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Transplantationen Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) CBS

Originaltitel: The Phage
Episodennummer: 1x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 06. Februar 1995
Erstausstrahlung D: 12. Juli 1996
Drehbuch: Timothy DeHaas, Skye Dent & Brannon Braga
Regie: Winrich Kolbe
Hauptdarsteller: Kate Mulgrew als Captain Kathryn Janeway, Roxann Biggs-Dawson als B'Elanna Torres, Jennifer Lien als Kes, Robert Duncan McNeill als Tom Paris, Ethan Phillips als Neelix, Robert Picardo als The Doctor, Tim Russ als Tuvok, Garrett Wang als Harry Kim.
Gastdarsteller: Cully Fredricksen als Dereth, Stephen B. Rappaport als Motura, Martha Hackett als Seska, Majel Barrett als computer voice u.a.

Kurzinhalt: Auf der Suche nach Dilithium-Vorkommen um die Reserven des Schiffes aufzufüllen beamt sich ein Außenteam auf einen Planeten hinunter. Dort wird Neelix von einem fremden Wesen angegriffen, das ihm dabei die Lungen mit einer Mischung aus einer Waffe und einem Transporter entnimmt. Man beamt ihn sofort an Bord, und dem MHN gelingt es, mit Hilfe von holographischen Lungen sein Leben zu retten. Allerdings bedeutet dies auch, dass er nicht nur die Krankenstation nicht verlassen kann, sondern man seinen Körper zudem stabilisieren muss, da die geringste Bewegung seinen Tod hervorrufen würde. Neelix sieht somit einer tristen Existenz, auf immer in einem Stasis-Feld gefangen, entgegen. Während der Doktor und Kes nach alternativen Lösungswegen suchen, verfolgt die U.S.S. Voyager das Schiff der Außerirdischen. Captain Janeway ist fest dazu entschlossen, Neelix' Organe wieder zurückzuholen. Man verfolgt die Fremden schließlich bis in einen ausgehöhlten Asteroiden – der jedoch einer Art Spiegelkabinett gleicht. Als es gelingt, die Außerirdischen – die sich selbst Vidiianer nennen – zu stellen, muss Captain Janeway eine schwerwiegende moralische Entscheidung fällen…

Denkwürdige Zitate: "What do you think Neelix would want?"
"Kes kann Neelix nicht einfach sterben lassen."
(Angesichts der von Tom vorgeschlagenen Freizeitbeschäftigung kann ich ihm da nur zustimmen!)

"Your ceiling is hideous."
(Noch nimmt Neelix seine Zwangslage mit Humor.)

"I'm a doctor, Mister Neelix, not a decorator."
(Der erste McCoyismus des holographischen Doktors.)

"Don't worry, I'm not going to kiss you, I'm only adjusting the restraint."
"I'll try to contain my disappointment."
(Ich vermute, das dürfte Neelix nicht zu schwer fallen.)

"I can't see you over there. I feel like I'm all alone."
"You are all alone."
(Am Umgang mit seinen Patienten muss das MHN noch arbeiten.)

"Aren't you capable of learning?"
"I have the capacity to accumulate and process data, yes."
"Then I guess you'll just have to learn like the rest of us."
(Kes hält dem MHN eine kleine Standpauke.)


Review von Christian Siegel: Episodenbild (c) CBS Wie "Die Parallaxe" vor ihr ist auch "Transplantationen" ein sehr guter Mix aus charakterorientierten Szenen und Science Fiction-Elementen – eine Mischung, die mir vom Grundgedanken her sehr gut gefällt. Was Ersteres betrifft, profitiert natürlich in erster Linie der im Mittelpunkt stehende Neelix von den Ereignissen hier. Bislang machte dieser ja stets einen gut gelaunten Eindruck, und mag vielleicht dem einen oder anderen (mir hingegen nicht) mit seiner lebhaften Art ein bisschen auf die Nerven gegangen sein. Doch angesichts der Aussicht, vielleicht den Rest seines Lebens praktisch gelähmt verbringen zu müssen, erhält sein fröhliches Ich erste Risse – was es sowohl der Figur als auch Ethan Phillips erlaubt, uns eine neue Seite von ihm zu zeigen und ihn in einem etwas anderen Blickwinkel erscheinen zu lassen. Zugegeben, es soll ja auch jene geben, die mit dem Talaxianer schon immer weniger anfangen konnten. Diese werden dementsprechend wohl vermutlich nur bedingt mit ihm mitfühlen. Da ich ihn jedoch schon immer gemocht habe, litt ich mit Neelix – trotz des Wissens, dass am Ende alles gut ausgehen wird – durchaus mit.

Er ist jedoch nicht der Einzige, der von "Transplantationen" profitiert. Neben ihm wird unter anderem auch Kes viel Aufmerksamkeit geschenkt. Diese bestätigt zwar nur den bisher gewonnenen Eindruck einer sehr freundlichen, treuen und vor allem auch ungemein hilfsbereiten Person, dennoch gewann auch sie für mich durch ihr Angebot, eine Lunge für Neelix spenden zu wollen, sowie generell für ihren Einsatz und ihre Unterstützung für ihren Freund, einiges an Profil. Noch mehr als sie profitierte jedoch der Doktor von dieser Folge. Bislang trat das medizinisch-holographische Notfallprogramm ja in erster Linie als mürrischer Beitrag zur humoristischen Auflockerung in Erscheinung. Hier zeigt jedoch auch er erste Ansätze einer Charakterentwicklung. Nicht nur darf er mit den holographischen Lungen eine originelle – und experimentelle, neu entwickelte – Technik vorschlagen, um Neelix am Leben zu erhalten (und damit seine Fachkenntnis beweisen), mit dem Gespräch zwischen ihm und Kes macht man zudem deutlich, dass er zunehmend mehr ist als ein reines Hologramm, und sich zunehmend seiner selbst bewusst zu sein scheint. Chakotay wiederum darf mit seinem Vorschlag im "Spiegelkabinett" seinen Einfallsreichtum unter Beweis stellen. Das war generell wieder eine Szene, die für mich – gerade auch, da ich mir ja immer drei "Star Trek"-Folgen hintereinander anschaue (eine von TNG, eine von DS9, und eine von VOY), im Kontrast zu "Der Parasit" – hervorstach, da die Lösung für das Problem nicht in einer Technogebrabbel-Einlage, sondern in einer cleveren Idee bestand. Die letzte Figur, die von "Transplantationen" profitiert, ist dann Kathryn Janeway, die am Ende für die Vidiianer, trotz ihrer Taten, Mitgefühl zeigt, und sich aus moralischen Gründen außer Stande sieht, die selbe Entscheidung wie sie zu treffen und ein anderes Lebewesen zum Tode zu verurteilen – nicht einmal, um Neelix zu retten.

Episodenbild (c) CBS Womit wir bei der letzten wesentlichen Stärke der Folge und auch beim SF-Aspekt angekommen wären: Den Vidiianern. Zuerst einmal fand ich schon das Konzept sowie die Umsetzung dieses Volkes überaus gelungen – heben sie sich doch vom Design her deutlich von den üblichen Einheits-Aliens von "Star Trek" ab. Was sie dann jedoch wirklich hervorstechen lässt, ist, dass es sich bei ihnen nicht um eindimensionale Bösewichte handeln, sondern ihnen eine nachvollziehbare Motivation mit auf den Weg gegeben wird. Natürlich, ihre Taten sind verwerflich, aber wenigstens agieren sie nicht aus reiner Boshaftigkeit so, sondern vielmehr aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Eben dies macht es trotz ihrer abscheulichen Handlungsweise schwer, sie gänzlich zu verdammen, und zu angenehm vielschichtigen und mitleiderregenden – und damit doch eher untypischen – Widersachern. Als einigen nennenswerten Kritikpunkt würde ich anführen, dass die Episode in der Mitte ein bisschen an Tempo und Dramatik verliert, und zudem von vornherein klar ist, dass am Ende eine Lösung für Neelix gefunden werden wird, was ein bisschen auf die Spannung – aber auch die emotionale Wirkung – der Folge drückt. Davon abgesehen fand ich "Transplantationen" aber sehr gelungen.

Fazit: "Transplantationen" bietet eine überaus gelungene Mischung aus interessanten SF-Elementen sowie starken charakterorientierten Szenen. Was Ersteres betrifft, sticht u.a. die Idee eines ausgehöhlten Spiegelkabinett-Asteroiden, sowie die originelle Lösung, die Chakotay für das Problem findet, hervor. Statt Technogebrabbel und Deus Ex Machina setzt man hier vielmehr auf Grips – was ich sehr zu schätzen wusste. Sehr gut gefallen haben mir auch die Vidiianer, sowohl was ihr Aussehen als auch ihre Motivation betrifft. Sie sind keine eindimensionalen Schurken, die der Boshaftigkeit wegen boshaft sind, vielmehr sehen sie sich aufgrund der bakteriellen Infektion zu diesem brutalen Vorgehen gezwungen. Dieses ist natürlich dennoch nicht zu entschuldigen – dennoch ist ihre Motivation nachvollziehbar, und empfand ich ob ihrer Zwangslage durchaus auch Mitgefühl für sie. Zudem beschert die Idee dahinter Kathryn Janeway wieder einmal eine sehr starke Szene, als sie neuerlich – wie schon in "Der Fürsorger" – mit einem schwierigen moralischen Dilemma konfrontiert wird. Von ihr abgesehen profitieren in erster Linie noch Neelix (no na), Kes und der Doktor enorm von dieser Folge. Die Tatsache, dass von vornherein fest steht, dass es irgendwie gelingen wird, Neelix aus seiner Notlage zu befreien, drückt zwar sowohl ein bisschen auf die Spannung als auch die Wirkung der emotionaleren Momente. Von diesem Manko abgesehen hat mir "Transplantationen" aber auch bei der Zweitsichtung wieder sehr gut gefallen.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © CBS/Paramount)




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