung auf den hoffentlich großartigen neuen Film von J.J. Abrams – noch einmal anzuschauen, gab es vor a allem einen Film auf den ich mich schon sehr gefreut habe. Wobei... Freude ist vielleicht das falsche Wort, sagen wir lieber: Auf den ich schon sehr gespannt war. "Der Aufstand" und "Nemesis" sind die einzigen Filme der Reihe, die ich bisher nur ein einziges Mal gesehen habe. Während "Nemesis" noch nicht so lange her ist (ca. 4 Jahre), sind seit meiner ersten und einzigen Sichtung von Star Trek IX – im Kino! – doch schon mehr als 10 Jahre vergangen. Insofern war ich wirklich schon gespannt, ob sich meine Meinung zum Film in der Zwischenzeit verändert hätte und ich ihn nun mit anderen Augen sehen würde als damals – wie das zumindest ansatzweise bei "Am Rande des Universums" der Fall war, den ich bei der ersten Sichtung absolut grottig fand, danach aber doch die eine oder andere Stärke entdeckt habe.

Die Antwort darauf ist: "Leider nein!" Nach wie vor ist "Der Aufstand" für mich ganz klar der bisher schwächste Film der Star Trek-Reihe. Dies verdankt er weniger der Tatsache, dass er über viele schlechte Elemente oder Szenen verfügen würde – denn was das betrifft gibt es einige Star Trek-Filme, die ihn locker in die Tasche stecken würden – sondern einfach über keine wirklich guten. Während "Auf der Suche nach Mr. Spock", "Am Rande des Universums", "Treffen der Generationen" und "Nemesis" trotz all ihrer Schwächen auch ihre guten Momente und positiven Aspekte haben, welche die grauenhaften Elemente zumindest ansatzweise auszugleichen vermögen, fehlt dies dem "Aufstand" leider völlig. Es gibt keine einzige wirklich gute Szene in diesem Film, nichts bei dem ich mir denken würde "der Rest war zwar Mist, aber ich bin wirklich froh, zumindest DAS gesehen zu haben". Dass es nicht nur keine richtig guten, sondern auch kaum richtig schlechte Szenen gibt, ist hierbei leider nur ein schwacher Trost, denn woran es "Star Trek IX – Der Aufstand" leider in erster Linie mangelt, ist der Unterhaltungswert. Mit gerade mal 99 Minuten ist "Der Aufstand" ohnehin schon recht kurz – und trotzdem ist die Handlung leider noch viel zu dünn, um diese Laufzeit anständig zu füllen. Und so müssen wir völlig belanglose Szenen wie den Empfang zu Beginn des Films über uns ergehen lassen, die den Film nicht im geringsten aufwerten, sondern ihn aufhalten – aber ohne diese Momente wäre dieser "Aufstand" halt einfach viel zu kurz ausgefallen.

ImageIm Gegensatz zu "Star Trek - Der Film", dessen Handlung zwar auch recht dünn war, der dies aber mit einer gelungenen Wendung, einem zwar langsam, aber stetig ansteigenden Spannungsbogen und vor allem der beeindruckenden Optik gelungen zu kaschieren verstand (meiner bescheidenen Meinung nach), fehlen dem 9. Teil der Reihe all diese Stärken. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es dem Film völlig an Größe und Epik mangelt. Auch was das betrifft ist "Der Aufstand" ganz klar der schwächste Film der Reihe – er wirkt wie eine mühsam aufgeblähte Doppelfolge, die der großen Leinwand einfach nicht würdig ist. Im Fernsehen hätte "Star Trek IX" vielleicht noch gefallen können, aber für das Kino wird hier in allen Belangen einfach viel zu wenig geboten. Das gilt insbesondere für die Action, die einfach nur enttäuschend ist. Der Kampf im Weltraum ist sehr einfallslos und leidet unter den billig aussehenden Effekten (dazu gleich mehr), und auf dem Planeten wiederholt sich die ständig gleiche Szene, wie bei einer Schallplatte die einen Sprung hat: Die Ba'ku werden von den fliegenden Transportern angegriffen, und Picard und seine Crew schießen sie ab. Wieder. Und wieder. Und wieder... *gähn* Das ist mit der Zeit nicht nur einschläfernd, sondern wirkt angesichts der hier zur Schau gestellten Einfallslosigkeit sogar richtig peinlich.

Der Showdown findet dann zwar immerhin ausnahmsweise mal an einem anderen Ort statt, und tatsächlich sieht das Metallgerüst im Innern des Schiffes sogar noch halbwegs überzeugend aus, aber auch hier ist die Action absolut enttäuschend. Picard und Ru'afo geben 2-3 Schüsse aufeinander ab, Picard aktiviert die Selbstzerstörung und wird – natürlich – in letzter Sekunde fortgebeamt, ehe ihn die Explosion erreichen kann. Da fand ich ja selbst noch den – recht ähnlich gelagerten – Showdown aus "Auf der Suche nach Mr. Spock" um einiges gelungener. Neben der Action können auch die Effekte nicht im geringsten überzeugen. ILM hatten wohl etwas besseres zu tun, und so wurden die Special Effects an Blue Sky/VIFX übergeben. Diese verwendeten – wenn ich das richtig sehe – nur mehr CGI, jedoch in einer Auflösung und Qualität, vor der sich selbst die späteren vergleichsweise billig fürs Fernsehen produzierten Babylon 5-Staffeln nicht verstecken müssten. Lediglich die Effekte aus dem 5. Film der Reihe wirkten noch billiger und peinlicher. Auch die Sets und die Ausstattung entsprechen bei weitem nicht jener Qualität, die man aus früheren Produktionen der Reihe gewohnt war. Alles an "Der Aufstand" wirkt billig und klein, so als hätte man bei diesem Film sparen müssen, aber wenn man den Zahlen die im Internet so herumschwirren glauben schenken darf, hat "Der Aufstand" sogar um einiges mehr gekostet als der optisch klar überlegende "Erste Kontakt", und selbst "Nemesis" bewegte sich in einem ähnlichen Budgetrahmen als der 9. Film der Reihe. Da fragt man sich doch unweigerlich, wo das ganze Geld denn eigentlich hingekommen ist. Dass es im Film steckt, sieht man diesem jedenfalls beim besten Willen nicht an.

ImageWoran es "Der Aufstand" ebenfalls permanent mangelt, sind Spannung und Dramatik. Die Handlung entwickelt sich viel zu schleppend und lässt es an jedem Gefühl der Dringlichkeit und Bedrohung vermissen. Verstärkt wird der negative Gesamteindruck zudem durch einzelne ziemlich schwache Momente und Szenen: Wie man Worf wieder einmal verkrampft an Bord der Enterprise holt. Dass Picard und Worf Data dadurch schnappen, dass sie ihm was vorsingen (Androiden sind wohl nicht Multitasking-fähig). Die völlig aus dem Nichts wieder auflebende Romanze zwischen Riker und Troi. Die kitschigen "Die Zeit steht still"-Szenen zwischen Picard und Anij. Der Dialog über die fester werdenden Brüste (ein Fixeintrag für jede "101 Dinge, von denen ich nie erwartet hätte, sie je in einem Star Trek-Film zu hören"-Liste) oder auch alles rund um Worfs Rückfall in die Pubertät. Der Trick am Ende, wo man sich einer wenig glaubhaften Deus Ex-Machina bedient (binnen ein paar Minuten hat man die komplette Brücke im Holoschiff gespeichert, um Ru'afo und seine Recken täuschen zu können?!?!). Und zahlreiche weitere Momente und Szenen, die ich Gott sei Dank schon wieder vergessen habe.

Auch der Soundtrack von Jerry Goldsmith ist leider eine ziemliche Enttäuschung. Auch wenn er völlig neue musikalische Themen komponiert hat und die Melodien eigentlich ganz anders klingen als seine Filmmusik zu "Der erste Kontakt", wirkt alles doch auch irgendwie ähnlich und sehr vertraut. Dies liegt wohl daran, dass er wieder genau das gleiche Orchester, die gleichen Instrumente und das gleiche Schema verwendet (ein Hauptthema für den Film, dass dann laufend variiert wird.) Das Ergebnis ist nicht unbedingt ein schlechter Soundtrack, aber ein wenig denkwürdiger und sehr unorigineller, der wie eine Fließbandarbeit wirkt und nicht so, als wäre Goldsmith hier noch mit dem Herzen dabei gewesen. Letzteres ist möglicherweise, auf den Punkt gebracht, das Hauptproblem des Films, hat man doch an jeder Stelle der Produktion genau diesen Eindruck: Während man "Der erste Kontakt" förmlich ansieht, wie sich alle bemüht haben hier einen grandiosen TNG-Film zu machen, wirkt "Der Aufstand" so als hätte man sie allesamt dazu verdonnert, nachzusitzen. Paramount schien es in erster Linie darum gegangen zu sein, dem durchaus erfolgreichen 8. Teil der Reihe so schnell als möglich einen Nachfolger zu verpassen, um noch einmal so richtig abcashen zu können. Die Qualität des Endprodukts war dabei wohl zweitrangig. Und so scheinen alle Beteiligten – egal ob vor oder hinter der Kamera – in erster Linie daran interessiert gewesen zu sein, es so schnell als möglich (und mit so wenig Aufwand als möglich) hinter sich zu bringen. Ja selbst Patrick Stewart lässt es diesmal an Spielfreude vermissen und liefert nur eine sehr routinierte und wenig bemühte Performance ab (und spielt selbst damit noch all seine Kollegen gnadenlos an die Wand). Was fehlt, sind Leidenschaft und Begeisterung – ein Gefühl, dass sich durchaus auch auf den Film als ganzes übertragen lässt.

ImageAbschließend seien noch jene – raren – Elemente erwähnt, die zumindest ansatzweise zu gefallen wissen. Die wohl beste Szene des Films ist Geordi, der den Sonnenaufgang beobachtet. Auch Data's sich langsam entwickelnde Freundschaft zu dem Jungen fand ich gelungen. Sie mag zwar nicht allzu originell gewesen sein, und hat nicht gerade dazu beigetragen, das Tempo des Films zu erhöhen, dennoch gehören die entsprechenden Szenen für mich noch zu den Highlights des Films. Auch die Grundidee hinter der Handlung kann mir grundsätzlich durchaus gefallen: Die Föderation unterstützt die Son'a bei ihrem Vorhaben, die Ba'ku gegen ihren Willen umzusiedeln, um dadurch neue Verbündete zu gewinnen. Picard's Rede über die Grundsätze der Föderation kommt zwar nicht mal ansatzweise an die ganz ähnliche Szene aus "Der erste Kontakt" heran, war aber nichtsdestotrotz ein recht guter Moment. Und last but not least: Picards lakonisches "Does anyone remember the time when we were explorers?" mit dem er mir zu einer Zeit, in der Deep Space Nine mit seiner auf Krieg und Action konzentrierten Handlung gerade im TV gezeigt wurde aus der Trekkie-Seele sprach. Ich wünschte nur, man hätte sich auch wirklich daran orientiert und im nächsten und leider auch schon letzten Film mit der TNG-Crew mehr auf diesen Aspekt denn nur auf Action und eine dünne Handlung gesetzt. Aber das ist eine andere Geschichte...

Fazit: "Star Trek – Der Aufstand" war leider genau so schwach, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Zwar gibt es kaum richtig schlechte Szenen, aber leider sind auch die positiven Momente mehr als nur rar gesät. Der 9. Film der Reihe leidet vor allem unter dem sehr dünnen Drehbuch, der enttäuschenden Action, seinem billigen Aussehen und dem mangelnden Unterhaltungswert. "Der Aufstand" war ganz offensichtlich ein Schnellschuss, der aus meiner Sicht eindeutig in die Hose gegangen ist. Das ist insbesondere deshalb schade, da die Grundidee hinter der Geschichte ohne jeden Zweifel das Potential für einen tollen Star Trek-Film geboten hätte - stattdessen regieren Langeweile und Desinteresse das Geschehen. Als Doppelfolge der Serie hätte dieser "Aufstand" recht ordentlich werden können, doch als Kinofilm war und ist er - insbesondere nach dem in allen belangen deutlich überlegenen "Ersten Kontakt" - eine einzige Enttäuschung.

Wertung:3 von 10 Punkten


Christian Siegel
(Bilder © Paramount Pictures)

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