Originaltitel: The Torment of Tantalus
Episodennummer: 1x11
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 03. Oktober 1997
Erstausstrahlung D: 10. März 1999
Drehbuch: Robert C. Cooper
Regie: Jonathan Glassner
Hauptdarsteller:
Richard Dean Anderson als Colonel Jack O'Neill,
Michael Shanks als Dr. Daniel Jackson,
Amanda Tapping als Captain Samantha Carter,
Christopher Judge als Teal'c,
Don S. Davis als General George Hammond.
Gastdarsteller:
Elizabeth Hoffman als Catherine Langford,
Keene Curtis als Dr. Ernest Littlefield,
Gary Jones als MSgt. Walter Harriman,
Duncan Fraser als Professor Paul Langford,
Nancy McClure als Young Catherine Langford,
Paul McGillion als Young Ernest Littlefield,
Sheelah Megill als Martha u.a.
Kurzinhalt:
Als Daniel Jackson alte Unterlagen aus dem Jahr 1945 über das Stargate-Projekt durchstöbert, die erst kürzlich vom Pentagon freigegeben wurden, stößt er dabei auch auf alte Filmaufnahmen. Er staunt nicht schlecht, zu sehen, dass es den Wissenschaftlern damals doch tatsächlich gelang, das Sternentor in Betrieb zu nehmen, und einen Mann hindurchzuschicken. Davon ausgehend, dass Catherine Langford – die ihn einst für das Programm rekrutiert hat – angelogen hätte, besucht er sie, nur um festzustellen, dass auch diese über den Zwischenfall nichts wusste. Bei jenem Mann, der damals durchs Sternentor ging, handelt es sich um Ernest Littlefield, ihren damaligen Verlobten. Ihr Vater meinte ihr gegenüber, dass dieser bei einem Experiment ums Leben gekommen wäre. Tatsächlich ist Ernest nie von seiner Expedition durch das Sternentor zurückgekehrt – jedoch könnte er theoretisch noch am Leben sein. SG-1 bricht daraufhin zu jenem Planeten, den er damals bereist hat, und der nahe an Abydos liegt, auf. Kurz nach ihrer Ankunft treffen sie tatsächlich auf Ernest, der jedoch auf dem fremden Planeten in einer alten Ruine eingesperrt war, und somit die letzten Jahrzehnte in völliger Isolation gelebt hat…
Denkwürdige Zitate:
"You speak."
"When it is appropriate."
(Der eher schweigsame Teal'c zu Catherine.)
"It's about time."
(Ernest Littlefield, als er das Rettungsteam erblickt.)
"All right, basic survival training: We know what we have. What do we need?"
"We have the Stargate. We need the dial home device."
"Thank you, Teal'c."
(Das war O'Neill dann wohl doch etwas zu vereinfacht.)
"No prize is worth attaining if you can never share it, there would be no point. Believe me, I know."
(Ernest Littlefield versucht Daniel Jackson davon zu überzeugen, seine Entdeckung zurückzulassen.)
Review:
Ich würde "Die Qualen des Tantalus" wirklich gerne mögen, nicht zuletzt, da ich die Grundidee eines Mannes, der so lange Zeit völlig isoliert überlebt hat, sehr interessant finde. Aber leider hatte ich sowohl mit der entsprechenden Ausführung als bereits auch mit der Art und Weise, wie diese Isolation zustande kam, so meine Probleme. Eines der größten ist für mich als Kontinuitäts-Liebhaber dabei, wie man hier um die gewünschte Geschichte erzählen zu müssen dem Film widersprechen musste. Denn die gleich zu Beginn präsentierte Offenbarung, dass das Stargate bereits 1945 zum ersten Mal geöffnet wurde, überzeugte mich leider überhaupt nicht. Wie soll ihnen dies ohne das siebente Chevron, welches ja erst von Daniel Jackson herausgefunden/entschlüsselt wurde, gelungen sein? Es reduziert auch Jacksons Leistung aus dem Kinofilm, wenn davor jemand anders schon die gleiche Entdeckung gemacht hat. Vor allem aber bleibt "Die Qualen des Tantalus" dem Zuschauer eine Antwort auf die Frage, warum die damalige Aktivierung des Stargates verschwiegen und in Vergessenheit geraten sollte, gänzlich schuldig. Die Macher hatten eine coole Idee für eine Geschichte, und wenn sie dafür mit der Kontinuität brechen müssen, dann ist das halt so. Bäh.
Auch beim Alter von Catherine ergeben sich Ungereimtheiten. So behauptet sie, 1945 21 Jahre alt gewesen zu sein. Die Rückblenden aus dem Film, die sie als junges Mädchen zeigen, spielten jedoch im Jahr 1928. Älter als vier war sie dort aber auf alle Fälle schon. Überhaupt scheint man es mit den Jahreszahlen nicht so recht zu haben. Wiederholt wird behauptet, Ernest hätte auf dem Planeten 40 Jahre völlig allein verbracht. Das Videoband stammt jedoch aus dem Jahr 1945, und die Episode selbst war ja in der Gegenwart, also in etwa 1997 angesiedelt. Das letzte Mal, als ich nachgerechnet habe, waren das aber 50 Jahre, nicht 40. Erklären kann ich mir diese Ungereimtheiten nur durch nachträgliche Änderungen des Drehbuchs (sprich: Dass die Rückblenden ursprünglich im Jahr 1955 hätten spielen sollen); dennoch fand ich es zwischendurch doch ganz schön verwirrend. Etwas konstruiert erschien mir auch, dass dieses Roboterfahrzeug nicht genau checkt, ob das "Nach Hause telefonier"-Gerät in Betrieb ist – das würde ich nämlich eigentlich schon als sinnvoll erachten. Und angesichts der Tatsache, dass es sich bei Catherine um eine gebildete Wissenschaftlerin handelt, sollte man meinen, dass ihr die Tantalus-Sage geläufig ist (aber Ernests Erklärung in ihre Richtung war natürlich in erster Linie für die Zuschauer gedacht). Und auch, dass die Ruine, die Ernest nun all die Jahre hinweg als sichere Heimat gedient hat, just bei diesem einen Sturm, der noch dazu genau zu jenem Zeitpunkt über sie herfällt, wo er von SG-1 Besuch erhält, fand ich enorm konstruiert. Was, wenn das ein Jahr früher passiert wäre, oder SG-1 auch nur wenige Stunden später eingetroffen werden? Wenn Drehbücher auf solche extremen Zufälle angewiesen sind, sehe ich das einfach immer sehr kritisch, und als Beleg eines "faulen" Autors, der sich nicht bemühen wollte, eine logisch nachvollziehbarere Erklärung zu finden.
Aber auch abseits solcher Ungereimtheiten hatte ich da und dort an "Die Qualen des Tantalus" etwas auszusetzen. Hier ist in erster Linie alles rund um den vom Hologramm faszinierten Daniel Jackson zu nennen. Dass er von diesem Fund begeistert ist, ist natürlich absolut nachvollziehbar. Aber dass er darin gleich die Geheimnisse des Universums versteckt meint konnte ich dann schon weniger nachvollziehen. Unglaubwürdig und eher konstruiert erschien es mir auch, dass er doch tatsächlich auf dem Planeten bleiben will. Ich meine, entweder der Raum übersteht es eh, und sie können nach dem Sturm wieder zurückkehren, oder aber er wäre vom Rest der Galaxis völlig abgeschnitten. Das kann er doch nicht wirklich wollen? Wenn man angedeutet hätte, dass sich in dieser galaktischen Wikipedia Hinweise darauf finden lassen, wie man Sha're sicher von ihrem Goa'uld befreien könnte, hätte ich es vielleicht mit viel Augenzudrücken noch akzeptieren können. Aber so war mir Daniels Interesse zu vage und irgendwie auch zu akademisch – und auch wenn er Wissenschaftler ist, aber diese Obsession konnte ich nicht so recht nachvollziehen, und schien mir auch nicht unbedingt zu ihm zu passen. Aber Robert C. Cooper wollte halt unbedingt ein möglichst packendes Finale haben.
Immerhin: Sieht man über die konstruierte Art und Weise hinweg, wie dieses Finale (und genau genommen ja eigentlich die gesamte Folge) zustande gekommen ist, vermag es durchaus zu packen. Die Flucht vom Planeten mag dann zwar schon fast wieder zu klischeehaft-knapp in letzter Sekunde inszeniert sein, dennoch gelingt es der Folge an dieser Stelle, einiges an Spannung zu verströmen. Sehr gut gefallen konnte mir zudem auch die Szene, wo Ernest Daniel davon zu überzeugen versucht, von seiner Obsession abzulassen. Das war ein wirklich starker Moment. Nett fand ich auch, dass das SG-Team gleich mehrere Lösungen für ihr "Nach Hause telefonieren"-Problem suchen und finden muss. So dachte wohl nicht nur ich, als man über das andere Gerät stolperte, dass man nun einfach die dortige Energiequelle ausbauen und damit das Anwahlgerät betreiben würde, aber denkste. Zuerst stürzt das DHD durch ein Loch im Boden, und dann erweist sich das Gerät in der "Bibliothek" als widerstandsfähig gegen ihre Waffen. Stattdessen wird vielmehr – Frankenstein und/oder Doc Brown lassen grüßen – der für die Aktivierung des Sternentors notwendige Strom (wie man nach Hause gewählt hat, bleibt man uns indes schuldig, darüber will ich aber ausnahmsweise mal wohlwollend hinwegsehen) aus einem Blitzschlag gewonnen. Das war zumindest mal eine halbwegs originelle Problemlösung. Sehr gut gefallen hat mir auch die Musik, wobei es mir vor allem die Jazz-Interpretation des Stargate-Themas zu Beginn angetan hatte. Die größte Stärke der Folge steckt aber zweifellos im Wiedersehen jener beiden Liebenden, die vor – meiner Rechnung nach – über fünfzig Jahren voneinander getrennt wurden. Schon allein der Gedanke ist so tragisch wie romantisch, und mir gefiel vor allem auch, dass ihr Wiedersehen nicht gleich von Beginn an gänzlich ungetrübt verläuft. Letztendlich endet "Die Qualen des Tantalus" jedoch mit einer hoffnungsvollen Note. Hätte man aus der langen Isolation Everetts noch etwas mehr herausholen können? Ja, klar. Aber wenigstens verlieh man der Episode damit einen wirkungsvollen emotionalen Kern, der mich zumindest ansatzweise für die logischen Ungereimtheiten entschädigen konnte.
Fazit:
"Die Qualen des Tantalus" hat mich leider schon relativ früh verloren. Denn statt die Offenbarung, dass das Stargate früher schon einmal aktiviert wurde, faszinierend zu finden, störte es mich vielmehr. Letztendlich war dies jedoch nur das erste von gleich mehreren Kontinuitäts-Problemen mit dem Film, sowie logischen Ungereimtheiten – alles im Dienste der Story, die Autor Robert C. Cooper koste was wolle durchpeitscht. Das ist insofern schade, als ich die Idee an sich ja durchaus interessant, faszinierend und vielversprechend fand (wenngleich man sich Ernests Tortur ruhig noch etwas ausgiebiger hätte widmen bzw. ihn noch deutlich darstellen hätte dürfen). Aber wenn mich letztendlich die Art und Weise, wie vieles hier zustande kommt (was u.a. auch für Daniel Jacksons Obsession mit dem Hologramm gilt), nicht überzeugt, und es auf mich vielmehr sehr konstruiert wirkt, leidet letztendlich auch die Wirkung jener Aspekte, die gut gelungen sind, darunter. Amerikanische Anwälte sprechen von der "Frucht des verbotenen Baums", wenn z.B. Beweise bei illegalen Aktivitäten der Polizei gefunden werden; so in etwa kann man sich das auch hier vorstellen. Was schade ist, da in der Idee an sich ungemein viel Potential steckte, ich die verschiedenen Problemlösungsansätze, um wieder nach Hause zu kommen, durchaus interessant fand, und vor allem auch die Geschichte von Catherine und Ernest mein hoffnungslos romantisches Herz erwärmen konnte. Schade nur, dass ich – damit das funktioniert – das Hirn zugleich in den Standby-Modus schalten musste.
Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © MGM/Showtime)
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