Mit: Michael Rennie, Patricia McNeal, Hugh Marlowe, Sam Jaffe, Billy Gray, Frances Bavier, Lock Martin u.a.
Kurzinhalt:
Eine fliegende Untertasse landet mitten in Washington. Dieses unglaubliche Ereignis ruft natürlich Hunderte Schaulustige – aber auch das Militär – auf den Plan. Nach einiger Zeit öffnet sich eine Luke, und ein silberner Roboter steigt aus dem Raumschiff. Dieser entwaffnet sogleich die anwesenden Soldaten. Erst danach tritt der eigentliche Außerirdische – der jedoch aussieht wie ein Mensch – aus dem Raumschiff. Er stellt sich als Klaatu vor, und möchte gerne mit allen Staatschef der Welt sprechen. Als ihm dieser Wunsch nicht gewährt wird, flieht er aus dem Krankenhaus, in das man ihn für Untersuchungszwecke gesteckt hat, und taucht bei einer Familie unter. Sein neuer Plan sieht vor, nicht die Anführer, sondern die Wissenschaftler und Denker aller Nationen zusammenzurufen – bringt er doch eine wichtige Nachricht für die Menschheit. Doch bevor diese überzeugt werden können, seinem Ruf zu folgen, gilt es, einen Weg zu finden, um seine unglaubliche Macht zu demonstrieren...
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Review:
Es gibt Science Fiction-Klassiker wie "Alarm im Weltall" oder "2001", die sind zeitlos, und dann gibt es jene, die eindeutig ein Kind ihrer Zeit sind. Zu letzterer Kategorie gehört definitiv "Der Tag, an dem die Erde still stand". Nicht, dass die dort heute angesprochenen Themen nicht mehr relevant seien, aber merkt man einfach deutlich, dass er von den Verhältnissen Anfang der 50er Jahre geprägt wurde. Die Welt stand immer noch unter dem Schock des 2. Weltkriegs, und die Bedrohung, dass der kalte Krieg zu einem 3. Weltkrieg eskalieren könnte, war allgegenwärtig. In den USA befanden sich Angst und Paranoia vor möglichen Kommunisten auf dem Höhenflug, was schließlich in das traurige Kapitel der McCarthy-Ära führen sollte. Genau in diesem politischen Umfeld entstand "Der Tag, an dem die Erde still stand", der sich eben diese Ängste zu nutze machte, um an die USA – und die ganze Welt – eine Warnung auszusprechen, und den selbstzerstörerischen Kurs der aktuellen Weltpolitik anzuprangern.
Leider konnte und kann mich "Der Tag an dem die Erde still stand" nicht gänzlich überzeugen – was jedoch nicht das geringste mit den heutzutage natürlich heillos veralteten Effekten, der wenig ereignisreichen Handlung oder der ruhigen Inszenierung zu tun hat, sondern mit der Aussage am Ende des Films: "Entweder hört ihr auf, euch gegenseitig zu zerstören, oder wir zerstören euch." Irgendwie, wenn man sie so aufs wesentliche reduziert... ergibt es nicht viel Sinn, oder? Natürlich ist nicht alles an der Aussage schlecht – mit gefällt, dass Klaatu nach seiner kleinen Machtdemonstration wieder abfliegt und die Entscheidung, ob wir uns bessern oder uns auslöschen lassen wollen (da fällt einem die Wahl schwer), bei uns lässt – und es ihn wenig zu kümmern scheint, wie wir uns entscheiden. Auch wirkt seine ganze Rede so, als würde er zu Kleinkindern im Kindergarten sprechen die man dazu zwingen müsste, friedlich und respektvoll miteinander umzugehen. Auch dieser Analogie kann ich durchaus etwas abgewinnen. Trotzdem, sonderlich glücklich bin ich mit der Message von "Der Tag an dem die Erde still stand" nicht wirklich.
Deutlich besser gefallen können mir da schon andere Themen, die im Film offensichtlich werden, wie unsere Angst vor dem Unbekannten. Wie sich das Militär nach der Ankunft der fliegenden Untertasse gleich mal in Stellung bringt. Die Gespräche und die Dynamik innerhalb der Bewohner des Hauses, in dem Klaatu untertaucht. Die Angst vor dem Feind nebenan, die im Verlauf des Films ebenfalls immer wieder deutlich wird und zur Sprache gebracht wird (auch wenn "Der Tag an dem die Erde still stand" damit, dass sich ja in der Tat der Feind das Alien in ihrer Mitte befindet, diesen Ängsten fast noch recht gibt und sie damit legitimiert). Und natürlich seine spätere Verfolgung etc. – hier kommt leider die Natur des Menschen wieder nur allzu deutlich zur Geltung. Gut finde ich auch, dass in einem frühen Film der 50er eine Frau eine derart wichtige und noch dazu sehr aktive Rolle spielen durfte. Und dass es just das Kind ist, dass Klaatu's wahre Identität zuerst bemerkt. Der titelspendende Tag an dem die Erde still steht ist zwar etwas unspektakulär in Szene gesetzt, aber den Gedanken davon finde ich nichtsdestotrotz sehr beängstigend.
Von dieser Szene mal abgesehen gibt es auch noch einige weitere durchaus denkwürdige Momente. Die Ankunft der Untertasse muss damals wirklich bedrohlich gewirkt haben – herrlich finde ich auch, wie genau sie dem damaligen Klischee entspricht. Das Design von Gort ist wirklich genial, und kann mir auch heute immer noch sehr gut gefallen. Und dann gibt es da noch dieses bekannte Zitat "Klaatu Barada Nikto", dass sich wohl jedem der den Film sieht ins Gedächtnis brennen wird. Als Kind des modernen Kinos für Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit ist das Tempo des Films allerdings sicherlich eine nicht unwesentliche Umstellung. Ich persönlich habe ja kein Problem mit langsamen Filmen, aber gerade auch wenn man bedenkt dass sich vor allem in der zweiten halben Stunde nicht viel ereignet wird es wohl einige junge Leute geben, die vor dem Fernseher einschlafen, wenn sie diesen Film noch nie gesehen haben sollten (und dies vielleicht pünktlich zum Kinorelease des Remakes nun nachholen). Insofern also hier noch einmal die Warnung: "Der Tag an dem die Erde still stand" ist ein sehr gemächlich und unspektakulär erzählter Film, der seinen Reiz weniger aus einem großen Gefühl der Bedrohung heraus bezieht, als aus der Grundidee, der beunruhigenden Atmosphäre und eben der Thematik und Aussage des Films – wie immer man zu ihr nun stehen mag.
Robert Wise zählte in den frühen Fünfzigern zu den ganz großen Regisseuren Hollywoods, und auch wenn ihm die technischen Möglichkeiten damals noch nicht so recht erlaubt haben, in beeindruckenden Bildern zu schwelgen (was er dann 28 Jahre später bei "Star Trek – der Film" ausgiebig nachgeholt hat) und seine inszenatorischen Möglichkeiten damals natürlich generell sehr eingeschränkt waren, so weist "Der Tag an dem die Erde still stand" nichtsdestotrotz eine gewisse Klasse bei der Inszenierung auf, über die nicht jeder Film der frühen 50er Jahre verfügt. Unter den Schauspielern sticht vor allem der Brite Michael Rennie als Klaatu hervor, der zwar einerseits sehr höflich ist, aber nichtsdestotrotz auch etwas unheimlich wirkt, und dem man den Außerirdischen trotz seines menschlichen Aussehens durchaus abkauft. Auch Patricia Neal liefert eine großartige Performance ab, die weit über das sonst oft dominierende Frau in Not-Prinzip hinausgeht. Und Billy Gray beweist, dass es auch damals schon gute Kinderschauspieler gab, denen es gelingt, eine überzeugende, natürliche Leistung abzuliefern. Last but not least darf auch Sam Jaffe nicht vergessen werden, der den etwas schrägen Professor Barnhardt mit genau der richtigen Mischung aus Genialität und Schrulligkeit verkörpert.
Fazit:
Aufgrund der Konzentration auf den Geist der damaligen Zeit ist "Der Tag, an dem die Erde still stand" meines Erachtens ein wenig schlechter gealtert als so manch anderer SF-Klassiker dieser Epoche. Nichtsdestotrotz sind sowohl die Grundaussage am Ende als auch die verschiedenen angesprochenen Thematiken während des Films - leider - auch heute immer noch relevant. Die Handlung bezieht ihren Schrecken eher aufgrund der leisen, angedeuteten Bedrohung durch Klaatu und Gort denn aus nervenzerreißender Spannung, und insbesondere der gemächliche und ereignislose Mittelteil dürfte den einen oder anderen Geduldsfaden überspannen. Mir persönlich gefällt "Der Tag, an dem die Erde still stand" jedoch recht gut. Auch wenn ich mit der Message am Ende so meine Probleme habe und er wohl nie zu meinen Lieblingsfilmen zählen wird, so ist und bleibt er ein bedeutsamer Klassiker des Genres, den man als Science Fiction-Fan mindestens ein Mal im Leben gesehen haben muss.
Wertung:7 von 10 Punkten (mit 1 Punkt Klassiker-Bonus)