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Ein interessantes Gedankenexperiment Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 19 September 2008
 
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Titel: "Flash"
Originaltitel: "Flash Forward"
Bewertung:
Autor: Robert J. Sawyer
Übersetzer: Hendrik P. und Marianne Linckens
Umfang: 420 Seiten
Verlag: Heyne
Veröffentlicht: 2008 (Deutschland) bzw. 1999 (USA)
ISBN: 3-453-52370-8
Buch kaufen: amazon.de
 

Klappentext: Es ist ein großer Tag für die Wissenschaftler am europäischen Zentrum für Kernforschung in Genf. Der neue unterirdische Teilchenbeschleuniger wird in Betrieb genommen. Doch plötzlich geschieht etwas völlig Unerwartetes: Alle Menschen auf der Erde verlieren für Sekunden das Bewusstsein, und sehen in diesen Sekunden in die Zukunft – auf ihr Leben in zwanzig Jahren. Entsetzen und Panik machen sich breit. Wie konnte es zu diesem kollektiven Bewusstseinssprung kommen? Und ist diese Zukunft, die die Menschen gesehen haben, unabänderlich?

Kurzinhalt: Im April 2009 wird beim Teilchenbeschleuniger im CERN endlich das lang ersehnte Experiment durchgeführt, dass neue Erkenntnisse über die Zusammensetzung der Materie liefern und ein ganz bestimmtes Element zum Vorschein bringen soll. Doch als man die Maschine einschaltet und die beiden Atome aufeinandertreffen, geschieht etwas gar unglaubliches: Alle Menschen der Welt springen für 2 Minuten in ihre eigene Zukunft, 21 Jahre später. Die zahlreichen Todesopfer, die dadurch zu beklagen sind (z.b. durch Autounfälle, Treppenstürze, abstürzende Flugzeuge etc.) sind nur die erste und offensichtlichste Auswirkung dieses Phänomens. Der Flash Forward hat viele Menschen völlig verändert, einige freuen sich nun auf ihre Zukunft, andere haben angst davor. Während Lloyd Simcoe, dem Hauptinitiator des Experiments, durch seinen Blick in die Zukunft starke Zweifel an der bevorstehenden Hochzeit mit einer Kollegin kommen, hat sein Kollege Theo Prokopides ganz andere Sorgen. Denn wie so viele hatte er keine Vision aus der Zukunft, sondern einfach nur einen Blackout – was bedeutet, dass er in 21 Jahren nicht mehr am Leben sein wird. Recherchen ergeben, dass er nur wenige Tage vor dem Zeitpunkt des Flash Forwards ermordet wurde. Nun versucht er verzweifelt, den Mörder ausfindig zu machen und die Tat zu verhindern. Doch kann die Zukunft denn überhaupt verändert werden?

Review: Es ist wohl kein Zufall, dass dieser Roman, der ursprünglich bereits 1999 von Robert J. Sawyer geschrieben wurde, genau jetzt, kurz vor der Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers im CERN, erstmals im deutschsprachigen Raum veröffentlicht wurde. Und dabei hat "Flash" mit dem dortigen Experiment eigentlich nur am Rande zu tun. Ja, dieses mag im vorliegenden Roman der Auslöser für den Flash Forward, den kurzen Blick in die Zukunft, sein, doch dient es damit eher als Plotkonstrukt, als McGuffin, der die Geschichte ins Rollen bringt. Stattdessen beschäftigt sich Sawyer in seinem spekulativen Roman vielmehr mit der Frage, welche Auswirkungen solch ein Ereignis auf die Menschheit hätte. Dabei konzentriert er sich auf einige wenige Personen, wie Lloyd Simcoe und seine Zweifel wegen der bevorstehenden Hochzeit, Jake Horowitz der in seiner Vision mit einer ihm bisher unbekannten Frau geschlafen hat und diese unbedingt ausfindig machen will, und insbesondere natürlich Theo Prokopides, der verzweifelt versucht, mehr über seine Ermordung herauszufinden, und diese zu verhindern.

Durch die Konzentration auf wenige Einzelschicksale fällt es zwar leichter sich mit den Personen zu identifizieren und mit ihnen mitzufühlen, gleichzeitig schränkt des den Roman aber auch sehr ein. Der Flash Forward mag ein globales Phänomen gewesen sein, doch davon bekommt man nur in den seltensten Fällen etwas mit. So wirkt der Roman nur wenig komplex und ist meines Erachtens für die Thematik nicht episch genug. Ich hätte mir jedenfalls eine stärkere Auseinandersetzung mit den Auswirkungen dieses Blicks in die Zukunft gewünscht, und dass wir erleben, wie sich mehr als nur 3-4 Personen damit auseinandersetzen. Zudem hat mich auch der starke Zeitsprung irritiert. Wir erleben den Flash Forward und die unmittelbare Zeit danach, nur um dann 21 Jahre in die Zukunft zu springen, zu jenem Moment, den die Menschheit in den Visionen erlebt hat. Was in der Zwischenzeit passiert ist, bleibt uns bis auf wenige kurze Kommentare und Informationen leider verborgen. Hier denke ich doch, dass ein etwas längerer, komplexere und epischere Behandlung des Themas angemessener gewesen wäre.

Generell bietet "Flash" teilweise erstaunliche leichte Science Fiction-Kost. Zwar gibt es zwischendurch immer wieder theoretische Diskussionen und Gedankenexperimente über die Zukunft und darüber, wie der Flash Forward zustande kommen konnte, dennoch dominieren die persönlichen Beziehungen und Schicksale der drei bereits angeführten Personen das Geschehen. Das verleiht den Figuren zwar ein angenehmes Maß an Profil und Tiefgang – und vermeidet damit eine Schwäche, die man in SF-Romanen des öfteren antrifft – leider geht dies jedoch zu Lasten der SF-Elemente. Vor allem, wenn die selben Ängste und Zweifel wieder und wieder diskutiert werden, wird es dann doch ein wenig mühsam. Zudem verlaufen mir einige Entwicklungen etwas zu schnell oder auch zu unrealistisch. So kam es während des Flash Forwards natürlich notgedrungen zu unzähligen Todesfällen, da die gesamte Menschheit für zwei Minuten quasi das Bewusstsein verloren hat. Trotzdem reagieren die Menschen erstaunlich ruhig auf die Nachricht, dass offenbar das CERN hierfür verantwortlich war. In einer Zeit, in der es Leute gibt, die McDonalds dafür verklagen dass sie sich mit Kaffee verbrannt haben, erscheint mir das nur wenig realistisch.

Deutlich gelungener fand ich da schon die Krimihandlung rund um Theo. Ermittlungen für einen Mord anzustellen, der erst in der Zukunft stattfindet – und noch dazu einem selbst betrifft – ich gebe zu, das ist eine interessante und außergewöhnliche Idee, die diesem Teil des Romans eine erfrischende Note verleiht. Schade nur, dass mir als altem Krimi-Fuchs leider viel zu früh klar war, wer Theo nach dem Leben trachtet, und ich auch auf den einen oder anderen roten Hering nicht hereingefallen bin. Nichtsdestotrotz steigert sich in diesem Teil der Handlung gegen Ende des Romans hin enorm, wenn dann seine Ermordung unmittelbar bevorsteht. Generell muss man sagen: "Flash" mag das Potential, dass in dieser Grundidee steckte, vielleicht nicht gänzlich ausschöpfen, dennoch ist er durchaus gelungen. Der Roman beinhaltet verschiedenste Elemente, was ihn sehr abwechslungsreich macht. Zudem setzt er sich mit verschiedensten Themen auseinander und bietet einige interessante Gedanken und Ansichten, jedoch ohne sich zu lange damit aufzuhalten und sich seitenlang in diversen wissenschaftlichen Theorien zu verlieren, denen man als Normalsterblicher nur schwer folgen kann. Schade nur, dass die SF-Elemente teilweise von den ganzen anderen Aspekten für meinen Geschmack etwas zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurden.

Auch dem Ende stehe ich eher skeptisch gegenüber. Dort gibt es dann nämlich noch einen weiteren Flash Forward – dieser bietet allerdings einen Blick mehrere Millionen Jahre in die Zukunft. Die dort präsentierte Zukunftsvision wirkt etwas aufgesetzt, und auch wenn Robert J. Sawyer eine logische Begründung dafür findet, warum zumindest einige wenige Menschen so lange überlebt haben, so war mir dieser Teil des Romans doch etwas zu abstrakt, um mich begeistern und/oder faszinieren zu können. Vor allem im Vergleich zu den Seiten zuvor war diese etwas abgehobene Zukunftsvision schon ein Stilbruch – ähnlich wie bei "Titan" von Stephen Baxter, der ebenfalls ganz am Ende einen Ausblick in die ferne Zukunft unseres Sonnensystems wagt, der nur bedingt zum Rest des Romans passt. Es mag "Flash" einen weiteren, interessanten Aspekt verleihen und ihn noch einmal eine Spur abwechslungsreicher machen, aber es ist doch ein deutlicher Bruch mit der Handlung zuvor und ein starker thematischer Schwenk, der den einen oder anderen Leser wohl etwas irritieren wird.

Fazit: "Flash" ist ein durchaus interessantes Gedankenexperiment über die möglichen Auswirkungen eines solchen Phänomens, sowie über die Zukunft an sich. Viele theoretische Diskussionen vermischen sich mit Einzelschicksalen und einer Kriminalstory zu einem abwechslungsreichen Mix, der jedoch etwas inhaltsleer und wenig komplex daherkommt. Für einen Hard SF-Roman bietet "Flash" jedenfalls erstaunlich leichte Kost, weshalb er die Hardcore-Fans des Genres wohl ein wenig enttäuschen dürfte. Alle anderen freuen sich über ein schnelles, kurzweiliges Lesevergnügen mit originellen Ideen und einigen interessanten theoretischen Überlegungen, dass jedoch niemandem allzu lange in Erinnerung bleiben dürfte.

Christian Siegel

Bewertung: 3/5 Punkten

Update:Inzwischen wurde eine TV-Serie angekündigt, die auf dem Roman "Flash Forward" basiert. Das Konzept haben Brannon Braga (Star Trek, 24...) und David S. Goyer (Blade, Batman Begins...) entwickelt.  >> Mehr Infos...

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