Mit: Peter Weller, Nancy Allen, Ronny Cox, Kurtwood Smith, Dan O'Herlihy, Miguel Ferrer u.a.
Kurzinhalt:
Der Polizist Alex Murphy wird in das Polizeirevier von Chicago versetzt, dass zunehmend im Chaos und Verbrechen zu versinken droht. Als Murphy eines Tages mit seiner neuen Kollegin Anne Lewis auf Streife fährt, werden sie zu einem Raubüberfall gerufen. Es stellt sich heraus, dass die gefürchtete, ruchlose Copkiller-Bande rund um Clarence Boddicker hinter dem Überfall steckt, und die Gang zeigt nachdem sie Murphy überwältigt haben keine Gnade und richten ihn auf unvorstellbar brutale Weise hin. Auf wundersame Art und Weise gelingt es Murphy, bis zum Krankenhaus am Leben zu bleiben – wo der Leiter der Forschungsabteilung der Firma OCCorp seine Chance wittert, seinen Widersacher Dick Jones entgültig zu übertrumpfen: Er weist die Mediziner an, an Murphy eine ganz besondere Operation vorzunehmen. Wenige Wochen später erblickt „Robocop“ das Licht der Welt. Unter seiner Maske steckt Alex Murphy, den zunehmend Erinnerungen an sein früheres Leben plagen. Als neue Wunderwaffe gegen das Verbrechen konzipiert, bekommt er es schon bald nicht nur mit der Copkiller-Bande zu tun – auch Dick Jones, der seine eigene Erfindung dadurch gefährdet sieht, hat es auf ihn abgesehen...
Review:
Paul Verhoeven hat vor allem zwei Obsessionen: Sex und Gewalt. Beide hat er in seiner Karriere als Regisseur immer wieder ausgelebt – teilweise sogar zusammen, wie in "Basic Instinct" – und dabei menschliche Abgründe ausgelotet. Nach dem im Mittelalter angesiedelten "Fleisch & Blut" hat er sich für seinen zweiten Hollywood-Film die "nicht allzu ferne Zukunft" als Schauplatz für eine Orgie der Gewalt ausgesucht. Und auch wenn ich sicherlich nicht der Zimperlichste bin, wenn es um Brutalität in Filmen bin, stellt sich selbst mir bei der ausgedehnten und exzessiven Exekution von Murphy durch die Gangsterbande die Sinnfrage. Bitte versteht mich nicht falsch – mir ist ein solcher schonungsloser Ansatz immer noch lieber als die verharmloste FSK 16-Gewalt die heutige Actionfilme zumeist dominiert, wo Schusswunden teilweise nicht einmal mehr Blut verursachen und man den Eindruck gewinnen könnte, es gibt eigentlich keine friedlichere Art zu sterben als erschossen zu werden. Aber... eine zerschossene Hand, ein weggefetzter Arm, gefühlte 100 Kugeln in den Körper... war das wirklich notwendig, um seinen Standpunkt einer brutalen Mörderbande verständlich zu machen, oder geht die Gewalt hier nicht doch vielmehr schon in reinen Selbstzweck über?
Deutlich besser gefallen können mir da schon die satirischen Elemente, mit denen Paul Verhoeven seine sozialkritische Dystopie ziert. Die zahlreichen Nachrichten und Werbeeinblendungen erhöhen nicht nur die Authentizität seiner düsteren Zukunftsvision, sondern sind eine seiner wichtigsten Hilfsmittel, um (damals) aktuelle Tendenzen satirisch zu überzeichnen und so zu kritisieren – wie z.B. in der Werbung zum Spiel "Nuke 'em!". Es ist vor allem dieser Bereich, die großartig ausgedachte und ausgearbeitete (düstere) Vision unserer Zukunft die zu faszinieren vermag. Auch die kapitalistische Welt der Konzerne bekommt in "Robocop" ordentlich ihr Fett weg. Den emotionalen Kern der Handlung bildet die Frage, inwiefern Robocop noch menschlich ist. Er erinnert sich ganz offensichtlich noch an Teile seines früheren Lebens – und er verfügt über Gefühle. Ist er mehr Mensch, oder doch mehr Maschine, und was genau macht uns denn eigentlich menschlich? Hier wirft "Robocop" durchaus interessante Fragen auf, über die sich mindestens so trefflich streiten lässt wie über die Brutalität.
Die Action ist recht gut, wenn auch nicht überragend, inszeniert. Unaufhaltsam knöpft sich Robocop einen Bösewicht nach dem anderen vor, der wohl denkwürdigste Kampf des Films stellt ihn jedoch nicht gegen einen Menschen, sondern gegen eine weitere Maschine. Zugegeben, der Stop-Motion-animierte ED209 mag heutzutage nicht mehr 100%ig glaubwürdig sein in seinen Bewegungen, aber sowohl sein Design als auch der Kampf können mir selbst mehr als 20 Jahre später immer noch sehr gut gefallen. Der Showdown gliedert sich dann in zwei Teilbereiche: Zuerst gibt es den Kampf gegen die Copkiller-Bande in einem verlassenen Lagerhaus, wohin sich Robocop zurückgezogen hat. Dieser strotzt wieder nur so vor Gewalt, ist aber durchaus spannend in Szene gesetzt. Noch besser gefällt mir aber eigentlich der emotionale Showdown bei OCP. Es mag überhaupt nicht spektakulär sein, aber wie Dick Jones sagt "Sie sind gefeuert!" und Robocop's Antwort darauf – einfach nur grandios. Nichtsdestotrotz kann die Action bzw. auch generell die Inszenierung nicht ganz mit anderen SF-Actionern der 80er, wie "Terminator" und "Predator", mithalten. Spannung und Dramatik halten sich – wohl auch aufgrund der satirischen Überzeichnung des Geschehens – im Vergleich mit anderen Vertretern des Genres etwas in Grenzen.
Auch was die emotionale Tiefe anbelangt, bleibt der Film deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück. Es gibt einige Szenen, die das Potential besitzen würden, richtig unter die Haut zu gehen (wie Murphy's Besuch in seinem alten zu Hause), doch aufgrund der leider doch etwas zu simplen und einfachen Inszenierung können sie nur einen Bruchteil der möglichen Wirkung entfalten. An Peter Weller liegt dies sicherlich nicht, denn dieser liefert eine großartige Leistung ab, die vor allen in den ruhigen Szenen nach seiner Verwandlung in Robocop überzeugen kann. Selbst in voller Robocop-Montur, in der nur der Mund sichtbar ist, gelingt es ihm durch seine Gestik noch die eine oder andere Emotion zu vermitteln. Auch Ronnie Cox ist als großer Widersacher absolut genial, während Kurtwood Smith und Nancy Allen meines Erachtens etwas verkrampft und hölzern agieren. Der Soundtrack von Basil Pouledouris überzeugt vor allem mit einem eingängigen Main Theme, hätte aber die emotionale Wirkung einzelner Szenen noch etwas besser verstärken können. Sei's drum, trotz aller Schwächen: "Robocop" ist und bleibt eine faszinierende Dystopie, eine durchaus gelungene Mischung aus SF und Action, und ein Klassiker, den man als Fan des Genres gesehen haben muss.
Fazit:
Es ist schade, dass der Film – und die Diskussion über ihn – stark von seiner Brutalität dominiert wird, und dadurch andere Aspekte von "Robocop" fast untergehen. Denn Paul Verhoevens düstere Zukunftsvision hat weitaus mehr zu bieten als literweise Blut und abgeschossene Körperteile – wie auch immer man über solch exzessive Gewaltdarstellung denken mag. Die satirischen-schwarzhumorigen Elemente, Peter Wellers sehr gute schauspielerische Leistung, die aufgeworfene Frage nach der Menschlichkeit des Robocops, und auch die eine oder andere denkwürdige Actionszene machen den Film zu einem Klassiker des Genres – wenn ich ihn auch aufgrund der spärlichen Inszenierung nicht als Meisterwerk einstufen kann und der Film meines Erachtens etwas hinter seinem Potential zurückbleibt.